Klappentext:
Das im Jahr 1783 und in veränderter Form 1784 uraufgeführte "Republikanische Trauerspiel" 'die Verschwörung des Fiesco zu Genua' ist Friedrich Schillers erstes historisches Drama. Den gleichen Erfolg wie seine anderen Jugenddramen 'Die Räuber' und 'Kabale und Liebe' hatte es jedoch, trotz mehrerer Umarbeitungen, nicht. Das Drama über den Verschwörer Fiesco - in ihm kreuzen sich Machtstreben, Ehrgeiz und Freiheitswillen - in der Stadtrepublik Genua des 16. Jahrhunderts leidet an der komplizierten, teils unlogischen Handlungsführung. Liebe und Gewalt, Intrigen und Verstellungen, hohe und niedrige Gesinnungen jagen sich regelrecht in diesem grandiosen Bühnenspektakel. (reclam)
Inhalt & eigene Meinung:
Schillers dreifache Verschwörung: Gianettino bereitet einen Putsch vor, der Andrea Doria entmachten und die verbliebenen Republikaner ausnahmslos vernichten soll. Die Verschwörer um Fiesco betreiben den Sturz der Dorias und Verrina, besorgt um die Republik, plant für den Fall des Erfolgs der Verschwörung die Ermordung Fiescos.
Die Verschwörung in der Verschwörung in der Verschwörung – jede der Figuren verfolgt ihre eigenen Motive, ob nun politisch oder persönlich. Jeder verbirgt sein wahres Ich oder vertraut es (natürlich nur zu Verschwörungszwecken) auserwählten Personen an. So ergibt sich vor historischem Hintergrund (Verschwörung des Giovanni Luigi de Fieschi gegen Andrea Doria in Genua des Frühjahrs 1547) eine spannend verwobene Geschichte, deren genaue Zusammenhänge erst nach und nach offenbart werden.
Zentrales Thema dieses Werkes ist natürlich die „Freiheit“. Jedoch ist es hier unklar, um welche Freiheit es sich handelt und wie hoch deren Preis ist. Fiesco plant die Herrschaft der Dorias zu durchbrechen, doch es ist nicht ganz klar, wie die neue Republik (wenn sie denn eine bleibt) aussehen soll. Wird sie wirklich freier von herrschaftlicher Willkür sein, oder wird Fiesco selbst womöglich zu einem schlimmeren Herrscher als sein Vorgänger? Die Figur es Fiesco ist nicht wirklich zu fassen, sie ist undurchdringbar und undurchschaubar und in seinem unglaublichen politischen Ehrgeiz wären beide Möglichkeiten denkbar.
Interessant an diesem Drama ist auch der Schluss. Im Buch wird Fiesco von Verrina ins Wasser geworfen und ertrinkt, weil ihn sein schwerer Herrschermantel in die Tiefe zieht. Auf der Bühne gibt es jedoch ein positives Ende: Fiesco erlangt die Macht in Genua und gibt sie in die Hände der Republik zurück. Verrina und er fallen sich glücklich in die Arme. Schiller wusste selbst bis zum Ende nicht, wie er seine Geschichte ausklingen lassen sollte und hat deshalb zwei verschiedene Ausgänge gestaltet, die beide jedoch völlig denkbar wären, denn beide Möglichkeiten sind Fiescos Charakter durchaus zuzutrauen. Ein wunderbares Stück.