[B]Titel: Befreiung
Originaltitel: Szabadulás
Autor: Sándor Márai
Verlag: Piper Verlag GmbH, München 2010
Seiten: 194
Autorenporträt
Sándor Márai, geboren 1900 in Kaschau (heutige Slowakei), starb am 22. Februar 1989 in San Diego, Kalifornien. Er ist einer der bedeutendsten ungarischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Erst 1998 mit der Wiederentdeckung seines Romans "Die Glut" wurde sein umfangreiches Werk einer weltweiten Öffentlichkeit bekannt. Zuletzt erschienen seine Tagebücher "Literat und Europäer" und "Unzeitgemäße Gedanken" sowie der Roman "Die Möwe".
Klappentext
Dezemberkälte liegt über dem belagerten Budapest. Zwischen Todesangst und Erschöpfung wartet die junge Erzsébet zusammen mit den anderen Bewohnern im Keller eines Hauses auf ihr Schicksal. Tag und Nacht, Mittag und Morgen sind unterscheidungslos geworden. Inmitten von stehlenden, streitenden Menschen empfindet sie dennoch eine Art Milde, denn nun ist er endlich da, der Augenblick, vor dem sie sich alle so lange fürchteten. Während die anderen schließlich vor den heranrückenden Belagerern aus dem Keller fliehen, beschließt Erzsébet zu bleiben. Ihre Sinne sind hellwach, als plötzlich ein junger Russe den Keller betritt.
Meine Meinung
Die Protagonistin Erzsebet erzählt ihre Geschichte von Dezember 1944 bis Anfang 1945. Sie besitzt falsche Papier, damit sie weiterhin in Budapest bleiben kann. Ihr Vater ist Astronom und Mathematiker und lebt versteckt, da er nie mit den Deutschen sympathisiert hat und weil er der Meinung ist, dass alle Menschen gleich sind. Gerade in diesen Tagen, wo die Russen fast schon da sind, wird die Verfolgung und Suche nach ihm noch verstärkt. Kurz, bevor sie sein Versteck finden, schafft Erzsebet es, ihren Vater im Haus gegenüber unterzubringen. Er wird von dem dortigen Hausmeister, einen Sabbatarier (ich kannte diesen Ausdruck nicht), mit vier anderen in einem Keller eingemauert. Als die Angriffe immer stärker werden müssen alle für viele Tage in den Schutzraum, nicht nur die Hausbewohner, sondern auch Menschen aus den Nebenhäusern. Erzsebet beobachtet in dieser Zeit die Menschen und teilt uns ihre Eindrücke und Gedanken mit. Sie stellt sich die Frage, was sein wird, wenn der Krieg vorbei ist. Das Wort "Befreiung" fällt nun häufiger und es wird hinterfragt, was man sich eigentlich darunter vorstellt.
Ich möchte nicht mehr erzählen, sondern empfehle jedem, dieses Buch zu lesen. Es ist ein ernstes, fast bitteres Buch. Aber gerade deshalb hat es mich sehr beeindruckt. Die Gedankengänge von Erzsebet haben mich zum Nachdenken animiert. Die genaue Studien der Menschen in diesem Raum. Wer hat Schuld, wer stellt sich schon auf die neue Situation ein. Alles wurde von Márai genaustens analysiert. Ein wunderbare klare Sprache.
Eins oder zwei Ungereimtheiten gibt es, die aber im Nachwort erklärt werden, auch wird erklärt, warum Márai dieses Buch geschrieben hat. Ich kann dieses Buch nur ungenügend vorstellen, da mir einfach die richtigen Worte fehlen.
Mir gefiel es noch besser als "Die Glut" und es beschäftigt mich immer noch. Ein Buch, dass man gelesen haben muss.