Sabahattin Ali – Die Madonna im Pelzmantel

  • Gebundene Ausgabe: 254 Seiten
    Verlag: Dörlemann; Auflage: 1., Aufl. (August 2008)
    ISBN-13: 978-3908777380
    Türkischer Originaltitel: Kürk Mantolu Madonna
    Übersetzerin: Ute Birgi


    Inhalt laut Klappentext:


    In Ankara kennt man Raif Efendi als unscheinbaren, duldsamen Mann, der weder die Eskapaden seiner Töchter noch die Verleumdungen am Arbeitsplatz meistert. Kaum jemand ahnt, wer sich hinter der Maske stummen Gleichmuts verbirgt. Ein eng beschriebenes Schulheft, das Jahre in der Dunkelheit seines Schreibtischs überdauert hat, lüftet endlich sein Geheimnis.
    Die Aufzeichnungen führen in das Berlin der zwanziger Jahre. Arbeiter und Bohemiens heben in miefigen Absteigen die Gläser auf eine ungewisse Zukunft, und eine geheimnisvolle junge Malerin - die »Madonna im Pelzmantel« - kreuzt wie zufällig Raifs Wege. Als er sie eines Abends in einem Nachtklub singen hört, weiß er, daß ihrer beider Schicksal untrennbar verwoben ist. Sabahattin Ali erzählt von dem ebenso mutigen wie schmerzhaften Versuch, Fremdheit in Nähe zu verwandeln. Eine hinreißende deutsch-türkische Liebesgeschichte und eine Ode an das Berlin der wilden Zwanziger.


    Dieses Buch erschien erstmals zwischen dem 18.12.1940 und dem 08.02.1941 in Fortsetzungen in der Zeitung Hakikat.


    Autor:


    Sabahattin Ali wurde 1907 in Gümülcine (im heutigen Bulgarien) geboren. Von 1928 bis 1930 studierte er in Deutschland und unterrichtete später Deutsch in der Türkei. Wegen seiner kritischen Haltung wurde Sabahattin Ali immer wieder verhaftet. Am 2. April 1948 wurde er beim Versuch, nach Bulgarien zu fliehen, ermordet.


    Meine Meinung:


    Raif Efendi ist ein ruhiges, träumerisches Kind, von niemandem wirklich ernst genommen. Nach seinem Militärdienst schickt sein Vater ihn erst nach Istanbul, dann nach Berlin um dort zu lernen und später das Seifengeschäft des Vaters zu übernehmen.
    In Berlin sieht Raif in einer Galerie ein Selbstportrait einer Künstlerin, das ihn gefangen hält. Tagelang sitzt er davor und betrachtet es, bis er eines Tages der Künstlerin persönlich gegenüber steht!


    Die Handlung ist in einen schönen Rahmen eingebunden: Der Ich-Erzähler lernt Raif als alten unscheinbaren Mann an seinem neuen Arbeitsplatz kennen. Er spürt, dass hinter dieser gleichgültigen Fassade mehr steckt als ein „ganz normaler“ Mensch. Die beiden freunden sich an. Das Tagebuch des Raif Efendi wird als eigene Geschichte eingeschoben, am Ende macht sich der Ich-Erzähler eigene Gedanken darüber.


    Meiner Meinung nach hält der Klappentext nicht ganz, was er verspricht. Vom Berlin der 20er Jahre bekommt man nicht allzu viel mit. Eine schöne Liebesgeschichte ist es allemal. Teilweise sehr philosophisch mit langen Dialogen und vielen Sätzen, die man sich gerne anstreichen möchte. Auch lesen sich die knapp 250 Seiten schnell durch (hab es heute an einem Tag geschafft).
    Im Anhang befinden sich ein kurzes Glossar und eine Erklärung zur Aussprache einiger türkischer Buchstaben.


    Da meiner Meinung nach der geschichtliche Hintergrund nicht im Vordergrund steht, packe ich die Rezi einfach mal hier hinein :D

    "Leben, lesen - lesen, leben - was ist der Unterschied? (...) Eigentlich doch nur ein kleiner Buchstabe, oder?"


    Walter Moers - Die Stadt der träumenden Bücher