Planet der Habenichtse - Ursula K. Le Guin

  • Amazon:
    Unzufrieden mit dem kapitalistisch-feudalistischen Gesellschaftssystem des Planeten Urras beschlossen die nach ihrer philosophischen Führerin genannten Odonier den unwirtlichen, bisher nur als Ressourcenlieferanten dienenden Mond Anarres zu besiedeln. Dort soll eine neue Form des Zusammenlebens auf der Basis der absoluten Gleichberechtigung in Bezug auf Status und Besitz gegründet werden. Jeder Kontakt mit der Herkunftswelt wird konsequent abgelehnt. Nach 170 Jahren fast vollständiger Isolation macht sich der geniale Temporalphysiker Shevek als erster Odonier auf den Weg nach Urras, um die Grenzen der Kommunikation zwischen den Planeten, sogar zwischen allen von Menschen besiedelten Welten, einzureißen.


    Mein Eindruck:
    Dieses Buch ist faszinierend, besonders, weil die Frage nach persönlicher Freiheit, und ob diese durch irgendeine Gesellschaftsform gefördert werden kann, auf eine neue und spannende Weise gestellt (und meines Erachtens erfreulicherweise nicht beantwortet) wird.
    Der Protagonist zumindest scheint weder im Kapitalismus von Urras noch im idealen Kommunismus von Anarres glücklich zu werden. Wie sein Weg schließlich aussehen wird bleibt völlig offen - und dies ist vielleicht die Hauptaussage des Buches zum Thema Freiheit. Das Buch entlarvt beide Gesellschaftssysteme als utilitaristisch und damit den Interessen und Bedürfnissen Einzelner feindselig.
    Alles in allem: Ein Buch, das eckig, kantig und manchmal schwer lesbar zum Nachdenken herausfordert.


    edit meint, es ist noch hinzuzufügen, dass die Einordnung unter Fantasy unter Bauchschmerzen erfolgte. Letztlich handelte es sich um Münzenwerfen zwischen SF und Fantasy.

    "Ich glaube an Vivaldi." A. Gavalda
    :lesend "Zusammen ist man weniger allein" Anna Gavalda

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von artemisia ()

  • Hey, finde ich sehr schön, das dieser "Oldie" immernoch gelen wird. Er hat es verdient, denn er ist immer noch aktuell.


    Nur warum hast Du ihn bei Faatasy eingestellt - gehört doch eineutig zur Science Fiction


    wundert sich Dyke

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

  • Schien mir nicht soooo eindeutig - liegt am Gesamtwerk von Le Guin, in das sich auch dieser Roman einbettet. Wie aber edit oben auch anmerkt, hat mir diese Frage einiges Kopfzerbrechen bereitet. :gruebel

  • Inzwischen ist übrigens eine Neuauflage des Buches erschienen (unter dem Alternativtitel "Die Enteigneten").

    "Es gibt einen Fluch, der lautet: Mögest du in interessanten Zeiten leben!" [Echt zauberhaft - Terry Pratchett]

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von saz ()

  • Ich habe das Buch soeben zu Ende gelesen und mir hat es sehr gut gefallen - interessanter und aktueller als viele SF-Werke, die zur Zeit so veröffentlicht werden. Wie artemisia schon schrieb, regt es zum Nachdenken an - auch über unsere Welt/Lebensform.


    Ein tolles Buch. Möge es noch viele Leser finden :-)

    "Es gibt einen Fluch, der lautet: Mögest du in interessanten Zeiten leben!" [Echt zauberhaft - Terry Pratchett]

  • Der große utopische Science-Fiction-Klassiker in kongenialer Neuübersetzung.
    Ursula K. LeGuins ›Freie Geister‹ ist eine der bedeutendsten Utopien des 20. Jahrhunderts, in der die Systemfrage – Kommunismus, Kapitalismus oder Anarchismus? – mit aller Deutlichkeit gestellt wird. Ältere Ausgaben sind unter den Titeln ›Planet der Habenichtse‹ und ›Die Enteigneten‹ erschienen.
    Der einzige Ort auf dem Anarres, der durch eine Mauer von seiner Umgebung abgetrennt wird, ist der Raumhafen. Von hier aus werden die Edelmetalle, die in den Minen des Planeten abgebaut werden, einmal im Jahr zum Nachbarplaneten Urras geflogen.
    Für die Herrschenden von Urras ist das anarchistische Anarres nicht mehr als eine abhängige Bergbaukolonie, die es möglichst effektiv auszubeuten gilt. Für die Bewohner von Anarres ist ihre Heimat jedoch der einzige Ort im ganzen Sonnensystem, wo sie wirklich frei sind – frei von Unterdrückung, aber auch frei von dem Zwang, künstlich erzeugte Bedürfnisse befriedigen zu müssen.
    Als sich auch auf Anarres erste Herrschaftsstrukturen zu bilden beginnen, begibt sich der Physiker Shevek auf eine riskante Reise nach Urras. Er möchte in Dialog mit dortigen Wissenschaftlern treten und gerät dabei zwischen alle Fronten.

  • Zitat

    Original von saz
    Ich habe das Buch soeben zu Ende gelesen und mir hat es sehr gut gefallen - interessanter und aktueller als viele SF-Werke, die zur Zeit so veröffentlicht werden. Wie artemisia schon schrieb, regt es zum Nachdenken an - auch über unsere Welt/Lebensform.


    Ein tolles Buch. Möge es noch viele Leser finden :-)


    Das kann ich nur :write.
    Ich habe die neue Übersetzung unter dem Titel "Freie Geister" gelesen und bin begeistert von der Aktualität dieser Geschichte. Das ist Science Fiction, wie ich sie mag und wie man sie heutzutage selten findet. Die Einordnung hier unter "Fantasy" finde ich unpassend.


    Die Entwicklung die Shevek in seinem Leben als "Kind" einer vermeintlich anarchischen Gesellschaftsform nimmt, sein Weg zum Wissenschaftler, der schlussendlich seine Heimat verlassen muss, um weiter zu wachsen, ist nicht nur sehr interessant, sondern regt automatisch zum Nachdenken an. Mit jedem Kapitel wechselt der Handlungsort zwischen Anarres, Sheveks Heimat und Urras, der kapitalistisch ausgerichteten Nachbarwelt. Vergleiche zwischen diesen so unterschiedlichen Gesellschaftsformen und unserer eigenen Lebensweise, ergeben sich so automatisch. Als Leser lernt und wächst man mit Shevek, wenn man sich darauf einlassen will bzw. kann. Das hat mir sehr gut gefallen, weshalb ich 10 Punkte vergebe. Ursula K. Le Guin gehört zu den zeitlosen und herausragenden Autoren in ihren Genres.