Das gute Leben: oder Von der Fröhlichkeit im Schrecken - Fred Wander

  • # Taschenbuch: 400 Seiten
    # Verlag: Deutscher Taschenbuch Verlag (1. April 2009)
    # Sprache: Deutsch


    Kurzbeschreibung
    »Ich bin unterwegs, mein Gepäck ist leicht«, lautet der letzte Satz dieser Lebenserinnerungen. Fred Wander schreibt ihn als fast Neunzigjähriger, gleichermaßen eine lange und fürwahr bewegte Lebensstrecke bilanzierend und einen Blick nach vorn werfend. Dieser Satz kann vielleicht als eine Art Lebensmotto Wanders gelesen werden: Er hat sich eine durch nichts zu erschütternde Neugier auf das Leben bewahrt, trotz aller Demütigungen, die er schon als jüdischer Junge im Wien der zwanziger Jahre erfahren mußte, trotz aller existentiellen Gefährdungen, denen er an den wechselnden Exilorten der Enddreißiger und schließlich in den Konzentrationslagern Buchenwald und Auschwitz ausgesetzt war. Er, der allen Grund zu Bitterkeit hätte, erzählt mit einer fast fröhlichen Leichtigkeit von den »kleinen Leuten«, bei denen er immer wieder Solidarität und Hilfe fand: etwa als er 1938 ohne Gepäck und ohne Geld in Paris ankam, später auf den Stationen der Flucht durch Europa und in den Lagern. Er erzählt von den Nachkriegsjahren in Wien, von den Freunden, die er in der DDR und auf den Reisen als Schriftsteller fand, und von der Zeit seit 1983 wieder in Wien. Wander will weder als Held bewundert noch als Opfer bemitleidet werden, sondern sich und uns Zeugnis ablegen.


    Über den Autor
    Fred Wander, 1917 in Wien geboren, dem verarmten Kleinbürgertum entstammend, der Vater war Handelsreisender, die Mutter „ließ ihn laufen“. Ein Gassenjunge, mit 14 von der Schule – „vor dem KZ war ich fünf Jahre lang Vagabund“, sagt er. Schlug sich durch als Gelegenheitsarbeiter in Amsterdam und Frankreich, 1939 Internierung. Nach dem Krieg zurück nach Wien als Reporter, 1958 mit seiner zweiten Frau, Maxie Wander, Übersiedelung in die DDR, seit 1983 lebt er wieder in Wien.


    Meine Meinung

    "Ich bin unterwegs, mein Gepäck ist leicht."


    Fred Wander erzählt in "Das gute Leben" von seinen Erinnerungen an seine Kindheit, seiner Zeit im Konzentrationslager. Er berichtet von Deportation und Flucht und wie er 1945 nach seiner Heimkehr nach Österreich von der Bevölkerung verachtet wird. 1947 tritt Wander dann der Kommunistischen Partei Österreichs bei und beginnt als Fotograf und Journalist zu arbeiten. Er schreibt eine Fotoreportage über Korsika und lernt in diesen Jahren seine spätere Frau Maxie gehen. Mit ihr geht er in DDR und studiert dort am Literaturinstitut Johannes R. Becher in Leipzig. Maxie und Fred Wander unternehmen viele gemeinsame Reise und haben beide als Schriftsteller einen großen Erfolg: Maxie Wander veröffentlicht "Guten Morgen, du Schöne" und Fred Wander wird vor allem mit seinem Roman "Der siebente Brunnen" berühmt.


    Aber Fred Wander erzählt auch von den dunklen Stunden seines späteren Lebens. Über Ereignisse, die beinahe zu schmerzhaft für ihn sind, um erzählt zu werden. Der Tod der gemeinsamen Tochter, die Krebserkrankung seiner Frau.


    Zitat

    "GELEBT - GESCHRIEBEN - so sehe ich mein Leben. Doch es gibt keine lebende Sprache, um darüber zu reden oder zu schreiben, was wir, die Überlebenden der Shoah, gesehen haben. Wir reden und schreiben, aber wir schweigen zugleich, uns fehlen die Worte. Und niemand, der nicht dort war, könnte es verstehen."


    Wander erzählt in einem detaillierten und eindringlichem Stil, dabei bleibt das Buch jedoch flüssig zu lesen. Trotz der schweren Thematik gelingt es ihm, immer noch einen positiven und versöhnlichen Blick auf das Leben zu richten, der einem als Leser viel Mut machen kann.


    Ich bin sehr beeindruckt von Fred Wanders Erinnerungen und der Art und Weise, mit der er mit Schmerz und Trauer in seinem Leben umgegangen ist.


    10 Punkte.