Zur Zeit sind wieder die Heidelberger Literaturtage.
Folgende Autoren habe ich Donnerstag und Freitag (10.+11.06.2010) im Spiegelzelt gesehen:
Edouard Glissant, Maria Barbal, Bernhard Schlink, Susann Pasztor, Kristof Magnusson
Morgen geht es weiter.
Heidelberger Literaturtage 2010
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Mit diesem Autor wurden die Literaturtage im Beisein des Kulturbürgermeisters der Stadt Heidelberg eröffnet.
Sein Buch handelt von der Osterinsel und beinhaltet philosophische Überlegungen.
Das Buch habe ich mir signieren lassen.Kurzbeschreibung
Die Osterinsel, das einsamste Eiland auf der Welt, liegt fünftausend Seemeilen von jedem Ufer entfernt im Pazifik.Wer fuhr einst dorthin, unter höchster Gefahr, mit dem Segelschiff in mörderischem Seegang, und brachte Mythen zurück und die Kunde von am Strand aufgestellten steinernen Riesen? Wer nimmt heute die Mühen eines viele Stunden dauernden Flugs auf sich, in diese Einsamkeit? Sylvie Glissant, die Frau des Autors, hat dies gewagt, und sie hat zudem die Nächte ihres Aufenthalts auf einem von den Wellen gebeutelten Segelschiff verbracht. Wir lesen die Geschichte einer zeitgenössischen Entdeckung der Osterinsel, die zunächst die abweisende Natur und eine menschliche Einöde überwinden muß. Édouard Glissant wertet die Bilder und Berichte seiner Frau aus und verfolgt altchinesische, japanische Spuren, Traumpfade, die über die Insel verlaufen. Wer wohnt heute dort? Eine dezimierte Bevölkerung, für die umgekehrt die fernen Länder zu einem virtuellen Vorstellungsraum wurden. Die Menschen auf Rapa Nui haben ihre bitteren Erfahrungen mit den Mächten aus der weiteren Nachbarschaft in hintergründiges Spiel und ironische Weisheit verwandelt. Mit ihnen erfahren wir eine neue Sicht auf unsere globalisierte Welt - ganz im Stil von Édouard Glissant.Foto: Glissant und seine Übersetzerin Beate Thiel
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Bernhard Schlink, der in Kooperation mit dem germanistischen Seminar die Poetikdozentur abhält, las vor ausverkauften Zelt.
In ca. 70 Minuten las er eine komplette Kurzgeschichte aus seinem noch nicht veröffentlichten Erzählungsband. (Edit: Titel ist Sommerlügen, inzwischen erschienen)
Altmodischer Stil, aber unterhaltsam.Anschließend gab es eine superlange Signierschlange.
Über den Autor
Bernhard Schlink, geboren 1944, ist Professor für Öffentliches Recht und Rechtsphilosophie an der Humboldt-Universität zu Berlin. Bis 2005 war er Richter des Verfassungsgerichtshofs für das Land Nordrhein-Westfalen in Münster. Schlink hat mehrere Romane veröffentlicht, darunter der internationale Bestseller "Der Vorleser" (1995), "Liebesfluchten" (2000) und "Selbs Mord" (2001). -
Die sympathisch wirkende katalanische Autorin ist sehr bekannt durch ihren Roman Wie ein Stein im Geröll.
Sie las aus ihrem neuen Roman Emma.Kurzbeschreibung
Emma« ist die Geschichte einer modernen, jungen Frau in Barcelona, die auf extreme Weise aus ihrem bisherigen Leben mit Mann, Tochter, Job und geregelten Verhältnissen ausbricht und fortan auf der Straße lebt als »eine ohne Dach«, als Großstadt-Nomadin, die mal in einem Park, mal in einer Häuserecke hockt oder schläft. Dieses neue Leben, das ihr altes völlig auf den Kopf stellt, ist eine Flucht aus Enttäuschungen, Routine und Angepasstheit und gleichzeitig ein gefährlicher Sprung in radikale Unabhängigkeit. Die Zeit, die sie jetzt im Überfluss hat zum Nachdenken und Schreiben, öffnet ihr die Augen für die Ursachen ihrer Wut und Zweifel ebenso wie für die immense und manchmal zerreissende Energie, die sie aus dem Verlangen nach Würde und Liebe zieht. Sie denkt an den Mann, mit dem sie verheiratet ist, ein Anwalt mit großen politischen Ambitionen, der sogar ihre Affäre mit einem französischen Liebhaber nur unter dem Aspekt sieht, ob sie seiner eigenen Karriere schaden könnte. Sie erlebt demütigende Szenen auf der Straße, Gewalt, brutale Jugendliche, ignorante Erwachsene. Und schreibt an ihre Tochter, um zu erklären, dass ihre Flucht nicht gegen sie gerichtet ist...Über die Autorin
Maria Barbal, 1949 in Tremp (Pyrenäen) geboren, lebt als Schriftstellerin in Barcelona. Im Transit Buchverlag erschienen von ihr »Wie ein Stein im Geröll« und »Inneres Land«.Foto: Barbal (rechts) mit ihrer Übersetzerin.
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Die Autorin las mit sichtlicher Leselust aus ihrem erfolgreichen Romandebüt.
Kurzbeschreibung
Charmante Lügen und die Tücken der Suche nach der Wahrheit - ein skurril-komischer Familienroman. Joschi Molnár bleibt ein Rätsel. Der famose Fabulierer hat seinen Kindern etliche Versionen seines Lebens hinterlassen. Als sich die Halbgeschwister Hannah, Marika und Gabor in Weimar treffen, um Joschis hundertsten Geburtstag zu feiern, prallen Welten aufeinander. In rasanten Dialogen und skurrilen Szenen nähern sie sich der Wahrheit - und finden zueinander. Joschi Molnár hatte fünf Kinder mit fünf verschiedenen Frauen, verlor zwei Kinder und seine zweite Frau in Auschwitz, war Häftling in Buchenwald - und hinterließ ein Vermächtnis aus phantastischen Geschichten, tragischen Verstrickungen und faustdicken Lügen. Dreißig Jahre nach seinem Tod bringt sein Geburtstag die Geschwister zum ersten Mal zusammen. Ganz unterschiedliche Vaterbilder kommen zum Vorschein. Der Verräter. Der Abwesende. Der Geschichtenerzähler - und: der Tausendsassa mit Witz und Ideen. Während Hannah sich leidenschaftlich mit ihren jüdischen Wurzeln identifiziert und von einem Happy End in Israel träumt, hadert Gabor mit seiner Kindheit und bezweifelt Joschis jüdische Herkunft. Marika gibt die tapfere Alleinerziehende, verehrt Joschi für seinen Einfallsreichtum - und überlässt das Erzählen ihrer Tochter Lily. Überhaupt Lily: Die 16-Jährige hat sich eigentlich für ein Referat über Buchenwald gemeldet und erzählt stattdessen diese bezaubernde Geschichte. Was folgt, ist ein Wochenende voller Überraschungen, Missverständnisse, Streitereien, Geständnisse und Gelächter. Als Lily einen illegalen nächtlichen Festakt zu Joschis Ehren durchsetzt, ist der entscheidende Schritt zur Versöhnung getan - auch wenn der erstmal auf eine Polizeiwache in Weimar führt. Mit feiner Beobachtungsgabe, großem Einfühlungsvermögen und viel Humor erzählt Susann Pásztor eine Familiengeschichte, in der das Tragische und das Komische ganz eng beieinanderliegen.Über die Autorin
Susann Pasztor arbeitet seit Anfang der 1990er Jahre als freiberufliche Journalistin im Bereich Psychologie und Weiterbildung. Ihr Engagement für Gewaltfreie Kommunikation entstand durch die Begegnung mit Marshall B. Rosenberg und die Lektüre seines gleichnamigen Buches. Derzeit läßt sie sich zur Trainerin für Gewaltfreie Kommunikation ausbilden. -
Guter und witziger Abschluß des langen Lesungtages.
Kurzbeschreibung
»Bestimmt gibt es auch eine Zeit für das Privatleben. Frau. Kind. Später. Ich war erst 31. Zwischen dreißig und vierzig muss man brennen.« Ein junger Banker, auf dem Sprung zur großen Karriere. Eine Literaturübersetzerin, auf der Flucht vor dem schön eingerichteten Leben mit Weinklimaschrank und Salzmühle mit Peugeotmahlwerk. Ein international gefeierter Schriftsteller mit Schreibblockade und Altersangst. Drei Menschen, die sich unversehens in abenteuerlicher Abhängigkeit befinden. Wie konnte es dazu kommen? Eine Bank, ein Leben ist schnell ruiniert. Das ist das Erschreckende, aber auch das Komische an diesem Roman, der mit großer Leichtigkeit von unheimlichen Zeiten erzählt. -
Sonntag, 13.Juni 2010, 11 Uhr
Francois Renaud las in der Matinee zusammen mit einer Übersetzerin 4 Passagen aus ihrem Roman.
Die Lesung beinhaltete einen ständigen fliegenden Wechsel des französischen und des deutschen Text, zwischendurch sind Passagen mit beeindruckender Violinmusik von Jeanette Pitkevica eingebunden.Inhalt laut Flyer der Heidelberger Literaturtage :
ZitatInhalt:
Françoise Renaud ist mit der Veröffentlichung des Romans „L’autre versant du monde“ auf dem Höhepunkt ihres bisherigen Schaffens angelangt. Erzählt wird darin die Geschichte eines Paares und ihrer gemeinsamen Reise nach Indien. Über Indien äußert die Autorin folgendes: „Dorthin zu reisen weckte in mir heftige und bisher unbekannte Gefühle und stellte eine starke und intensive körperliche Erfahrung dar, die sich nicht durch Berichte, Fotografien oder Reportagen vermitteln lässt.“ Dieses persönliche Erlebnis ist Ausgangspunkt des Romans. Mit großem Feingefühl und großer Offenheit wird die Geschichte erzählt, getragen von einem Schreibstil, der im Verlauf des Romans immer mehr an Dichte gewinnt.Françoise Renaud , ist in Pornic im „Pays de Retz“/ Bretagne geboren. Später zog sie nach Südfrankreich in das Languedoc. Bis 1998 unterrichtete sie in Montpellier als Lehrerin, inzwischen widmet sie sich ganz der Literatur. Im Jahre 1997 - zwanzig Jahre nachdem Françoise Renaud zu schreiben begonnen hatte - erschien ihr erstes Werk: „L’enfant de ma mère“. Mittlerweile umfasst ihre Bibliografie fünfzehn Werke.
Die Lesung in französischer & deutscher Sprache wird musikalisch von Jeanette Pitkevica begleitet. Die mehrfach ausgezeichnete Künstlerin begann bereits mit vier Jahren Violine zu spielen. Was danach folgte ist eine beispiellose Karriere bei zahlreichen Meistern der klassischen Musik, so dass sie nun zu Recht als große Hoffnung der klassischen Musik gilt. Trotz ihres künstlerischen Schaffens auf höchstem Niveau hat Jeanette Pitkevica die reale Sicht auf die Welt nicht verloren. Neben ihren Auftritten engagiert sie sich stark für Benefizkonzerte.
Foto 1: Francoise Renaud (links) und Übersetzerin
Foto 2: Jeanette Pitkevica an der Violine