FIFA WM 2010

  • Ziemlich interessant zu sehen, wie sich die Medien und sogenannten Experten nun bemühen, Ballack ins Abseits zu drängen. Oder sogar meinen, Deutschland spiele nur durch das Fehlen Ballacks so gut.


    Dabei ist er meines Erachtens nach nachwievor einer der besten defensiven Mittelfeldspieler der Welt (früher auch offensiven Mittelfeldspieler), der nicht nur Erfahrung mitbringt, sondern auch immer wieder Spiele zugunsten Deutschlands entschieden hat.


    Gerade sein Vertreter, Khedira, ist für mich einer der Schwachpunkte des Teams, und konnte im bisherigen Turnier nur selten überzeugen. Würde es nicht so wunderbar laufen für die gesamte Mannschaft, würde auch er wesentlich kritischer betrachtet werden. Seine Leistung ist solala. Wenn man bedenkt, dass Schweinsteiger den Großteil der Arbeit der beiden 6er verrichtet, und Khedira nicht sonderlich viel Produktives zustande bringt trotz der zahlreichen Freiräume, kann ich mich nur wundern, wie sehr dieser Spieler plötzlich überschätzt und Ballack bereits abgeschrieben wird. :pille

    Was sich überhaupt sagen lässt, lässt sich klar sagen; und wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.
    - Wittgenstein -

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  • Das sehe ich ein klein bisschen anders.


    Richtig ist, dass Ballack weiterhin ein wichtiger Spieler auch für die Nationalmannschaft bleiben sollte. Sein Ausfall hat aber durchaus nicht zu erwartende positive Resultate gehabt.


    Khedira hat gerad ein den letzten beiden Spielern meiner Ansicht nach genau das getan, was er auf seiner Position tun muss: den gegnerischen offensiven Mittelfeldspielern den Zahn zu ziehen. Letztendlich vertritt er aber nicht Ballack, sondern den "alten" Schweinsteiger.


    Der "neue" Schweinsteiger aber, der meiner Ansicht nach der wichtigste Spieler der bisherigen WM ist, konnte und musste seine neue Rolle nur durch den Ausfall Ballacks finden ... Insofern wurde aus dem Unglück ungewollt ein Glücksfall ...

    „Streite niemals mit dummen Leuten. Sie werden dich auf ihr Level runterziehen und dich dort mit Erfahrung schlagen.“ (Mark Twain)

  • Das möchte ich nicht bestreiten. Mich nerven nur die Extreme, als wäre Ballack das größte Fußballrumpelstilzchen.


    Man muss auch sehen, dass die Nationalmannschaft in ihrer jetzigen Konstellation, unabhängig vom Ausfall Ballacks, vor der WM ja kaum so gespielt hat. Schweinsteiger ist auch erst in dieser Saison in die defensive 6er-Position reingewachsen. Ballack hat diese Position bis dato jahrelang innegehabt, vor allem ja mangels Alternativen. Den Part den er heute spielt kann man ja überhaupt nicht mehr mit den jungen Ballack vergleichen, als er sich als Offensivspieler austoben konnte. Kurzum: Ballack könnte ebenso offensiv agieren wie Khedira, da er nun mit Schweinsteiger einen würdigen Vertreter hat (vllt. der beste Spieler der WM). Nur bin ich überzeugt, dass er diese Aufgabe besser ausfallen würde. Khedira mag Potential haben, aber Ballacks Qualitäten hat er noch nicht.


    Interessanter ist dann wohl die Frage, wie Löw sich das zukünftig vorstellt. Irgendwann wird der endgültige Umbruch erfolgen, für Ballack läuft die Uhr so oder so ab. Aber mir geht es ja auch um das Hier und Jetzt.

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    - Wittgenstein -

  • Es ist wenig sinnvoll wenn man Ballack und Khedira vergleicht. Es waren die Medien, die in Khedira einen Ballack-Ersatz gesehen haben. Khedira macht einen sehr ordentlichen Job. Im gestrigen Spiel beispielsweise hat er die Räume für die argentinischen Angreifer sehr eng gemacht. Khedira ist aber trotzdem nicht die "klassische 6", denn wenn man genau hinschaut, dann wird man sehen, das Deutschland quasi mit einem "variablen Sechser" spielt. Dieser Part wird immer nach Bedarf von einem anderen Spieler wahrgenommen. Es ist gerade diese varibale Taktik, die bei den Gegnern schon für Verwirrung sorgt.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

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  • Ich hab da nochmal Fragen...:gruebel
    Was hat es eigentlich mit diesem 6er genau auf sich? Ist das die zentrale Position vor der 4er Abwehrkette? Und da jetzt meist dort zwei Spieler stehen wegen 4231, gibt es zwei 6er?
    Was ist der Unterscheid zwischen Kapitän Lahm und Spielführer Schweinsteiger? Sind das grundsätzlich zwei verschiedene "Ämter"? Irgendwie habe ich immer gedacht, dass der Kapitän automatisch auch der Spielführer ist.


    Was ich interessant finde, ist, dass es beim Torwartabstoß kein Abseits gibt. Wenn jemand aus der eigenen Hälfte startet auch nicht, oder? Gibt es sonst noch eine Situation, in der Abseits aufgehoben ist?

  • Ich finde es genial, ich komme heute morgen ins Büro und es sind lauter e-mails von Kunden aus aller Welt angekommen, die uns zu unserem Sieg gegen Argentinien gratulieren. Enorm welche Bedeutung dieses Spiel bekommen hat.

  • Zitat

    Original von Bones
    Ich hab da nochmal Fragen...:gruebel
    Was hat es eigentlich mit diesem 6er genau auf sich? Ist das die zentrale Position vor der 4er Abwehrkette? Und da jetzt meist dort zwei Spieler stehen wegen 4231, gibt es zwei 6er?
    Was ist der Unterscheid zwischen Kapitän Lahm und Spielführer Schweinsteiger? Sind das grundsätzlich zwei verschiedene "Ämter"? Irgendwie habe ich immer gedacht, dass der Kapitän automatisch auch der Spielführer ist.


    Was ich interessant finde, ist, dass es beim Torwartabstoß kein Abseits gibt. Wenn jemand aus der eigenen Hälfte startet auch nicht, oder? Gibt es sonst noch eine Situation, in der Abseits aufgehoben ist?


    Der "Sechser" ist ein Spieler, der sich im zentralen Mittelfeld tummelt. Er ist quasi der Verbindungsoffizier zwischen Abwehr und Angriff und muss zudem auch noch das offensive Mittelfeld unterstützen. Man darf den "Sechser" aber nicht mit dem klassischen Vorstopper verwechseln. Dieser war "nur" Zerstörer, während vom Sechser auch Kreativität erwartet wird.


    Der Mannschaftskapitän ist der Spielführer. Schweinsteiger ist aufgrund seiner Position und seiner Leistungen zwar der Lenker des Spiels, aber nicht der Spielführer.


    Abseits gibt es nicht beim Torwartabstoß und beim Einwurf. Und Abseits kann es auch nur dann geben, wenn der Ball in Richtung auf das gegnerische Tor gespielt wird. Bei einem Ball der zurückgespielt wird, gibt es kein Abseits, auch dann nicht, wenn der angreifende Spieler weniger als zwei Gegenspieler vor sich hat.

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  • Dank Dir Voltaire für die ausführliche Antwort!


    Eine Frage habe ich noch, was ist mit dem Libero? Früher fiel das Wort viel öfter. Das ist doch ein Spieler, der sich sehr frei bewegen kann, oder? Gibt es diesen Typ heute gar nicht mehr?

  • Zitat

    Original von Mone
    Ich finde es genial, ich komme heute morgen ins Büro und es sind lauter e-mails von Kunden aus aller Welt angekommen, die uns zu unserem Sieg gegen Argentinien gratulieren. Enorm welche Bedeutung dieses Spiel bekommen hat.



    Sowas finde ich richtig gut!


    Ich hab nach dem Sieg von Holland auch an die Firma bei der ich gerade etwas privat in Holland bestellt habe, eine Mail geschickt und mich für die schnelle Bearbeitung bedankt und ganz herzlich zum Einzug ins Halbfinale gratuliert. Kann ja auch etwas Völkerverbindendes haben, so eine WM. :-)

  • Zitat

    Original von Bones
    Dank Dir Voltaire für die ausführliche Antwort!


    Eine Frage habe ich noch, was ist mit dem Libero? Früher fiel das Wort viel öfter. Das ist doch ein Spieler, der sich sehr frei bewegen kann, oder? Gibt es diesen Typ heute gar nicht mehr?


    Der Libero war der "freie Mann" einer Mannschaft, in erster Linie der Organisator des Spiels und der Abwehr. Der Inbegriff des Libero war ohne Frage Franz Beckenbauer. Heute spielt man dagegen mit einer echten Viererkette. Die Aufgaben des "freien Mannes" werden heute von der "Sechs" und zum Teil auch von einem der Innenverteidiger wahrgenommen. Die Position des Liberos ist aus der Position des "Mittelläufers" entstanden. Die großen Mittelläufer in Deutschland waren Werner Liebrich (Weltmeister 1954) vom 1. FC Kaiserslautern, in den 30igern Ludwig Goldbrunner von Bayern München, Anfang der 60ziger Herbert Ehrhardt von der SpVgg Führth, dann aber Willi Schulz vom HSV und natürlich Alfons Stemmer von 1860 München, Otto Laszig von Hannover 96..........(das soll nun aber auch reichen :grin)

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