Julie Parsons „Marys Schatten“
Knaur Taschenbuch, April 2010
394 Seiten
Originaltitel: „I Saw You“
Aus dem Englischen von Doris Styron
Klappentext:
„Zehn Jahre nach dem Mord an ihrer Tochter Mary kehrt die Ärztin Margaret Mitchell heimlich nach Dublin zurück. Sie will endlich einen Schlussstrich unter das Unfassbare ziehen. Doch die Reise in die Vergangenheit bringt nicht die erhoffte Erlösung. Eine unerwartete Begegnung und ein düsteres Familiengeheimnis reißen alte Wunden wieder auf und bringen Margaret in tödliche Gefahr …
‚Meisterhaft spinnt Parsons ein dichtes Netz aus subtilem Schrecken.‘ Woman“
Autorin:
„Julie Parsons, 1951 als Tochter irischer Eltern in Neuseeland geboren, lebt mit ihrer Familie in Dun Laoghaire bei Dublin. Seit ihrem internationalen Senkrechtstart mit dem Psychothriller "Mary, Mary" ist sie eine der erfolgreichsten Autorinnen von subtilen Spannungsromanen.“
Leseeindrücke:
Vorweg ist zu sagen, dass es zu dem Buch eine Art Vorgänger gibt, „Mary Mary“, was ich dank Buchrückseite wusste, mich aber trotz Unkenntnis dieses Vorgängers nicht davon abhielt, „Marys Schatten“ zu kaufen und zu lesen. Ich hatte nicht das Gefühl, dass mir die Lektüre des Vorgängers zum Verständnis fehlte, da es hier um einen ganz anderen, neuen Fall geht, nur sollte man auf keinen Fall dieses hier lesen, wenn man „Mary Mary“ evtl. später noch lesen möchte, denn hier wird der Täter und einiges zum Verlauf dieses Falls mehrfach genannt.
Der Klappentext klingt ja erstmal vielversprechend, in der Realität sieht es dann aber eher so aus, dass die Geschichte um Margaret Mitchell (der Name wohl eine Hommage an die Autorin von „Vom Winde verweht“?) keineswegs im Mittelpunkt steht, sondern diese Figur nur mäßig in die Haupthandlung einbezogen ist. Da ich „Mary Mary“ nicht gelesen habe, ist das vielleicht für mich ganz gut, aber so wirkt der Zusammenhang der beiden Geschichten bemüht.
Die Haupthandlung dreht sich um Marina, welche vor kurzer Zeit verstorben ist, angeblich Selbstmord, ein Abschiedsbrief wurde auch gefunden. Ihre Mutter Sally glaubt aber nicht daran und so bittet ein Polizist, dessen Frau mit Sally befreundet ist, den gerade pensionierten Polizisten Michael McLoughlin (damals Ermittler im Fall Mary Mitchell), sich der Sache inoffiziell anzunehmen. Dieser stößt nach anfänglicher Skepsis dann auch bald auf eine ganze Reihe von Personen und Ereignissen, die den Selbstmord in Frage stellen.
Was ich in Frage stelle, ist, ob es sich bei diesem Buch tatsächlich um einen Psychothriller handelt. Spannung kam kaum auf und ich würde den Roman eher als eine Art Familiendrama bezeichnen. Viel Liebe, Eifersucht und zerstörtes oder nie erlebtes Glück, Rachsucht und Hass spielen hier eine Rolle. Zwar gibt es durchaus Thrillerelemente, aber die vermochten bei mir keine Aufregung auszulösen und das Bedürfnis, unbedingt weiterzulesen. Vergleichen würde ich die Art noch am ehesten mit Mary Higgins Clark.
Gegen ein Familiendrama mit Thrillerelementen wäre soweit auch nichts einzuwenden und der Erzählstil ist auch angenehm, aber leider geht die Autorin mit der Zeichnung ihrer Charaktere nicht sehr in die Tiefe und so blieben sie mir bis zum Schluss ziemlich fremd und ich konnte kaum mitfiebern.
Mittelmäßige 6 von 10 Punkten
Kauftipp:
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