WM Südafrika - Die Schattenseite

  • Amnesty kritisiert südafrikanische Polize


    Die Menschenrechts-Organisation Amnesty International hat die südafrikanische Polizei für deren Umgang mit Obdachlosen und unter der Armutsgrenze lebenden Einwohnern des WM-Gastgeberlandes kritisiert. Zudem befürchtet die Vereinigung in den kommenden Wochen einen übermäßigen und möglicherweise nicht immer gerechtfertigten Einsatz von Schusswaffen bei der Verhinderung und Aufklärung von Straftaten.


    "Der als oberste Priorität ausgegebene Schutz von ausländischen Besuchern könnte die Polizei dazu verleiten, ihre Waffengewalt gegenüber Verdächtigen zu missbrauchen und gegen die Menschrechte zu verstoßen", ließ Amnesty in einem Statement verlauten: "Es muss sichergestellt werden, dass die Polizei ihre Macht in einer angemessenen und internationalen Standards entsprechenden Form ausübt."


    50 Morde im Schnitt pro Tag


    Insgesamt werden während des Turnierverlaufs rund 350.000 ausländische WM-Touristen in Südafrika erwartet. Die Gastgeber haben seit Jahren mit einem erheblichen Kriminalitätsproblem zu kämpfen und vermelden derzeit im Schnitt 50 Morde pro Tag. Bei Polizeieinsätzen waren im vergangenen Jahr insgesamt 556 Menschen zu Tode gekommen.


    Kaum minder problematisch bewertet Amnesty Polizeieinsätze im Vorfeld der WM. Dabei sollen Obdachlose, Immigranten und Straßenhändler von den Beamten schikaniert worden sein, um diese aus den Bereichen rund um die Stadien zu vertreiben. "Müssen wir Gesetze ignorieren, nur weil bei uns die WM stattfindet?", sagte Polizeisprecher Vish Naidoo und wies die Kritik zurück.


    quelle: focus.de


    Habe die Woche auch einen kurzen Bericht gesehen in dem gezeigt wurde wie die Obdachlosen nun eingesammelt werden und in Lager gebracht werden wo sie praktisch eingesperrt werden. Finde das wirklich hammerhart. Straßensäuberung für die WM Besucher... :fetch.

  • Es geht bei dieser WM nicht um den Fußball - es geht ausschließlich ums Geld. Und man unter Garantie während der WM nichts von den negativen Dingen sehen. ARD, ZDF und Sky lassen sich doch von irgendwelchen Obdachlosen oder von irgendwelchen Menschenrechtsverletzungen nicht die WM kaputtmachen.


    Die WM - und insbesondere die FIFA - hat leider schon lange ihre Unschuld verloren.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • genau, voltaire!


    war schließlich bei den olympischen spielen in china auch so.
    wer sich für geschäfte um den runden ball herum interessiert,
    ich habe heute eine rezi zu diesem thema geschrieben:
    Die Dasslers. Drei Streifen gegen Puma - Barbara Smit

    Mögen wir uns auf der Lichtung am Ende des Pfades wiedersehen, wenn alle Welten enden. (Der Turm, S. King)


    Wir fächern die Zeit auf, so gut wir können, aber letztlich nimmt die Welt sie wieder ganz zurück. (Wolfsmond, S. King)


    Roland Deschain

  • Es gab Weltmeisterschaften bei denen noch der Fußball im Mittelpunkt stand. 1966 beispielsweise. Aber schon 1978 wurde von der Fußballöffentlichkeit die politische Situation in Argentinien total ignoriert. Man erinnere sich in diesem Zusammenhang nur an die Statements des damaligen DFB-Präsidenten Hermann Neuberger.


    Naja - ist ja auch egal.


    Es gibt eine Entwicklung die viele Fußballfans - gerade auch die Fans die etwas älter sind - mit großer Besorgnis sehen.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


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  • Das Problem ist, wenn ich bei jeder Veranstaltung die genauen Hintergründe für mich selbst beleuchte, dann darf ich an keinem Großereignis mehr teilnehmen. Es gibt kein sportliches Großereignis mehr, das einfach "nur" normal konsumiert werden kann.

    Who is Keyser Soze?


    (\__/)
    (o ,o)
    (>_<) <- This is Bunny.


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  • dass die Herangehensweise keine besonders Erfreuliche ist, ist ja völlig klar.
    ALlerdings sollte man es mal in der Relation sehen. Bei mir vor der Tür wurde vor einiger Zeit ein riesengroßes Einkaufszentrum eröffnet. Schon Monate vorher wurden Junkies und Obdachlose, die sich in einem (relativ weiten) Radius rundums Gelände aufhielten, "vertrieben". Damit ja alle Shops, ob Tchibo, Benetton oder C&A ihr Reine-Image behalten können.
    Klar ist Fußball für die Männer (und Frauen?) die dahinter stehen, in erster Linie eine wirtschaftliche Institution. Aber ich versuch ja immer das positive zu sehen. Und wenn ich mal daran denke, dass auch in all den Townships, etc. die Kids und Menschen mitfiebern, als gäbe es in dem Moment nichts anderes auf der Welt, finde ich es immer wieder beeindruckend.
    Sport sollte über allen Systemen stehen und nicht in die einen eingreifen und die anderen dafür vernachlässigen. Aber das ist heutzutage natürlich reine Utopie.

  • Von der WM profitiert in erster Linie die FIFA und ihre global sponsor partners. Die kleinen Händler vor Ort leiden unter den Represalien, werden von ihren angestammten Plätzen vertrieben, wenn sie sich die Lizensen nicht leisten können. Darüberhinaus hat es die FIFA fertig gebracht mit Hilfe der südafrikanischen Regierung dafür zu sorgen, dass kleine Kirchen nicht mehr "2010" auf ihre Gottesdienst-Werbetafel schreiben dürfen, da diese Zahlenkombination in Südafrika allein von der Fifa zu Werbezwecken genutzt werden darf.


    Ein Land wie Deutschland und seine Händler kann so etwas wegstecken und sich in die Fußballmeilen einkaufen, um Geschäfte zu machen. Da sieht es in Südafrika leider ganz anders aus. Der kleine Mann, der da womöglich viel Hoffnung für sich und sein Gewerbe hatte, guckt in die Röhre.


    Daher sollte man meiner Meinung nach davon Absehen in LÄndern wie Südafrika die WM stattfinden zu lassen.

    :lesend
    If you can read, you can empathize, luxuriate, take a chance, have a laugh, hit the road, witness history, become enlightened, turn the page, and do it all again
    Oprah Winfrey

  • Das Grundprinzip der Verteilung der Austragungsorte ist doch, immer die Kontinente zu wechseln, sodass es eine weltweite Verteilung gibt.
    Wenn wir Südafrika streichen würde, wo in Afrika würde man die WM dann ansiedeln können? Es ist nicht so, als hätte dieser Kontinent viele geeignete Orte dafür.
    Folglich wäre das Endergebnis wieder dasselbe. Ähnliches eventuell auch mit Südamerika. Die WM also nie in diese Länder kommen zu lassen, halte ich nicht für machbar.


    Dass so eine WM nicht nur Segen für das Austragungsland bringt, ist glaube ich immer so. War in Deutschland sicher nicht anders. Dass es in Südafrika vergleichsweise deutlich kritischer sein dürfte, ist klar. Aber das sollte es bereits seit hm... 9 Jahren sein. Warum schreien ein paar Tage (bestenfalls Wochen) vor Start der WM plötzlich alle Medien auf? Warum hat man nichts (kaum etwas) in den letzten 9 Jahren gehört, wo Leute (vor allen Dingen dunkelhäutige) umgesiedelt wurden, um neue Stadien bauen zu können? Ich denke, dass es auf diesen einen Monat nicht wirklich ankommt, wenn 9 Jahre lang kein Protest kam. Jetzt ist es definitiv zu spät, um noch irgendetwas zu tun und falls es grundlegende Verstöße gegen die Menschenrechte gegeben hat, so sind die scheinbar klanglos an uns vorrüber gegangen.


    Ich sage nicht, dass ich dem zustimme, was passiert ist/passieren wird, aber zu schreien, wenn das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist, ist sinnlos. Ich schätze mal, die Fifa hat in den letzten 9 Jahren durchaus auch ein Auge auf Südafrika geworfen, um die dortigen Entwicklungen zu beobachten. Die gewiss auch negativ war, aber bestimmt nicht nur. Und ich bin durchaus der Meinung, dass die WM für Südafrika nicht unbedingt schlecht ist. Auch für die ärmeren Leute nicht. Die Austragung einer WM ist ja auch mit deutlichen finanziellen Hilfen verknüpft. Neue Verkehrsanbindungen, Sanierung von Straßen, Verkehrsmitteln, was weiß ich. Erstens hat das in den letzten 9 Jahren sicher für die Schaffung von einigen Arbeitsplätzen gesorgt, andererseits bringt die WM auch für das Austragungsland ziemlich was an Kohle rein. Dass nicht jeder Bürger einen kleinen Anteil davon bekommt, ist klar (war in DE aber wohl nicht anders befürchte ich :chen), aber die WM wird für viele auch eine Chance sein. Eventuell eine einmalige.


    Und wenn die Polizei auf einen Mörder im Laufe der WM etwas fester drauf haut, soll mir das recht sein. Mein Mitleid alla 'Menschenrechte' usw. hält sich in diesem Fall deutlich in Grenzen.


    ²janda:
    Ich bezweifle irgendwie, dass sich irgendwer irgendwo ein Copyright auf die Zahl 2010 machen darf und ich bin mal so dreist und behaupte, das ist auch in Südafrika nicht möglich. Folglich kann ich es mir nicht vorstellen, dass irgendwer den kirchlichen Institutionen (oder sonst wem) verbieten kann, 2010 irgendwo drauf zu schreiben. :gruebel
    Das fände ich seltsam und vor allen Dingen auch wenig lukrativ. Da erschließt sich mir einfach kein Sinn hinter so einer Aktion.

    "Sobald ich ein wenig Geld bekomme, kaufe ich Bücher; und wenn noch was übrig bleibt, kaufe ich Essen und Kleidung." - Desiderius Erasmus

  • In diesem Zusammenhang sollte nicht unerwähnt bleiben, dass viele Menschen zwangsumgesiedelt wurden. In der der Nähe der Stadien wollte man sie nicht haben, also ab in irgendwelche Blechhüten, weitab von Arbeitsmöglichkeiten und medizinischer Versorgung.


    Diese WM wird Südafrika sicher einen gewissen Wirtschaftsboom bescheren, aber es muss stark bezweifelt werden, dass die Menschen die dort in Armut leben, etwas davon haben werden. Bei ihnen wird wohl nichts hängen bleiben.


    Viele der neu gebauten Sportstätten werden nach der WM nicht mehr gebraucht, sie werden verfallen so wie es schon unzähligen anderen neu gebauten Wettkampfstätten (beispielsweise bei den Olympischen Spielen) ging.


    Erst seit der WM 1974 in Deutschland wurde der Neubau von Stadien forciert. Vorher spielte man auf den vorhandenen Plätzen. In Deutschland beispielsweise wurde zur WM 1974 das Parkstadion in Gelsenkirchen neu gebaut.


    Südafrika hat für den Bau der Sportstätten, der Erneuerung der Infrastruktur erhebliche Schulden machen müssen. Diese Schulden müssen natürlich auch zurückgezahlt werden. Und das bei einer Wirtschaft die relativ am Boden liegt und die sich durch die WM wohl kaum dauerhaft erholen wird. Zudem kann man davon ausgehen, dass nach der WM das Gastgeberland sehr schnell aus dem allgemeinen Interesse verschwinden wird. Südafrika wird sich dann wieder seinen riesigen ungelösten Problemen gegenübersehen. Die Welt wird sehr schnell ihr Interesse an Südafrika verlieren und auch viele Stiftungen und Hilfsorganisationen die momentan dort sehr aktiv sind weil sie so Medienaufmerksamkeit bekommen, werden sich sehr schnell wieder zurückziehen. Bleiben werden die, die eh immer schon dort versucht haben zu helfen.


    Auch wenn Südafrika zurzeit im Fokus der Weltöffentlichkeit ist - manchmal kann eine solche Aufmerksamkeit auch kontraproduktiv sein, gerade auch dann, wenn es lediglich um kurzfristige wirtschaftliche Erfolge geht und die Menschen auf der Strecke bleiben.

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  • Zitat

    Original von Asmos
    Das Grundprinzip der Verteilung der Austragungsorte ist doch, immer die Kontinente zu wechseln, sodass es eine weltweite Verteilung gibt.
    Wenn wir Südafrika streichen würde, wo in Afrika würde man die WM dann ansiedeln können? Es ist nicht so, als hätte dieser Kontinent viele geeignete Orte dafür.


    So, wie die FIFA agiert und so wenig Verantwortung für das Austragungsland mit seinen Nöten und Problemen die FIFA hier zeigt, würde ich sagen, ist Afrika und jedes Land, was mit sozialen und wirtschaftlichen Instabilitäten zu kämpfen hat ungeeignet.


    Zitat

    Original von Asmos
    Dass so eine WM nicht nur Segen für das Austragungsland bringt, ist glaube ich immer so. War in Deutschland sicher nicht anders. Dass es in Südafrika vergleichsweise deutlich kritischer sein dürfte, ist klar. Aber das sollte es bereits seit hm... 9 Jahren sein. Warum schreien ein paar Tage (bestenfalls Wochen) vor Start der WM plötzlich alle Medien auf? Warum hat man nichts (kaum etwas) in den letzten 9 Jahren gehört, wo Leute (vor allen Dingen dunkelhäutige) umgesiedelt wurden, um neue Stadien bauen zu können? Ich denke, dass es auf diesen einen Monat nicht wirklich ankommt, wenn 9 Jahre lang kein Protest kam. Jetzt ist es definitiv zu spät, um noch irgendetwas zu tun und falls es grundlegende Verstöße gegen die Menschenrechte gegeben hat, so sind die scheinbar klanglos an uns vorrüber gegangen.


    Die südafrikanischen Medien berichten sein neun Jahren und seit einiger Zeit gibt es eine südafrikaniche Initiative zum Boykott der FIFA und der Fußball WM. Außerdem kämpfen seit einigen Jahren kleinere mittelständische Unternehmen Südafrikas sich aus den Schlingen der Lizenzbürokratie mal mehr, mal weniger Fantasievoll zu entwinden um doch noch für sich eine Möglichkeit zu finden, auch von diesem Event zu profitieren. Davon wurde international kaum berichtet, weil es hier keinen Nachrichtenwert hatte, man sich lieber mit der FIFA in diesem Ereignis sonnt und es sich mit den Fußballmeistern wohl auch nicht verscherzen möchte... oder weil es keinen Leser und Konsumenten juckt, dass das übliche Auftreten der FIFA hier in Südafrika in einem ganz anderen Maß existenzbedrohend ist für den kleinen Mann auf der Straße, als es das bei uns jemals sein konnte.


    Zitat

    Original von Asmos
    Ich sage nicht, dass ich dem zustimme, was passiert ist/passieren wird, aber zu schreien, wenn das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist, ist sinnlos. Ich schätze mal, die Fifa hat in den letzten 9 Jahren durchaus auch ein Auge auf Südafrika geworfen, um die dortigen Entwicklungen zu beobachten. Die gewiss auch negativ war, aber bestimmt nicht nur. Und ich bin durchaus der Meinung, dass die WM für Südafrika nicht unbedingt schlecht ist. Auch für die ärmeren Leute nicht. Die Austragung einer WM ist ja auch mit deutlichen finanziellen Hilfen verknüpft. Neue Verkehrsanbindungen, Sanierung von Straßen, Verkehrsmitteln, was weiß ich. Erstens hat das in den letzten 9 Jahren sicher für die Schaffung von einigen Arbeitsplätzen gesorgt, andererseits bringt die WM auch für das Austragungsland ziemlich was an Kohle rein. Dass nicht jeder Bürger einen kleinen Anteil davon bekommt, ist klar (war in DE aber wohl nicht anders befürchte ich :chen), aber die WM wird für viele auch eine Chance sein. Eventuell eine einmalige.


    Und wenn die Polizei auf einen Mörder im Laufe der WM etwas fester drauf haut, soll mir das recht sein. Mein Mitleid alla 'Menschenrechte' usw. hält sich in diesem Fall deutlich in Grenzen.


    Bei meiner Kritik ging es nicht um die politischen und sozialen Probleme, die Südafrika mitbringt. Die waren in der Tat vorher bekannt.


    Bei meiner Kritik geht es um das Vorgehen der FIFA und die sozialen und politischen Probleme, die die FIFA mit ihrem aggressiven Vorgehen in Südafrika verursacht.


    Zitat

    Original von Asmos
    ²janda:
    Ich bezweifle irgendwie, dass sich irgendwer irgendwo ein Copyright auf die Zahl 2010 machen darf und ich bin mal so dreist und behaupte, das ist auch in Südafrika nicht möglich. Folglich kann ich es mir nicht vorstellen, dass irgendwer den kirchlichen Institutionen (oder sonst wem) verbieten kann, 2010 irgendwo drauf zu schreiben. :gruebel
    Das fände ich seltsam und vor allen Dingen auch wenig lukrativ. Da erschließt sich mir einfach kein Sinn hinter so einer Aktion.


    Die Meldung habe ich einem CNN Bericht über die WM in Südafrika vor einigen Wochen entnommen - und nachzulesen ist sie auf einer Boykott-FIFA Seite (von Südafrikanern ins Netz gestellt).
    Die FIFA möchte mit allen Mitteln verhindern, dass irgendeine Firma, ohne sich bei ihr einzukaufen, mit der Fußball WM Werbung machen kann in Südafrika. Also darf keiner Werbung machen mit den Begriffen rund um die Fußball WM und dazu gehört auch die Jahreszahl. Bei der Überwachung dieser Regel schießen sie - wie leider so oft im Moment - weit über das Ziel hinaus - und so hat es einen Pfarrer getroffen, der die Jahreszahl auf eine Tafel vor seiner Kirche verwendet hat.
    Bei ihrem Vorgehen hat die FIFA großflächige Unterstützung der Politiker, die scheinbar alles versprochen und alle Hindernisse bereitwillig aus dem Weg räumen, um die WM ins Land zu holen.
    Es geht der FIFA nicht darum ein Land zu beobachten, zu helfen und zu stabilisieren, sondern darum ihre Spiele nach ihren Regeln durchzuziehen - zu Lasten des betreffenden Landes.

    :lesend
    If you can read, you can empathize, luxuriate, take a chance, have a laugh, hit the road, witness history, become enlightened, turn the page, and do it all again
    Oprah Winfrey

  • Zitat

    Original von janda
    So, wie die FIFA agiert und so wenig Verantwortung für das Austragungsland mit seinen Nöten und Problemen die FIFA hier zeigt, würde ich sagen, ist Afrika und jedes Land, was mit sozialen und wirtschaftlichen Instabilitäten zu kämpfen hat ungeeignet.


    Das beantwortet die Frage nicht: wenn nicht in Südafrika, wo dann? Soweit ich das verstanden habe (und ich gebe zu, das sich von Fußball wirklich nicht besonders viel Ahnung habe) geht es darum die Austragungsorte weltweit zu verteilen. Sollte man Afrika aufgrund der Umstände ausklammern und nicht als Teil der Welt betrachten, weil es als Austragungsort problematisch ist? Ich denke, wenn man davon absehen würde, die WM auch in solche Länder zu schicken, gäbe es ebenso Probleme, dann halt auf anderer Ebene. Die Länder kämpfen ja immerhin förmlich darum Austragungsort zu sein.



    Zitat

    Die südafrikanischen Medien berichten sein neun Jahren und seit einiger Zeit gibt es eine südafrikaniche Initiative zum Boykott der FIFA und der Fußball WM. Außerdem kämpfen seit einigen Jahren kleinere mittelständische Unternehmen Südafrikas sich aus den Schlingen der Lizenzbürokratie mal mehr, mal weniger Fantasievoll zu entwinden um doch noch für sich eine Möglichkeit zu finden, auch von diesem Event zu profitieren. Davon wurde international kaum berichtet, weil es hier keinen Nachrichtenwert hatte, man sich lieber mit der FIFA in diesem Ereignis sonnt und es sich mit den Fußballmeistern wohl auch nicht verscherzen möchte... oder weil es keinen Leser und Konsumenten juckt, dass das übliche Auftreten der FIFA hier in Südafrika in einem ganz anderen Maß existenzbedrohend ist für den kleinen Mann auf der Straße, als es das bei uns jemals sein konnte.


    Na, du weißt ja bestens Bescheid. Lebst du da unten? oô
    Auf alle Fälle ist mir in den letzten 9 Jahren nie etwas davon zu Ohren gekommen und als ich heute ein wenig herum gefragt habe, wusste auch sonst niemand meiner fleißigen Nachrichtengucker davon.
    Darum stellt sich mir die Frage: warum jetzt? Kurz vor Beginn der WM strömen diese Meldungen plötzlich durch die Welt? So etwas rüttelt immer etwas an der Glaubwürdigkeit der Informationen. Und NEIN, ich sage NICHT, dass die FIFA ein Verein von Heiligen ist. Ich betrachte sie als ein großes Unternehmen, bei dem ich es beinahe schon normal finde, dass sie sich um so etwas Kleines wie Menschen keine Gedanken machen.


    Zitat

    Die Meldung habe ich einem CNN Bericht über die WM in Südafrika vor einigen Wochen entnommen - und nachzulesen ist sie auf einer Boykott-FIFA Seite (von Südafrikanern ins Netz gestellt).


    So sehr ich google auch bemühe, ich finde unter den Suchbegriffen lediglich einen Aufruf irgendein Computerspiel zu boykottieren. Hast du eventuell einen Link parat? Ich würde mir das dann doch ganz gerne mal ansehen.


    Zitat

    Die FIFA möchte mit allen Mitteln verhindern, dass irgendeine Firma, ohne sich bei ihr einzukaufen, mit der Fußball WM Werbung machen kann in Südafrika. Also darf keiner Werbung machen mit den Begriffen rund um die Fußball WM und dazu gehört auch die Jahreszahl. Bei der Überwachung dieser Regel schießen sie - wie leider so oft im Moment - weit über das Ziel hinaus - und so hat es einen Pfarrer getroffen, der die Jahreszahl auf eine Tafel vor seiner Kirche verwendet hat.
    Bei ihrem Vorgehen hat die FIFA großflächige Unterstützung der Politiker, die scheinbar alles versprochen und alle Hindernisse bereitwillig aus dem Weg räumen, um die WM ins Land zu holen.


    Nach wie vor stellt sich mir hier aber die Frage: Wie? Wie bereits gesagt, ich glaube mich zu erinnern, dass es nicht möglich ist ein Copyright auf Zahlen zu besitzen. Wie also verbietet man jemandem eine Zusammenstellung von Zahlen zu - was auch immer - benutzen? Gehen die zu dem Geistlichen und beschuldigen ihn eines Verbrechens? Er hat doch aber gegen kein Gesetz verstoßen. Er bedient sich einer Jahreszahl. Dass sich die Läden z.B. eventuell nicht mit Logos oder sonst irgendwelchen Slogans betreffend der WM ausrüsten dürfen, würde ich verstehen, aber eine Zahl, eine einfache Datumsangabe... sicher, dass das kein Bericht vom ersten April war?


    Zitat

    Es geht der FIFA nicht darum ein Land zu beobachten, zu helfen und zu stabilisieren, sondern darum ihre Spiele nach ihren Regeln durchzuziehen - zu Lasten des betreffenden Landes.


    Ich hätte das aber auch nie erwartet. Die FIFA wird wie jeder große Konzern seine Interessen in den Vordergrund stellen. Wenn es sich nicht gerade um einen Verein/Stifung/what ever für Menschenrechte oder irgend etwas sonstiges im Bereich Hilfsorganisationen handelt, dann erwarte ich gar nicht erst, dass diese Institutionen/Firmen/what ever sich mit solchen Dingen auseinander setzen. Ein großer Konzern entlässt wegen Einsparungen auch mal ein paar hundert Menschen und lässt sie damit auch nicht gerade in einer angenehmen Lage zurück.

    Zumal ich es in diesem Fall nicht einmal wirklich als Aufgabe der FIFA sehe, irgendetwas in einem Land zu stabilisieren. Bei aller Liebe, aber dafür ist die Regierung zuständig. Die FIFA wählt ein Austragungsland aus (und ich schätze jetzt einfach mal, dass sich die Länder melden müssen, damit sie nominiert werden. Aber wie schon gesagt, ich kenne mich da nicht wirklich aus), dieses bekommt bestimmte finanzielle Unterstützungen (soweit ich das verstanden habe), baut Infrastruktur und vor allen Dingen die Stadien aus und die FIFA bringt dann die WM + Zuschauer + Medien in das Land. Ich denke, sie geben weder eine Garantie darauf, dem Land damit zu helfen, noch hegen sie den tiefen Wunsch das Land ins Chaos zu stürzen.
    Die Wahl ist vielleicht unglücklich, aber zu verschulden hätte das doch wer auch immer auf die Idee gekommen ist, das Land als potenziellen Austragungsort zu nominieren. :gruebel

    "Sobald ich ein wenig Geld bekomme, kaufe ich Bücher; und wenn noch was übrig bleibt, kaufe ich Essen und Kleidung." - Desiderius Erasmus

  • Zitat

    Original von janda
    Bei meiner Kritik geht es um das Vorgehen der FIFA und die sozialen und politischen Probleme, die die FIFA mit ihrem aggressiven Vorgehen in Südafrika verursacht.


    Es geht der FIFA nicht darum ein Land zu beobachten, zu helfen und zu stabilisieren, sondern darum ihre Spiele nach ihren Regeln durchzuziehen - zu Lasten des betreffenden Landes.


    Die FIFA verursacht also die sozialen und politischen Probleme Südafrikas? Seltsam, noch für 2006 hatten sie die Bewerbung der RSA zugunsten Deutschlands abgelehnt. Deshalb also die vielen Krisen hier in den letzten Jahren. Sorry für den Sarkasmus, aber das hört sich mir eher nach Verschwörungstheorie an.


    Und ja, Asmos ist da nur zuzustimmen. Die FIFA ist der Weltverband des Fußballsports, dessen Aufgabe es nicht ist die Wirtschaft irgendwelcher Länder zu stabilisieren oder die AIDS-Seuche zu bekämpfen, dafür gibt es geeignetere Organisationen und Regierungen. In der südafrikanischen Politik bspw. wird die AIDS-Problematik seit Jahren unter den Teppich gekehrt. Die Armut und Arbeitslosigkeit in diesem Land gab es schon die Jahrzehnte zuvor, als noch niemand daran denken wollte die WM oder Olympia dorthin zu schicken.


    Aber letztlich war es Südafrika, das bei der FIFA eine Bewerbung für die WM-Austragung eingereicht hat, es war ja nicht so das es ihr aufgezwungen wurde. In der Regel erhalten FIFA-Funktionäre von den Bewerbern sogar unter der Hand gewisse Vergünstigungen für den Zuschlag zugeschoben. Sie haben es geschaft, die Stadien und Verkehrswege rechtzeitig aufzubauen, wo noch viele befürchtet hatten, in Baustellen spielen zu müssen.


    Heute waren beide Stadien fast vollständig ausverkauft, beim Eröffnungsspiel waren um die 80.000 Südafrikaner im Stadion mit dem Präsidenten. So abgeneigt scheint mir dieses Volk nicht gegen die WM zu sein.


  • Mit ihrer Aussage hat Janda völlig Recht. Die FIFA ist weitaus mehr als nur ein Fußballweltverband, sie ist darüber hinaus auch noch ein nicht zu unterschätzender Wirtschaftsfaktor und verfügt über einen nicht geringen politischen Einfluß. Wer das abstreitet, der ist leider mit dem Wesen der FIFA nicht vertraut.


    Die FIFA betreibt in den Gastgeberländern eine aggressive Wirtschaftspolitik. So können sich beispielsweise ein Großteil der südafrikanischen Bewohner eine Eintrittskarte für die Spiele nicht leisten. Viele Menschen wurden zwangsumgesiedelt, wenn sie in der Nähe der Spielstätten wohnten. All das passiert auf Geheiß der FIFA. Die aggressiven Werbestrategien der FIFA richten sich - wie auch schon in Deutschland - oftmals gegen das geltende Recht eines Landes.


    Gerade aber die FIFA hätte aufgrund ihres Einflusses und ihrer Macht durchaus die Möglichkeit etwas zur Lösung der sozialen und politischen Probleme beizutragen; sie muss und kann sie nicht endgültig lösen, aber einen Beitrag zur Lösung sucht man vergeblich.


    Und man sollte nicht vergessen, dass die FIFA mehr Mitgliedstaaten als die UNO hat.


    Die Vergabe der WM an Südafrika geschah ausschließlich aus wirtschaftlichem Kalkül. Der grösste Profit bei den Kandidatenländern für 2010 war eben in Südafrika zu machen. Erinnert fatal alles an die Vergabe der Olympischen Spiele nach Peking.


    Der Vorwurf, hier würde quasi eine Verschwörungstheorie begründet ist unsinnig. Tatsachen haben mit Verschwörung nichts zu tun.

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  • Zitat

    Original von Voltaire
    Gerade aber die FIFA hätte aufgrund ihres Einflusses und ihrer Macht durchaus die Möglichkeit etwas zur Lösung der sozialen und politischen Probleme beizutragen; sie muss und kann sie nicht endgültig lösen, aber einen Beitrag zur Lösung sucht man vergeblich.


    Einen vergleichbaren Einfluss und vergleichbare Macht haben mehrere größere Betriebe in mehreren Ländern/weltweit. Trotzdem stellt sich mir nach wie vor die Frage, warum die FIFA sich um solche politischen und sozialen Probleme kümmern sollte. Sie sind nicht schlechter oder besser als ein Konzern, der seine Produktion wer weiß wohin auslagert, um billig mit Menschen zu produzieren, die genauso tief unten sind, wie die Leute, die in Südafrika umgesiedelt wurden oder sich die Tickets nicht leisten können.
    Was übrigens auch für viele Europäer oder Amerikaner oder sonst wen gelten sollte. So billig ist es nicht mal eben nach Südafrika zu fahren und sich ein Ticket zu kaufen. Ich sehe die auch nicht unbedingt als lebensnotwendiges Gut an ;)


    Ich würde von der FIFA keine Heldentaten erwarten. Wie schon gesagt, sie mag mächtig sein, aber sie ist keine Hilfsorganisation. Sie ist ein auf Profit ausgelegter Haufen von Menschen, die möglichst viel Geld machen wollen. Was in der heutigen Zeit nur allzu verbreitet ist. Und ich sehe keinen Grund, warum ein so monopolistischer Verein einen Sinn darin sehen sollte, in erster Linie einem Land zu helfen. Klar ist es unschön, was passiert und ich denke nicht, dass jemand es schön reden will, aber ich kann gleichzeitig auch nicht verstehen, dass man von der FIFA irgendeine andere Vorgehensweise erwartet. Genausowenig, wie irgendjemand annimmt, BP würde echtes Bedauern für die Opfer der Katastrophe empfinden oder die Entschädigungen wirklich alleine tragen (schlussendlich zahlen es die Endverbraucher und gewiss nicht die Vorstandsmitglieder, Geschäftsleitung, wer auch immer sonst noch an der Spitze sitzt).


    Keiner wird sie davon abhalten können, weder die BP, noch die FIFA, denn schlussendlich - und falls wirklich offen irgendein Verbrechen entstehen sollte - werden die Schuldigen irgendwelche Dritten sein. Im Falle von Südafrika schlimmstenfalls die Regierung. Ich denke nicht, dass die FIFA über den Marktplatz schreit, dass auf ihr Geheiß hin Menschen umgesiedelt werden sollen. Wer soll sie also ankratzen können? Unsere Spekulationen dass sie gegen die Menschenrechte handeln? Ich bezweifle. Das kann ihnen keiner nachweisen und de facto interessiert es besonders im Moment niemanden. Die WM läuft gut, die Stadien sind nicht ausverkauft, aber gut gefüllt und die Zuschauerzahl ist sogar höher als bei der WM 2006 in DE, was heißt, dass die FIFA ihre Sache zur Vermarktung der WM gut macht (immerhin sitzen auch verdammt viele Eulen vor den Bildschirmen, wenn die Spiele laufen, selbst wenn es sich um eigentlich wenig spektakuläre Mannschaften handelt). Alle Welt ist in Euphorie und wenn bisher - in den vielen Jahren zur Vorbereitung der WM - nichts passiert ist, wird jetzt erst recht nichts mehr passieren.

    "Sobald ich ein wenig Geld bekomme, kaufe ich Bücher; und wenn noch was übrig bleibt, kaufe ich Essen und Kleidung." - Desiderius Erasmus

  • Asmos
    Deinem Beitrag ist nichts mehr hinzuzufügen - er spricht für sich selbst.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Asmos
    Ist das jetzt gut oder schlecht? :gruebel


    Weder noch oder such es dir einfach aus. Es ist mehr resignierend gemeint. Niemand wird bezweifeln, dass die FIFA über einen gewissen Einfluss verfügt, dass sie gehört wird, wenn sie etwas sagt. Und warum diese Aufmerksamkeit nicht ausnutzen, wenn damit vielleicht etwas, wenn auch nicht viel, bewirken kann?


    Aber lieber gar nichts sagen, alles immer so akzeptieren wie es ist. Man könnte da jetzt noch einiges zu sagen, aber es ist wohl sinnlos. Man will Fußball sehen - vor den anderen Dingen verschliesst man die Augen.


    Irgendwie denke ich dabei immer an einen Ausspruch von Heiner Geissler, den man hier fast als Analogie anwenden könnte.....

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


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    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.