Herrmann Schulz: Mandela & Nelson. Das Länderspiel [ab 10 Jahren]

  • Zum Autor:
    Hermann Schulz, der im Juli 2008 seinen 70. Geburtstag feierte, wurde 1938 in Nkalinzi/Ostafrika geboren. Kindheit und Jugend verlebte er im Wendland und am Niederrhein. Nach Schule und Buchhandelslehre verbrachte er einige Monate im Vorderen Orient. Seit 1960 lebt er in Wuppertal. 1967 wurde er Leiter des Peter Hammer Verlages als Nachfolger von Johannes Rau. Sein verlegerisches und persönliches Engagement galt in den 70er und 80er Jahren vor allem der Literatur Lateinamerikas und der politischen Entwicklung Nicaraguas. Für seine verlegerische Arbeit erhielt Hermann Schulz 1981 den Von der Heydt-Kulturpreis der Stadt Wuppertal. 1998 wurde ihm vom P.E.N.-Zentrum Deutschland die Hermann-Kesten-Medaille zuerkannt. 1999 wurde ihm der "Kunst- und Kulturpreis der internationalen Verständigung" verliehen. Neben zahlreichen anderen, mehrfach preisgekrönten Kinder- und Jugendbüchern hat Hermann Schulz bislang 5 Jugendromane zum Thema Tansania veröffentlicht.
    Quelle: Webseite des Freundeskreises Bagamoyo



    Zum Buch:
    Wer am Strand der Stadt Bagamoyo in Tansania, der ehemaligen Kolonie Deutsch-Ostafrika, unterwegs ist, könnte dort Nelson oder Said treffen. Fischer werkeln an ihren Booten herum, die sie auf den strand gezogen haben, Said wird im Akkord Fische schuppen und Nelson könnte nach einem Schiff aus Richtung Sansibar Ausschau halten. Nelson kam vor elf Jahren am Tag der Amtseinführung Nelson Mandelas zur Welt und wurde zu seinen ehren so getauft. Dass seine Zwillingsschwester Mandela es eiliger als ihr Bruder hatte, auf die Welt zu kommen, ärgert Nelson noch heute. Der Vater der Zwillinge verlor von einem Tag auf den anderen seine Arbeit und gründete kurz entschlossen eine Schlangenfarm für Touristen. Jeden Morgen vor der Schule muss Nelson Futtertiere für die Schlangen fangen. Ratten sind Männersache, findet Vater Calvin. Auch andere Kinder aus Nelsons Klasse arbeiten regelmäßig. Schule, Arbeit und das Fußballtraining müssen deshalb gut geplant sein.


    Trainer Nkwabi kündigt seiner Mannschaft ein Länderspiel gegen eine deutsche Jugendmannschaft an. Nelsons Team hatte bisher noch nicht einmal die Chance, gegen eine Mannschaft aus Tansania zu spielen. Und ausgerechnet jetzt sind deutsche Jugendliche angekündigt, die so diszipliniert sein sollen. Nkwabi ernennt Nelson zum Spielführer, entschwindet zu seinen Trommelkursen und ist damit die Sorge um die Organisation des Freundschaftsspiels los. Nelson rotiert. Wissen die Deutschen, dass in der Mannschaft in Babamoyo drei Mädchen spielen? Ist das überhaupt erlaubt? Wie ist das mit den Schuhen, wenn man sonst immer barfuss spielt? Wie groß ist ein Spielfeld? Wie zieht man gerade Linien und wie sollen sie Netze für die Tore organisieren? Ganz zu schweigen davon, dass die Mannschaft erst noch motiviert werden muss! Sosovele, der im Ort lebt und schon mal für einen Europäischen Verein Fußball gespielt hat, wird um Rat gefragt. Er kommt zu einem vernichtenden Urteil über Nelsons Mannschaft: Ihr habe keine Disziplin und ihr versteht nichts von Psychologie. Wenn Sosovele sich da nur nicht irrt. Nelson zeigt sich als listiges Organisationstalent und holt schon einmal Informationen über die gegnerische Mannschaft ein. Als er sich deren Trainer vorstellt wird deutlich, dass „Mister Willi“ sehr viel von Psychologie versteht – Willi findet Lösungen für Nelsons Probleme, ohne die afrikanische Mannschaft bloßzustellen. Bei der ersten Begegnung zwischen Gästen und Einheimischen kommt es zu urkomischen Szenen, weil jede Seite das Bild, das sie sich von „den anderen“ gemacht hatte, schleunigst der Realität anpassen muss. Obwohl Nelson die Verantwortung für die Disziplin seiner Mannschaft und die Organisation des Fußballspiels weitgehend allein trägt, lässt er sich nicht aus der Ruhe bringen und gewinnt mit seiner schlitzohrigen Verhandlungsführung sofort die Herzen der Leser.


    Fazit:
    Hermann Schulz zeigt seinen deutschen Lesern am Beispiel Nelsons und seiner Fußballmannschaft, wie schwer es für afrikanische Kinder sein kann, Schule, Arbeit und Freizeit miteinander zu vereinbaren. Man spürt in der Geschichte, die für Fußballprojekte in Entwicklungsländern wirbt, deutlich den erwachsenen Erzähler, der nicht immer konsequent mit der Stimme eines Elfjährigen erzählt. Ein leicht zu lesendes Buch für Leser ab 10.