Titel: Der Fluss
OT: Elven
Autor: Ketil Bjoernstad
Übersetzt aus dem Norwegischen von Lothar Schneider
Verlag: Suhrkamp
Erschienen als TB: Mai 2010
Seitenzahl: 382
ISBN-10: 3518461710
ISBN-13: 978-3518461716
Preis: 9.90 EUR
In diesem Buch erzählt Ketil Bjoernstad die Geschichte des jungen Pianisten Aksel Vinding weiter. Eine Geschichte die mit dem Buch „Vindings Spiel“ begann.
Ketil Bjoernstad - Vindings Spiel
Aksel muss sich nach dem Tod seiner Freundin Anja erst einmal wieder in der Normalität zurechtfinden. Während eines Ausfluges mit seiner Freundin Rebecca werden die beiden jungen Leute Zeugen eines Bootsunglückes. Aksel rettet die Besatzung, kann aber nicht verhindern dass eines Bootsinsassen ertrinkt. Auf dem Segelboot befand sich auch Marianne, die Mutter seiner Freundin Anja. Auch sie versucht wieder ins Leben zurückzukehren, hat sie doch nur wenige Wochen vor dem Tod der Tochter auch den Ehemann durch Selbstmord verloren. Aksel und Marianne kommen sich näher. Aksel zieht kurz darauf als Untermieter zu Marianne. Seine Wohnung musste er vermieten, da sie ihm mit der Zeit zu teuer wurde. Seine Klavierstunden bei der ehemals sehr berühmten Pianistin Selma Lynge nimmt Aksel wieder auf, soll er doch im Juni des kommenden Jahres debütieren. Gleich bei seiner ersten Stunde eskaliert die Situation und Aksel muss entscheiden wie sein Leben weiter verlaufen soll. Sein Verhältnis zu Marianne wird immer intensiver und schon sehr bald finden die beiden Menschen zueinander. Sie versuchen sich gegenseitig Halt zu geben, sie versuchen so mit den Geistern der Vergangenheit klar zu kommen. Marianne ist siebzehn Jahre älter als Aksel, Ärztin und war beim legendären Woodstock-Festival dabei. Die Geschichte die in den Jahren 1970 und 1971 spielt schafft es sehr gut den Leser in die Atmosphäre der damaligen Zeit zu versetzen.
Ketil Bjoernstad hat ein bewegendes, ein gefühlvolles Buch geschrieben. Nie driftet er in kitschige Sentimentalitäten ab, vielmehr sind seine gefühlvollen Schilderungen sehr realistisch und wirken unbedingt authentisch. Auch in diesem Buch macht er dem Leser wieder Lust auf klassische Klaviermusik, macht sie (die Leserschaft) neugierig auf diese Musik. Aber im Mittelpunkt stehen die Gefühle der Menschen, Menschen die sich finden, aber immer in der Gefahr schweben sich wieder zu verlieren. Menschen deren Psyche kaum in der Lage ist das Erlebte auch nur ansatzweise zu verarbeiten.
Die Liebe zwischen Aksel und Marianne ist etwas Besonderes, etwas ganz sicher nicht Alltägliches.
Ketil Bjoernstad ist es gelungen eine sehr beeindruckende Geschichte zu erzählen. Die Fortsetzung von „Vindings Spiel“ muss sich hinter ihrem Vorgänger nicht zu verstecken. „Der Fluß“ ist alles andere als ein lauwarmer Aufguss, ganz im Gegenteil. Großartig ist Bjoernstad der Schluss dieses Buch gelungen, die beiden letzten Seiten sind von einer ungeheuren Intensität und lasen den Leser – wenigstens ging es mir so – nicht so leicht aus ihrem Bann. Dieses Buch klingt nach und wird sicher auch noch einige Zeit nachklingen. Die Schwierigkeit, Gefühle authentisch zu schildern, beherrscht Bjoernstad meisterlich.
Ketil Bjoernstad wurde 1952 geboren (sein sehr sympathisches Geburtsjahr) und schildert die Einstellungen und das Leben der Woodstock-Generation eben so, wie es auch wirklich gewesen ist. Man merkt dass er genau weiß worüber er schreibt. Anlass die Songs der Joni Mitchell mal wieder zu hören, denn diese Sängerin hat einen ganz besonderen Stellenwert in dieser Geschichte.
Ein sehr, sehr lesenswertes Buch.