Inhaltsangabe (kopiert bei amazon)
Eine Liebe zwischen Himmel und Hölle
Eine Äbtissin im Kampf um weibliche Selbstbestimmung. Eine junge Hebamme, die vom rechten Pfad abzukommen droht. Und eine Liebe, die der Teufel selbst geschaffen zu haben scheint …
Stets im Konflikt mit den Mächtigen ihrer Zeit, hat Hildegard von Bingen andere Sorgen, als sich um die junge Theresa zu kümmern, die Schutz in ihrem Kloster sucht. Doch schneller als gedacht, wächst das Mädchen der Äbtissin ans Herz. Allerdings scheint die leidenschaftliche Theresa nicht für das Klosterleben gemacht: Sie verliebt sich in den Händlerssohn Willem und muss die Nonnen verlassen. Ihre Berufung findet sie schließlich bei der Wehmutter Eva, die das geschickte Mädchen zur Hebamme ausbildet. Aber Theresa kann Willem nicht vergessen. Blind vor Liebe, ahnt sie nicht, dass er einer gefährlichen Ketzersekte angehört. Helfen kann allein Hildegard, doch gerade die scheint ihre größte Gegenspielerin zu werden …
Fundiert recherchiert und meisterhaft erzählt: der neue Roman von Brigitte Riebe um Hildegard von Bingen und ihren Schützling Theresa fesselt bis zur letzten Seite.
Eigene Beurteilung
In diesem Buch erzählt die Historikerin Brigitte Riebe gleich mehrere Geschichten. Zunächst geht es um die Bestrebungen der Hildegard von Bingen, für ihr Nonnenkloster auf dem Rupertsberg die Unabhängigkeit vom Mönchskloster auf dem Disibodenberg zu erlangen, da ihr die ständige Überwachung und die Forderungen von Abt Kuno zunehmend missfallen. Während Hildegard sich nicht nur für die Unabhängigkeit ihres Klosters einsetzt, sondern auch unermüdlich Schriften verfasst, in denen sie Visionen des "lebendigen Lichts" zu Papier bringt und außerdem Briefe an die Mächtigen ihrer Zeit schreibt, denen sie mutig ins Gewissen redet, geraten Theresa und Gero von Ortenburg in ihre Obhut: zwei verwaiste Geschwister, deren Vater nicht von einem Kreuzzug zurückgekehrt ist und deren Mutter an einer missglückten Abtreibung gestorben ist. Gero wird einem Sarwürker (Hersteller von Kettenhemden) in die Lehre gegeben, Theresa soll im Kloster zur Infirmarin ausgebildet werden. Theresa verliebt sich allerdings in einen jungen Flamen namens Willem und verlässt zum Kummer der Äbtissin Hildegard das Kloster. Ihr Auserwählter gehört den selbsternannten "Guten Christen", auch bekannt als Katharer an und steht unter der Fuchtel seines fanatischen Onkels Adrian van Gent, der nichts unversucht lässt, um das Liebespaar auseinander zu bringen. Die Geschichte von Theresa und Willem bietet äußerst interessante Einblicke in die leibfeindliche, nur der Seele zugewandten Ideologie dieser Sekte und in die Verfolgung der Mitglieder, gegen die auch Hildegard mit flammenden Predigten zu Felde zieht.
Eine dritte Erzählung rankt sich um das Leben von Theresas Bruder Gero, dem es im Laufe der Jahre gelungen ist, seinen Wunschtraum, als Ritter in die Fußstapfen seines verehrten Vaters zu treten, zu verwirklichen. Auf seine Hilfe wird seine Schwester noch angewiesen sein, als sich die Schlinge um die Hälse der Katharer immer enger zusammenzieht...
"Die Prophetin vom Rhein" ist ein sehr gut recherchierter Roman um viele historisch verbürgte und einige fiktive Persönlichkeiten. Authentische Texte der Hildegard von Bingen sind in die Erzählung eingefügt und durch altdeutsche Druckschrift markiert. Sehr positiv fiel mir die Darstellung Hildegards als Mensch mit Fehlern und Schwächen auf. Während in anderen Büchern immer wieder das Mystische, ihre "Schau" betont wird, denen ich als rational veranlagter Leser des 21. Jahrhunderts nur schwer folgen kann, wird Hildegard hier als bodenständiger Mensch präsentiert, in den ich mich hineinversetzen kann.
Der Roman enthält ein ausführliches "Historisches Nachwort" über das Leben Hildegards, einen Anhang zum Thema "Dichtung und Wahrheit" sowie "Ausgewählte Literaturempfehlungen".
Mein einziger, kleiner Kritikpunkt: mir hat sich der Sinn des Epilogs nicht so ganz erschlossen, der zwar den Prolog abrundet, meiner Meinung nach aber nicht unbedingt erforderlich gewesen wäre.
Für diesen historischen Roman der gehobenen Klasse vergebe ich 9 Punkte.