Nicole C. Vosseler - Sterne über Sansibar

  • Nicole C. Vosseler - Sterne über Sansibar


    Allgemeines:
    Gebundene Ausgabe: 540 Seiten
    Verlag: Luebbe Verlagsgruppe; Auflage: 1., Aufl. (29. Mai 2010)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3785723814
    ISBN-13: 978-3785723814


    Über die Autorin:
    Nicole C. Vosseler, geboren 1972 in Villingen-Schwenningen, studierte nach dem Abitur Literaturwissenschaft und Psychologie in Tübingen und Konstanz, wo sie heute lebt und schreibt.


    Kurzbeschreibung:
    Unbeschwert verlebt Sayyida Salima bint Said, die Tochter des Sultans, ihre Kindheit und Jugend auf der Gewürzinsel Sansibar. Ihr Halbbruder Majid bringt ihr Reiten und Schießen bei, und wissenshungrig wie sie ist, lässt sie sich heimlich im Schreiben unterrichten. Als die junge Frau dem wohlhabenden deutschen Kaufmann Heinrich begegnet, kommen sich zwei Welten näher. Die beiden verlieben sich, und schon bald erwartet Salima ein Kind. Für eine muslimische Prinzessin ist ein uneheliches Kind undenkbar. Eine Heirat mit einem Ungläubigen kommt allerdings auch nicht in Frage. Als Ausweg bleibt nur die Flucht: Sie muss ihr Leben aufgeben, ihren Namen, ihr Vermögen. In Heinrichs Heimatstadt Hamburg hofft das junge Paar glücklich zu werden. Doch was erwartet Salima in einem kalten, fremden Land, so weit entfernt von ihrer Heimat?


    Meine Meinung:


    Eine wahrlich bewegende Geschichte wie aus Tausendundeiner Nacht…


    Sayyida Salima, Prinzessin Salima, wächst behütet als Tochter des Sultans auf der Gewürzinsel Sansibar auf.
    Sie führt ein gutes Leben inmitten vieler Geschwister, ihrer Mutter und vielen Stiefmüttern.
    Doch sie ist von einem Tatendurst gepackt, einem Durst nach Leben und Freiheit, der Mädchen eigentlich gar nicht zusteht. Ihr geliebter Halbbruder Majid unternimmt wilde Reitausflüge mit seiner Schwester, bringt ihr das Schießen und Kämpfen bei. Sie weben ein starkes enges Band, was jedoch schon in naher Zukunft harten Prüfungen unterzogen werden soll.
    Als ihr Vater, der Sultan, stirbt, tritt Majid an seine Stelle. Die einst so vertrauten Geschwister beginnen sich zu entfremden. Daran ändert auch nicht das dichte Netz aus Brüdern, Schwestern, Tanten, Nichten und anderen Verwandten nichts. Salima fühlt sich einsam.
    Sie bekommt nach einem weiteren Schicksalsschlag ein kleines Anwesen mit drei Plantagen überschrieben. Sie führt es tüchtig und kann die Erträge stetig steigern.
    Die einsamen Abende verbringt sie auf dem Dach. Dort beginnt sich schon bald ein zögerliches Gespräch mit dem Nachbarn auf der anderen Seite der Gasse anzubahnen. Abend für Abend sitzen die beiden und reden. Sie reden und kommen sich dabei immer näher. Dabei, wie sie ihrer beiden Seelenleben voreinander ausbreiten und dem anderen Einblick gewährend. Der fremde von gegenüber heißt Heinrich und ist ein wohlhabender deutscher Kaufmann.
    Obwohl es als Unsitte gilt, treffen sich Salima und Heinrich auch schon bald außerhalb der schützenden vier Wände. Die Gerüchteküche kocht über und viele spitze Pfeile werden auf Salima abgesandt. Doch ihre Liebe siegt. Schon bald trägt Salima die Frucht dieser Liebe unter dem Herzen. Fortan muss sie um alles was ihr lieb und teuer ist kämpfen und sie entscheidet sich hierbei für Heinrich. Sie folgt ihm in die Fremde: Nach Hamburg.
    Die stolze Prinzessin hat sich mit viel Mut in ein vollkommen unbekanntes Leben gestürzt.
    Schon sehr schnell wird ihre noch so junge und unverdorbene Seele durch erste Züge von Trauer gezeichnet sein.
    Sie muss um sich selbst kämpfen und hat dabei immer ihren treuen, sie innig liebenden Mann Heinrich an der Seite.
    Er versucht ihr jeden Wunsch zu erfüllen und respektiert auch ihre größte Liebe: Sansibar.
    Salima will eines Tages dorthin zurückkehren, koste es, was es wolle.
    Doch zuvor wird sie durch harte Prüfungen geschickt, die ihr Leben von heute auf morgen noch einmal vollkommen umwälzen.


    Sinnlich erzählt begibt sich der Leser mit all seinen Sinnen auf die Spuren einer dramatischen Liebesgeschichte.
    Eindringlich und mit viel Liebe ins Detail erzählt, reißt Nicole C. Vosseler den Leser von seinem Stuhl zu Salima. Direkt an ihrer Seite darf er von fremden Gerüchen kosten und ferne Sehnsüchte spüren.


    Die untrennbare Liebe zwischen Salima und Heinrich ist kostbar, zerbrechlich, aber doch wunderschön belebt unter den kundigen Händen der Autorin.
    Frau Vosseler lässt uns weinen, lässt uns lachen und lässt uns zweifeln.
    Die Gefühle Salimas und aller Protagonisten spülen über den Leser hinweg, wie ein reißender Wasserfall. Man will versinken in den fremden Eindrücken und der Kultur und schon wird man fortgerissen zum nächsten Ereignis.


    Die Autorin macht die Geschichte zu einem Erlebnis, immer wieder darauf aus, den Leser zu überraschen oder zu verblüffen.


    Nicole C. Vosseler hat mich mit diesem Buch restlos überzeugt und das sage ich nicht nur, weil meine Augenwinkel teils beim Lesen voller Tränen waren. Den vielen vergossenen Tränen von Sayyida Salima…

  • Sansibar, märchenhafte Insel im indischen Ozean vor der Ostküste Afrikas gelegen. In der Mitte des 19. Jahrhunderts wächst hier Salima heran, eines der zahlreichen Kinder des Sultans Sa'id. Ihre Erziehung ist fortschrittlich, sie lernt den Koran lesen, kann sich frei auf der Insel bewegen und so wird aus dem unbeschwerten, unbändigen Kind eine eigenständig denkende Frau mit einem starken Wesen, die nach dem frühen Tod der Mutter die Bewirtschaftung von drei Plantagen in die eigenen Hände nimmt. Als sie den deutschen Kaufmann Heinrich Ruete kennen lernt, entflammen die beiden in einer Liebe, die sich über alle Standesgrenzen und Konventionen hinwegsetzt. Da ihnen der weitere Aufenthalt auf Sansibar unmöglich ist, fliehen die beiden über Umwege nach Deutschland, um dort ein gemeinsames Leben zu beginnen.


    Eine Geschichte, die klingt, als wäre sie erfunden. So märchenhaft, so exotisch - und doch hat sie sich genau so zugetragen. Es ist die Geschichte der sansibarischen Prinzessin Salima bint Sa'id, deren Memoiren unter ihrem christlichen Namen Emily Ruete im Deutschland des 19. Jahrhunderts für Furore, Staunen, aber auch für Ablehnung gesorgt haben. Eine Lebensgeschichte, die im fernen Sansibar beginnt und die in Jena endet und die für die Protagonistin in Nicole C. Vosselers neuem Roman mehr tragisch als glücklich verlaufen ist.


    Die Lebensgeschichten historischer Figuren literarisch umzusetzen ist eine Gratwanderung. Gelingt es, den Figuren eine eigene Stimme zu geben, ohne sie mit den eigenen Eindrücken zu überlagern, ohne etwas hineinzuinterpretieren, was ihnen nicht gerecht wird. Gelingt, es, sie zum Leben zu erwecken, sie dem Leser nahe zu bringen, ohne in trockene Nacherzählung abzudriften. Gelingt es, das Interesse an ihnen zu wecken, sodass sich der Leser nach dem Buch weiter mit ihnen beschäftigen möchte. All diese Punkte lassen sich nach der Lektüre dieses Buches mit einem dreifachen und begeisterten ja! beantworten. Ich kannte die Geschichte der Emily Ruete seit ungefähr einem halben Jahr. Ich habe mich in dieser Zeit mit verschiedenen Artikel zu ihrem Leben befasst und die ersten Seiten ihrer Biografie gelesen. Nicole Vosseler hält sich in ihrer Geschichte dicht an den Fakten, ohne jemals in eintönige Nacherzählung oder in einen biografischen Trott zu verfallen. Wenn die Autorin die junge Salima ihr Sansibar mit seinen Düften nach Nelken, Mangos und Gewürzen beschreiben lässt, die unbeschwerten Tage der Jugend, das Licht, dass die Insel in ganz eigene Farben taucht, wenn Bilder geschaffen werden, die so plastisch sind, dass man glaubt, sie mit allen Sinnen nachempfinden zu können, dann kann man die lebenslange Sehnsucht fühlen, die Salima bint Said, verheiratete Emiliy Ruete, nach dieser Insel verspürt und von der sie ein Leben lang gezehrt hat. Diese Bilder sind es, an denen sie sich später festhalten wird, als das Leben ihr Schicksalsschläge und Niederlagen auferlegt, an denen sie zu zerbrechen droht, denn das Leben fern der Heimat entpuppt sich alles ander als märchenhaft und so verschweigt uns die Autorin auch nicht die verbitterten und verbissenen Seiten Emily Ruetes, die sich zeigen, als sie vergeblich das Recht an ihren Erbe einfordert.


    Bei der Lektüre dieses Buches hatte ich Fotos von Salima/Emily vor Augen, sodass ich zum geschriebenen Text auch immer ein Gesicht hatte. Und so war es manchmal, als würde sie mir beim Lesen Gesellschaft leisten und mir über die Schulter schauen. Ich bin sicher, dass ihr Nicole Vosselers literarische Aufarbeitung ihrer Lebensgeschichte sehr gefallen hätte, denn die Autorin hat dieser ungewöhnlichen Frau, die als Exotin nach Deutschland kam, zu einem politischen Spielball wurde und nach kurzem Ruhm dem Vergessen anheim fiel, ein liebevolles und würdiges Denkmal gesetzt. Sie hat der Prinzessin aus Sansibar, die nirgendwo wirklich heimisch wurde, eine Stimme und ein Zuhause gegeben - in den Herzen der Leser.


    Ich mag mich nicht verabschieden, von dieser so außergewöhnlichen Frau, mit der ich mich gefreut, gelitten, geliebt und geweint habe.
    Und so sage ich nicht kwa heri, Salima - auf Wiedersehen, Salima, sondern karibu, Salima. Willkommen! Willkommen zurück.

  • Ich kann zu diesem Buch wirklich nicht viel sagen - immer noch rührt mich die Geschichte über Salima zu Tränen. Ich musste erst mal ein leicht nebenher zu lesendes Buch verschlingen. Trotz der Ablenkung fehlen mir einfach die Worte.


    Ein wunderschönes Buch, das mit unglaublich schönen Worten genau die richtigen Gefühle rüberbringt. Es las sich, als wenn Salima selbst es geschrieben hätte.


    Definitiv mein Monatshighlight für Juni 2010.
    Und nicht mein letztes Buch von Nicole.

  • Ramona, Bouquineur und Booklooker -


    Mir bedeutet das so ungeheuer viel, dass es euch SO mit dem Buch ging, dass ihr hier SO darüber geschrieben habt.


    Danke dafür, tausend Dank - und danke, dass ihr diese Reise mit Salima / Emily unternommen habt... :knuddel1

  • Bei diesem Roman war einfach alles so, wie man es sich wünschen kann :-]. Haben wollte ich ja zum einen wegen des tollen Wölffchens im letzten Jahr - da musste ich unbedingt noch ein Buch von Nicole lesen. Dass die Reise im neuen Roman nach Sansibar ging, passte mir sehr gut in den Kram. Und enttäuscht wurde ich auch nicht! Von der ersten Seite an spürt man, wie sehr das Buch den Beteiligten am Herz lag. Kleine Zeichnungen und eine bunte Karte - und vor allem Platz! Platz zwischen den Kapiteln zum Verweilen, um inne zu halten. Schon in der Leseprobe hatten mich das allererste Kapitel fasziniert und so sollte es die übrigen über 500 Seiten auch bleiben.


    Der Roman kommt ganz hervorragend ohne Klischees aus und umspannt gleichfalls das Leben einer ganz bemerkenswerten Frau. Mir hat der Anfang, die etwa ersten 150 Seiten, definitiv am Besten gefallen. Tief in mir drin habe ich doch ein Faible für junge Protagonisten. Ich habe viel mitgefiebert und die Beschreibungen der Orte waren besonders schön! Obwohl man nie da war, fühlt man beim Lesen so, als wäre man da.


    Insgesamt ein wunderschöner Roman, der wie im Flug vorbeiging ... was auch wieder schade ist, denn da wartet man monatelang und dann ist so schnell wieder vorbei. Ich kann den Roman nur jedem ans Herz legen, der von klischeebelasteten Mittelalterroman und tausend Mal gesehenen Schauplätzen die Nase voll hat. "Sterne über Sansibar" führt in eine neue Epoche und einen neuen Schauplatz!


    Einzig in Bezug auf Heinrich war es mir gegen Ende zeitweise etwas zu viel

  • Jetzt habe ich das Buch bereits vor drei Tagen aus der Hand gelegt und doch bin ich noch ganz gefangen von Salima und Ihrem Leben.


    Es wurden schon so tolle Rezis geschrieben. Meine 10 Punkte habe ich vergeben, was kann ich noch schreiben, das diesem Roman gerecht wird :gruebel?


    Nicole gelingt es Sansibar, Hamburg und die anderen Schauplätze durch ihre bildhafte Sprache so plastisch zum Leben zu erwecken, dass man meint, man sei dort. Besonders Sansibar mit seiner üppigen Vegetation, seinem feucht-heißen Klima und seinen besonderen Gerüchen scheint Wirklichkeit.


    Salima, die Hauptprotagonistin, ist von der ersten Seite an lebendig und ich habe mich mit ihr gefreut, mit ihr gelitten und geweint.
    Es ist geradezu unfassbar, dass sich das Leben der "Prinzessin" von Sansibar (fast) so zugetragen hat. Manches erscheint schier unglaublich.


    Einer sehr bemerkenswerten und liebenswerten Person hat Nicole mit ihrem Roman ein würdiges Andenken geschaffen.

    Liebe Grüße, Sigrid

    Keiner weiß wo und wo lang

    alles zurück - Anfang

    Wir sind es nur nicht mehr gewohnt

    Dass Zeit sich lohnt

  • Ich schliesse mich den vorangegangenen Rezensionen an. Ich war an einem regnerischen Sonntagnachmittag, mit Duftkerze und einem Gewürztee auf Sansibar und habe es genossen. Ich fand es bisher das beste Buch der Autorin und freue mich auf weitere. Eine Warnung möchte ich aussprechen:Achtung man bekommt Fernweh! :grin.
    Von mir auch 10 Punkte


    Gruss tweedy :wave

  • Das erste Mal hat sich Nicole C. Vosseler nicht einer historischen Figur im Roman mit Hilfe fiktiver Protagonisten genähert, sondern eine echte Romanbiographie geschrieben. Dabei hat sie sich das Leben der Emily Ruete, geborene Prinzessin von Sansibar zum Thema gewählt, einer Frau die in der Mitte des 19. Jahrhunderts gelebt hat. Kein einfaches Unterfangen, die Zeit und die Figur lassen wenig Raum für schriftstellerische Fantasie, alle handelnden Personen sind stark dokumentiert.


    Die Autorin hat das Schreiben eines historischen Romanes einmal mit dem Weben eines Teppichs vberglichen, die Kettfäden sind fest in den Rahmen gespannt und werden von den historischen Fakten, soweit bekannt und interpretierbar gebildet und stehen mal enger, mal weiter voneinander entfernt und sie schreibt um diese festen Kettfäden herum mit dem Ziel ein schönes Gesamtbild des Teppichs zu erreichen.


    Dies ist ihr wieder mehr als hervorragend gelungen, nicht nur die Farbigkeit der beschriebenen Ort, die Gerüche und Stimmungen beschreibt sie so greifbar, dass der Leser meint neben der Protagonistin zu stehen- vor allem dieser, der so vielschichtigen und interessanten Persönlichkeit kommt der Leser so nahe, als wäre sie die eigene Oma, die aus ihrem Leben erzählt.


    Man träumt mit ihr, lacht mit ihr, hofft mit ihr und weint mit ihr, bewundert sie und die Stärke ihrer Liebe zu ihrem Mann und wenn die letzten Zeilen gelesen sind wirkt das Gelesen nach. Ein wunderbares Buch.


    Edith meint für die, die Nicoles Originalzitat nicht kennen habe ich es nochmal rausgesucht, es war kein ganzer Teppich sondern ging so (29.01.2009 im Rezifred zum Haus der Spione):


    Zitat

    Original von Nicole


    Ich stell mir beim Schreiben eines Romans immer die historischen Fakten wie ein etwas unregelmäßiges Gitter vor, in das ich die Fiktion als bunte Bänder hineinwebe. Mal sind die Gitterstäbe lockerer, mal - wie bei diesem Buch - enger. Mal ist es eine Hilfe, die Fixpunkte und Löcher zu haben, mal ist es zum Haareraufen - weil sich die Geschichte irgendwie einfügen muss und das nicht immer auf Anhieb klappt oder die Gitterstäbe im Weg sind, ich sie aber dort lassen muss, weil unumstößliche historische Wahrheit.


    Oder ich stell's mir vor wie ein Gewebe aus Kett- und Schussfäden aus verschiedenen Garnen. Im Idealfall soll das fertige Gewebe von allen Seiten ein schönes Muster zeigen - aber was jetzt ein historischer Fakten-Faden und was ein Fiktion-Faden ist, das lässt sich nur mit mühseligem Aufdröseln wieder auseinanderdividieren, weil das Gewebe so dicht und einheitlich ist.
    Das versuche ich immer zu erreichen.

    Nemo tenetur :gruebel


    Ware Vreundschavt ißt, wen mahn di Schreipfelerdes andereen übersiet :grin


    :lesend  :lesend

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  • Emily Ruete war wohl eine ungewöhnliche Fau in ihrer Zeit,so wie ihr Mann Heinrich wohl auch ungewöhnlich war. Das erklärt wohl auch die große Liebe zueinander, die die beiden nach einem gemeinsamen Platz zum Leben hat suchen lassen. Gefunden haben sie ihn nicht wirklich, blieb ihnen auch nicht genügend Zeit miteinander.
    Aber trotz allem hatte Emily wohl ein erfülltes Leben, auch wenn sie viel erleiden musste.
    Nicole C. Vosseler schafft es diesen Roman so mit Leben zu füllen, daß man gerne vergisst, daß es keine reine Biographie ist und manches der Spekualtion anheim fallen muss, da die Quellen nun einmal nicht 100% ihres Lebens überliefern.


    Ich war von Anfang an gefangen von diesem tollen Buch, der Sprache und den Gefühlen, die es wachruft. Und es wirkt nach 3 Tagen immer noch nach. Für mich ist dieses Buch bisher das Highlight des Jahres.
    Von mir 10 Punkte.

  • @ Steena, Sigrid2110, tweedy39, beowulf und streifi


    Ich bin ehrlich gesagt vollkommen überwältigt davon, was ihr hier über das Buch schreibt - und sehr, sehr glücklich.
    Danke für eure wunderbaren Rezis. :knuddel1

  • Auch ich schließe mich den Begeisterungsstürmen an!
    Salima/Emily ist eine sehr interessante Persönlichkeit, über die es sich lohnt, zu lesen. Nicole Vosseler holt die Prinzessin wieder aus der Vergessenheit hervor.
    Auch mir hat der erste Teil besser gefallen. Dieser spielt auf Sansibar und handelt von der jungen, freiheitsliebenden Salima. Hier verliebt sie sich in Heinrich. Sehr mitreißend!
    In Deutschland dann ist sie ziemlich enttäuscht, da es nicht dass ist, was sie erwartet hat. Viel zu kalt, selbst im Sommer, ist es hier und so sind auch die Menschen. Sie ist immer auf der Suche nach einem Stückchen Heimat, das sie wohl nie richtig gefunden hat.
    Interessant sind ihre Gedanken zu den deutschen (für uns normalen) Gepflogenheiten und Mentalitäten, die so aktuell sind, dass es auch heute und nicht Ende des 19. Jahrhunderts spielen könnte.


    Insgesamt ein sehr schönes Buch, das einen in neue Welten reisen lässt!

    "Leben, lesen - lesen, leben - was ist der Unterschied? (...) Eigentlich doch nur ein kleiner Buchstabe, oder?"


    Walter Moers - Die Stadt der träumenden Bücher

  • Ich habe ebenfalls 10 Punkte vergeben, weil mir das Buch persönlich sehr gut gefallen hat.


    Nicole Vosseler nimmt einen auf eine Reise mit durch fremde Welten und doch hat man immer das Gefühl, dass es genauso sein müsste und nicht anders. Man sieht, hört, riecht und fühlt die Welt durch die Augen der Protagonistin und lernt dadurch so ungeheuer viel über das Leben dieser außergewöhnlichen Frau. Die schwungvollen, aber niemals kitschigen oder überladenen Beschreibungen der Schauplätze und die detaillierte Charakterstudie der Heldin haben mir dabei besonders gut gefallen.


    Ein Buch, das ich sicherlich nochmal lesen werde.

  • Ich kann mich nur meinen Vorschreiber(innen) anschließen. 10 Punkte. Für mich das Highlight dieses Jahres.


    Von der ersten Seite an hat mich das Buch gefangen genommen. Sansibar ist so schön beschrieben, dass ich fast meinte, selber dort zu sein. Vor allem erfährt man viel Hintergrundwissen über Sansibar und das Leben einer Sultanprinzessin scheinbar nebenbei. Das bewegte Leben von Salima ist wirlich eine Lesereise wert.

  • Dann kommt hier mal eine etwas kritischere Stimme. :zwinker


    Das erste Buch, das ich von Nicole gelesen habe, war "Unter dem Safranmond". Ich hatte überhaupt keine Erwartungen, es klang ganz nett, tolles Cover, also dann mal her damit. Und wow, ich war am Ende total geplättet. Ein ganz tolles Buch, für mich eines der Jahreshighlights von 2009. Das mag einer der Gründe sein, wieso mir "Sterne über Sansibar" nicht so toll gefiel wie eben der angesprochene Safranmond.


    Natürlich gibt es auch hier wieder die bereits bekannten Pluspunkte: toller Titel, wunderschönes Cover, Leseband und Karte. Auch die Geschichte klingt interessant, obwohl ich hier sagen muss, der Klappentext verrät einfach viel zu viel! :rolleyes


    Nun gut, der Prolog war dann auch etwas ganz anderes, mit solch einer Szene ein Buch zu beginnen, ist etwas Neues. Nur um dann gleich darauf Salima in jungen Jahren kennenzulernen, eine aufgeweckte, aber auch verwöhnte Tochter des Sultans von Sansibar. Bei diesem Abschnitt von Salimas Kindheit spürt man förmlich die ganze Fülle von Sansibar. Auch wenn die Episoden aus der Kindheit arg bruchstückhaft sind, so sind sie doch immer interessant und lesenswert. Der darauffolgende Teil, Salimas Jugendzeit, das Zusammentreffen mit Heinrich, ist für mich der stärkste Teil des Buches. Da passt einfach alles, man saugt die Seiten nur so in sich hinauf.


    Die Flucht nach Hamburg, das schwere Los einer Ausländerin im kalten, düsteren Hamburg weiß ebenfalls zu unterhalten, aber ab S. 400 beginnt die Geschichte etwas zu verflachen.

    weiß man nicht, was noch kommen soll. Ich glaube, das ist auch das Problem, da diese Geschichte eine wahre Geschichte als Grundlage hat. Bei jedem anderen Roman rechnet man mit etwas außergewöhnlichem, neuem, irgendwas. Hier bleibt dieser Teil in meinen Augen einfach aus. Die letzten 130 Seiten sind von einer gewissen Belanglosigkeit gekennzeichnet. Emily als Spielball der Politik, die sich irgendwann dann doch mit ihrem Leben arrangiert. Ich konnte sie einfach nicht mehr so verstehen, es war alles etwas wischiwaschi. Leider.


    Die letzten 2,3 Seiten sind dann aber wieder großartig. V.a. die letzten 2 Sätze reißen für mich den schwachen letzten Teil wieder heraus. Ein wunderbares Ende, für eine Geschichte wie aus dem Märchen, die leider gegen Ende stark nachlässt.


    Für mich trotzdem gute Unterhaltung, ich habe das Buch zufrieden zugeschlagen und freue mich auf weitere Bücher von Nicole.


    7,5 von 10 Sternen.

  • 535 Seiten


    Meine Meinung:
    Nach dem sehr berührenden Prolog, beginnt 1851 die Geschichte der siebenjährigen Sayyida Salima bint Said, der Tochter des Sultans, in Sansibar. Mit ihren Geschwistern und Halbgeschwistern verbringt sie eine wunderschöne Zeit mit Spielen und Herumtollen am Strand. Ihr Lieblingsbruder Majid bringt ihr Schießen bei und reitet häufig mit ihr am Strand entlang und heimlich lernt sie sogar schreiben, bis plötzlich ihr Vater stirbt. Danach ist für Salima die Welt nicht mehr so, wie sie sie kannte.


    Majid wird als Nachfolger des Vaters Sultan, wodurch er mit Salima nicht mehr so oft zusammen kommt und als dann auch noch ihre Mutter stirbt und sie mit ihren vierzehn Jahren Weise ist, ist sie sehr einsam. Nun hat sie nur noch ihre drei geerbten Plantagen, die sie dann auch selbst bewirtschaftet. Eines Tages lernt sie, während ihrer einsamen abendlichen Aufenthalte auf dem Dach des Hauses, ihren Nachbarn Heinrich, einen deutschen Kaufmann, kennen und mit der Zeit verlieben sich die beiden ineinander. Die Probleme sind vorprogrammiert, da der Islam Salima verbietet eine Beziehung bzw. Ehe mit einem Fremden, einem Ungläubigen, einzugehen. Nachdem Salima feststellt, dass sie Heinrichs Kind unter ihrem Herzen trägt und auf ihre Liebe nicht verzichten will, muss sie Sansibar verlassen.


    Nun beginnt ihre Flucht nach Hamburg, in Heinrichs Heimat, und in ihr gemeinsames Leben in Deutschland, allerdings mit einigen Zwischenstationen. Sie bleibt von Schicksalsschlägen nicht verschont und muss sich außerdem mit einem fremden Land und dessen Sprache auseinandersetzten, ihre Sehnsucht und ihre Träume aber gehören nach wie vor Sansibar.


    Das Buch ist mit viel Liebe für Details geschrieben, sodass man das Gefühl hat, man befindet sich gerade an Ort und Stelle. Sehr ansprechend ist auch das wunderschöne Cover, mit der Landkarte in den Buchdeckeln und die ganz liebevollen Zeichnungen zu Beginn eines Kapitels. Eine sehr gut recherchierte Biografie, die trotz des Umfangs wunderbar dargestellt ist.


    Die Geschichte der Salima ist zum Teil wunderschön, aber doch auch sehr bewegend und traurig. Der erste Teil ihres Lebens in Sansibar ist leicht und glücklich, man kann die ausführliche Beschreibung von Sansibar mit den Düften und Farben richtig miterleben. Man spürt förmlich wie glücklich und verwurzelt sie dort ist. Der Abschnitt in Hamburg hat mir ehrlich gesagt nicht so gut gefallen. Nicht nur, dass Salima nun Emily heißt, weil sie die Religion gewechselt hat, auch kommt mir die Zeit und die Personen dort ziemlich oberflächlich vor. Erst nachdem sie nach Dresden gezogen sind, beginnt es wieder interessanter zu werden.


    Die außergewöhnliche Biografie der Salima bzw. Emily Ruete nimmt einen richtig gefangen. Ein Leben zwischen unterschiedlichen Religionen und Welten, beginnend in Sansibar 1851 und endend in Jena 1924. Ein ausgefülltes, aber auch sehr einsames Leben. Das Sprichwort aus Sansibar: „Jede Zeit hat ihre eigenen Schicksale“ trifft es genau.