Im Land der Feuerblume, Carla Federico, Knaur Verlag, München, Juni 2010, 779 S., ISBN 978-3-426-50439-0, 9,95 €
Zur Autoin: (lt. Klappentext)
Carla Federico ist eine junge österreichische Autorin, die Geschichte und Philosophie studiert hat. Sie lebt heute als Fernsehjournalistin in Deutschland. Ihre große Leidenschaft fürs Reisen hat sie in zahlreiche Länder geführt, bevor sie sich für einen längeren Aufenthalt in Chile niederließ, dem Land, das sie zu diesem Roman inspirierte.
Wer die Homepage der Autorin genauer anschaut, wird schnell feststellen, dass ihr alter ego Julia Kröhn ist.
Klapptentext:
Die große Auswanderersaga
Hamburg 1852. Im Hafen begegnen sie sich das erste Mal: die junge, abenteuerlustige Elisa, der nachdenkliche Cornelius und ihre Familien, die das Wagnis eines neuen Lebens in Chile eingehen wollen. Doch was wird das Land ihrer Träume ihnen allen bringen? Bereits auf dem Schiff, mit dem sie in die neue Heimat reisen, entbrennt Elisa in glühender Liebe zu Cornelius. Doch Missgunst und Eifersucht, aber auch die unerbittliche Natur, die sie vor immer neue Herausforderungen stellt, scheinen ihrem Glück auf ewig im Wege zu stehen...
Meine Meinung:
„Im Land der Feuerblume“ von Carla Federico ist eine von vielen historischen Auswanderersagas, die ich gelesen habe, gehört aber zweifellos zu den wenigen, die mich wirklich gefesselt haben. Carla Federico erzählt in ihrem Roman über das Schicksal deutscher Auswanderer nach Chile, ein Thema, das auch in anderen historischen Romanen bereits beleuchtet wurde. Was macht Carla Federicos Roman dennoch zu etwas Besonderem? Carla Federico erzählt das Schicksal deutscher Auswandererfamilien, das von Arbeit, Not und Tod geprägt ist, realistisch, ohne ihre Lebensleistung über oder unter zu bewerten. Sie erzählt von Menschen, die so gerne das Richtige tun wollen, aber manchmal das Falsche tun müssen, entweder für sich oder für andere, die aber vor allem ihr Leben leben.
Der Klappentext lässt vermuten, dass die Liebesgeschichte von Elisa und Cornelius im Vordergrund steht. Diese Liebesgeschichte nimmt zwar einigen Raum ein, ist aber ohne zu dominieren in die Lebensgeschichte mehrerer Auswandererfamilien eingebettet, insofern geht der Roman weit über die Aussage der Autorin Sarah Lark gemäß Klappentext „ein ergreifendes Frauenschicksal in einem fernen Land. ...“ hinaus. Was den Auswanderern auf ihrer Reise und in Chile widerfährt, erzählt Carla Federico überaus mitreißend, temporeich und plastisch, so dass die 780 Seiten des Buches eher zu wenig erscheinen. Die Verbindungen der Familien in der kleinen Auswandererkolonie gelingen ihr so, dass die Verwicklungen auch für ausgeprägte Vielleser spannend zu lesen sind. Fast beiläufig vermittelt die Autorin wissenswertes zur Geschichte von Land und Leuten in Chile.
Mich haben vor allem Carla Federicos Nebenfiguren beeindruckt, die mit ihrer Sperrigkeit zum Teil Konflikte in der kleinen Ausländerkolonie auslösen, aber dennoch ein Teil dieser Gemeinschaft sind und ihren Beitrag zum Zusammenleben leisten.
Der im Knaur Taschenbuch erschienene Roman wird durch zwei Karten, einem Personenverzeichnis und historischen Anmerkungen der Autorin abgerundet.
Mit ihrer historischen Auswanderersaga „Im Land der Feuerblume“ bringt Carla Federico ihren Lesern das von harter Arbeit, Sorgen und Nöten geprägte Leben deutscher Auswanderer nach Chile so nahe, dass ich ihr Buch beinahe in einem Zuge verschlungen hätte. Die gute Nachricht, die ich ganz zum Ende der historischen Anmerkungen gefunden habe, will ich Euch nicht vorenthalten: es wird einen Folgeband geben. In der Zeit bis dahin werde ich mir sicher die Romane von Carla Federicos alter ego Julia Kröhn genauer anschauen, in der Hoffnung noch ein paar weitere sperrige Charaktere zu entdecken.
9 von 10 Punkten