Dumont-Verlag, 2010
Gebundene Ausgabe, 192 Seiten
Kurzbeschreibung
Lothar war Pilot bevor es geschah. Seine Frau Ruth war damals Stewardess, nun hilft sie in der Telefonseelsorge, damit es wenigstens anderen besser geht. Ihr Sohn Merten glaubt, als Einziger zu wissen, warum sein Bruder ermordet wurde. In der Familie Wilber klafft eine Lücke. Man redet nicht über Jakob und über den Grund, warum er nicht mehr da ist. Am Tag der Verurteilung des Mörders zünden sie eine Kerze an und warten, bis der Anruf kommt: Lebenslänglich. Nachts liegen die Eltern nebeneinander, und die Mutter fragt: Bist du erleichtert? - Nein. Andreas Schäfer erzählt luzide und souverän die Geschichte eines Traumas und seiner Folgen. Sie lässt den Leser nicht mehr los.
Über den Autor
Andreas Schäfer wurde 1969 in Hamburg geboren, wuchs in Frankfurt/Main auf und lebt heute mit seiner Familie in Berlin. Er schreibt Reportagen und Theaterkritiken für den Tagesspiegel. Bisher veröffentlichte er den Roman ›Auf dem Weg nach Messara‹, für den er u.a. mit dem Bremer Literaturförderpreis ausgezeichnet wurde.
Meine Meinung:
Nach dem Tod des ältesten Sohnes bleibt eine Familie erschüttert und aus der Bahn geworfen zurück. Jakob war in Kontakt mit der kriminellen Szene geraten und wurde erstochen. Die Familie lebt jetzt wie im Ausnahmezustand. Lothar, der Vater, war Pilot, fing aber nach dem Tod des Sohnes zu trinken an und verlor den Job. Jacobs Bruder Mertens verleugnet seinen Bruder gegenüber seiner neuen Freundin Miriam. Und die Mutter, Ruth, lässt der Todesfall nicht los, sie will den Mörder ihres Sohnes im Gefängnis aufsuchen.
Die Figuren und ihre Beziehungen zueinander sind mit sparsamen Mitteln gut ausgearbeitet. Es wird zum Beispiel der Unterschied der Brüder gut beschrieben. Während Jacob immer tatkräftig und aktiv war, blieb sein Bruder Mertens immer ein Beobachter. Das wird vom Vater entsprechend gewertet.
Mertens Beziehung zur älteren Miriam ist sehr viel versprechend, wenn es Mertens schafft, sich innerlich zu öffnen.
Lothar ist auf dem Weg beruflich eigenständig zu werden. Eine Chance für ihn. Bei ihm stellt sich die Frage, ob er sich in der Arbeit verschanzen wird oder ob er schafft, seine Trauer zu bewältigen.
Andreas Schäfer verfügt über einen angenehm zu lesenden Stil, der mit Stimmungen und leisen Tönen arbeitet. Fast wirkt er wie ein deutscher Stewart O`Nan.