Jasper Fforde

  • Jasper Fforde ist sicherlich ein sehr ungewoehnlicher Autor auf dem zeitgenoessischen Buchmarkt. Seine Buchwelten sind einmalig, lassen sich weder in Fantasy oder Science Fiction oder gar Belletristik einordnen. Und das allein weckt meine Neugierde, ich moechte sehen was dahinter steckt. Eine Prise Humor dazu und es sollte doch wirklich ein Lesevergnuegen sein.


    Fforde beschreibt seinen Schreibstil sehr treffend so:


    "my approach to writing has always been that of telling a conventional story, but in a wholly unconventional setting"


    Doch merkwuerdigerweise gehoere ich zu denen, die seine Buecher nicht als uneingeschraenktes Vergnuegen empfinden. Ich brauche immer eine ganze Zeit um mich in diese unkonventionellen Welten hineinzufinden. Es ist als ob ich erstmal eine Wand durchbrechen muss, um dahinter die eigentliche Geschichte zu entdecken. Und hab ich die Geschichte und die Figuren dann entlich gefunden, entpuppen sie sich als ziemlich normale Gestalten, die ich auch in anderen Buechern so oder aehnlich schon mal gesehen hab.


    Case in point: mit seinem neuesten Buch Shades of Grey hat Fforde eine utopische Welt kreiert, die auf den ersten Blick so ganz anders ist als alles was wir in unserer eigenen Welt kennen oder auch in anderne Buechern von Fforde zu sehen bekommen haben. Doch die eigentlche Geschichte entpuppt sich dann als nichts anderes als eine weitere Variation eines altbekannten Themas, wie wir es schon in "1984" oder "Brave New World" gesehen haben.


    Okay, das ist jetzt vielleicht ein wenig zu harsche Kritik. Die ersten beiden, und vor allem den zweiten Thursday Next Band fand ich auch sehr gut (der dritte war m.M. grauenhaft). Denn nichtsdestotrotz mag ich seinen Humor, finde es immer wieder toll, wenn ich in dem Riesenfeuerwerk an Idden, die Fforde da uns bietet, tatsaechlich auch ein paar Funken entdecke, die ich verstehe.


    Und ich glaub, da liegt auch mit mein Problem: viele der Anspielungen, die im Text versteckt sind, krieg ich einfach nicht mit. 90% geht da so an mir vorbei, ohne dass ich es mitbekommen hab. Z.T. liegt es dran, dass Fforde ganz bewusst viele walisische und britische Eigenheiten mit einfliessen laesst, die ich einfach nicht kenne. Manches find ich dann durch googlen raus. Dennoch komm ich mir dann immer wie ein Schueler vor, der durch eine Pruefung gefallen ist.


    Ich hab jetzt lange ueberlegt ob und wie ich Shades of Grey rezensieren soll. Lass es aber erstmal. Die erste Haelfte des Buches fand ich naemlich wieder mal sehr nervig zu lesen. Gegen Schluss wurd es dann sehr spannend und ich fuehlte mich auch wirklich drin. Und dann war es auch schon vorbei und es bleibt ein Cliffhanger ... ich hab sehr gemischte Gefuehle, find es toll und nervig und enttaeuschend und spannend gleichermassen.


    Jasper Fforde hinterlaesst auf jeden Fall Eindruck bei mir. Nur welchen, da bin ich mir nie ganz sicher ...

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Zu den Thursday Next Büchern gibt es ja ein Readers reference, das habe ich immer hinterher gelesen und mich scheckig gelacht. Ich könnte mir vorstellen, dass es das für Shades of Grey auch gibt. Bei mir subbt es schon und jetzt juckt es mich gerade in den Fingern.

    :lesendCharlotte Roth - Die Liebe der Mascha Kaléko | Nina George und Jens J. Kramer - Die magische Bibliothek der Buks 2: Das verfluchte Medallion



    If you don't make mistakes, you're not trying hard enough. (Jasper Fforde)

  • Zitat

    Doch die eigentlche Geschichte entpuppt sich dann als nichts anderes als eine weitere Variation eines altbekannten Themas, wie wir es schon in "1984" oder "Brave New World" gesehen haben.


    Das klingt so, als wäre es genau das Richtige für mich - ich liebe dieses Thema nämlich :grin


    Aber mal ehrlich - Geschichten gibt es seit vielen tausend Jahren, es ist doch gar nicht möglich, etwas anderes als die Variation eines altbekannten Themas zu schreiben?
    Für mich ist daher ein neues, interessantes Setting das Wichtigste.


    Viele Grüße,
    Stefanie, fand die Handlung von Thursday Next aber auch nicht soo dolle - einmal hab ich die Reihe (bis Buch 4) gelesen wegen des Settings und danach weiterverscherbelt :-)

    Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
    Kurt Tucholsky

  • Zitat

    Original von Nachtgedanken
    Zu den Thursday Next Büchern gibt es ja ein Readers reference, das habe ich immer hinterher gelesen und mich scheckig gelacht.


    Genau das meinte ich: ist es nicht merkwuerdig, dass man sich wirklich gut mit Begleitmaterialien amuesieren kann, mit dem eigentlichen Buch aber weniger :rolleyes Zu "Shades of Grey" hab ich noch nichts vergleichbares gefunden, nur ein Interview mit Jasper Fforde, das auch seiner Webseite ist und einiges an Einsicht bieten kann.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Zitat

    Original von Nria
    Aber mal ehrlich - Geschichten gibt es seit vielen tausend Jahren, es ist doch gar nicht möglich, etwas anderes als die Variation eines altbekannten Themas zu schreiben?


    Das ist natuerlich ein sehr interessanter Gesichtspunkt. Und du hast sicherlich in vieler Beziehung Recht damit. Fuer mich sind es oft die Protagonisten und deren Charakterisierung, die ein gutes Buch ausmachen. Und da jeder Mensch doch irgendwo einzigartig und anders als der naechste ist, ergibt das doch auch unzaehliche Moeglichkeiten Neues zu entdecken und zu beschreiben.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich