Hasturs Erbe (Darkover 15) - Marion Zimmer Bradley

  • Kann eine Nacht ein ganzes Leben lang dauern?
    Vielleicht. Wenn man weiß, daß das Leben nur aus einer einzigen Nacht besteht.
    (Seite 420)


    ca. 444 Seiten, kartoniert
    Originaltitel: The Heritage of Hastur
    Aus dem Amerikanischen von Annette von Charpentier
    Verlag: Droemer Knaur Verlag, München 2000
    ISBN-10: 3-426-60960-6
    ISBN-13: 978-3-426-60960-6
    Gilt chronologisch als Band 15 des Darkover-Zyklus


    Zu dem Buch gab es < hier > eine Leserunde.
    < Klick > - da ist die Übersichtsseite zu allen Darkover-Leserunden



    Zum Inhalt (Quelle: Buchrückentext, eigene Angabe)


    Für viele ist der Roman "Hasturs Erbe" der beste Darkover Roman aus der Feder Marion Zimmer Bradleys, vor allem weil er eine Schlüsselrolle in der Erzählung über den Planeten der blutroten Sonne und der vier Monde einnimmt.
    Seit Jahrhunderten regiert das Geschlecht der Hastur den Planeten Darkover und seine Domänen. Regis Hastur, der letzte Sohn der Familie, will das schwere Erbe nicht antreten, er würde lieber mit den Raumschiffen das All erkunden. Lew Alton hingegen, der Halbterraner ist, wurden von seinem Vater Kennard hart die Rechte als Domänenerbe erkämpft. Danilos Vater wurde als Leibwächter von Regis’ Vater vor Jahren mit diesem getötet. Die Schicksale der drei werden zusehends miteinander verwoben, als Danilo auf Grund einer Intrige unehrenhaft aus der Wache entlassen wird, und sie sich schließlich alle drei auf Burg Aldaran befinden.
    Während Regis mit seiner Pflicht als künftiger Herrscher sowie dem erwachenden Laran kämpft, reist Lew in einer diplomatischen Mission nach Aldaran, auf die Burg seiner Vorfahren, wo er erstmals seine Verwandten trifft. Beltran, der unter dem unheilvollen Einfluß von Karadin steht, will Darkover zu einem gleichberechtigten Teil des Imperiums machen - koste es, was es wolle. Lew, als in Arilinn ausgebildeter Matrixtechniker, läßt sich, auch auf Grund eigener Überzeugungen, daß sich auf Darkover etwas ändern muß, in die Pläne einspannen. In Marjorie findet er eine Seelenverwandte. Da hat Kadarin die Idee, jene alte Matrix einzusetzen, die die Kräfte der Sharra beinhaltet. Alle Bedenken werden in den Wind geschlagen, das Schicksal nimmt seinen Lauf ...





    Über die Autorin (Aus Angaben der Verlage, der Homepage des Literary Work Trust sowie Wikipedia zusammengestellt; aus meinen Avalon-Rezis übernommen)


    Marion Zimmer Bradley wurde 1930 als Marion Eleanor Zimmer geboren und begann bereits mit elf Jahren, Romane zu schreiben. 1949 heirate sie den viele Jahre älteren Robert Alden Bradley, mit dem sie einen Sohn (David) hat. Nach einer Unterbrechung beendete sie ihr Studium im Jahre 1965.


    Im Jahre 1953 erschien ihr erster Roman; sie hatte begonnen zu schreiben, um zumindest im Kopf der Ehe mit ihrem Mann entfliehen zu können, und veröffentlichte zunächst vor allem in Zeitschriften und Anthologien. 1964 schließlich wurde sie geschieden. Bald darauf heiratete sie Walter Henry Breen, mit dem sie zwei weitere Kinder hat. Von ihm trennte sie sich 1979, jedoch wohnten sie bis zu Marions Tod weiter in der gleichen Straße. Zusammen mit ihm wurde sie 1980 zu Priestern der „Holy Apostolic-Catholic Church of the East (Chaldean-Syrian)“ geweiht.


    Ihre letzten Jahre wohnte sie zusammen mit ihrer Schwägerin Diana L. Paxson, Tracy Blackstone und ihrem Bruder Paul Edwin Zimmer in einem Schriftstellerhaushalt, den sie „Greyhaven“ nannten.


    Ihr größter Erfolg war der Roman „Die Nebel von Avalon“, welcher 1982 erschien.


    Sie verstarb am 25. September 1999 an den Folgen eines Herzanfalls.



    Informationen im Internet
    - < Klick > Homepage des „Marion Zimmer Bradley Literary Works Trust“, der Gesellschaft, die die Urheberrechtes ihres Werkes verwaltet (in englischer Sprache)
    - < Klick > Informationsseite der Verlagsgruppe Randomhouse (deutsch)
    - < Klick > Informationsseite des S. Fischer Verlages (deutsch)
    - < Klick > das sagt Wikipedia (mit Übersicht über die Darkover-Bücher)
    - < Klick > hier die englische Wikipedia-Seite
    - < Klick > - hier der Darkover-Teil der privaten Seite "Kulturschnitte"
    (Google ergibt auf eine Eingabe des Namens „Marion Zimmer Bradley“ ca. 586.000 Ergebnisse. Ich verzichte, die hier alle aufzuführen. ;-))



    Meine Meinung


    Ich denke, Marion Zimmer Bradley ist inzwischen nicht umsonst die Autorin, von der ich (vielleicht von einigen Gesamtausgaben, etwa Goethe oder Gustav Freytag abgesehen) die mit Abstand meisten Bücher besitze. Und gelesen habe.


    Auch wenn dieses hier eines der düstersten Bücher ist, das ich seit langem gelesen habe, wobei das „Düstere“ mit Sicherheit eine sehr subjektive Empfindung ist. So wenig ich düstere Bücher mag, so sehr hat mich dieses tiefer und tiefer in seinen geradezu magischen Bann gezogen. Es gab kein Entrinnen, kein Innehalten bis hin zum bitteren Ende. Denn daß das Ende bitter und tragisch ist, steht außer Frage. MZB hat es einmal als den größten Fehler, den sie je bei einem Darkover-Roman machte, bezeichnet, daß am Ende dieses Buches eine der Hauptpersonen stirbt. (Quelle: Vorwort zum Doppelband „Retter des Planeten / Das Schwert des Aldones“, Weltbild-Sammeledition Band Nr. 16, Seite 9, EAN 4026411105925).


    In dem Buch tauchen manche schon aus früheren bekannte Figuren wieder auf, und einige werden uns wohl in Zukunft wieder begegnen. Was ich als durchgängig empfunden habe ist, daß vieles nur angedeutet, indirekt erwähnt, nie aber direkt und explizit ausgeführt wird. Etwa das, womit Dyan Danilo so sehr in Rage bringen konnte. Sicher erfährt man,

    und das er Spaß daran hat, andere zu quälen. Aber Details finden sich keine. Auch nicht, als Regis über vergangene, verdrängte Erlebnisse nachdenkt. Da muß man sich aus verstreuten Stellen im Buch selbst ein Bild machen; eines, das allerdings, zumindest was den Sachverhalt betrifft, vermutlich recht eindeutig ausfallen wird.
    Wie schon früher, hat MZB auch hier diese gefährlichen Klippen meisterhaft umschifft. Bisweilen kamen mir Vergleiche mit Zuständen, wie sie in der Hinsicht vermutlich in der Antike (Rom, Griechenland) geherrscht haben, in den Sinn. Nie jedoch empfand ich die Stellen obszön oder abstoßend geschrieben. Um es so auszudrücken: die Würde der Protagonisten wurde in jedem Fall gewahrt.


    Ein Thema im Buch ist der Konflikt zwischen Terranern und Darkoveranern. Oder genauer, was soll Darkover von Terra annehmen, soll Darkover Teil des Imperiums werden, was kann es für die erhaltenen Leistungen zurückgeben. Das verdichtet sich vor allem auf Burg Aldaran, in deren Schatten der Raumhafen Caer Donn liegt, wo alles so harmlos mit dem Einschmuggeln von Waffen, die dem Abkommen widersprechen, beginnt. Lew Alton reist dorthin, um der Sache auf den Grund zu gehen und trifft erstmals auf seine Verwandten - und Kadarin, der die Fäden zieht. Kadarin und in dessen Gefolge Beltran, der Thronerbe, eine Technologie wieder erwecken wollen, wie sie zu Urzeiten auf Darkover bestand: die Matrixtechnologie, um damit etwa Raumschiffe antreiben zu können, und so den Terranern als gleichwertige Partner gegenüber treten zu können. Kadarin ist dazu jedes Mittel recht. Auch die Sharra-Matrix, die er glaubt, beherrschen zu können.


    Doch wer kann schon Sharra beherrschen? Und so nimmt das Unheil seinen Lauf.


    Dabei hatte es so gut begonnen, als Lew auf Burg Aldaran Marjorie kennen- und lieben lernte, als er freundschaftliche Bande zu seinem Verwandten, Lord Kermiac, knüpfte. Und sogar die Hochzeit mit Marjorie in Reichweite kam. Doch wenn Sharra entfesselt wird, helfen keine guten Pläne mehr.


    Interessant an dem Buch fand ich die Überlegungen von Lord Kermiac über das Verhältnis zwischen Terranern und Darkoveranern, zwischen Tradition und Fortschritt, zwischen Abschottung und Öffnen. Ein paar Begriffe ausgetauscht, würden viele der Argumente durchaus auf die heutige Situation, Stichwort Globalisierung, zutreffen. Es stehen sich da zwar keine Kulturen aus verschiedenen Planeten gegenüber, doch die Grundproblematik ist weitgehend ähnlich.


    Die Erzählperspektive wechselt immer wieder aus der Sicht von Regis Hastur zu der von Lew Alton. Das hat den Vorteil, daß man die Gedanken und Hintergründe beider erfährt, auch wenn sie gegenseitig manches nicht wissen. Die Teile von Lew haben mir, je weiter das Buch voranschritt, besser gefallen als die von Regis. Stilistisch habe ich nichts auszusetzen oder etwa eine "fehlende epische Breite" zu beklagen. Die fehlt hier mit Sicherheit nicht. Obwohl ich das Buch mit Vorbehalten begonnen habe, weil es mir persönlich zu düster war, konnte ich ab einem bestimmten Punkt, den ich gar nicht genau bestimmen kann, nicht mehr aufhören zu lesen. Das Buch hat mich so tief hineingezogen und mich mitfreuen und mitleiden lassen, wie noch kaum ein Darkover-Buch zuvor. Es war ein sehr intensives und noch einige Zeit nachhallendes Leseerlebnis und ich bin froh, diesen ersten Frust überwunden und durchgehalten zu haben.


    Ein weiteres Thema des Buches ist Macht und deren Legitimierung. Zum Glück sind auch die Comyn aus Erfahrungen lernfähig, so daß die Situation am Ende des Buches eine andere als zu Beginn ist. (Mehr will ich nicht schreiben, da es zu viel spoilern würde. Es findet sich einiges dazu in der Leserunde zum Buch, die beim Schreiben dieser Rezi noch andauert.)


    Ich hatte durch weite Teile des Buches hindurch das Gefühl, daß Darkover sich verändert habe, daß irgendetwas nicht stimmte. In Hasturs Erbe treffen wir eine Welt im Umbruch, eine Welt in Veränderung begriffen an. Das sind meistens schmerzhafte Prozesse, die nicht ohne Opfer vonstatten gehen. Auch wenn diese Prozesse vielleicht notwendig sind, so hoffe ich doch,


    Am Ende, wenn der Sturm über Darkover hinweggefegt ist, und manche Gebiete wortwörtlich in Schutt und Asche liegen,

    steht die Uhr in mancherlei Hinsicht wieder auf Anfang. Etwas (eine Ära?) ging zu Ende, etwas Neues kann beginnen. Hoffen wir, daß die Opfer nicht umsonst waren und die Chance genutzt wird.



    Kurzfassung:


    In einem (für mich) intensiven Leseerlebnis bin ich den Spuren von Regis Hastur und Lew Alton, gemeinsam wie getrennt, gefolgt. Die Welt geht ihren Gang und nicht so, wie du und ich es gerne hätten. In voller Härte zeigt sich diese alte Darkover-Weisheit hier. Eines der Darkover-Bücher, das ich mit Sicherheit ein zweites und drittes Mal lesen werde.



    Edith hat die Inhaltsangabe durch eine neue ersetzt und einen Fehler verbessert.
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    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

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  • Heritage and Exile (Darkover Omnibus) - Marion Zimmer Bradley


    Hier eine lieferbare Originalausgabe. „The Heritage of Hastur“ zusammen mit „Sharras Exile“ (dt. „Sharras Exil“) in einem Band.
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    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Der Klappentext da oben ist etwas fragwürdig, klingt eher nach "Sharras Exil".


    Wie auch immer.


    Ich habe dieses Buch bereits zum mindestens dritten oder vierten Mal gelesen. Mein Lieblingsband ist und bleibt "Der verbotene Turm", aber "Hasturs Erbe" ist für mich das beste Buch der Reihe und ebenfalls ein geliebtes. Warum? Weil es mir tief unter die Haut geht. Immer noch. Und weil ich es wohl auch nicht zum letzten Mal gelesen habe. Interessant ist, daß sich mein Verhältnis dazu bzw. zu den Hauptpersonen leicht gewandelt hat.


    Einstmals, als junger Teenager, habe ich es geliebt, weil ich mich heftig in Lew Alton verliebt hatte. Er hat einfach zu sehr eine ganz bestimmte Art von Romanfigur verkörpert, der ich noch nie widerstehen konnte. Außerdem hat mich dieses Buch durch sein schwieriges Verhältnis zu seinem Vater Kennard, bei dem die Liebe jedoch nie ganz abwesend ist, wohl auch für alle Zeiten auf genau solche Vater-Sohn-Konflikte geprägt. Ich mag sie und lese leidenschaftlich gern darüber, aber Liebe muß immer mit dabei sein. Ich schätze, Kennard und Lew Alton waren die Blaupause für das, was ich seither stets suche.


    Die zweite Handlungsebene, Regis und sein coming of age und gleichzeitiges coming out habe ich früher zugunsten Lews meist ignoriert, nicht zuletzt weil ich Regis beim ersten Mal nicht besonders mochte. Das hat sich bei jedem Mal lesen geändert. Mittlerweile ist es soweit, daß ich beide Teile, jeden für sich, sehr schätze und mir Regis und Danilo ebenfalls sehr ans Herz gewachsen sind. Interessant, wie sich so etwas ändern kann.
    Regis' erwachende Selbsterkenntnis und wie er sie nach langem Zögern und Angst vor Verachtung in den Augen des geliebten Freundes diesem offenbart finde ich wunderbar geschrieben. So subtil, daß man es glatt überlesen kann. Fast schade, daß MZB so viele nette, aber belanglose Büchleins geschrieben hat. Sie zeigt hier, daß sie es besser konnte.


    Ebenfalls interessant finde ich, daß es keine klare Verteilung in Gut und Böse gibt. Lew wendet sich angewidert von den Comyn ab, aber die Alternative, die er findet, erweist sich als auch nicht ideal. Es kann, wie man hier sehr schön sieht, kein entweder/oder sein, es muß ein gemeinsamer Weg mit Einbindung der Comyn gefunden werden. Es mag die Grundlage dafür gelegt worden sein mit

    Regis und Danilo. Doch man wird sehen.


    Aber auch die auf den ersten Blick Bösen sind es nicht wirklich, oder zumindest nicht komplett. Dyan Ardais zB, den man eigentlich verabscheut, tut am Ende etwas sehr überraschendes. Und bei Beltran, Kadarin und Thyra weiß man eigentlich nie so genau, wo ihre eigenen Charakterschwächen anfangen und wo der unheilvolle Einfluß Sharras.


    Viele Darkoverromane sind eher Büchleins und eher oberflächlich. Dieses hier nicht.

  • Zitat

    Original von Grisel
    Der Klappentext da oben ist etwas fragwürdig, klingt eher nach "Sharras Exil"


    Es ist der Ausführlichste, den ich finden konnte (und ist auch auf meiner Weltbild-Ausgabe enthalten). Vielleicht schaffe ich es, ihn die nächsten Tage noch etwas zu ergänzen.



    Zitat

    Original von Grisel
    Viele Darkoverromane sind eher Büchleins und eher oberflächlich. Dieses hier nicht.


    Das kann ich nur :write .
    .

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von SiCollier
    Es ist der Ausführlichste, den ich finden konnte (und ist auch auf meiner Weltbild-Ausgabe enthalten). Vielleicht schaffe ich es, ihn die nächsten Tage noch etwas zu ergänzen.


    Ich gehöre zu denen, die die Inhaltsangabe lieber selber schreiben, weil ich finde, daß das bereits zur Rezension gehört, da man so auch schön sehen kann, welche Aspekte der Rezensent hervorhebt. Aber das ist Geschmackssache und ich schreibe hier ja nur wenige.

  • Zitat

    Original von Grisel
    Ich gehöre zu denen, die die Inhaltsangabe lieber selber schreiben, weil ich finde, daß das bereits zur Rezension gehört, da man so auch schön sehen kann, welche Aspekte der Rezensent hervorhebt.


    Darüber habe ich so noch nie nachgedacht. Das ist ein Argument. Ein stichhaltiges. Ich habe die Inhaltsangabe durch eine, vermutlich ziemlich subjektive, ersetzt, und werde künftig öfters eigene Inhaltsangaben schreiben.


    Danke für den Denkanstoß! :wave

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    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von SiCollier
    Ich habe die Inhaltsangabe durch eine, vermutlich ziemlich subjektive, ersetzt, und werde künftig öfters eigene Inhaltsangaben schreiben.


    Ist Dir gut gelungen! Gibt kurz und prägnant alle wichtigen Punkte wieder, ohne zu viel zu verraten.

  • Naja, mal davon abgesehen, dass das Buch, wie Si oben sagte, sehr undeutlich war, und ich beim gerede mehr für explicte versionen bin, ist das buch tatsächlich - abgesehen von meinen teenager-favouriten Herrin der Falken - eines der Besten.
    Weil Lewis Alton - nicht der tiroler maler - dieselben skeptischen gedanken gegenüber Darkover's Comyn hat, die ich schon seit darkovanischen jahrhunderten habe.


    Leider wird man in dem buch um die saftigen und grausigen details betrogen: Lew hantiert mit einem zirkel aus ungeübten - und vor allem nicht zusammen passenden - technikern mit der Sharra-matrix, und das geht - wie der leser schon wesentlich früher als Lew merkt, was zu langatmigen lehrgesprächen zwischen den kreismitgliedern führt, die das zementieren, was leser sich schon denkt - nicht so toll, aber der leser bekommt davon nichts mit, weil der gute Lew unter drogen stand und gedächtnislücken hat, und das ganze soll seine aufzeichnung sein...


    noch dazu verliebt sich Lew in eine dame, die die ganze zeit über blass war, und im laufe des buches nie an farbe gewann, während seine anderen cousinen, die am anfang als mögliche heiratskandidaten kurz durchs bild schweben, beim leser bleibendere eindrücke hinterlassen; die interessanteste liebschaft, die er auf seinem desaströsen abenteuer aufklaubt, bekommt der leser auch nicht mit - sie wird nur angedeutet - denn Lew war unter drogen. Man hat als leser das gefühl, das kern-liebespaar des buches hat ein einziges mal wirklich leidenschaftlichen sex - und was tut es: es entschuldigt sich beieinander dafür, und schiebt das gegenseitige begehren auf die Sharra-Matrix... uuups...


    Das buch lässt ob seiner vagheit und unbestimmtheit etwas unbefriedigt zurück, aber immerhin geht es langsam ans eingemachte des vorgeblichen paradises Darkover: es wird DÜSTER...


    und es verlangt nach der fortsetzung... die leider erst Sharras Exil ist...



    Nu, der eigentliche titelheld ist ja Regis Hastur... aber zu dem fällt mir nix ein... ein teenager halt, der so dezent seine sexuellen vorlieben entdeckt, dass man es als leser nicht ganz mitkommt... die andeutung der andeutung... ich schiel da immer etwas auf die übersetzer, denn vielleicht ist da was beschönigt und verschleiert worden, was im original explikter war... nu ja... die gegenseitige bekräftigung der LR-mitglieder hat die zweifel, die man vielleicht verspürt hat, dann ausgeräumt...


    Ach ja, der bösewicht des buches, der auch wichtig ist - nun, es gibt drei schwarze peter in dem spiel:
    den ersten hat ganz am anfang Lord Dyan Ardais, ein sadistischer ausbildner der kadetten, eine Snape-gestalt, die allerdings bis zum schluss nicht mehr vorkommt, wo er plötzlich ganz nett ist.
    Dann Lord Beltran Aldaran, der als ehrgeiziger erbe seiner domäne höher hinaus will, als es gesund ist, und unsympathisch wird.
    Und der dritte geht an die Loki-gestalt des Bob Kadarin, von dem man nicht ganz weiss, was er will; aber da er nicht ganz menschlich ist, kann man frei annehmen, dass er den darkoveranischen und terranischen menschen zusammen nichts gutes wünscht, und er hat eine willige, ebenfalls wenig menschliche katzenhafte gespielin, Thyra, die in das in SF-büchern gern gewälzte schema der 'wilden/eingeborenen Famme Fatale' fällt, hier aber etwas als opfer ihrer eigenen ungezügeltheit rüber kommt.


    Drei +1 verschenkte bösewichte, die a) dem schauplatzwechsel des romans, b) dem drogenrausch des erzählers zum opfer fallen


    Nebenbei - ebenfalls durch drogenrausch verpanscht und im nachhinein erklärt gibt es action mit archäologisch wertvollem klump und asche, und einer eindeutigen zerstörungs-schicht. Stellt euch einmal vor, die letzten Tage von Pompeji, oder der Untergang Troyas würden von einem akteur erzählt werden, der die ganze zeit über sturzbetrunken war... dann wisst ihr, was ihr vom wirklich interessanten teil des buches habt...

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

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  • Klasse, MagnaMater. :anbet


    Danke für die etwas andere Sichtweise auf das Buch, wenngleich wir bei manchen Dingen wohl auf keinen gemeinsamen Nenner kommen werden. Wobei, "Die Letzten Tage von Pompeji" sollte ich mir auch mal wieder ansehen. In einer Darstellung, in der der Erzähler nicht sturzbetrunken war. :grin



    Edith stellt gerade fest, daß ich zu der Version schon mal eine < Filmrezi > geschrieben habe.
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    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

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  • Naja, das beste Darkover-Buch ist "Hasturs Erbe" für mich nicht, aber Geschmäcker sind bekanntlich verschieden.
    Stilistisch bleibt sich Marion Zimmer Bradley treu, inhaltlich jedoch hatte ich an manchem schon zu knabbern, so etwa an Lews hartnäckiger Überzeugung, Kadarin sei ihm ein Freund gewesen und nur durch Sharras Einfluß verderbt worden, ebenso Beltran und die kratzbürstige Thyra (was ich komplett anders wahrgenommen habe). Auch Regis Herumeiern mit seinen Gefühlen fand ich ein wenig zu subtil und zu andeutungshaft; auf Dauer war das etwas mühselig (wobei ein coming out wahrscheinlich keine Kleinigkeit ist). Der größte Kritikpunkt jedoch ist Lord Dyans Entscheidung bei der Ratssitzung im Epilog, das wirkt für mich extrem unglaubwürdig und einfach nicht zum restlichen Buch passend, da wollte MZB wohl nach dem Paukenschlag einige Seiten zuvor unbedingt noch ein kleines happy end konstruieren.
    Dies alles macht für mich "Hasturs Erbe" eben nicht zum besten Darkover-Buch, auch wenn es sonst nicht schlecht war - vor allem die wechselnde Erzählperspektive ist gelungen, die Hauptfiguren sind eigentlich ganz interessant und ausführlich genug ist es auch, aber eben nicht immer schlüssig. Und ich muß weiterwarten auf ein Ende der Comyn-Herrschaft.

  • Lol :chen
    Ja, Lew geht da auch mir seeehr naiv an die sache. Aber Grisel hatte in der LR eine logische erklärung dafür: Lew gehört nirgendswo hin, und plötzlich ist er unter verwandten und leuten, die ihm wegen ihrer distanz zu den Comyn und in ihrer gespaltenen herkunft ähneln, und er sucht mit gewalt eine emotionale heimat, und denkt sie sich schön und gut.
    Dass die Sharra-Matrix hier nicht das monster ist, sondern Lew begriffsstützig, kommt angesichts von Beltran und Kadarin eigentlich jedem leser.


    Happy end weiss ich nicht: Ich misstraue dem sadisten Dyan zu sehr: Seine entscheidung am schluss könnte eine absolut bösartige sein: Er hätte beschämt werden sollen, und hat wegen seiner übermächtigen wiedergutmachung seine gegner beschämt. Danilo ist ihm jetzt tatsächlich auch noch emotional untertan, und steht zu ihm in einem neuen abhängigkeitsverhältnis.

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

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  • Ja, ohne Grisels kompetente Erklärungen in den LR-Threads wäre ich bei den Verwandtschaftsverhältnissen längst aufgeschmissen und hätte wohl schon das Handtuch bei dieser Serie geworfen. Keine Ahnung wieso, aber die Darkover-Bücher verflüchtigen sich in meiner Erinnerung richtig schnell, sodaß das Nachlesen schon recht praktisch ist.


    Zu Dyan: Ich kann mir nicht vorstellen, daß er nun, nach seinem Eingeständnis der Untat vor dem gesamten Comyn-Rat, noch einmal Danilo schikanieren wird. Aber das mit dem Abhängigkeitsverhältnis stimmt schon...naja, die nächsten Bücher werden´s zeigen.