Kann eine Nacht ein ganzes Leben lang dauern?
Vielleicht. Wenn man weiß, daß das Leben nur aus einer einzigen Nacht besteht. (Seite 420)
ca. 444 Seiten, kartoniert
Originaltitel: The Heritage of Hastur
Aus dem Amerikanischen von Annette von Charpentier
Verlag: Droemer Knaur Verlag, München 2000
ISBN-10: 3-426-60960-6
ISBN-13: 978-3-426-60960-6
Gilt chronologisch als Band 15 des Darkover-Zyklus
Zu dem Buch gab es < hier > eine Leserunde.
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Zum Inhalt (Quelle: Buchrückentext, eigene Angabe)
Für viele ist der Roman "Hasturs Erbe" der beste Darkover Roman aus der Feder Marion Zimmer Bradleys, vor allem weil er eine Schlüsselrolle in der Erzählung über den Planeten der blutroten Sonne und der vier Monde einnimmt.
Seit Jahrhunderten regiert das Geschlecht der Hastur den Planeten Darkover und seine Domänen. Regis Hastur, der letzte Sohn der Familie, will das schwere Erbe nicht antreten, er würde lieber mit den Raumschiffen das All erkunden. Lew Alton hingegen, der Halbterraner ist, wurden von seinem Vater Kennard hart die Rechte als Domänenerbe erkämpft. Danilos Vater wurde als Leibwächter von Regis’ Vater vor Jahren mit diesem getötet. Die Schicksale der drei werden zusehends miteinander verwoben, als Danilo auf Grund einer Intrige unehrenhaft aus der Wache entlassen wird, und sie sich schließlich alle drei auf Burg Aldaran befinden.
Während Regis mit seiner Pflicht als künftiger Herrscher sowie dem erwachenden Laran kämpft, reist Lew in einer diplomatischen Mission nach Aldaran, auf die Burg seiner Vorfahren, wo er erstmals seine Verwandten trifft. Beltran, der unter dem unheilvollen Einfluß von Karadin steht, will Darkover zu einem gleichberechtigten Teil des Imperiums machen - koste es, was es wolle. Lew, als in Arilinn ausgebildeter Matrixtechniker, läßt sich, auch auf Grund eigener Überzeugungen, daß sich auf Darkover etwas ändern muß, in die Pläne einspannen. In Marjorie findet er eine Seelenverwandte. Da hat Kadarin die Idee, jene alte Matrix einzusetzen, die die Kräfte der Sharra beinhaltet. Alle Bedenken werden in den Wind geschlagen, das Schicksal nimmt seinen Lauf ...
Über die Autorin (Aus Angaben der Verlage, der Homepage des Literary Work Trust sowie Wikipedia zusammengestellt; aus meinen Avalon-Rezis übernommen)
Marion Zimmer Bradley wurde 1930 als Marion Eleanor Zimmer geboren und begann bereits mit elf Jahren, Romane zu schreiben. 1949 heirate sie den viele Jahre älteren Robert Alden Bradley, mit dem sie einen Sohn (David) hat. Nach einer Unterbrechung beendete sie ihr Studium im Jahre 1965.
Im Jahre 1953 erschien ihr erster Roman; sie hatte begonnen zu schreiben, um zumindest im Kopf der Ehe mit ihrem Mann entfliehen zu können, und veröffentlichte zunächst vor allem in Zeitschriften und Anthologien. 1964 schließlich wurde sie geschieden. Bald darauf heiratete sie Walter Henry Breen, mit dem sie zwei weitere Kinder hat. Von ihm trennte sie sich 1979, jedoch wohnten sie bis zu Marions Tod weiter in der gleichen Straße. Zusammen mit ihm wurde sie 1980 zu Priestern der „Holy Apostolic-Catholic Church of the East (Chaldean-Syrian)“ geweiht.
Ihre letzten Jahre wohnte sie zusammen mit ihrer Schwägerin Diana L. Paxson, Tracy Blackstone und ihrem Bruder Paul Edwin Zimmer in einem Schriftstellerhaushalt, den sie „Greyhaven“ nannten.
Ihr größter Erfolg war der Roman „Die Nebel von Avalon“, welcher 1982 erschien.
Sie verstarb am 25. September 1999 an den Folgen eines Herzanfalls.
Informationen im Internet
- < Klick > Homepage des „Marion Zimmer Bradley Literary Works Trust“, der Gesellschaft, die die Urheberrechtes ihres Werkes verwaltet (in englischer Sprache)
- < Klick > Informationsseite der Verlagsgruppe Randomhouse (deutsch)
- < Klick > Informationsseite des S. Fischer Verlages (deutsch)
- < Klick > das sagt Wikipedia (mit Übersicht über die Darkover-Bücher)
- < Klick > hier die englische Wikipedia-Seite
- < Klick > - hier der Darkover-Teil der privaten Seite "Kulturschnitte"
(Google ergibt auf eine Eingabe des Namens „Marion Zimmer Bradley“ ca. 586.000 Ergebnisse. Ich verzichte, die hier alle aufzuführen. ;-))
Meine Meinung
Ich denke, Marion Zimmer Bradley ist inzwischen nicht umsonst die Autorin, von der ich (vielleicht von einigen Gesamtausgaben, etwa Goethe oder Gustav Freytag abgesehen) die mit Abstand meisten Bücher besitze. Und gelesen habe.
Auch wenn dieses hier eines der düstersten Bücher ist, das ich seit langem gelesen habe, wobei das „Düstere“ mit Sicherheit eine sehr subjektive Empfindung ist. So wenig ich düstere Bücher mag, so sehr hat mich dieses tiefer und tiefer in seinen geradezu magischen Bann gezogen. Es gab kein Entrinnen, kein Innehalten bis hin zum bitteren Ende. Denn daß das Ende bitter und tragisch ist, steht außer Frage. MZB hat es einmal als den größten Fehler, den sie je bei einem Darkover-Roman machte, bezeichnet, daß am Ende dieses Buches eine der Hauptpersonen stirbt. (Quelle: Vorwort zum Doppelband „Retter des Planeten / Das Schwert des Aldones“, Weltbild-Sammeledition Band Nr. 16, Seite 9, EAN 4026411105925).
In dem Buch tauchen manche schon aus früheren bekannte Figuren wieder auf, und einige werden uns wohl in Zukunft wieder begegnen. Was ich als durchgängig empfunden habe ist, daß vieles nur angedeutet, indirekt erwähnt, nie aber direkt und explizit ausgeführt wird. Etwa das, womit Dyan Danilo so sehr in Rage bringen konnte. Sicher erfährt man,
Ein Thema im Buch ist der Konflikt zwischen Terranern und Darkoveranern. Oder genauer, was soll Darkover von Terra annehmen, soll Darkover Teil des Imperiums werden, was kann es für die erhaltenen Leistungen zurückgeben. Das verdichtet sich vor allem auf Burg Aldaran, in deren Schatten der Raumhafen Caer Donn liegt, wo alles so harmlos mit dem Einschmuggeln von Waffen, die dem Abkommen widersprechen, beginnt. Lew Alton reist dorthin, um der Sache auf den Grund zu gehen und trifft erstmals auf seine Verwandten - und Kadarin, der die Fäden zieht. Kadarin und in dessen Gefolge Beltran, der Thronerbe, eine Technologie wieder erwecken wollen, wie sie zu Urzeiten auf Darkover bestand: die Matrixtechnologie, um damit etwa Raumschiffe antreiben zu können, und so den Terranern als gleichwertige Partner gegenüber treten zu können. Kadarin ist dazu jedes Mittel recht. Auch die Sharra-Matrix, die er glaubt, beherrschen zu können.
Doch wer kann schon Sharra beherrschen? Und so nimmt das Unheil seinen Lauf.
Dabei hatte es so gut begonnen, als Lew auf Burg Aldaran Marjorie kennen- und lieben lernte, als er freundschaftliche Bande zu seinem Verwandten, Lord Kermiac, knüpfte. Und sogar die Hochzeit mit Marjorie in Reichweite kam. Doch wenn Sharra entfesselt wird, helfen keine guten Pläne mehr.
Interessant an dem Buch fand ich die Überlegungen von Lord Kermiac über das Verhältnis zwischen Terranern und Darkoveranern, zwischen Tradition und Fortschritt, zwischen Abschottung und Öffnen. Ein paar Begriffe ausgetauscht, würden viele der Argumente durchaus auf die heutige Situation, Stichwort Globalisierung, zutreffen. Es stehen sich da zwar keine Kulturen aus verschiedenen Planeten gegenüber, doch die Grundproblematik ist weitgehend ähnlich.
Die Erzählperspektive wechselt immer wieder aus der Sicht von Regis Hastur zu der von Lew Alton. Das hat den Vorteil, daß man die Gedanken und Hintergründe beider erfährt, auch wenn sie gegenseitig manches nicht wissen. Die Teile von Lew haben mir, je weiter das Buch voranschritt, besser gefallen als die von Regis. Stilistisch habe ich nichts auszusetzen oder etwa eine "fehlende epische Breite" zu beklagen. Die fehlt hier mit Sicherheit nicht. Obwohl ich das Buch mit Vorbehalten begonnen habe, weil es mir persönlich zu düster war, konnte ich ab einem bestimmten Punkt, den ich gar nicht genau bestimmen kann, nicht mehr aufhören zu lesen. Das Buch hat mich so tief hineingezogen und mich mitfreuen und mitleiden lassen, wie noch kaum ein Darkover-Buch zuvor. Es war ein sehr intensives und noch einige Zeit nachhallendes Leseerlebnis und ich bin froh, diesen ersten Frust überwunden und durchgehalten zu haben.
Ein weiteres Thema des Buches ist Macht und deren Legitimierung. Zum Glück sind auch die Comyn aus Erfahrungen lernfähig, so daß die Situation am Ende des Buches eine andere als zu Beginn ist. (Mehr will ich nicht schreiben, da es zu viel spoilern würde. Es findet sich einiges dazu in der Leserunde zum Buch, die beim Schreiben dieser Rezi noch andauert.)
Ich hatte durch weite Teile des Buches hindurch das Gefühl, daß Darkover sich verändert habe, daß irgendetwas nicht stimmte. In Hasturs Erbe treffen wir eine Welt im Umbruch, eine Welt in Veränderung begriffen an. Das sind meistens schmerzhafte Prozesse, die nicht ohne Opfer vonstatten gehen. Auch wenn diese Prozesse vielleicht notwendig sind, so hoffe ich doch,
Am Ende, wenn der Sturm über Darkover hinweggefegt ist, und manche Gebiete wortwörtlich in Schutt und Asche liegen,
Kurzfassung:
In einem (für mich) intensiven Leseerlebnis bin ich den Spuren von Regis Hastur und Lew Alton, gemeinsam wie getrennt, gefolgt. Die Welt geht ihren Gang und nicht so, wie du und ich es gerne hätten. In voller Härte zeigt sich diese alte Darkover-Weisheit hier. Eines der Darkover-Bücher, das ich mit Sicherheit ein zweites und drittes Mal lesen werde.
Edith hat die Inhaltsangabe durch eine neue ersetzt und einen Fehler verbessert.
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