Verlag: Cecilie Dressler
Seiten: 246
Rückentext:
"Niemand kommt mir ungestraft in die Quere. Die Ikone mag mir zum zweiten Mal entwischt sein, aber seid gewiss, ich werde erst ruhen, wenn ich dieses Bild in meinen Händen halte. Und ich werde euch aufspüren, dich und deinen Freund. Und dann werdet ihr mir büßen, was heute geschehen ist."
Was hat es bloß mit diesem alten, wertvollen Bild auf sich? Und warum werden Oskar und seine Freunde ausgerechnet auf ihrer Reise zum Kloster Maulbronn von zwei unheimlichen Gestalten verfolgt? Eines Nachts belauschen Oskar und Albrecht zwei Männer aus der Pilgergruppe, die mit ihnen zum Kloster reist. Haben die zwei es etwa schon die ganze Zeit auf das geheimnisvolle Bild abgesehen? Eigentlich hatten sich Oskar und Albrecht die Reise zum Kloster anders vorgestellt, doch ehe sie sich's versehen, sind sie wieder mitten in ein neues Mittelalter-Abenteuer verwickelt!
Über die Autorin:
Claudia Frieser ist 1967 in Sulzbach-Rosenberg geboren. Sie studierte in Regensburg und Bamberg Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit. Nach dem Studium beteiligte sie sich an Ausgrabungen und verschiedenen Forschungsprojekten. Außerdem arbeitete sie eine Zeit lang am Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg, bevor sie beschloss, sich mal auf ganz andere Weise mit dem Mittelalter zu beschäftigen. So entstanden die Bücher um Oskar, der auf seinen Reisen ins mittelalterliche Nürnberg viele aufregende Abenteuer erlebt. Claudia Frieser lebt mit ihrem Mann und ihrer Tochter in Bamberg.
Meine Zusammenfassung:
Es sind Ferien. Doch Oskar ist alles andere als gut gelaunt. Statt wie andere, NORMALE Familien in die Sonne zu fahren (denn zu Hause regnet es ständig nur), wollen seine Eltern in irgend eine öde alte Klosterruine nach Maulbronn und er muss mit. Fünf Wochen seiner Sommerferien wollen sie damit verschwenden in alten Steinen rumzuklopfen und er wird sich inzwischen bestimmt zu Tode langweilen. Aber nicht mit Oskar. Kurzerhand packt er seine Sachen und entflieht zu seinen Freunden in die Vergangenheit. Bei Kathrin, Albrecht und Liss wird er sich erholen und Spaß haben können. Doch schon der erste Schritt aus der magischen Eiche zeigt ihm, dass es im Jahr 1485 nicht unbedingt besser ist als zu Hause: Strömender Regen, verdorbene Ernten, dazu noch aufgeweichte Wege. Klatschnass und frierend schafft er es endlich in die alte Reichsstadt Nürnberg und zu seiner Freundin Kathrin, der Baderin vom Heilig-Geist-Spital.
Diese freut sich zwar sehr ihn zu sehen, muss ihn aber enttäuschen was seine Absicht zu bleiben angeht. Sie wird am nächsten Tag, zusammen mit Pater Benedikt, mit dem Zug eines Verlegers aufbrechen um einen kleinen Waisenjungen nach dem letzten Willen seines Vaters in ein Kloster zu bringen. Oskar glaubt nicht richtig zu hören, als er den Namen des Klosters erfährt: Maulbronn. Doch gleich hat er schon einen Plan. Warum sollen Albrecht, Liss und er denn nicht mitkommen? Auf so einer Reise kann man doch viel lernen und außerdem ist der Verleger Albrechts Patenonkel. Da niemand etwas einzuwenden hat, bricht Oskar also mit den anderen zusammen auf nach Maulbronn.
Doch Reisen in der damaligen Zeit ist gefährlich, sie werden im Wald von Räubern überfallen und komplett ausgeraubt. Seltsam ist nur, dass diese Räuber nach einem "Bild" suchen. Doch niemand scheint zu verstehen, was sie meinen. Erst nachdem die Räuber und auch der ausgeraubte Verleger mit seinen Leuten fort sind, offenbart sich Pater Benedikt. Sein bester Freund, der Vater des kleinen Jungen, hat ihm auf dem Sterbebett anvertraut, dass er beim Fall von Konstantinopel eine der ältesten heiligen Ikonen retten und im Kloster Maulbronn verstecken konnte. Diese soll der Pater nun finden und wieder der Kirche übergeben, um sie vor einem skrupellosen Söldner zu schützen. Zum Glück treffen die sechs Verbliebenen auf eine Pilgergruppe, die auf dem Weg nach Santiago de Compostela auch am Kloster Maulbronn vorbeizieht, und können sich zu ihrem Schutz dieser Gruppe anschließen. Aber im Kloster muss die Ikone erst mal gefunden werden und das ist nicht einfach, denn nur die Zisterzienser des Klosters und ihre Novizen haben Zugang zu dem Ort auf den der letzte Hinweis des sterbenden Mannes deutet. So steht also fest: Albrecht und Oskar müssen ins Kloster eingeschleust werden und als Novizen versuchen das Rätsel zu lösen. Doch die Räuber haben noch nicht aufgegeben...
Meine Rezension:
Es ist nicht leicht bei einer Reihe dauerhaft das gleiche Niveau zu halten, zumal wenn es ein hohes ist. Aber Claudia Frieser ist es mit ihrem dritten Band um den kleinen Zeitreisenden Oskar wieder gelungen. Für ein abwechslungsreiches Umfeld sorgt diesmal der geänderte Ort der Handlung. Die erste Hälfte des Buches beschäftigt sich mit der Reise nach Maulbronn und mit den Widrigkeiten, mit denen ein Reisender oder auch Pilger im Mittelalter konfrontiert war. Schnell merkt Oskar hier, welchen Luxus er doch gewohnt ist. Er kannte bisher keine tagelangen Fußmärsche mit durchgelaufenen Schuhen, ungenießbare Birnen, Erleichterung im Unterholz (ohne vierlagiges Klopapier!) und ständige Angst vor Räubern und wilden Tieren. Die zweite Hälfte spielt im Kloster selbst, wo Oskar das streng reglementierte Leben der Novizen kennenlernt. Schlafmangel, harte Arbeit, lernen, beten und körperliche Züchtigung bei Ungehorsam bestimmen den Tagesablauf. Auch wenn es sicher alles andere als schön ist, so erspart Claudia Frieser es ihrem Helden doch nicht, mit Ruten auf die Hände oder den Rücken geschlagen zu werden wie es damals (und wohl auch in jüngerer Vergangenheit wie man immer wieder hört) gängige Erziehungspraxis war.
Hier zeigt sich wieder der von mir schon in ihren anderen Büchern so bewunderte, gekonnte Umgang mit der Vergangenheit: Kindgerecht aber nicht verharmlosend, das ist Claudia Friesers Devise. Auch der Schrecken des Falls von Konstantinopel wird behutsam aber realistisch geschildert. Sie zeigt, dass sie Kindern zutraut diese Dinge zu verstehen und zu verarbeiten, sich vielleicht mit ihren Eltern darüber zu unterhalten und Fragen zu stellen.
Einige der sachlichen Fragen beantwortet sie dann auch selbst, durch ihre ausführlichen Worterklärungen im Anhang (bei denen ich nur anmerken möchte, dass vielleicht die Bezeichnung "Bigotte" noch hätte aufgenommen werden können, ich kenne keinen 10-Jährigen der das Wort kennt. ) und das Nachwort. Auf den Innenseiten der Buchdeckel befindet sich wie immer eine Karte, diesmal vom Kloster und seinen Gebäudekomplexen.
Kleiner Kritikpunkt an der Aufmachung: Der dritte Band hat ein anderes, höheres Format als seine Vorgängerbände und sieht so danebenstehend im Regal etwas unpassend aus.
Fazit: Wieder ein sehr gelungenes Kinderbuch aus der Oskar-Reihe in dem man viel über diese Zeit und vor allem die alltäglichen Unterschiede zu unserem Leben erfährt, mit speziellem Schwerpunkt auf das Reisen. Die Krimi-Handlung ist wie schon bei den Vorgängern einfach gestrickt und für einen Erwachsenen sicher keine Herausforderung, für Kinder aber vermutlich spannend. Für mich ist sie auch eher der rote Faden, der durch die Themen führt, von denen Claudia Frieser erzählen will. Und wie bereits beim zweiten Band, hoffe ich auch hier sehr auf eine (baldige) Fortsetzung.
Ich vergebe 9 von 10 Punkten.
P.S.: Als besonderes Schmankerl gibt es seit einiger Zeit in Nürnberg Führungen zu den Schauplätzen der beiden ersten Bücher. Mein Patensohn hat eine mit seiner Klasse gemacht und war ganz begeistert. Wenn euren Kindern die Bücher gefallen haben und ihr in der Nähe von Nürnberg seid, dann immer mal nach aktuellen Terminen Ausschau halten. Das ist die Homepage dazu: http://www.oskar-führungen-nürnberg.de/index.html