Titel: Geheimnisse
Originaltitel: Gravedigger´s daughter
Autorin: Joyce Carol Oates
Verlag: S. Fischer (2010)
Seiten: 670
Preis: € 24,95
Autorenporträt:
Joyce Carol Oates, geboren 1938, studierte Literaturwissenschaft und Philosophie und lehrt seit 1978 in Princeton. Für ihre Romane, Erzählungen, Gedichte und Theaterstücke erhielt sie zahlreiche Preise, u. a. den National Book Award und mehrmals den O'Henry-Preis. Joyce Carol Oates zählt zu den renommiertesten amerikanischen Gegenwartsautorinnen
Klappentext:
Rebecca ist eine erwachsene Frau, als sie endlich bei sich ankommt und ihr Glück findet. Hinter ihr liegt ein halbes Leben voller Abschiede. Weil sie Juden sind, flieht ihre Familie aus Deutschland. Rebecca wird noch auf dem Fluchtschiff im New Yorker Hafen geboren. In der neuen Heimat sind sie ein Niemand und der Vater arbeitet jetzt als Totengräber. Um der depressiven Atmosphäre in der Familie zu entkommen, flieht Rebecca in eine Ehe. Aber auch dort erfährt sie nur Demütigung. Rebecca weiß, hier muss sie raus. Um mit allem zu brechen, erfindet sie sich neu. Sie heißt jetzt Hazel, lässt alles zurück und findet Rettung in der Liebe zu Chet. Joyce Carol Oates erzählt mit unvergleichlicher Intensität eine deutsch-amerikanische Geschichte von epischer Größe - einfühlsam und packend.
Meine Meinung:
Können wir die Geschichte unserer Familie hinter uns lassen? Können wir alles ausblenden? Oder werden wir immer wieder davon eingeholt?
Mit großer Sensibilität erzählt Joyce Carol Oates die Geschichte von Rebecca, Tochter einer deutschen Familie die während des 2. Weltkrieges mit einem Schiff den Ozean überquert um dort ein neues Leben anzufangen. Aber die neue Heimat nimmt die Familie nicht wohlwollend auf und diese bekommt immer wieder die Ablehnung zu spüren. Und im gleichen Maße wie die Schwierigkeiten von außen wachsen, wachsen sie auch innerhalb der Familie in dem kleinen Steinhaus auf dem Friedhof, das man ihnen zugebilligt hat.
"Das steinige Schweigen zwischen ihnen lastete oft stundenlang. Einen ganzen Tag lang, eine Nacht. Wer hatte wen verletzt? Wann hat es angefangen? Wie stumme und blinde Unterseetiere lebten sie zusammen in ihrer dunklen Höhle und nahmen einer den anderen kaum noch wahr."
Die Mutter überängstlich traut sich nicht in der fremden Sprache zu sprechen und zieht sich immer mehr zurück. Die einzige Leidenschaft die sie noch an den Tag legen kann ist, Rebecca ständig auf die Gefahren hinzuweisen die vor der Tür lauern. Rebecca verstand mit der Zeit, dass das wie eine Wunde war: ein Mädchen zu sein.
Nachdem sich die Ereignisse in der Familie zugespitzt haben flüchtet sich Rebecca in die Arme eines wesentlich älteren Mannes und obwohl sie weiß dass er auch noch andere Frauen hat und in dubiose Geschäfte verwickelt ist, heiratet sie ihn und wird schwanger.
Was dann folgt ist die Fortsetzung ihres lieblosen und gewalttätigen Elternhauses....
Aber Rebecca geht beharrlich ihren Weg und läßt sich nicht unterkriegen.
Fazit:
Joyce Carol Oates Romane haben mich bisher immer sehr berührt und dieses Buch hier ist keine Ausnahme. Sie legt den Finger gekonnt auf die Wunden ohne darin herum zurühren. Wo sie bei den Mulvanneys dem Leser die Geschichte sehr distanziert (aber trotzdem unter die Haus gehend) nahegelegt hat, ist sie hier schon beinahe vertraulich.
Von der ersten Seite an hatte sie mich an der Hand und die Geschichte von Rebecca hat mich bis zum Ende nicht mehr losgelassen. Es gab Momente da musste ich das Buch aus der Hand legen und tief durchatmen.
Volle Punktzahl!!!