John Scalzi: Agent der Sterne

  • Liebenswert, aber unausgegoren



    John Scalzi hat diesen Roman bereits 1997 geschrieben und, wie er es nennt, als "Shareware" auf seiner Website angeboten. Mit dem Erfolg, der durch "Krieg der Klone" eingeleitet wurde, war abzusehen, dass sich die Verlage auch auf die bisher unveröffentlichten Frühwerke stürzen würden.


    Tom Stein ist ein Agent in Hollywood, betreut vor allem die hübsche, aber mental etwas verlangsamte Michelle Beck, die derzeit recht hoch gehandelt wird. Als ihn sein Chef ins Büro bittet, ahnt Tom erst Böses, aber was dann tatsächlich geschieht, konnte er nicht vorhersehen: In einem Aquarium auf dem Konferenztisch schwimmt eine gallertartige Masse, die sich als "Joshua" vorstellt und vorgibt, ein Alien zu sein. Tatsächlich kreisen zweitausend dieser Kreaturen in einem Schiff um die Erde, aber da sie wie riesige Popel aussehen und sich auch noch über Düfte verständigen, die für menschliche Nasen wie der Bodensatz von Sickergruben riechen, haben sie beschlossen, ihre friedvolle Kontaktaufnahme gut vorzubereiten, weil die Menschheit sonst verstört reagieren könnte. Und was könnte eine bessere Vorbereitung für den "ganz großen Auftritt" sein als der Rat eines Hollywood-Agenten? Kurzerhand wird Tom Stein Agent der Aliens (und nicht "der Sterne").


    Diese Aliens verfügen aufgrund ihrer Struktur - sie sind letztlich aus lauter autarken Zellen zusammengesetzt, die jede beliebige Form annehmen können - über die Möglichkeit, in andere Lebewesen nicht nur metaphorisch einzudringen. Als Tom Steins Star Michelle Beck aus lauter Dummheit fast tödlich verünglückt, reift in Tom eine Idee. Er schlägt Joshua vor, Michelle zu "übernehmen" - um in ihrem Körper schließlich den Menschen gegenüberzutreten.


    Viele Motive aus diesem Roman sind bekannt, andere hat Scalzi später selbst wieder aufgegriffen, etwa in "Androidenträume" jenes von der Spezies, die über Gestank kommuniziert. In diesem Buch ist nicht sehr viel wirklich neu, und es ist auch kein echter SF-Roman, sondern eher eine Satire auf Hollywood. Von den viel zu langen Dialogsequenzen abgesehen ist die auch ganz gut gelungen; "Agent der Sterne" ist rechtschaffen amüsant, manchmal sogar richtig witzig, wenn auch hin und wieder sehr klischeehaft, vorhersehbar, irgendwie zu glatt und selbstreferentiell. Am Ende aber ist deutlich zu spüren, dass der Autor gemerkt hat, wie wenig gut die Kernidee letztlich funktioniert, die zudem viele logische Brüche enthält. Folgerichtig stoppt die eigentliche Handlung plötzlich und Sclazi liefert die eigentlich entscheidenden Ereignisse als Auszüge aus Zeitungstexten.


    "Agent der Sterne" ist prinzipiell recht herzig und auch kurzweilig, aber insgesamt unausgegoren. Man muss zu viel hinnehmen, das totalem Humbug zumindest recht nahe kommt, was auch die endlosen Dialoge, die das ausbügeln sollen, eben nicht ausgleichen können.


    Und übrigens kommt das Raumschiff auf der Titelseite im Buch nicht vor. Dasjenige, das im Buch erwähnt wird, hat die Form eines Asteroiden und schießt auch nicht.