'Das Geheimnis des fünften Evangeliums' - Seiten 118 - 145

  • Auch im entspannungsbadeöl treibend kann ein muskelverkaterter, kreuzverrissener mensch, dem zwischen zwei grabungswochen alles weh tut, zumindest einige kapitel weiter kommen...


    Das Evangelium der Wahrheit behauptet, eine gottlose, areligiöse welt wäre eine Welt in der geprügelt und vertrieben, und alle auf der flucht wären... werden und wurden die leute nicht weitgehend vertrieben und verprügelt und umgebracht, weil sie ANDERE religiöse vorstellungen haben?
    Zumindest sind andere überzeugungen und verhaltensweisen immer der erste grund, um a) seine verschiedenheit zu anderen zu betonen und sich von anderen abzugrenzen, b) andere deshalb zu verfolgen...


    Ne, religion und die damit verbundenen unterschiedlichen sitten sind die grundlage der meissten verfolgungen, just das johannesevangelium und seine ausleger fangen mit dem grossen hetzen an, gegen juden, heiden, irrlehrer und allgemein-gottlose...


    gottlose werden für gewöhnlich nur dann rabiat, wenn man versucht sie oder vor allem ihre kinder von diversen religiösen... äh... gedankengütern zu überzeugen...

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

  • Zitat

    Original von MagnaMater
    Zumindest sind andere überzeugungen und verhaltensweisen immer der erste grund, um a) seine verschiedenheit zu anderen zu betonen und sich von anderen abzugrenzen, b) andere deshalb zu verfolgen...


    Das gilt allerdings genausogut beispielsweise für politische Überzeugungen.



    Zitat

    Original von MagnaMater
    gottlose werden für gewöhnlich nur dann rabiat, wenn man versucht sie oder vor allem ihre kinder von diversen religiösen... äh... gedankengütern zu überzeugen...


    Nach meinen Erfahrungen hier im Forum fängt das „rabiat werden“ i. d. R. schon an, wenn man deren Meinung und Methoden nicht als die allein richtigen betrachtet. Mehr möchte ich dazu im Moment nicht schreiben.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Ich bin noch mitten in diesem Abschnitt und habe leider durch meine Arbeit nicht die nötige Ruhe und Zeit gehabt um weiter zu lesen. Aber nächste Woche wird es hoffentlich entspannter.


    Ich möchte hier im Thread glaube ich keine Grundsatzdiskussionen führen über was auch immer für Überzeugungen und Richtungen. Hier in diesem Abschnitt wird ja gezeigt, in welche Richtung die Evangelien bzw. die Kirche sich entwickelt. Und auch heute noch so besteht. Bedauerlich finde ich es, das das Thomasevangelium dabei auf der Strecke blieb. Ich mag Individualität, ich mag kritisches hinterfragen. Aber Grundsätzliches zum Thema Glauben und wer denn nun Recht hat oder auch nicht, glaubt oder nicht glaubt, sind Diskussionen die absolut unfruchtbar sind. Jeder wie er oder sie mag. Religion ist seit tausenden von Jahren immer ein kontroverses Thema, eine nie endende Debatte und oft genug auch Rechtfertigung für Krieg, Verfolgung etc. Und vergessen wird dabei, bei sich selbst zu schauen. Das finde ich wichtig.


    Für mich und mein Leben sind Auszüge aus Thomas, die ich bis jetzt gelesen habe, eine Bereicherung. Sie zeigen mir einen anderen Blickwinkel der Christenheit, und auch bedauern über die tatsächliche Entwicklung.

    :lesend Jonathan Tropper - Sieben verdammt lange Tage


    Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.
    Albert Einstein

  • Zitat

    Original von SiCollier


    Das gilt allerdings genausogut beispielsweise für politische Überzeugungen.


    Politik ist als weltanschauungsfrage mit religiösen anschauungen untrennbar verbunden. Dieses kuriosum wurde mir schon jung aus erzählungen meiner rundum äusserst politischen familie bewusst:


    Als mein mütterlich-mütterlicher urgroßvater am nachmittag ihrer ersten wahl, zu der seine töchter auf seine patriarchale erlaubnis hin gehen durften von meiner großmutter und ihren schwestern erfahren hatte, dass diese als arbeiterinnen und mägde allesamt sozialistisch gewählt hatten, weil es den mädchen um krankenversicherungen und leistbare medizinische versorgung ging, die im argen lag; und das, wo er und seine gattin doch erzkatholische monarchisten waren, war sein kommentar: 'lutherisch seid's worden!?' danach sein erweitertes lamento: 'die madln halten de lutherischen und de juden zu!' das war ein drama wie ein glaubensabfall, und er konnte bis an sein ableben nicht davon überzeugt werden, dass sein kaiser von gottes gnaden nicht die vernünftigste mögliche regierungsform war...


    Und mein väterlich-mütterlicher neumarkter Urgroßvater, der atheist war, hatte ein perverses, an heiligenverehrung grenzendes verhältnis zum antisemitischen deutschnationalen-führer Georg von Schönerer - er trug ständig ein medaillion mit seinem bild bei sich. :wow :rolleyes



    :gruebel Mich selbst verwunderte heute morgen die Johannesakten mit dem Kreistanz der Jünger um Jesus - ist eigentlich wirklich komisch, dass in der kirche nicht getanzt wird... gut, vor der kirche bei kirchweih, aber IN der kirche - gut, wir haben als kinder einmal das Vaterunser getanzt, aber nur einmal, denn es hat sich die meinung durchgesetzt, in der kirche tanzt man nicht... vor allem keine mädchen um den altar rum.
    Ist eigentlich sehr seltsam... alle anderen religionen tanzen... es gibt tanzmeditationen, tempeltänze, vor allem mystische gruppen tanzen, gut, die shaker sind christliche tänzer, aber sie sind wegen ihrer klugen einsichten nach katholischer auffassung häretiker... - ist mir gar nicht so aufgefallen, dass wir tatsächlich nicht tanzen - sogar im tibetanischen buddhismus wird getanzt... na gut, man könnte sagen, der ist äh... sehr volkstümlich durchwachsen... ich weiss jetzt nicht, ob zenbuddhisten in ihren tempeln tanzen...

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


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    (Grabinschrift F. Sauter )

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  • Ad Irenäus und Valentinianer... wetten, dass sie Irenäus nicht die zweite taufe angeboten haben, und er deshalb gar so sauer war - Bischof ohne zweite taufe... wahrscheinlich haben ihn die doppeltgetauften valentinianer nicht sonderlich ernst genommen und ihn kritisiert.
    So wie Irenäus sie beschreibt, betrieben sie bei eifrigen, naiven gläubigen gehirnwäsche, und ihre anhänger wären danach abgehoben...
    sie dachten, sie sind auserwählter als andere auserwählte... das ist traurig aber wahres menschliches verhalten, wenn es wo zuviele auserwählte gibt, gibt es streit, und es grenzen sich wieder kleinere zirkel von auserwählteren ab.

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


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  • Zitat

    Original von Zen-71
    Ich möchte hier im Thread glaube ich keine Grundsatzdiskussionen führen über was auch immer für Überzeugungen und Richtungen.


    Ich glaube nicht, daß Du Angst haben mußt, daß hier eine der, ähm, üblichen Eulen-Glaubensdiskussionen ausbricht. Wenn dem so wäre, hätte ich mich auf diese Leserunde nicht eingelassen. Allerdings bleibt es bei einem solchen Buch nicht aus, daß persönliche Überzeugungen mit eine Rolle spielen. Jedoch schon in der ersten Pagels-Leserunde gab es nur sachliche Diskussionen, keine gegenseitigen Angriffe, Beleidigungen o. ä.


    Ansonsten habe ich diesen Abschnitt gestern durchgelesen, aber bei der momentanen Hitze ist mein Kopf zu ausgedörrt, die Zettel im Buch zu Posts zu verarbeiten. Da gehe ich heute Abend mal dran.

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    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Grundsatzdiskussionen?



    Also ich kann die von Irenäus folgend beklagte Herätiker-gruppe (p143)


    (Sie) verwerfen diese Gebräuche [alle kultische handlungen] alle und sagen, man dürfe das Geheimnis der unaussprechbaren und unsichtbaren Macht nicht durch sichtbare und vergängliche Geschöpfe, noch das der unausdenkbaren und unkörperlichen Wesen durch sinnliche und materielle Dinge darstellen wollen. Die bloße Erkenntnis der unaussprechlichen Größe (Gottes) sei die vollkommene, die wahre erlösung.


    vollinhaltlich unterschreiben, nur die herumkulterei und erklärungsschulen spiritueller phänomene trennt religiöse menschen - und sogar nicht religiöse menschen...


    eine kriche und einen erlöser oder einen erleuchteten lehrer brauchts nicht, und wenn man es naturwissenschaftlich mit dem 'erwachsenen tier'-bewusstsein erklärt, das sowohl in krisen wie auch in entspannungszusänden auftaucht, wie etwa Manfred Spitzer das tut, braucht man nichtmal einen gott dazu, denn man hält sich nur für alles wissend/erfahren habend, dabei hat man psychologisch gesehen in dem augenblick bloss die lernphase abgeschlossen und greift auf den gesamten vorhandenen wissens&erfahrungsstock zurück, die details verschwimmen zur wahrnehmung des gesamten bilds, grenzen verschwimmen, man verschmilzt mit dem kosmos, ist sich allem gleichzeitig bewusst...
    wenn erwachsene tiere sich wirklich so fühlen - und eingedenk meiner diversen katzen scheint mir das durchaus möglich, stört die aufs ganze leben ausgedehnte lernphase der menschen seelenfrieden, während ein tier ab einer gewissen altersstufe einfach im hier und jetzt da ist... beneidenswert.


    Pagels bzw Irenäus hat das mir hier logisch nachfolgende erst auf pag 148 zu sagen


    ich geh darum weiter...

    DC :lesend


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  • Ich kann Irenäus seine Beweggründe nachvollziehen die Kirche zu einen. Mir fehlt da in meinen Überlegungen die praktische Umsetzung des ganzen. Die Christen verteilten sich über eine sehr grosse Fläche, die zu dieser Zeit kaum zu erreisen war.

    :lesend Jonathan Tropper - Sieben verdammt lange Tage


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    Albert Einstein

  • Hm, wir sind doch im 2. Jahrhundert - die strassen sind gut ausgebaut, Briefe brauchen, hört ich mal 14 tage Rom-England, und bei gutem wind Rom-Alexandria 7 tage, die staatliche post ist wie ein staffellauf organisiert, militärpost entlang der reichsgrenzen geht mittels feuer/rauchzeichen sogar noch schneller; hunderttausende soldaten, händler und ihre sklaven sind täglich im ganzen reich unterwegs, beamte und ihr ganzer haushalt werden ständig quer durchs reich versetzt.
    Irenäus war ja selbst einer der reisenden, War's Syrien? - Frankreich - Rom - Frankreich. Mich verwundert das gar nicht. Römer haben zeit ihrer leben unheimlich kilometer gefressen, zu fuß, mit maultieren, mit pferden, mit schiff. Schon allein weil soldaten für gewöhnlich nicht in ihrer heimatprovinz dienst taten, weil man putsche und aufstände vermeiden wollte.


    Wenn man den literaturlinks hier bei wiki folgt, müsste man genauere informationen über reisegeschwindigkeiten privater und öffentlicher nachrichten bekommen http://de.wikipedia.org/wiki/Cursus_publicus

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


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    (Grabinschrift F. Sauter )

  • Danke für dne interessanten Link und das schliessen einer weiteren Lücke :-)


    :wave

    :lesend Jonathan Tropper - Sieben verdammt lange Tage


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