'Das Geheimnis des fünften Evangeliums' - Seiten 146 - 191

  • Was mich am beginn dieses kapitels schon heftigst umtreibt, da ja jeder leser nur ein leser seiner selbst ist, muss ich feststellen, dass Irenäus da einiges denkt, was sich wunderbar in meine richtung weiterdenken lässt:


    Schon in der Satans Ursprungs-LR ist mir aufgefallen (dort anhand von Iustin), dass die kreise der hellenistisch gebildeten - zu denen auch Irenäus noch gehört - durchaus lucide erkenntnisse haben, aber - aus meinem privathistorischzeitabschnittlichenreligiöspolitischenweltanschaulichpsychologischerzieherischen grundkonzept und blickwinkel heraus - hochkant falsche schlüsse ziehen, die sich mir alle irgendwie wie 'Lokomotive pfeifft, Sokrates pfeifft, Sokrates ist Lokomotive' anhören; vermutlich bin ich selbst nur eine lokomotive, wenn ich Irenäus' Gedankengänge zurückpfeiffen muss, aber ich steh nun mal ganz herätisch - nein, sogar apostatisch - da und kann nicht anders, weils für mich die einzig mögliche denkungsart ist:


    p148: 'Auf diese Weise hätten sie ihre Hirngespinste mit Theologie verwechselt, mit dem Ergebnis, daß sie in den heiligen Schriften nur das gefunden haben, was sie selbst hineingelegt hatten "Da ja jeder von ihnen nur seine eigene vorgefasste Meinung erhärtet sehen möchte".'


    Wie treffend und scharfsinnig betrachtet, aber das will jeder, Irenäus, drum ziach di an der eigenen nasn, du siehst den splitter im aug des anderen, das brett vor den eigenen nicht... wirf also keine steine, wenn du im glashaus sitzt - Keiner hat gesagt, dass an den diversen schriftlichen religiösen überlieferungen IRGENDETWAS heiliges und göttlich wahres wäre, da nutzt aussuchen, was man behält, und was man verwirft, gar nix, denn damit tut man genau das oben gesagte: seine eigene, vorgefasste meinung ausdrücken...


    Irenäus bei Pagels auf selbiger pagina:
    "Indem sie also ... die menschlichen Affekte, die seelischen Vorgänge, die Entstehung der Absichten und der Worte als wahrscheinlich (auch in der göttlichen Sphäre) vermuten, lügen sie ganz Unwahrscheinliches gegen Gott, indem sie menschliche Vorgänge und ihre eigenen Leidenschaften auf den göttlichen Verstand übertragen."


    Äh, Irenäus, mal langsam: besteht die ganze dicke bibel neu und alt aus was anderem als menschlichen interpretationen eines imaginären göttlichen verstandes und dessen handeln? Voll deiner verhassten Visionen, Träumen, Religiöser Schriftstellerei?
    Religiöse texte sind allesamt krampfhafte versuche einer welt einen transzendentalen sinn zu geben, die keinen hat, weil sie keinen braucht...
    und ein gott ist nur so gut wie der verstand, der sich ihn denkt... also ist gott abhängig von der erfahrung und den gedanken, die menschen sich von ihm machen.


    (weils grad so schön passt: es folgt hier in den letzten beiden absätzen der kommentar eines/r neuzeitlichen Isis-myste/in, der genau mein gottesgefühl ausdrückt:
    http://www.antichrisis.net/pag…-robert-ranke-graves.html)


    Aber weiter im zitat:
    'Hätten diese Herätiker recht, so Irenäus weiter, wozu brauchen wir dann noch eine Offenbarung? "Das Kommen des Herrn muss überflüssig und unnütz erscheinen, sollte er tatsächlich mit dem Willen gekommen sein, jedermanns persönliche Vorstellung von Gott gelten und weiterbestehen zu lassen."
    (die mal, so klein und gar nicht böse angemerkt, die gottlosen bzw persönliche-götterüberfüllten heiden ja schon längst hatten)
    Überflüssig, das ist unser stichwort, Irenäus... und überflüssig, it IS.


    Und er erklärt uns, hier eine seite später auf pag 149 warum nicht alle menschen Jesu gleichwertige brüder und schwestern und Gottes fleischgewordenes Wort sein können:
    weil dann schlicht und ergreifend Jesus nix besonderes gewesen wäre


    - und wer sagt, dass Jesus so was besonderes und komplett anderes als wir war? Das Johannesevangelium, das - wie wir grad erkannt haben - ob seiner späten abfassung nicht grad ein originales ist, sondern eine persönliche INTERPRETATION und literarische ERFINDUNG eines autors, der höchstwahrscheinlich den echten Jesus nie sah.
    - Sigst das, was ich da seh? (Nein, Irenäus sieht nichts, er sieht nur seine eigene, ihm heilige Johannes-evangeliums-lehrtradition)


    Irenäus meint, der ursprüngliche einklang (der daraus bestanden haben soll, dass die menschen nach gottes bilde geschaffen wurden - das bild war angesichts des aufrechten gangs, der daraus folgenden rücken und knieschäden und des geburtskanals und der für kind und mutter riskanteren geburt eines großköpfigen, unfertigen und pflegebedürftigen kindes nicht sehr gut, da hätt ein fähiger, umsichtiger gott nochmal überlegen sollen, so kommt er stark in den verdacht, er ist kein gott, sondern ein arger pfuscher - aber das nur nebenbei) zwischen gott und uns sei ausgelöscht worden, als das Menschengeschlecht durch eigene Schuld unter die Macht des Bösen geriet...


    (das mit dem Bösen ist auch so eine sache, wie wir in Satans Ursprung lasen)


    Naja, er nennt das ganze ja nicht böse sondern Apostasie...
    Glaubensabfall?
    http://de.wikipedia.org/wiki/Apostasie


    Hier Pagels und Irenäus:
    Obschon wir von Natur des Allmächtigen Gottes Eigentum waren, dass der Teufel (der Apostasie ist gemeint) uns seiner herrschaft unterwarf, er also wieder die Natur uns Gott entriß, indem er uns zu seinen eigenen Jüngern machte...


    - wann war das? meint er damit die Juden, oder? :gruebel- für alle anderen war der AT-Gott ja bislang von vornherein nicht zuständig gewesen


    ... Daraufhin hätten wir uns allesamt in verzweifelter Lage befunden und wären vollends zugrundegegangen, wäre nicht das Wort Gottes vom Himmel herabgestiegen, um uns zu erlösen, denn auf keine andere Weise hätten wir lernen können, was Gottes ist, wenn unser Lehrer das Wort, nicht Mensch geworen wäre, udn sein Blut vergossen hätte, um uns aus der Gefangenschaft in der Hand des Bösen zu erretten...


    ah, sieht da niemand den kreis, wie mehrere gedanken und aberwitzige religiöse konstrukte gebraucht werden, um sich gegenseitig zu erklären und zu stützen - bzw ein problem zu erklären, das man gar nicht hätte, wenn man das absurde religiöse ausgangskonzept nicht kennt...


    Also ich fühl mich in der hand der Apostasie rundum wohl... und les sowas nur, um mich daran zu unterhalten, es erinnert mich in seiner absurdität irgendwie an Terry Pratchett... und dieses kapitel ist wirklich schräg, der lacherfolg am klo... die über- und unterbaren vom ersten bis zum sechsten stock fragen sich, was ich da wohl grad wieder les...


    Es scheint tatsächlich so zu sein, dass man aus dem eigenen gedankentümpel nie rauskommt, es sei denn, man wird gewaltsam herausgefischt, und in den see geworfen... und des hilft auch nichts, denn einige fische fallen auch dann noch daneben in eine neuen lache, oder wandern gleich in den kochtopf... sprich arena


    Wer hat nochmal gesagt, dass leute so ungern zugeben, dass sie sich irren? Wenn alles darauf deutet, dass etwas falsch ist, werden noch immer argumente erfunden, warum etwas doch stimmen muss. In der Wissenschaft ist es peinlich, in der religion ist es fatal:


    Gott hat laut den Verkündern sein Volk groß gemacht & plötzlich: da kommen böse fremde und Gott macht sein Volk klein.
    Was will Gott, es kann nicht gottes schuld sein, das muss eine strafe sein, was hat also sein Volk falsch gemacht?
    Aha, Gott wollte das, und wir haben's nicht begriffen, der da war vielleicht ein echter Prophet - nein, Gottes sohn - nein, Gott selbst...


    Das problem beginnt allerdings schon beim ersten satz, denn die idee mit dem einen einzigen Gott, dessen Sohn und Verkünder er ist, kam zuerst dem Pharao Echnaton - einem ägyptischen Apostaten, der von der Vielgötterei und ihren mächtigen priesterschaften nichts mehr wissen wollte - bei einem glimpflichen streitwagenunfall... dann gab es einige, die es ihm geglaubt haben, und dann begann die grösste religiöse geschichtsklittung der menschheit, die sich bis in den heutigen tag fortführt...


    Ich persönlich leide eher mit den römischen untersuchungsrichtern, die sich damit abgeben mussten, und leute wie Priscilla fanden, die unbedingt sterben wollten, und eltern und kinder zugunsten ihrer glaubensgesnossen und ihres privaten wahnbilds der göttlichen auserwähltheit zurückwiesen... weil sie nicht willens waren, ein paar bedeutungslose weihrauchkörner auf den altar von unbedeutenden, vergänglichen Kaisern und ihrem Staat zu werfen...


    Vergängliche Staaten: hier gibts ein hieroglyphenbild vom Sonnenhymnus des Echnaton, und auch die anmerkung von Sigmund Freud, mit der ich's noch immer halte: http://de.wikipedia.org/wiki/Echnaton


    EDIT verwunderts: irgendwie ist mein bandwurmwort nie in einer zeile, gleich, wie ich es teile

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

    Dieser Beitrag wurde bereits 9 Mal editiert, zuletzt von MagnaMater ()

  • Was hab ich grad getrieben?


    gelöscht statt gespeichert? es ist einfach zu heiss zum denken...


    aus aktuellem hizteunddurstwegenen anlass und weil ich grad auf seite 163 von Jesu symbolisch zu verstehenden begegnung mit der Samariterin am brunnen las, fiel mir ein, dass es da eine platte von Celtic Frost gab, die da hiess "Parched with thirst am I and dying", und am plattencover stand auch noch, dass es ein orphisches hellenistisches gebet des 2. Jhds vor unserer zeitrechnung wäre, und so ähnlich weiter ginge wie: 'Nay drink of me, for I'm the fountain of your eternal life'


    Und Jesus hat das laut Johannes genauso zu der frau gemeint, wie die orphiker.



    Edith erkennt:
    Ah, da ist beim googeln glatt ein nützliches zitat hergegangen: es sind die grabgoldtafeln:


    http://www.religiousstudies.uncc.edu/jdtabor/dualism.html

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von MagnaMater ()

  • Irgendwie ist die im obigen link befindliche zweite version der beigabentäfelchen an die wegbeschreibungen in den ägyptischen totenbüchern gemahnend... sehr kurios, auch das frage&antwortritual, das hier geschildert wird, gleicht dem, was man von anderen, nichtorphischen geheimgesellschaften so hört:


    auf der untrigen CD gibts ein Mafia-begrüssungsritual mit ähnlichen insider-antworten, die Sonne, Mond & Sterne beinhalten


    da unten kann man auf amazon reinhören: ich glaub, es ist track 1
    Es spielt auf eine legende an, dass spanische mitglieder der Carbonari die Mafia gegründet hätten, und die jungen leute, die in Sizilien an land kamen wären gefragt worden (sehr frei übersetzt):
    Wenn Ihr erlaubt, woher kommt ihr, junge, ... unter wem geht ihr?
    Ich gehe unter dem himmel und auf der erde ... ich bringe wissen, blut und ehre...


    Geheime / Mysterienkulte der antike scheinen ähnliche frage&antwortrituale gekannt haben...

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von MagnaMater ()

  • Und noch ein gedanke bleibt mir hängen, und es ist nicht allein die hitz...


    die im welt/seelen-dualismus-gedanken-link stehenden begräbnisgemeinschaften von denen angeblich die plättchen und grabinschriften stammen, waren etwa unter den soldaten häufig, und anderen gruppen von leuten (exsklaven), die sonst keine verwandten hatten, und dafür sorgten, dass die begräbnisbruderschaftsmitglieder angemessene bestattungen in ihrem sinn bekamen...
    das waren im endeffekt keine schlichten leichenbestatter, sondern auch eine art religiöser bünde...
    über solche bruderschaften können sich religionen und religiöses gedankengut auch verbreiten...
    :gruebel


    http://de.wikipedia.org/wiki/Orphiker


    http://darkwing.uoregon.edu/~mwilson/Myst.html


    oh: korrekter fachterminus ist Totenpass, den sogar die leut englischer zunge kennen, bloss ich nicht...


    http://en.wikipedia.org/wiki/Totenpass


    ah, meine gedanken mit den ägyptern warn gar nicht so abwegig: den haben sich schon gelehrtere leute als ich gemacht:
    http://www.uni-koeln.de/phil-f…ds/1999/128pdf/128001.pdf


    Und Jesus erzählt der Samariterin genau dasselbe, dass er die quelle ewigen lebens ist...


    Irenäus zieht gegen die heidenchristen aus, die neben der christlichen basis initianden 'höherer' mysterien zu sein glaubten...


    Wow, sag einer, dass Yahooen nicht bildet: jetzt weiss ich sogar, was der Asphodeliengrund ist, der dritte teil des Hades hat mir in meiner bildung nämlich noch gefehlt... 'ich schick dich gleich in den asphodeliengrund!' klingt toll, muss ich mir merken, was gemeint ist, weiss sicher keiner... :grin

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

    Dieser Beitrag wurde bereits 7 Mal editiert, zuletzt von MagnaMater ()

  • Der rest das kapitels ist erklärung, warum es so kam, und apologetik, warum es doch gut ist, wie es kam...


    Also ich weiss nicht, ob das christentum tatsächlich der hauptpfeiler der abendländischen kultur ist... ich halte noch immer griechische philosophie und römische staatskunst/gesetzesverständnis für den hauptpfeiler, und nicht zu vergessen, dass die grösste rolle in den wissenschaftlichen entdeckungen der neuzeit von menschen jüdischer herkunft und bildung gespielt wurde... juden haben in der regel einen klareren kopf und sehen weiter, als die christliche mehrheit, liegt vielleicht auch daran, dass sie eine minderheit waren, die in einer mehrheitskultur immer am rand des pogroms überleben musste, das macht allgemein findiger und geistig flexibler...


    Es ist allerdings dank der katholischen/orthodoxen sichtweise, die in an und für sich irrationalen, religiösen texten nur enge, absurde auslegungen erlaubt, leichter gewesen, das ganze für unsinn zu erklären, und eine areligiöse aufklärung hervorzubringen, als in religionen, die ein breites, religiöses erfahrungsfeld erlauben, in dem sich niemand krass stösst, wenn man einen text ganz anders auslegt...


    Nun ja, ohne das Christentum wäre die Moderne mit ihrer auflösung und durchmischung gewachsener strukturen wahrscheinlich nicht die Moderne, wie wir sie kennen, obwohl in ihr gleich ist, zu welchem esoterischen hokuspokus man sich bekennt, man kann christ, buddhist, hindu, moslem, atheist, esoteriker sein - und das in (mir) zu übermässiger liberalität ohne sich zu den gesetzlichen grundfesten unserer staaten und der zivilisation als solcher zu bekennen.
    Ich persönlich verlange von jedem weihrauch vor dem kaiser/staat, denn der ist die letzte institiution, welche die zivilisation, die gemeinschaft der bürger eines territoriums, als solche zusammenhält; wer den staat gesundschrumpft, seine macht beschneidet, löst die zivilisation als solche auf: cives, civitas und zivilisation sind untrennbare einheiten wo die staatliche klammer geschwächt ist, und zu viele einzelne interessensgruppen zu mächtig, entstehen völlig unzivile bürgerkriege.


    Die gefährliche gegenströmung zur freiheit ist, dass sich ziellose menschen von der geistigen freiheit und beliebigkeit stark verunsichert fühlen, und freiwillig nach festen, harten regeln ausschau halten, was die weit verbreitete und gehäuft erscheinende radikalisierung und fundamentalisierung auf allen seiten zeigt. Nun, schaun wir, ob wir als postmoderne zivilisation die kurve vor der selbstvernichtung noch kratzen können... ich find ja persönlich unser aktuelles jahrhundert politisch und gesellschaftlich ziemlich spannend...

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

  • Zitat

    Original von MagnaMater



    Die gefährliche gegenströmung zur freiheit ist, dass sich ziellose menschen von der geistigen freiheit und beliebigkeit stark verunsichert fühlen, und freiwillig nach festen, harten regeln ausschau halten, was die weit verbreitete und gehäuft erscheinende radikalisierung und fundamentalisierung auf allen seiten zeigt. Nun, schaun wir, ob wir als postmoderne zivilisation die kurve vor der selbstvernichtung noch kratzen können... ich find ja persönlich unser aktuelles jahrhundert politisch und gesellschaftlich ziemlich spannend...





    Das sehe ich ähnlich und das Ziellose ist meiner Meinung nach auch ein Problem der letzten 100??? Jahre. Ich weiss nicht, ob Religion die Lösung ist. Gezeigt wird in diesem Buch sicher, dass der Halt der gegeben wird, Strukturen die vorgegeben sind, Einheitlichkeit die Grundfesten des Christentums waren. Und so auch wachsen konnte und das Leben der letzten 2000 Jahre geprägt hat.
    Ob diese Kultur und Gesellschaft die Kurve noch kriegt bezweifele ich, je älter ich werde, um so mehr. Die Gründe sind vielfältig und die Welt wie sie heute ist, wird das nicht schaffen.

    :lesend Jonathan Tropper - Sieben verdammt lange Tage


    Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.
    Albert Einstein

  • Zitat

    Original von MagnaMater
    ... ich find ja persönlich unser aktuelles jahrhundert politisch und gesellschaftlich ziemlich spannend...


    Ich nicht; ich finde es weitgehend einfach nur :fetch oder :uebel .




    Zitat

    Original von Zen-71
    Ob diese Kultur und Gesellschaft die Kurve noch kriegt bezweifele ich, je älter ich werde, um so mehr. Die Gründe sind vielfältig und die Welt wie sie heute ist, wird das nicht schaffen.


    :write



    Ansonsten fällt es mir wahnsinnig schwer, mich auf das Buch einzulassen. Gestern habe ich wieder ein paar Seiten gelesen; hoffentlich kriege ich das am Wochenende endlich durch.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von Zen-71
    Ob diese Kultur und Gesellschaft die Kurve noch kriegt bezweifele ich, je älter ich werde, um so mehr. Die Gründe sind vielfältig und die Welt wie sie heute ist, wird das nicht schaffen.


    Das problem ist, dass die welt sich nie geändert hat, und große, fortschrittliche zivilisationen nie die kurve gekriegt haben: sie haben einige zeit dröge und selbstzufrieden dahingegrundelt, ehe sie an allgemeinem desinteresse ihrer eigentlichen träger an kultur und kulturschaffender wissenschaft verendeten.


    Neu ist, dass es ein weltumspannendes experiment der moderne ist, das nicht unbedingt vom überleben der westlich-europäisch-amerikanischen zivilisation abhängig ist. China scheint mir bei all seinen inneren problemen trotzdem als ein vielversprechender kandidat für die einzige weltmacht des 21. Jahrhunderts. Die chinesische politische theorie hat sich nie sonderlich vom Konfuzianismus getrennt, und das ist eine philosophie, die den staatsgedanken und die theorie des staatsdienstes als dienst an der gesellschaftlichen ordnung stützt.
    Auch Indien bringt einen interessanten philosophischen ansatz der gesellschaftlichen pluralität ein, wo eine millionenpopulation, wenn schon nicht miteinander, dann zumindest weitgehend gewaltfrei nebeneinander leben können, (religiöse und politische attentate und lynchaktionen mit 1000 opfern sind dank der restlichen überlebenden millionen des selben kulturkreises ein verschwindender, die gesamtkultur nicht wirklich gefährdender prozentsatz)


    Eins steht fest: wir sind als menschheit entwicklungsgeschichtlich weiter als je zuvor: Wir waren auf dem mond, wenn auch die originalbaupläne der raketen verschlampt wurden... wir schicken satelliten ins all, die uns - wenn nicht wissen, dann zumindest - umfassende sofort abrufbare informationen beschaffen, wenn es auch den orbit vermüllt. Wir haben eine nachrichten-technologie, die es - trotz noch als größter hindernisgrund existierender sprach- und philosophischer barrieren theoretisch möglich machen könnte, die welt als begrenzten und gefährdeten lebensraum zu begreifen und eine weltumfassende zivilisation zu schaffen, die zugleich einen vernünftigen, ökologischen und volkswirtschaftlich nachhaltig angelegtem haushalt, ordnung wie auch persönliche freiheit in maßen ermöglichen könnte.


    Was wir als menscheit daraus machen... :unverstanden schaun wir, ob man in den nächsten 50 jahren die richtung abschätzen oder etwas durch beständige mahnungen und wiederholung und verbreitung von toleranten, aber an vernunft gebundenen philosophien an den rädchen drehen kann.


    Ich hoff, es macht jeder bei der bewegung des möglichst kleinen ökologischen fußstapfen mit, jeder schränkt sich in seinem konsum ein, indem er durchschaut, dass das doppelpack und +1 gratis nicht wirklich billiger sind, kauft keine minderwertigen massenprodukte und wirft obendrein keine lebensmittel weg und betreibt auch sonst abfallvermeidung und fair trade und achtet gleichzeitig darauf, dass die basis jeder lokalwirtschaft - die lebensmittelproduzierende landwirtschaft - nicht zusammenbricht.
    Uh, da ist mein utopischer geist mit mir durchgegangen... ich verlang von meinem mitmenschen da ja hausverstand und auch sonstige umsichtige vernunft... ich verlange vermutlich zuviel...

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von MagnaMater ()



  • :write

    :lesend Jonathan Tropper - Sieben verdammt lange Tage


    Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.
    Albert Einstein

  • mein Lappi hat leider keine Boxen und Herr Zens PC hat sich vor zwei Wochen ins Nirvana verabschiedet. Sobald hier die Technik wieder funktioniert schau ich es mir an


    :wave

    :lesend Jonathan Tropper - Sieben verdammt lange Tage


    Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.
    Albert Einstein

  • Die letzten Wochen war ich etwas eulenmüde, aber zum letzten Kapitel möchte ich gern noch etwas schreiben.


    Was bleibt? Ein interessantes Buch, was mir aufgezeigt hat, das Beweggründe vor 2000 Jahren nicht anders waren als heute. Das Macht, egal in welcher Form, man niemals unterschätzen sollte. Wenige Menschen prägten das Leben, wie wir es heute kennen.


    Irenäus hat eine gewaltige Leistung vollbracht, Konstantin hat sie gefestigt. Ob es der richtige Weg war, lasse ich mal dahin gestellt. Es ist die Welt, die wir kennen, die christl. Religion, mit der ich aufgewachsen bin.


    Die Entwicklung der letzten Jahre war rasant. Auf einer Seite steht die Technik, der Fortschritt, auf der anderen immer noch die Religion in ihren verschiedensten Facetten. Für mich ist es nicht spannend mit anzusehen, wie das Leben sich entwickelt. Mir macht es Angst und ich würde mir wünschen, so wie Magna Mater oben schrieb, dass wir aus dieser Welt, die Utopievorstellung wahr werden lassen.

    :lesend Jonathan Tropper - Sieben verdammt lange Tage


    Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.
    Albert Einstein

  • Eulenmüde war ich nicht, aber diese Leserunde fiel mir unsäglich schwer. Das Buch steht immer noch hier im Regal nebenan mit einem Stoß von Zetteln und Anmerkungen, die es noch nicht zu einem richtigen Post hier gebracht haben. Noch habe ich die Hoffnung nicht ganz aufgegeben, daß da doch noch was draus wird.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Na, ich hoff mal mit dir :lache


    du kannst hoffen, dass mir noch etwas Vernünftiges zu Sharras Exil einfällt, aber ich schätz, ich muss die letzten abschnitte nochmal lesen, ich hab grad zu viel um die ohren... jeder will was von mir, Kommunalbetriebe, Hausverwaltungen, Finanzamt, Bank, Handwerker... furchtbar, es kommt keine beschaulichkeit mehr auf... :chen

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

  • Zitat

    Original von SiCollier
    Eulenmüde war ich nicht, aber diese Leserunde fiel mir unsäglich schwer. Das Buch steht immer noch hier im Regal nebenan mit einem Stoß von Zetteln und Anmerkungen, die es noch nicht zu einem richtigen Post hier gebracht haben. Noch habe ich die Hoffnung nicht ganz aufgegeben, daß da doch noch was draus wird.



    *schleicht mal ganz leise hier rein - nicht mal die kleinste Rezi zu finden - nirgends nicht - und schleicht leise wieder weg*

  • Zitat

    Original von Lipperin
    *schleicht mal ganz leise hier rein - nicht mal die kleinste Rezi zu finden - nirgends nicht - und schleicht leise wieder weg*


    Ähm, *sieht geflissentlich irgendwohin in die Luft*, stimmt, Rezi gibt es nicht. Ich habe das Buch in der LR zum dritten Mal gelesen, und es dennoch nicht zu einer Rezi geschafft. Jetzt ist es eh zu lange her, ich müßte es nochmals lesen, was ich im Moment aber nicht auf die Reihe bekomme. Und ob ich dann eine schaffen würde, steht auch in den Sternen. Manche Bücher sind einfach "reziresistent".


    Außerdem war das Interesse an dem Buch damals doch recht gering. Wen es interessiert, wird es sich auch ohne Rezi besorgen und lesen.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Die Eule und spezielle Sachbuchrezis sind allgemein so ein thema für sich: Die meisten Sachbuch-Rezis werden nie von jemandem gelesen oder gar nicht beantwortet...


    Ich wollte heuer schon mehrere andere Sachbücher beschreiben, die ich las, dachte mir dann aber: Wozu? Verlorene liebesmüh, liest erfahrungsgemäß eh kaum einer, und interessieren tuts auch niemanden sonderlich...
    :unverstanden
    Vor allem, da mein standmodem hien ist, und im mobil-modem jedes gesendete byte vorgerechnet wird - wenn ich da netzkapazitäten verschwende, dann fürs nächste Witcher-Update, und nicht für orchideen-eulenposts, die eh für die fisch sind...

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

  • MagnaMater, du sprichst (bzw. schreibst) mir aus der Seele. Ich habe noch ein paar Bücher auf dem Leseprogramm, zu denen ich vermutlich (bewußt) keine Rezi schreiben werde. Weil ich in etwa weiß, was dann passieren würde. Und das tue ich mir nur an, wenn ich mal gerade starke Nerven habe. Was derzeit nicht zu oft vorkommt.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")