'Das Glasperlenspiel' - Seiten 349 - 436

  • Knecht versucht also weiterhin Kastalien zu verlassen. Irgendwie ist mir Knecht in dem Abschnitt immer unsympathischer geworden. Zum einen verstehe ich auch nach dem Gespräch Knechts mit Alexander nicht, was Knecht an der Welt außerhalb des Ordens so reizt, dass er nicht mal das Angebot eines Urlaubs annehmen möchte. Seine Argumente dabei sind für mich auch nicht nachvollziehbar. Ich sehe es so wie Alexander - jeder hat in seinem Beruf mal Phasen, wo er an seiner Arbeit zweifelt, aber deswegen kann es kaum einer gleich hinwerfen. Und um Alternativen scheint sich Knecht ja nicht wirklich bemüht zu haben.
    Und andererseits wechselt er ja nur von dem privilegierten Leben in Kastalien in das auch recht privilegierte Leben in Plinios Familie. Dem durchschnittlichen Menschen in der 'normalen' Welt dürfte er in der Berghütte mit Tito und Bediensteten nicht viel näher sein als in Kastilien. Ich verstehe nicht, was er sich davon erwartet. Ein Rücktritt als Glasspielmeister um dann in einer der unteren Schulen, wie er selbst eine im ersten Abschnitt des Buches besucht hat, zu unterrichten, käme seiner Vorstellung viele junge Schüler zu haben, doch näher.

  • Was er sich genau davon erwartet hat, hab ich auch nicht so richtig verstanden. Aber wenn man das Gefühl hat, dass das, was man tut, nicht das Richtige ist, dann ist es wahrscheinlich meistens ganz gut, was anderes zu versuchen, was auch immer.
    Das Ende ist danach zwar tragisch, aber eigentlich folgerichtig und daher eben auch ganz passend. Am Ende ging mir alles ein bisschen zu schnell, aber das passt eigentlich auch zu seinem "Ausbruch" aus Kastalien.

    "Ich bin dreimal angeschossen worden – was soll man da machen." (Robert Enke)


    "Accidents" happen in the dark.

  • Zitat

    Aber wenn man das Gefühl hat, dass das, was man tut, nicht das Richtige ist, dann ist es wahrscheinlich meistens ganz gut, was anderes zu versuchen, was auch immer.


    Grundsätzlich gebe ich dir da schon recht. Aber für mich ist Knechts Wechsel einfach zu groß.
    So als Beispiel: Ein Geschäftsführer im Einzelhandel, der mit seiner Position und seinem Umfeld nicht glücklich ist, wird sich höchstwahrscheinlich erst mal einen anderen Arbeitsplatz in dieser Branche suchen. Nicht unbedingt als Geschäftsführer, aber doch in einem vertrauten Gebiet. Bei Knecht ändert sich aber alles. Er zieht in eine andere Welt, und auch wenn er das Unterrichten beibehalten will, so ist es ja ein Unterschied, ob er in Kastalien Glasperlenspielkurse gibt, oder in der weltlichen Welt einen einzelnen Junge in nahezu allem (so hab ich es zumindest verstanden) unterrichtet.
    Deswegen verstehe ich nicht, warum Knecht nicht erstmal versucht hat, eine andere Position in Kastalien zu finden und dort probiert seine innere Ruhe wieder zu finden.

  • Knecht verlässt Kastilien, obwohl er von offizieller Seite keine Freigabe erhält, scheinbar hat er zwar die Ordensregeln auf seiner Seite, trotzdem findet sein alter mentor Alexander sein Verhalten falsch, zu Recht finde ich, mir kommt es so vor, als würde sich Knecht nur auf Grund einer fixen Idee aus jeder Verantwortung stehlen.


    Er will Plinios Sohn unterrichten, als Privatlehrer eines verwöhnten Patriziersöhnchens ist er aber wieder Teil einer priviligierten Welt, und wollte er nicht ins normale Leben, als er den Orden verlassen hat.?


    Knecht stirbt beim Wettschwimmen im eiskalten Gebirgssee, mit diesem Ende kann ich mal grad gar nix anfangen :gruebel