'Sterne über Sansibar' - Seiten 063 - 140

  • @ Mulle


    Zitat

    Original von Mulle
    Schön (auch wenn schön ein komisches Wort ist) dass wir auch die Armenviertel in der Lehmstadt mal erleben. Die andere Seite vergisst man bei all dem bunten Treiben herum schnell, und ich konnte gut verstehen, dass Salima sich da etwas unbehaglich fühlt.


    Ich versteh sehr gut, was Du da mit "schön" meinst! Mir war das auch wichtig, noch ein bisschen was anderes von der Insel zu zeigen.


    Zitat

    Original von Mulle
    Hamdan finde ich irgendwie herzig - die Art wie er Freundschaften schließt, gefällt mir. Und das: "Ich wollte nur mal sehen, wie weit der Pfeil rein geht." Holla!


    :lache


    WARUM er das gemacht hat - das hab ich ihm in den Kindermund gelegt. Gemacht hat er's aber - und mächtig Ärger mit seinem Vater, dem Sultan dafür bekommen... :grin


    Zitat

    Original von Mulle
    Zunächst aber mal hat mich etwas gewundert, dass dies keine unmittelbaren Konsequenzen hatte. Salimas Mutter macht da (sorry für den Ausdruck) ein riesen Fass auf; ich hätte da irgendwie weitere Konsequenzen erwartet. Aber sie scheinen es vorerst zu vergessen, aus den Augen, aus dem Sinn.


    Ja, so war das auch. In den Frauengemächern war immer so viel los, da gab's jeden Tag neue Zankereien und hoch aufbrandenden Klatsch, da ging das schnell wieder unter. Und ich glaube außerdem, dass Djilfidan den Eigensinn ihrer Tochter ein bisschen unterschätzt hat - sie war bestimmt überzeugt, dass ihre Standpauke gefruchtet hätte...


    Zitat

    Original von Mulle
    Interessant: ich bin mal über Aufzeichnungen über einen Roma-Stamm persischer Abstammung gestolpert, bei denen es auch als Frevel galt, wenn Frauen schreiben konnten - lesen dagegen war in Ordnung. Der Grund: Mit geschriebenen Worten, so hieß es, könne man einen Dämon beschwören. Das war offenbar eine Macht, die man nicht in weiblichen Händen wissen wollte :lache Weiterhin galt die Weitergabe von "weisem Wissen" als gefährlich. Hebammen & Heilerinnen bewegten sich ja generell immer in der Nähe gefährlicher Hexereivorwürfe. Deren Wissen ließ sich schnell ausschalten - Niedergeschriebenes hätte sich ungehindert verbreiten können. Daran musste ich gleich denken, vielleicht gibt es da Parallelen?


    Das finde ich einen spannenden Ansatz. Leider gibt es keine detaillierten Dokumente darüber, aber wir wissen, dass Salimas Vater als auch die restliche Sultansfamilie einen relativ un-islamischen Hang zum Aberglauben hatte. Das wäre auf jeden Fall eine Parallele. :-)

  • Ich dachte ja, Djilfidan möchte damit ihre Tochter auch schützen.
    Sie bezahlt Adan (hieß er so?) heimlich (/großzügig?) und schickt ihn weg.


    Und Salima: 'was ich kann, dass kann ich'. Kluges Kind :-)

    Liebe Grüße, Sigrid

    Keiner weiß wo und wo lang

    alles zurück - Anfang

    Wir sind es nur nicht mehr gewohnt

    Dass Zeit sich lohnt

  • @ Sigrid2110


    Zitat

    Original von Sigrid2110
    Ich dachte ja, Djilfidan möchte damit ihre Tochter auch schützen.


    Auf jeden Fall, ja. Sie soll ja eine "gute Partie" bleiben. :zwinker

  • So, mit diesem Teil bin ich jetzt auch durch. Was alles passiert ist, wurde hier zu Genüge genannt. Allerdings ging es mir nie so, dass ich richtig traurig war mit den Protagonisten. Es war mehr wie ein Fenster, durch das ich auf die Geschichte gucken konnte und alles nah miterlebt habe, aber es war eben nicht MEINE Geschichte. Deswegen bin ich bei Büchern nie zu Tränen gerührt, bei Filmen auch nicht.


    Für mich ein wirklich anderes Buch bisher, so gar nicht wie das, was ich sonst lese. Vor allem habe ich vor kurzem einen Krimi und ein Kriegsbuch gelesen. Da war die Stimmung natürlich komplett anders. Ich mag die Beschreibungen, weil sie so flüssig und unauffällig sind, man langweilt sich nie. Und ganz nebenbei bekommt man ein (relativ) vollständiges Bild des Landes, der Leute usw.


    Die Karte fand ich jetzt nicht ganz so toll wie andere hier scheinbar. Sie ist hübsch und passt stilistisch zu den kleinen Zeichnungen, aber für eine Karte wirkt es irgendwie zu leer. Aber vielleicht gab es auf Sansibar gar nicht sooo viele Orte, die man hätte eintragen können. Finde ich aber auch nicht weiter tragisch, mich interessiert die Gesamtaufmachung und das Cover viel mehr. Das Cover ist besonders gelungen wie ich finde und spiegelt genau das wieder, was man vom Buch erwartet und was man auch (bisher) bekommt.


    Was mir noch aufgefallen ist: Ich höre irgendwie beim Lesen öfters eine Frauenstimme, die die Geschichte erzählt. Eine weiche und sanfte Stimme. Das ging mir schon bei der Leseprobe so. Das passt irgendwie so gut zu der Stimmung und zum Ort. Vielleicht wäre es nicht der Fall, wenn ich dich, Nicole, nicht schon elektronisch kennen würde, aber da es mir bei der Leseprobe schon so ging und ich dich da noch kaum richtig "gesprochen" hatte, denke ich, dass es vom Schreibstil kommt. Und von den Ortsbeschreibungen. Das ist echt toll, das mag ich sehr. Eine kleine Erzählerin in meinen Kopf (ich weiß, ich habe einen an der Klatsche... :pille )


    Auf zum nächsten Teil!


    P.S.: Mir ist noch aufgefallen, dass Kaninchen in diesem Abschnitt auftauchen: *klugscheißen an* Kaninchen sind keine Nagetiere, sondern Hasenartige. *klugscheiben aus* Ja ja.. ich weiß, für die Handlung ENORM wichtig... :lache

  • Ich habe wieder das Wochenend-Syndrom, ohne S-Bahn-Fahrt in die Arbeit komme ich kaum zum Lesen *seufz*
    Viele Sachen wurden hier schon genannt, zwei sind mir noch aufgefallen: irgendwie war mir nicht bewusst, dass die Frauen außerhalb des Hauses mir unverhüllt zu sehen waren und das es für die Wachen ein großer Schock gewesen sein muss, die Frauen plötzlich "oben ohne" zu sehen. Und dass sich Bargash zuerst so standhaft weigert, sich als Frau zu verkleiden, das fand ich sehr witzig.

    :lesendR.F. Kuang: Babel


    If you don't make mistakes, you're not trying hard enough. (Jasper Fforde)

  • Das Buch liest sich fast wie von alleine. Schade, daß mein Kopf gleichzeitig von so viel Hochzeitstress angefüllt ist, sodaß ich es gar nicht richtig wirken lassen kann.


    Bei so einer großen Familie ist es irgendwie verständlich, daß sich das Ganze auflöst, wenn der Vater als einzige Verbindung stirbt. Gerade wenn auch noch politische Interessen mit im Spiel sind...
    Für Salima ist die Situation nicht einfach- sie ist hin- und hergerissen zwischen ihren Geschwistern und ihre Mutter, die ihr vielleicht mir ihrem Rat hätte zur Seite stehen können, ist nicht mehr da.
    Naja, nun hat sie auf die schmerzhafte Tour ihre Lektion gelernt.

    Ich weiß nicht, was das sein mag, das ewige Leben.
    Aber dieses hier, das diesseitige, ist ein schlechter Scherz. (Voltaire)

  • @ Juliette


    Zitat

    Original von Juliette
    Es war mehr wie ein Fenster, durch das ich auf die Geschichte gucken konnte und alles nah miterlebt habe, aber es war eben nicht MEINE Geschichte. Deswegen bin ich bei Büchern nie zu Tränen gerührt, bei Filmen auch nicht.


    Das ist ja auch durchaus kein Muss, Juliette! :wave


    Zitat

    Original von Juliette
    Aber vielleicht gab es auf Sansibar gar nicht sooo viele Orte, die man hätte eintragen können.


    Gab es auch nicht; darüber hinaus wollte ich auch nur die Schauplätze drauf haben, die auch im Buch vorkommen, weil die auf heutigen Karten entweder ein bisschen anders heißen, gar nicht verzeichnet sind oder anders aussehen (dieser "Graben" zwischen der Insel und der Steinstadt gibt es z.B. heute nicht mehr; der ist längst zugeschüttet und eine Hauptstraße führt dort entlang.)


    Zitat

    Original von Juliette
    Was mir noch aufgefallen ist: Ich höre irgendwie beim Lesen öfters eine Frauenstimme, die die Geschichte erzählt. Eine weiche und sanfte Stimme. Das ging mir schon bei der Leseprobe so. Das passt irgendwie so gut zu der Stimmung und zum Ort. Vielleicht wäre es nicht der Fall, wenn ich dich, Nicole, nicht schon elektronisch kennen würde, aber da es mir bei der Leseprobe schon so ging und ich dich da noch kaum richtig "gesprochen" hatte, denke ich, dass es vom Schreibstil kommt. Und von den Ortsbeschreibungen. Das ist echt toll, das mag ich sehr. Eine kleine Erzählerin in meinen Kopf (ich weiß, ich habe einen an der Klatsche... :pille? )


    Nö, wieso? Wenn das bei Dir so ist, dann ist das eben so - und wenn Du das beim Lesen als angenehm empfindest, dann umso besser! :-]


    Zitat

    Original von Juliette
    P.S.: Mir ist noch aufgefallen, dass Kaninchen in diesem Abschnitt auftauchen: *klugscheißen an* Kaninchen sind keine Nagetiere, sondern Hasenartige. *klugscheiben aus* Ja ja.. ich weiß, für die Handlung ENORM wichtig... :lache


    Für die Handlung ist sowieso KOMPLETT unwichtig, wie die Viecher genannt werden. :lache
    Du hast natürlich recht :knuddel1 - ich hab's an der Stelle auch nicht im Sinne der korrekten zoologischen Zuordnung gemeint, sondern im umgangssprachlichen, in dem die alle in einen Topf geworfen werden.



    @ Nachtgedanken


    Zitat

    Original von Nachtgedanken
    Und dass sich Bargash zuerst so standhaft weigert, sich als Frau zu verkleiden, das fand ich sehr witzig.


    Da habe ich auch beim Schreiben seeehhhr breit in mich rein gegrinst. :grin



    @ grottenolm


    Zitat

    Original von grottenolm
    Schade, daß mein Kopf gleichzeitig von so viel Hochzeitstress angefüllt ist, sodaß ich es gar nicht richtig wirken lassen kann.


    Ich hoffe, es kann Dich aber in all dem Stress zwischendurch mal Atem schöpfen lassen. :knuddel1

  • Also das Wetter hier momentan ist für dieses Buch wirklich perfekt. Ich habe mich heute Mittag damit in die Sonne gelegt und es absolut genossen.


    Eigentlich wurde hier ja tatsächlich schon das Wichtigste genannt. Was mir aber in Leserunden immer wieder auffällt ist die Tatsache, dass mir manchmal wirklich einige Details entgehen und ich mich immer wieder frage, woran das liegt. Da scheint meine Aufmerksamkeit wirklich etwas verbesserungswürdig zu sein. Umso besser, dass eine Leserunde das ganze etwas zusammenfasst und einige Informationen hinterfragt.


    Wirklich beeindruckend beschrieben war der Tod von Salimas Mutter. Hier wurde, wie jemand anderes schon sagte, nichts beschönigt sondern verdammt realistisch erläutert, insbesondere der Anblick eines Verstorbenen Menschen ist in den Worten realitätsgetreu beschrieben.


    Was man auch wieder sehr deutlich sieht ist die Macht des Wissens und die Macht der Sprache. Selbst in heutiger Zeit kann man es in Deutschland anhand islamischer Frauen sehen - ein Großteil der Frauen spricht kein Deutsch, ist zu Kommunikation mit Deutschen kaum fähig, doch merkwürdigerweise spricht der Großteil der Männer dieser Frauen fließend deutsch. Immer wieder frage ich mich, was damit bezweckt wird - Unterdrückung? Machtausübung?


    Was die Beschreibung der Umgebung angeht kann ich mich den lobenden Worten anschließen. Man hat ein wunderbare Bilder vor Augen und kann sich das meiste sehr genau vorstellen. Was mir weiterhin Schwierigkeiten bereitet sind die Namen - doch wäre es anders, würde es weniger authentisch wirken.

  • Zitat

    Original von grottenolm
    Bei so einer großen Familie ist es irgendwie verständlich, daß sich das Ganze auflöst, wenn der Vater als einzige Verbindung stirbt. Gerade wenn auch noch politische Interessen mit im Spiel sind...


    Daran hab ich auch denken müssen. Im Geschichtsunterricht (gaanz weit weg) ging es öfter darum, was passiert, wenn ein Reich unter mehreren Söhnen aufgeteilt wird... Und der Sultan hatte je nun nicht wenig Kinder.


    Bei der Belagerung habe ich richtig mitgefiebert und für Majid gehofft. Es sieht nicht gut aus für ihn und seine Stellung, anscheinend hat Bargash schon viele Anhänger gefunden. Ob er allerdings all seine Versprechen nach Macht, Ämtern und Besitz hälten könnte ist fraglich...


    Obwohl Salima schon irgendwie wusste, dass ihre Zusammenarbeit mit Chole und Bargash nicht wirklich "gut" ist, macht sie trotzdem noch viele Vorschläge zur Unterstützung und Rettung der Verschwörung. Warum tut sie das? Vllt. hätte das doch zum Sturz oder gar Tod ihres Lieblingsbruders geführt.


    Den Teil habe ich übrigens in der Sonne im Park liegend gelesen. EIn kleines Lob am Rande: Als Kopfkissen für ein abschließendes Nickerchen macht es sich echt gut :grin
    Mal schauen, wie weit ich jetzt am WE komme mit Lesen...

    "Leben, lesen - lesen, leben - was ist der Unterschied? (...) Eigentlich doch nur ein kleiner Buchstabe, oder?"


    Walter Moers - Die Stadt der träumenden Bücher

  • So, jetzt muss ich etwas klamüsern, denn nach der zweiten Hälfte von diesem Teil habe ich gleich den nächsten gelesen und schmeiße nach einem Tag Sonne und einem marokkanischen Abendessen ganz sicher alles durcheinander.


    Ich konnte es gut verstehen, dass Salima zur "Verräterin" wird. Sie war einfach viel zu jung für ihre Verantwortung, da fiel Choles falsche Zuneigung auf fruchtbaren Boden. Außer Chole hatte sie schließlich niemanden - Majid war ja mit einem Mal weit weg.
    Chole an sich finde ich aber auch interessant. Mich würde interessieren, ob sie Salima bewusst benutzt hat. Zu Anfang hatte ich eher das Gefühl, dass sie selbst auch nur da rein gezogen wurde.
    Wie spricht man Chole aus, Nicole? Den Namen finde ich wunderschön.


    So, ab in den nächsten Teil ;-)


    PS: Um mal nicht nur herumzuschleimen - den bildhaften, köstlichen, regelrecht "fetten" Schreibstil könnteich immer wieder loben, weil er so herrlich zu dieser Geschichte und in dieses bunte Land passt -, hab ich noch eine kleine Kritik; und zwar betrifft es diese Sache "Lesen dürfen ja - Schreiben nein - aber warum?!".
    In der Leserunde hat mich das zunächst gar nicht gestört, konnte ja nachfragen und mitspekulieren. Aber wenn ich das Buch nur so für mich gelesen hätte, dann würde mich diese Frage fuchsen. Da hätte ich mir irgendeine Erklärung gewünscht, meinetwegen rein fiktiv.
    Aber ich kann mir auch vorstellen wie schwer das sein muss, wenn man möglichst realistisch schildern möchte - und bloß nichts Falsches -, die verflixte Realität aber keine Antworten liefert.

  • @ Lucy1987


    Zitat

    Original von Lucy1987
    Was mir aber in Leserunden immer wieder auffällt ist die Tatsache, dass mir manchmal wirklich einige Details entgehen und ich mich immer wieder frage, woran das liegt. Da scheint meine Aufmerksamkeit wirklich etwas verbesserungswürdig zu sein. Umso besser, dass eine Leserunde das ganze etwas zusammenfasst und einige Informationen hinterfragt.


    Ich glaube, dass das fast jedem so geht: das finde ich aber auch das Schöne an Leserunden, dass da soviel zusammengetragen wird oder sich aus Diskussionen neue Gedanken ergeben, die man alleine beim Lesen womöglich nie gehabt hätte.


    Und, falls es Dich beruhigt: so oft entdeckt ihr als Leser Dinge in einem meiner Bücher, die mir beim Schreiben gar nicht bewußt waren.


    Zitat

    Original von Lucy1987
    Hier wurde, wie jemand anderes schon sagte, nichts beschönigt sondern verdammt realistisch erläutert, insbesondere der Anblick eines Verstorbenen Menschen ist in den Worten realitätsgetreu beschrieben.


    Danke, Lucy, diese Stelle war mir auch sehr wichtig. :-)


    Zitat

    Original von Lucy1987
    Was man auch wieder sehr deutlich sieht ist die Macht des Wissens und die Macht der Sprache. Selbst in heutiger Zeit kann man es in Deutschland anhand islamischer Frauen sehen - ein Großteil der Frauen spricht kein Deutsch, ist zu Kommunikation mit Deutschen kaum fähig, doch merkwürdigerweise spricht der Großteil der Männer dieser Frauen fließend deutsch. Immer wieder frage ich mich, was damit bezweckt wird - Unterdrückung? Machtausübung?


    Ich glaube, oft nicht mal so sehr. (Manchmal - und zweifellos viel zu oft - schon.)


    Was ich für mich gelernt habe, seit ich mich viel mit der arabischen Welt auseinandergesetzt habe: zu differenzieren, was tatsächlicher Glaube ist und was Lebensauffassung. Das ist nicht immer leicht, weil eben gerade der islamische Glaube leider viel zu oft dazu benutzt wird, eben eine Tradition oder eine Lebensweise zu rechtfertigen. Um's platt zu sagen: es gibt immer solche und solche...


    Ich denke viel mehr, dass es bei den Frauen, die Du ansprichst, mit der traditionellen Rollenverteilung zu tun hat: der Mann verdient das Geld und ist "draußen", die Frauen kümmern sich ums Haus und die Kinder, bleiben unter sich und ihresgleichen - und haben so auch nicht die Gelegenheit, Deutsch zu lernen.


    Ein schwieriges, aber umso interessanteres Thema...



    @ kissy


    Zitat

    Original von kissy
    Im Geschichtsunterricht (gaanz weit weg) ging es öfter darum, was passiert, wenn ein Reich unter mehreren Söhnen aufgeteilt wird... Und der Sultan hatte je nun nicht wenig Kinder.


    Nein, das nun wirklich nicht. :grin
    Und die Tradition verlangte nun mal, dass immer der älteste Sohn nachfolgte - ungeachtet dessen, ob er nun für den "Job" gut geeignet war oder nicht.


    Zitat

    Original von kissy
    Warum tut sie das? Vllt. hätte das doch zum Sturz oder gar Tod ihres Lieblingsbruders geführt.


    Ich denke, da hat sie die Augen vor der Realität verschlossen, es vermieden, den Gedanken bis zum Ende durchzudenken und sicher auch aus Angst vor Choles und Barghashs Reaktion, wenn sie sich weigert.
    Da brauchte es schon einen kräftigen Schubs, dass sie aus dieser Art von Trance aufwacht...


    Zitat

    Original von kissy
    EIn kleines Lob am Rande: Als Kopfkissen für ein abschließendes Nickerchen macht es sich echt gut :grin


    Hab ich selbst noch nicht ausprobiert - aber gut zu wissen! :grin



    @ Mulle


    Zitat

    Original von Mulle
    Chole an sich finde ich aber auch interessant. Mich würde interessieren, ob sie Salima bewusst benutzt hat. Zu Anfang hatte ich eher das Gefühl, dass sie selbst auch nur da rein gezogen wurde.


    Allem Anschein nach hat sich Chole bewußt Barghash zur Seite und gegen Majid gestellt.


    Zitat

    Original von Mulle
    Wie spricht man Chole aus, Nicole? Den Namen finde ich wunderschön.


    Es ist Tscho-le.
    Ich mag diesen Namen auch sehr. :-]


    Zitat

    Original von Mulle
    In der Leserunde hat mich das zunächst gar nicht gestört, konnte ja nachfragen und mitspekulieren. Aber wenn ich das Buch nur so für mich gelesen hätte, dann würde mich diese Frage fuchsen. Da hätte ich mir irgendeine Erklärung gewünscht, meinetwegen rein fiktiv.


    Kann ich gut verstehen :wave


    Zitat

    Original von Mulle
    Aber ich kann mir auch vorstellen wie schwer das sein muss, wenn man möglichst realistisch schildern möchte - und bloß nichts Falsches -, die verflixte Realität aber keine Antworten liefert.


    Das ist durchaus ein Problem - je "historischer" ein Roman angelegt ist, desto mehr Grenzen sind einem als Autor gesetzt. Noch dazu, wenn die Quellenlage wie hier bei Sansibar so mager ist.

  • Salima ist Waise - und steht (trotz ihrer vielen Geschwister) allein da. Sie sucht Schutz bei ihrer Schwester Chloe - nicht ahnend, daß diese sie für ihre eigenen Zwecke benutzen möchte...


    Schön fand ich den folgende Sätze (Seite 100):

    Zitat

    Der einzige Trost, den sie fand, war die Gewissheit, dass sie im engmaschigen Netzt ihrer Geschwister wohl geborgen war.
    Nicht ahnend, wie sehr das Geäst der Familie bereits von der Gier nach Gold und Macht, von Missgunst und von Gegnerschaft durchdrungen und vergiftet war.


    Das trifft den weiteren Verlauf der Geschichte. Salima fühlt sich von Barghash und Chloe bedrängt - hilft ihnen aber trotzdem, aus Angst, allein da zu stehen. Selbst als Majid versucht, sie auf seine Seite zu ziehen, hat sie Angst, Chloe zu verlassen.


    Am Ende trifft sie einen Entschluß, daß sie nie mehr blinden Gehorsam leisten will.


    Mal sehen, ob sie dieser Entscheidung treu bleibt - vielleicht bestimmt diese auch ihr weiteres Leben. Gleich darf ich in der Sonne weiterlesen!

  • Ich bin jetzt auf Seite 100 und bis hierher ist ja einiges passiert... Aber so richtig packen kann mich die Geschichte bisher irgendwie nicht.
    Mir ist es teilweise zu viel Beschreibung und zu wenig Handlung bzw. die Handlung wird dann in zwei Seiten "abgehandelt" und dann werden wieder Eindrücke geschildert... Zum Beispiel die Szene, bei der Salima das Lesen lernt, das erfährt man als Leser gerade und schon ist es wieder vorbei... Weitere Konsequenzen werden auch nur angerissen und dann - nächste Szene.
    Irgendwie hab ich das Gefühl, die eigentlichen Geschehnisse werden nur aneinandergereiht - es ist für mich kein Handlungsablauf im eigentlichen Sinne. So gerne ich ja Eindrücke von Menschen und Orten habe, aber sie dürfen nicht so sehr überwiegen, dass die Handlung in den Hintergrund tritt...
    Kaum war Salimars heimlicher Unterricht entdeckt, macht man sich Sorgen um den Sultan und schon bald ist sicher - er ist tot. Geht mir halt ein bisschen zu schnell... Ich hätte mir bis hierher auch mehr Schilderungen gewünscht über das Leben der vielen Frauen des Sultans, über ihre Beziehung zum Sultan und zueinander. Ist es ein eher freundschaftliches Zusammenleben oder ist es geprägt von Eifersucht und Neid? Es gibt auch keine einzige Szene zwischen den Eltern von Salima. Das fehlt mir...


    Tut mir wirklich leid, dass sich das jetzt ein wenig negativ anhört, Nicole, aber ich wollte ja auch meine ehrlichen Leseeindrücke beschreiben... Fällt mir bei LRs zwar immer schwerer, aber dir nützt es ja auch nichts, wenn ich diese Eindrücke für mich behalte.


    Es ist auch nicht so, dass mir das Buch überhaupt nicht gefällt, ich bin nur noch nicht ganz "warm" damit, wenn du weißt, was ich meine...


    Aber ich lass mich gerne noch einfangen :wave


    Ein Optimist steht nicht im Regen,
    er duscht unter einer Wolke.
    (Thomas Romanus)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Brummi ()

  • Die letzten 40 Seiten dieses Abschnitts haben mir besser gefallen - es passiert richtig etwas. Salimas Zerrissenheit zwischen Chole und Majid wird sehr deutlich und letztendlich trifft sie die falsche Entscheidung. Doch das erkennt sie erst am Ende.


    Die Szenen als Salima die Flucht für Barghash ermöglicht (in Frauenkleidung - das fand ich originell!!!) und als sie unter Beschuss geraten waren eindringlich erzählt. Man lag zusammen mit Salima auf dem kleinen Mädchen und hat gezittert, ob die Schüsse an einem vorbeigehen.


    Salima beschließt, sich niemals wieder jemandem zu unterwerfen... Das dürfte für einige Komplikationen sorgen und bringt Spannung in die Geschichte.
    Mal sehen, wie es weitergeht...

  • Hallo Brummi,


    Zitat

    Original von Brummi
    Tut mir wirklich leid, dass sich das jetzt ein wenig negativ anhört, Nicole, aber ich wollte ja auch meine ehrlichen Leseeindrücke beschreiben... Fällt mir bei LRs zwar immer schwerer, aber dir nützt es ja auch nichts, wenn ich diese Eindrücke für mich behalte.


    Das muss Dir nicht leid tun - das ist schon gut so, wenn Du schreibst, dass Dich das Buch bislang nicht so wirklich packt. :wave
    (Mir tut's natürlich ein bisschen leid, dass Dir das so damit geht... :knuddel1)


    Für mich sind Leserunden durchaus auch dazu da, dass man sagt, was einem nicht gefällt an einem Buch; ich bin neugierig auf alles an Eindrücken, Gedanken und Meinungen, gleich ob positiv oder negativ.



    Zitat

    Original von Brummi
    Es ist auch nicht so, dass mir das Buch überhaupt nicht gefällt, ich bin nur noch nicht ganz "warm" damit, wenn du weißt, was ich meine...


    Ja, ich glaub, ich verstehe, was Du meinst. :-)


    Zitat

    Original von Brummi
    Die letzten 40 Seiten dieses Abschnitts haben mir besser gefallen - es passiert richtig etwas.


    Ich bin gespannt, wie's Dir weiterhin mit dem Buch geht! :wave

  • Ich hab mich sehr für Salima gefreut, dass sie in ihren Brüdern nette Spielkameraden gefunden hat, nach ihrer ersten Verlorenheit, war das eine Erleichterung :-) und das mit dem Pfeil, super dass solche Sachen auch in echt passieren... Solche Ankedoten machen die Geschichte für mich lebendig. (wie z. B. auch das im ersten Abschnitt mit der Kutsche der Königin von England, die nirgendwo auf der Insel fahren kann :grin )


    Wie sieht das mit dem Schleier und der Maske bei den Frauen aus??? Ich kann mir das leider gar nicht vorstellen. Gibts da irgendwo ein Bild von sowas???


    Die "schwarze" Passage als der Sultan stirbt hat mich die Atmopshäre richtig mitfühlen lassen. Er fehlt nicht nur als Person, sein Tod bewirkt eine viel weitreichendere Veränderung, als ich erwartet hätte. Alles ändert sich, wie wenn einem der Boden unter den Füßen weggezogen wird...


    Und dann stirbt auch noch die geliebte Mutter. Das hat mich mitgenommen, am liebsten hätte ich Salima getröstet. Ich mag so ehrliche und unkitschige Szenen.


    Für mich ist es sehr glaubhaft, wie Chole (ich lese ab und zu Chloe...) Salima manipuliert hat und für ihre Interessen missbraucht hat. Obwohl ich Salima am liebsten gepackt und geschüttelt hätte! Ganz speziell in der Szene, als die Mutter von Majid kommt und mit ihr redet, als die Vergebung von Majid so greifbar war!


    Den neuen englischen Stadthalter Rigby hätte man finde ich erfinden müssen, wenn es ihn so nicht gegeben hätte. So ein Typ als Konsul, das passt. Kein Wunder dass Burton (schöner Gastauftritt :-) ) und er sich nicht leiden konnten!

  • @ Königstochter


    Zitat

    Original von Königstochter
    Wie sieht das mit dem Schleier und der Maske bei den Frauen aus??? Ich kann mir das leider gar nicht vorstellen. Gibts da irgendwo ein Bild von sowas???


    Eine Zeichnung von einer mit breiten Borten besetzten Maske findet sich hier: klick!


    Zitat

    Original von Königstochter
    Das hat mich mitgenommen, am liebsten hätte ich Salima getröstet.


    :knuddel1


    Zitat

    Original von Königstochter
    (ich lese ab und zu Chloe...)


    Das ist mir auch häufig passiert - "Chloe" ist uns einfach geläufiger.
    (Dafür macht mein Hirn seit der Arbeit am Buch aus "Chloe" immer mal wieder "Chole" und lässt mich zusammenzucken, weil ich denke, ich hab zufällig noch was über sie gefunden :lache )


    Zitat

    Original von Königstochter
    Den neuen englischen Stadthalter Rigby hätte man finde ich erfinden müssen, wenn es ihn so nicht gegeben hätte. So ein Typ als Konsul, das passt.


    Ja, stimmt! :lache

  • Ich bin noch nicht ganz durch mit dem Abschnitt, im Moment komme ich echt zu nichts. :rolleyes


    Aber der Tod der Eltern ist ja wirklich krass. Vor allem, dass Salima den Tod der Mutter so ungeschönt und hautnah miterlebte. Und das in so jungen Jahren. Die arme Salima.


    Und hinter den Palastmauern scheint es auch ordentlich zu kriseln, wenn ich mir die Situation mit Majid und seinem Halbbruder anschaue (wie hieß er noch gleich?). Oh je.


    Interessant auch die Episode, als Salima das Schreiben erlernt. Erst war ich irritiert, wo das hinführt, aber dann. Schon spannend da einiges zu erfahren. Tja, nur dumm, dass es aufgeflogen ist.


    So, ich werde mir nun mal die letzten Seiten vornehmen, um endlich mal aufzuholen hier. :lache

  • Der Tod des Vaters un der Mutter war ja wirklich dramatisch, so früh schon Waise zu werden und darauf angewiesen zu sein, daß die Menschen um einen herum einem nichts Böses wollen.



    In dem Abschnitt merkt man, daß Salima wirklich noch sehr jung ist, sie lässt sich sehr von ihren Geschwistern beeinflussen.
    Wahrscheinlich war die Entscheidung Chole und Bargash weiter beizustehen, die klügere, ich denke von den beiden hatte sie im Falle eines Gelingens des Putsches nur den Tod zu erwarten, wenn sie sich abgewendet hätte. Majid ist da ja doch etwas nachgiebiger und nicht so nachtragend.