'Sterne über Sansibar' - Seiten 141 - 212

  • Mensch, wie fies. Erst darf Salima diesen wunderschönen Ort bewohnen, den man förmlich genau vor Augen hat mit allen Gerüchen, dem Anblick des Meeres und des Strandes. Und wie soll es auch anders sein, trügt dieser Schein der Harmonie und es wird ihr entrissen. Ihr Leben ist wirklich ein auf und ab.


    Als sie Heinrich kennenlernte, habe ich mir schon ein wenig gedacht, dass sich da etwas entwickeln wird. Ihre Reaktionen auf diesen Mann ließen es erahnen.


    Was ich aber sehr gut finde ist dass Salima sich ihrer Person treu bleibt. Sie ist nach wie vor nicht diejenige, die immer allen Regeln folgen will, sondern eher ihren Gefühlen folgt. Schade nur, dass ihr immer ein Strich durch die Rechnung gemacht wird.


    Ich habe momentan bei diesem wunderschönen Wetter noch bis morgen frei und kann es so richtig schön genießen. Umso besser, dass dieses Buch genau zu diesen Tagen erschienen ist und nicht erst danach. :-)


    Etwas schwierig ist die Trennung der Inhalte, wenn man schon weiter gelesen hat als die verschiedenen Abschnitte eingeteilt sind. Und zum Notizen machen während des Lesens bin ich nicht ganz so geneigt.

  • So, ich habe den Abschnitt jetzt auch fertig und extra nicht weitergelesen, damit ich nciht alles wieder durcheinander bringe. Komme im Moment eh nicht viel dazu, weil wir für dieses Wochenende ein Trike (!!!) gemietet haben und damit heute durch den Odenwald gegurkt sind und morgen durch die Rhön fahren werden :freude
    Aber zum Abschnitt: Das meiste wurde schon erwähnt, es war toll zu sehen, wie sie sich auf ihrer Plantage machte und schön, als sie Bububu bekam. Umso schlimmer der Auszug, aber alles hat sein Gutes wie man sehen kann. Sie hat Heinrich kennengelernt. Ich fand die gesamte Beschreibung sehr gelungen. Eine genaue Beschreibung der intimen Szenen wäre mir bei einem solchen Buch wirklich gegen den Strich gegangen. Irgendwie gehört sowas für mich nicht dort rein, das ist was für diese lustigen Bücher mit den kitschigen nackten Männeroberköpern auf dem Cover :rolleyes Sehr elegant gelöst also!
    Ich finde übrigens, dass der Titel super zum Buch passt, mehr als der Arbeitstitel, denn eine Prinzessin ist Salima nun wirklich nicht und der jetztige Titel hat wirklich was von Fernweh, Träumen und Sehnsucht.
    Bisher ist das Buch wirklich ein Buch zum Träumen. Durch die Beschreibungen kommt die Stimmung und die Landschaft so gut rüber, dass man wirklich die ganze Zeit über ein Kopfkino vom Feinsten hat beim Lesen. Bin schon sehr gespannt, wie es weitergeht!

  • @ Lucy1987


    Zitat

    Original von Lucy1987
    Umso besser, dass dieses Buch genau zu diesen Tagen erschienen ist und nicht erst danach. :-)


    Super, dass das für Dich so gut passt und Du eine schöne Zeit mit dem Buch haben kannst! :-]



    @ Juliette


    wie klasse - superviel Spaß morgen mit dem Trike! :wave


    So schön, dass Dich das Buch bislang zum Träumen bringt!

  • So sehr ich ja mit dem letzten Abschnitt meine Probleme hatte, so sehr hat mir dieser Abschnitt nun gefallen!!!
    Du (Nicole) nimmst dir nun viel Zeit für deine Figur der Salima und ihre Erlebnisse. Ganz besonders schön fand ich die Suche nach einem Haus am Meer, ihre erste Besichtigung und dann die Szene mit ihren Geschwistern bei der man zugleich das Meeresrauschen und das Lachen der Geschwister "hören" konnte. Diese Szene war malerisch erzählt und zum ersten Mal in der Geschichte ist Salima mir als Leser wirklich "nahe".


    Ich selbst liebe das Meer und auf Seite 162 war ich endgültig gefangen:
    "Nur langsam, nach und nach, ebbte das Lachen ab, wich die überschäumende Ausgelassenheit der reichen Stille, die mit dem Zauber einer Tropennacht einhergeht."
    Was für ein wunderschöner Satz :-)


    Ich finde es schön, dass Du nun das Leben von Salima irgendwie erlebbarer machst und man nicht mehr so "aussen steht" wie ein Zuschauer. Sie hat sich entwickelt und leitet erfolgreich ihre Plantage. Nur ihr sehnlichster Wunsch - eine eigene Familie - scheint bis jetzt nicht erreichbar.


    Und dann lernt sie Heinrich kennen. Diese langsame Annäherung, die Gespräche auf den Balkonen getrennt von einer Gasse, dann das langsame Aufeinanderzugehen, die ersten gemeinsamen Ausritte - alles wunderschön beschrieben *schwärm*... Gut gelungen fand ich auch das Ausblenden und wieder Einblenden bei der ersten gemeinsamen Nacht - das ist reizvoll und den Rest kann man sich ja wunderbar ausmalen ;-)


    Den Mut zu haben, diese Liebe auszuleben, ist bewundernswert, aber auf jeden Fall sehr gefährlich. Mal sehen, wie lange es noch gut geht...


    Jetzt bin ich so mittendrin in der Geschichte und kann es nicht erwarten zu erfahren, wie es Salima und Heinrich weiterhin ergeht! :lesend

  • Salima ist recht selbständig und unabhängig geworden auf ihrem Anwesen in Kisimbani (ich mag diesen Namen!). Das mit dem "Kindergarten" finde ich auch schön, sie hat da finde ich eine recht praktische Ader, auch wie sie die zwei Verwalter einfach getauscht hat, damit sie mit dem in Kisimbani sprechen darf :-)


    Bububu hätte ich ihr wirklich gegönnt. Dass Majid es dem Konsul gibt, kann ich gut verstehen, er ist der Herrscher, er darf meiner Meinung nach politisch motivierte Entscheidungen treffen. Und hey, wer ist denn Salima? Seine ehemalige Lieblingsschwester, die ihn verraten hat. Und da soll er Rücksicht nehmen? Versteh ich gut, dass er das nicht getan hat. Ich fand seinen Besuch dagegen freundlich, auch wenn der Graben, den der Verrat zwischen den beiden gerissen hat, damit nicht überwunden werden konnte :cry


    Super schön fand ich die Stelle, als Salima mit ihren Brüdern am Strand liegt :-]


    Die Liebesgeschichte zwischen Salima und Heinrich und vor allem, wie sie sich langsam entwickelt gefällt mir gut. Liebe auf den ersten Blick oder eine Sexzene hätte ich richtig doof gefunden.


    Ich hab das Gefühl, die beiden leben in ihrer Traumwelt und blenden beide die Konsequenzen aus. Ich fürchte mich fast vor dem nächsten Abschnitt :yikes Ich bin fast sicher, dass sie dort beide wieder in der Realität landen werden... Und dass Hamburg eben nicht wie Sansibar nur kälter ist...

  • Ich finde es sehr schön, die Entwicklung von Salima vom Mädchen zur Frau zu verfolgen.Sie hat einen eigenen Kopf, der viele gute Ideen hervorbringt. Sie ist eine intelligente Frau, die aber auch ihre Gefühle nicht verleugnet.
    Zur ersten Liebesnacht ist mir noch eingefallen, dass man doch auch gerne den "Kopf verliert", wenn man so verliebt ist und Dinge tut, die man als rational denkender Mensch niemals machen würde, zum Beispiel mit einander zu schlafen, wenn das mit dem Tod bedroht ist, oder nicht an Verhütung zu denken etc.

    :lesendR.F. Kuang: Babel


    If you don't make mistakes, you're not trying hard enough. (Jasper Fforde)

  • @ Brummi


    ich freu mich riesig, dass es Dich jetzt doch noch packen konnte! :-]
    Dankeschön für das Lob!



    @ Königstochter


    Zitat

    Original von Königstochter
    Bububu hätte ich ihr wirklich gegönnt. Dass Majid es dem Konsul gibt, kann ich gut verstehen, er ist der Herrscher, er darf meiner Meinung nach politisch motivierte Entscheidungen treffen. Und hey, wer ist denn Salima? Seine ehemalige Lieblingsschwester, die ihn verraten hat. Und da soll er Rücksicht nehmen? Versteh ich gut, dass er das nicht getan hat. Ich fand seinen Besuch dagegen freundlich, auch wenn der Graben, den der Verrat zwischen den beiden gerissen hat, damit nicht überwunden werden konnte :cry


    Gefällt mir, dass Du für ihn Partei ergreifst - das ist natürlich die andere (seine) Seite der Medaille...



    @ Nachtgedanken


    Zitat

    Original von Nachtgedanken
    Zur ersten Liebesnacht ist mir noch eingefallen, dass man doch auch gerne den "Kopf verliert", wenn man so verliebt ist und Dinge tut, die man als rational denkender Mensch niemals machen würde, zum Beispiel mit einander zu schlafen, wenn das mit dem Tod bedroht ist, oder nicht an Verhütung zu denken etc.


    :write

  • hach wie schön! Ich hab mich ja so für die beiden gefreut, als sie sich so ganz langsam angenähert und gefunden haben!


    Ich wäre wahrscheinlich auch lieber nach Kisimbasi zurückgegangen und nicht in die Stadt, schließlich hatte sie dort doch viel mehr Freiheiten und stand nicht unter ständiger Beobachtung... Aber so konnte sie natürlich den Heinrich kennen und lieben lernen :-)


    Majid tut mir ziemlich leid. Um seine Gesundheit steht es ja nun überhaupt nicht gut... Mein Freund hat auch Epilepsie und "darf" daher 2x täglich Tabletten schlucken. Dafür ist er seit 4 Jahren anfallsfrei. Gab es zu der Zeit schon Medikamente dagegen? Wusste man überhaupt schon etwas über Epilepsie?


    Schade, dass sie beiden nicht mehr zueinander finden können, das ist wirklich traurig!


    Was ich hier sehr schön finde, ist das kleine weiße Kätzchen von Salima!
    *auch haben will* :grin


    So, morgen gehts weiter!

    "Leben, lesen - lesen, leben - was ist der Unterschied? (...) Eigentlich doch nur ein kleiner Buchstabe, oder?"


    Walter Moers - Die Stadt der träumenden Bücher

  • @ kissy


    Zitat

    Original von kissy
    Mein Freund hat auch Epilepsie und "darf" daher 2x täglich Tabletten schlucken. Dafür ist er seit 4 Jahren anfallsfrei. Gab es zu der Zeit schon Medikamente dagegen? Wusste man überhaupt schon etwas über Epilepsie?


    Nein, gab es nicht; da man bei auftretenden Krampfanfällen jeglicher Art fürchtete, der Betroffene könne eventuell vom Teufel besessen sein, wurden Fenster und Türen geschlossen und das gesamte Haus mit Räucherwerk durchnebelt. Mehr als Majid immer (außer, er wehrte sich dagegen, was ab und zu vorkam) einen Leibdiener zur Seite zu stellen, zu beten und auf die Vorsehung zu vertrauen konnte man nicht tun.

  • Ich habe jetzt diesen Abschnitt beendet- hänge heftig hinterher diesmal. Der Auszug aus Bububu hat Salima schwer verunsichert und aus der Bahn geworfen- sicher mit ein Grund ihres Verhaltens gegenüber Heinrich- zu ihm kann sie Vertrauen aufbauen, die Zuneigung, die sie zu keinem ihrer Landsleute mehr hat.

  • Die Plantage Kisimbani ist einfach wunderbar. Salmé findet ein neues Zuhause, wo sie "sie selbst" sein kann. Und sie ist bei der Leitung der Plantage auch sehr erfolgreich. Aber sie war ja schon immer sehr "umtriebig" und konnte als Kind auch nicht stillsitzen...


    Die Bilder und die Idee von dem "Kindergarten" paßt sehr gut zu Salima. So wird ihr Sehnen nach einer eigenen Familie sehr deutlich. Und dann findet sie auch noch das perfekte Heim: Ein Haus am Meer, mit einem Fluß im Hof, und dann auch noch dieser wunderschöne Name - Bububu. Herrliche Wochen folgen, und dann muß sie dieses Traum wieder verlassen -auf Befehl ihrers Bruders.


    In der Stadt lernt sie Heinrich kennen - und lieben. Sehr schön fand ich die Szenen von Dach zu Dach und die Gespräche. Liebe auf den ersten Blick hätte einfach für Salima nicht gepaßt - so ist es perfekt!


    Und dann auf ihrer geliebten Plantage werden die Beiden ein Paar. Aber das wird sicher nicht lange gutgehen (obwohl ich es Salima so gönnen würde....).

  • Auf Kisimbani und Bububu hatte ich das Gefühl, daß Salima endlich zu sich selbst gefunden hat, sie muss niemandes Erwartungen erfüllen, kann ganz sie selbst sein.
    Also sie dann in die Stadt geht steht sie wieder unter Beobachtung und muss sich wieder anpassen.
    Heinrich scheint ihr wieder die Möglichkeit zu gebn sie selbst zu sein, da er keine traditionellen Ansprüche an sie stellt.
    Er scheint ja eigentlich für seine Zeit ein recht fortschrittlicher Mann gewesen zu sein, irgendwie hab ich das Gefühl daß er sich ach zu Salima hingezogen fühlt, weil er sich mit ihr sinnvoll austauschen kann.

  • @ beowulf


    Zitat

    Original von beowulf
    Ich habe jetzt diesen Abschnitt beendet- hänge heftig hinterher diesmal.


    Ich hatte Dich hier auch schon vermisst! :wave


    Zitat

    Original von beowulf
    Der Auszug aus Bububu hat Salima schwer verunsichert und aus der Bahn geworfen- sicher mit ein Grund ihres Verhaltens gegenüber Heinrich- zu ihm kann sie Vertrauen aufbauen, die Zuneigung, die sie zu keinem ihrer Landsleute mehr hat.


    :write (und s. weiter unten)


    @ bibliocat


    Zitat

    Original von bibliocat
    Sehr schön fand ich die Szenen von Dach zu Dach und die Gespräche. Liebe auf den ersten Blick hätte einfach für Salima nicht gepaßt - so ist es perfekt!


    Ich freu mich da sehr drüber, dass dieses langsame Annähern und Verlieben gut rüberkommt. :-)


    @ streifi


    Zitat

    Original von streifi
    Er scheint ja eigentlich für seine Zeit ein recht fortschrittlicher Mann gewesen zu sein, irgendwie hab ich das Gefühl daß er sich ach zu Salima hingezogen fühlt, weil er sich mit ihr sinnvoll austauschen kann.


    Das sehe ich auch so.
    Von Heinrich ist keinerlei Klatsch überliefert, keine Flirts, keine Affären - und der wäre zweifellos ans Tageslicht gekommen

    .


    Auch in Bezug auf beowulfs post: ich habe sehr lange und viel darüber nachgedacht, was die beiden so aneinander fasziniert hat. Aus Salimas Sicht gewiss, dass Heinrich aus Europa kam, nicht sansibarisch im weitesten Sinne war - und doch auf seine Art kein ganz "typischer" Europäer. Während Salima zweifellos sansibarisch war - und doch auch irgendwie anders.
    Aber ich glaube auch, dass das nur das anfängliche Interesse der beiden erklärt - alles andere bleibt für mich unerklärbar, die Magie der großen Liebe eben. :-)

  • Nein, das war ich mit dichterischer Freiheit. :schaem


    Das schoss mir angesichts der Photographie von Heinrich durch den Kopf und hakte sich auch sogleich fest. Obwohl die Löwen-Metapher sicher eine der abgenutzteren ist, musste die es für mich ganz einfach sein. Da passte für mich nichts anderes. :-)


    Zitat

    Original von Bouquineur
    Er hat auch bewiesen, dass er ein Herz wie ein Löwe hat.


    So schön gesagt. :-)
    ... jetzt krieg ich auch grad schon wieder feuchte Augen.



    Edit: vergessen... find's schön, dass Du es aufgrund des Photos auch als passend empfindest.

  • Was mir bei diesem Abschnitt auffällt bzw. seit dem Auftauchen von Heinrich, ich habe das Gefühl, ich bin mehr "drin" in der Geschichte. Die Geschichte hat mich zwar von Beginn an interessiert, der Schreibstil Ist super und alles, aber irgendwie hat es noch nicht so klick gemacht. Vielleicht lag es daran, dass vieles eben nur so Episoden waren, die sich Kapitel an Kapitel aneinander reihten. Jetzt habe ich das Gefühl, eine "zusammenhängende" Geschichte zu lesen. Was komisch klingt, aber ich hoffe du weißt, was ich meine, Nicole. ;-)


    Wie auch immer, dieser Abschnitt gefiel mir bis jetzt am besten. Salima hat sich wirklich gemacht. Sie managt quasi 3 Plantagen, hat sich zur Bibi Salmé gemausert, die ihr Leben in die Hand genommen hat. Das hat mich wirklich gefreut, aber natürlich ist nicht alles eitel Sonnenschein, wenn man mal an die Rederei hinter ihrem Rücken denkt.
    Was mir auch dabei auffällt, wie "modern" das doch alles ist. Sicher, Salima ist quasi in Ungnade gefallen, aber als Muslima doch so frei über sich und andere zu verfügen, das hat mich doch etwas erstaunt. Vielleicht besitze ich auch etwas zu viele Vorurteile, wer weiß.


    Tja, aber natürlich ziehen sofort wieder Wolken auf. Das Glück in Form von Bububu (lustiger Name irgendwie :grin ) ist schnell weg, in der Stadt wird sie auch nicht glücklich. Aber es gibt ja den neuen Nachbarn. :zwinker Das Zusammentreffen von Salima und Heinrich fand ich einfach nur toll. Sehr schön auch beschrieben, wie aus den anfänglichen Gesprächen so viel mehr wurde. Hach, da ging einem wirklich das Herz auf.


    Allerdings ist schon abzusehen, dass dunkle Wolken aufziehen. Eieiei, was das wohl nun wird.

  • @ Anica


    Zitat

    Original von Anica
    Vielleicht lag es daran, dass vieles eben nur so Episoden waren, die sich Kapitel an Kapitel aneinander reihten. Jetzt habe ich das Gefühl, eine "zusammenhängende" Geschichte zu lesen. Was komisch klingt, aber ich hoffe du weißt, was ich meine, Nicole. ;-)


    Ich denke, ich weiß tatsächlich, was Du meinst - und ich finde auch gar nicht, dass das komisch klingt. :-)


    Die Frage, ab welchem Punkt in Salimas Leben ich zu erzählen beginne, hat mir nicht wenig Kopfzerbrechen verursacht. Ich hätte schon auch gerne das Buch hier ungefähr begonnen, sah dabei aber gleich zwei Probleme.
    Erstens ist Salimas Welt für uns eine sehr fremde, und ich habe auch wie in meinen anderen Romanen keinen Protagonisten mit europäischem Hintergrund, der sich (und damit den Leser) nach und nach mit dieser fremden Welt vertraut machen kann. Salima steckt mitten drin und ist darin aufgewachsen - und ich wollte deshalb auch den Leser ein bisschen so mit "hineinwachsen" lassen, damit beginnend, wenn die Kinder-Welt von Salima noch klein und überschaubar ist, bevor sie nach und nach größer und komplexer wird. Anstatt ständig etwas zu erklären oder mit unzähligen Rückblenden zu arbeiten.


    Genausowenig, wie es mir sinnvoll erschien, die Ereignisse um den Tod von Salimas Vater und Mutter, ihre Bindung an Chole, die Revolte Barghashs und Salimas Rolle darin zusammenzufassen und ebenfalls als Erklärung einzufügen - dafür schien mir das ebenfalls zu komplex (und vor allem zu spannend und abenteuerlich :grin).


    Der Haken an dieser Lösung ist natürlich, dass all das bis zu Salimas Zeit auf Kisimbani rund fünfzehn Jahre umspannt und es dazwischen auch Jahre gab, in denen nicht so viel passierte - und da blieb eigentlich nur eine Abfolge von Episoden.


    Daher verstehe ich das absolut, dass Du das Lesen ab diesem Teil als intensiver empfindest - jetzt geht's ja auch so "richtig" los! :-]

  • Was ich nicht immer so ganz nachvollziehen kann, einerseits hatten die Frauen wie Salime doch viele Freiheiten wie z. B. eine eigene Plantage zu verwalten und andererseits waren sie sehr eingeschränkt. Durften nicht schreiben lernen, mussten sich verschleiern und wurden verheiratet.


    Die Liebe und deren Anfänge zwischen Heinrich und Salime fand ich sehr schön beschrieben. Da ich ein Foto von Salime und Heinrich gesehen habe, finde ich die Bezeichnung "Löwenmann" sehr gut getroffen.

  • @ Vivian


    Zitat

    Original von Vivian
    Was ich nicht immer so ganz nachvollziehen kann, einerseits hatten die Frauen wie Salime doch viele Freiheiten wie z. B. eine eigene Plantage zu verwalten und andererseits waren sie sehr eingeschränkt. Durften nicht schreiben lernen, mussten sich verschleiern und wurden verheiratet.


    Vielleicht lässt sich's ein bisschen besser nachvollziehen, wenn man es mit den Verhältnissen in Europa zu jener Zeit vergleicht.
    So wie junge Damen der besseren Gesellschaft ohne Krinoline, Handschuhe und Hut nicht anständig angezogen waren, so war Salima es nicht ohne Maske und schele. Und wäre Salima die Tochter eines deutschen Fürsten gewesen, so hätte man auch für sie einen passenden Mann gesucht, möglichst einer, der ihr mindestens ebenbürtig ist und vielleicht einer, der die Verbindung zu einem anderen Fürstenhaus festigt. Die festgelegte Rolle von Frau, verheiratet und Mutter möglichst vieler Kinder war hüben wie drüben die gleiche. Trotzdem heirateten nicht alle Halbschwestern Salimas - Chole z.B. blieb ledig, ohne dass wir die Gründe dafür kennen, schließlich war sie optisch die absolute Traumfrau.


    Und was die Bildung betrifft - warum genau es sich nicht gehörte, dass die Mädchen schreiben lernten, wissen wir letztlich nicht. Wohl aber, dass auch die Jungs es nur gerade so lernten - denn schließlich gab es dafür ja Berufsschreiber.


    Dass sie die Plantage alleine bewirtschaften durften hängt m.E. sicher auch damit zusammen, dass die Plantagen - gleich ob ererbt oder geschenkt oder von eigenem Geld gekauft - den Frauen gehörten. Und NUR ihnen. Der Mann hatte darüber nicht zu verfügen, dank Gütertrennung genausowenig über ihren sonstigen materiellen Besitz.


    Darüber hinaus gibt es Belege für sehr eigenständige, starke Frauen, die hohes Ansehen genossen. Das beste Beispiel ist Salimas Großtante, die nach dem Tod ihrer beiden Brüder den Oman stellvertretend regierte, bis ihr Neffe Sayyid Sa'id - Salimas Vater - alt genug war, um die Zügel selbst in die Hand zu nehmen.


    Zitat

    Original von Vivian
    Da ich ein Foto von Salime und Heinrich gesehen habe, finde ich die Bezeichnung "Löwenmann" sehr gut getroffen.


    *freu*

  • So, hier möchte ich mich dann mal einklinken in die Leserunde. Ich bin ja eigentlich schon weiter, aber die Passage mit den Plantagen, die hat mir so wahnsinnig gut gefallen. Ich konnte förmlich die Landschaft sehen, die rote Sonne, die grünen Bäume, die Nelken riechen und die Häuser entstanden vor meinem inneren Auge. Ich lebte mit Salima in Kisimbani und verliebte mich mit ihr in Bububu - wie gerne würde ich so leben können. In einer traumhaften Landschaft, umgeben von Menschen, die man mag, einer Verantwortung, die man gerne trägt. Hier spürt man so richtig, wie Salima glücklich ist, auflebt, befreit von den Zwängen, die sich ihr in der Stadt als Prinzessin - und Verräterin auflegen. Wie traurig, dass es so nicht bleiben kann. Und dass sich daraus fast zwangsweise ihre Liebe zu Heinrich entwickelt - entstanden aus ihrem Anderssein, das ihr Einsamkeit beschert, gepaart mit der immer noch nicht erloschenen Neugierde nach dem Leben außerhalb der von der Tradition gesetzten Grenzen.


    Dabei trifft sie in Heinrich auf eine verwandte Seele, einen Europäer, der anders ist, der in der schönen Prinzessin nicht nur eine Kuriosität, eine "Eingeborene" sieht, sondern an ihr als Person interessiert ist und mit Kopf und Herz beharrlich seine eigenen Wege geht. Das war meiner Meinung nach der Hauptgrund, warum die beiden zueinanderfanden, aller Widersätze der Kulturen und Religionen zum Trotz. Und warum es für sie kein Halten, kein Zögern und kein Zurück geben konnte. Für mich einer der schönsten Teile des Buches.