'Sterne über Sansibar' - Seiten 368 - 414

  • Zitat

    Original von Mulle
    Mit Majid stirbt vermutlich ihre letzte Hoffnung, zurück nach Sansibar zu gehen. Die Gedanken, die sie sich bezüglich Heinrich darüber macht, haben mich etwas verwundert: Sie fragt sich, ob es ihm recht wäre, wenn sie zurückginge und ihre Kinder dann als Muslime aufwachsen würden. Dass sie sich das fragt, fand ich etwas seltsam: Er tat schließlich alles dafür, um sie wieder nach Sansibar zurück zu bringen; er hatte nichts gegen die arabischen Namen der Kinder; er selbst verliebte sich in sie, als sie Muslima war ... ich glaube nicht, dass er sich darüber auch nur einen Gedanken gemacht hätte.


    Wenn Heinrichs Bemühungen, nach Sansibar zurückkehren zu können, Erfolg gehabt hätten, hätten sie dort als Christen gelebt. Dass Heinrich z. B. zum Islam konvertieren könnte, war m. M. nach nie ein Thema oder eine Möglichkeit. Es gibt an einer Stelle des Romans einen Punkt, an dem Salima Heinrich dafür bewundert, wie fest er in seinem christlichen Glauben ist und wie stark dieser bei ihm ausgeprägt ist. Ich glaube nicht, dass Heinrich seine Kinder als Muslime hätte aufwachsen sehen wollen. In dieser Beziehung dürfte er zeitgemäß konservativ gewesen sein. Vermutlich hätte ihn ein Übertritt zum Islam auch seine Handelsbeziehungen gekostet.

  • Ich heul mir glaube ich noch die Augen aus bei diesem Buch :cry


    Sehr dramatisch der Tod von Heinrich. Er war offensichtlich die Liebe ihres Lebens. Jetzt der harte Kampf ums Überleben mit ihren Kindern. Die Schwiegereltern haben anscheinend wirklich nur eine Fassade aufgebaut, helfen will hier keiner.


    Dann auch noch der Tod von Majid in Sansibar :cry

  • @ Booklooker


    Zitat

    Original von Booklooker
    Z. B. als ich bei meiner letzten Firma gekündigt wurde, war ich total fertig, ich war so gern da. Die haben mich dann bei meiner jetzigen Firma angeworben, wo ich noch glücklicher bin.


    Ja, solche Erfahrungen kenne ich auch.
    (freu mich, dass Dir's bei der jetzigen so gut geht :knuddel1 )



    @ Mulle


    Zitat

    Original von Mulle
    Ich habe den Heinrich echt sehr gemocht


    Schön. :-) Für mich hatte Heinrich auch etwas sehr mögens-wertes (aber da war und bin ich zugegebenermaßen absolut voreingenommen).


    Zitat

    Original von Mulle
    Und ich bin sicher, dass ihre Liebe es trotz aller Schwierigkeiten, die Emily hatte, geschafft hätte und sie zusammen glücklich geworden wären.


    Dessen bin ich mir auch sicher.


    Zitat

    Original von Mulle
    Zudem hat sie mit Rassismus zu kämpfen. Auf den Seiten ihrer Wohnungssuche habe ich fast vergessen, dass der Roman nicht zur heutigen Zeit spielt. Eine alleinerziehende Mutter mit drei kleinen Kindern hätte es heute vermutlich auch nicht leichter, eine Wohnung zu finden - kommt dann noch dazu, dass sie Ausländerin ist, na dann viel Glück.


    Das ist eine Stelle (von mehreren) in Emilys Geschichte, die mich verblüfft hat, weil sie eigentlich so aktuell ist.



    Zitat

    Original von Bouquineur
    Wenn Heinrichs Bemühungen, nach Sansibar zurückkehren zu können, Erfolg gehabt hätten, hätten sie dort als Christen gelebt. Dass Heinrich z. B. zum Islam konvertieren könnte, war m. M. nach nie ein Thema oder eine Möglichkeit.


    Zitat

    Original von Bouquineur
    Ich glaube nicht, dass Heinrich seine Kinder als Muslime hätte aufwachsen sehen wollen. In dieser Beziehung dürfte er zeitgemäß konservativ gewesen sein.


    :write


    Zitat

    Original von Bouquineur
    Vermutlich hätte ihn ein Übertritt zum Islam auch seine Handelsbeziehungen gekostet.


    Dessen bin ich mir sicher - es wäre für nahezu sämtliche Europäer undenkbar gewesen, weiterhin mit ihm Geschäfte zu machen.


    @ Richie



    Zitat

    Original von Richie
    Ich heul mir glaube ich noch die Augen aus bei diesem Buch :cry



    :knuddel1

  • Zitat

    Original von Bouquineur


    Wenn Heinrichs Bemühungen, nach Sansibar zurückkehren zu können, Erfolg gehabt hätten, hätten sie dort als Christen gelebt. Dass Heinrich z. B. zum Islam konvertieren könnte, war m. M. nach nie ein Thema oder eine Möglichkeit. Es gibt an einer Stelle des Romans einen Punkt, an dem Salima Heinrich dafür bewundert, wie fest er in seinem christlichen Glauben ist und wie stark dieser bei ihm ausgeprägt ist. Ich glaube nicht, dass Heinrich seine Kinder als Muslime hätte aufwachsen sehen wollen. In dieser Beziehung dürfte er zeitgemäß konservativ gewesen sein. Vermutlich hätte ihn ein Übertritt zum Islam auch seine Handelsbeziehungen gekostet.


    Natürlich, aber sein Tod hat eben alles geändert. Ohne ihn hätte sie auf Sansibar nicht als Christin leben können, vermute ich mal.
    Für sie und die Kinder wäre eine Rückkehr in die sansibarische Familie vermutlich am einfachsten gewesen, wenn Majid sie willkommen geheißen hätte. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Heinrich dem in diesem Fall nicht sofort zugestimmt hätte. Er hätte es ihr niemals unnötig schwer machen wollen.
    Dass er die Kinder auf arabische Namen taifen ließ, zeigt eigentlich schon, wie offen er im Grunde gewesen sein muss ...
    Aber das sind Spekulationen, und letztlich hatte sie die Möglichkeit ja auch nicht.

  • Mensch, dieser Abschnitt war wohl wirklich am traurigsten. Gelesen habe ich es gestern bei einem heftigen Gewitter - es passte irgendwie total zur Stimmung des Buches und prompt liefen die Tränen bei Heinrichs Tod. Irgendwie hat Salima, Verzeihung, Emily, doch immer diese bösen Ängste gehabt, hat sich ausgemalt, was wäre, wenn Heinrich etwas zustöße. Und nun steht sie allein da mit ihren Kindern. Die Szene wie die Kinder sich untereinander trösten oder die Reaktionen auf die Tränen ihrer Mutter war wirklich erschütternd und so nah beschrieben, dass man sich fühlte, als saß man daneben.


    Zitat


    Zudem hat sie mit Rassismus zu kämpfen. Auf den Seiten ihrer Wohnungssuche habe ich fast vergessen, dass der Roman nicht zur heutigen Zeit spielt. Eine alleinerziehende Mutter mit drei kleinen Kindern hätte es heute vermutlich auch nicht leichter, eine Wohnung zu finden - kommt dann noch dazu, dass sie Ausländerin ist, na dann viel Glück.


    Das sind auch meine Gedanken gewesen. Es ist erschreckend, aber nach wie vor hat sich sehr wenig darin geändert. Eine alleinerziehende Mutter hat heutzutage genauso wenig Chancen, arbeiten zu gehen und genauso wenig Chancen, eine gescheite Wohnung zu finden, muss häufig auf Sozialwohnungen ausweichen. Und wenn ich davon ausgehe, dass es sich dann noch um eine türkische Frau mit schlechten Deutschkenntnissen handelt, ist es nochmal mehr hoffnungslos. Emily kann in diesem Fall froh sein, dass sie selbst den Ehrgeiz hatte, der deutschen Sprache mächtig zu sein. Denn sonst wäre sie erst recht verlassen. Zwar entscheidet im Leben ja häufig das Schicksal, aber man kann aus seinem Schicksal eben auch viel machen, es nicht hoffnungslos hinnehmen. Und das finde ich das tolle an Emily, sie gibt sich nicht so schnell geschlagen, auch wenn ihre Schicksale wirklich zum Handtuch schmeißen sind.


    Ich möchte nicht sagen, dass Heinrichs Tod vorhersehbar war, denn das würde zu negativ klingen, denn es kam ja doch irgendwie überraschend. Vielmehr hat man bei harmonischen Beziehungen und Momenten ja immer das Gefühl - gleich gibts nen Knall und all die tolle Zeit löst sich in Luft aus. Irgendwie kennt man es ja auch aus dem wahren Leben. Es gibt wunderschöne Zeiten ohne Kummer, alles ist prima und toll und irgendwann passiert etwas schlimmes. Die bekanntliche Ruhe vor dem Sturm.


    Die Szene in der Emily sich im Süden Deutschlands (ich hoffe ich vertue mich da jetzt nicht mit dem Abschnitt) eine Wohnung sucht und mit der Begründung abgewehrt wird, sie suchen keine Neger, bekam ich echt ein fieses Gefühl im Bauch. Diese arme Frau mit ihren 3 Kindern sucht doch einfach nur eine Wohnung und wird mit einer solch blöden Beleidigung abgewimmelt. Ich fand diesen Moment sehr traurig und bedrückend.


    Ich musste das Buch gestern von diesem Abschnitt an komplett bis zu Ende lesen, weil man einfach wissen wollte, wie es weitergeht. Ich hoffe daher, dass ich hinsichtlich der Inhalte nichts durcheinanderwerfe.



    Aber eines fällt mir bei dem Gedanken an den Tod von Heinrich noch ein; wie wichtig es ist, dass wir versuchen jeden Tag unseres Lebens zu genießen, insbesondere mit den Menschen, die man liebt. Ich sehe es leider im Berufsalltag recht häufig, wie schnell es zu Ende gehen kann und diese Geschichte zeigt es einem ganz deutlich. Es klingt immer so blöd, wenn man das sagt, aber viele Menschen leben so lustlos in den Tag hinein, dass man sich fragt, was sie überhaupt dazu bringt, so wenig Lebensmut zu haben.

  • @ Mulle


    Zitat

    Original von Mulle
    Ohne ihn hätte sie auf Sansibar nicht als Christin leben können, vermute ich mal.


    Davon gehe ich auch aus - bzw.




    Zitat

    Original von Mulle
    Für sie und die Kinder wäre eine Rückkehr in die sansibarische Familie vermutlich am einfachsten gewesen, wenn Majid sie willkommen geheißen hätte. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Heinrich dem in diesem Fall nicht sofort zugestimmt hätte. Er hätte es ihr niemals unnötig schwer machen wollen.
    Dass er die Kinder auf arabische Namen taifen ließ, zeigt eigentlich schon, wie offen er im Grunde gewesen sein muss ...


    Finde ich einen interessanten Gedankengang. Ich selbst kann mir nur schwer vorstellen, dass Heinrichs Offenheit so weit gegangen wäre - ohne dass ich das an handfesten Belegen festmachen könnte. Ausschließen kann ich es aber auch nicht.


    Zitat

    Original von Mulle
    Aber das sind Spekulationen


    ... aber absolut legitim; genau dafür muss aber auch immer Raum sein und Zeit, wie ich finde.



    @ Lucy1987


    Zitat

    Original von Lucy1987
    Aber eines fällt mir bei dem Gedanken an den Tod von Heinrich noch ein; wie wichtig es ist, dass wir versuchen jeden Tag unseres Lebens zu genießen, insbesondere mit den Menschen, die man liebt. Ich sehe es leider im Berufsalltag recht häufig, wie schnell es zu Ende gehen kann und diese Geschichte zeigt es einem ganz deutlich. Es klingt immer so blöd, wenn man das sagt, aber viele Menschen leben so lustlos in den Tag hinein, dass man sich fragt, was sie überhaupt dazu bringt, so wenig Lebensmut zu haben.


    Mich haben solche Gedanken beim Schreiben des Buches durchaus auch beschäftigt. Ja, einerseits ist "Lebe jeden Tag als sei es dein letzter" eine abgedroschene Phrase - andererseits ist es ein sehr weiser Satz und wird leider viel zu oft vergessen. Ist nicht immer leicht, das zu beherzigen, gerade im Alltagstrott, wenn wir uns einfach um so viel kümmern müssen. Aber das Bewußtmachen dessen, was mir wichtig ist im Leben, nicht zuletzt die Zeit mit den Menschen, die mir am Herzen liegen - das hat mir die Arbeit an diesem Buch auch wieder etwas näher gebracht.

  • So auch ich reih mich ein: Ich hab geheult wie ein Schlosshund als Heinrich starb. Das erste mal das ich beim lesen geweint habe. :cry


    Ihre Schwiegereltern erinnerten mich stark an meine. :rolleyes


    Ich denke das in dieser schweren Zeit den halt der Familie oder von Freuden sehr. Sie hätten Salima sicher auch Geld oder Sicherheit bei der Wohnungs suche bieten können.


    Ich wünsche ihr das sie bald eine Wohnung findet und das sie ihren Vormund los wird.


    Ich hoffe ja das der nächste abschnitt etwas weniger traurig ist.

  • Bislang dachte ich immer: Mensch, haben die alle nah am Wasser gebaut.... Aber in diesem Abschnitt hat es mich nun auch erwischt.
    Die Szene in der Tony ihren Bruder tröstet, war wirklich emotional. ;-(


    Ich wurde von Heinrichs Tod total überrascht. Wobei ich gleichzeitig sagen muß, daß es mir ähnlich ging wie Lucy1987:


    Zitat

    Original von Lucy1987:
    Vielmehr hat man bei harmonischen Beziehungen und Momenten ja immer das Gefühl - gleich gibts nen Knall und all die tolle Zeit löst sich in Luft aus. Irgendwie kennt man es ja auch aus dem wahren Leben. Es gibt wunderschöne Zeiten ohne Kummer, alles ist prima und toll und irgendwann passiert etwas schlimmes.


    Daß es aber gleich so schlimm kommt, hatte ich nicht erwartet.



    Eindrücklich in diesem Abschnitt auch ihre Wohnungssuche und die Erkenntnis, wie wenig sich (leider) diesbezüglich geändert hat.

    Ich weiß nicht, was das sein mag, das ewige Leben.
    Aber dieses hier, das diesseitige, ist ein schlechter Scherz. (Voltaire)

  • In dem Abschnitt habeich auch Rotz und Wasser geheult....
    Das Heinrich stirbt hat mich sehr getroffen (das hatte ich nicht vorab mitbekommen) und auch die Szene in der Tony ihren Bruder tröstet hat mich zum weinen gebracht. Meine Kinder sind im ähnichen Alter, deswegen hatte ich die Szene lebhaft vor meinen Augen.


    Wenn Heinrich doch nur dieses eine Mal zu spät gekommen wäre, die Stunde hätte Salima nicht weh getan, sein Tod hingegen hat ihr ganzes Leben auf den Kopf gestellt.
    Glücklicherweise hatte sie ja vorher schon angefangen deutsch zu lernen und auch ihre unfähigen Dienstboten durch fähige und vor allem hr wohlgesinnte ersetzt. Wer weiss, ob ie es geschafft hätte, wäre Heinrich schon zu Beginn ihrer Zeit in Deutschland gestorben.


    Ich frage mich, ob seinen Eltern bewusst war, daß der Unfall eigentlich nur deshalb passiert ist, weil Heinrich so lange aufgehalten wurde? Viellecicht auch mit ein Grund nichts mit Salima zu tun haben zu wollen.
    (Zusätzlich zu bestimmt auch anderen Resentiments)


    Bewundernswert wie sich Salima aufrappelt um für ihre Kinder da zu sein.
    Ich frage mich nur wie hoch der Bedarf an Arabisch-Lehrerinnen damals wohl war.
    Ein Glück, daß sie doch auch einige wenige wohlwollende Geister trifft, die ihr weiterhelfen.

  • @ grottenolm und streifi


    Zitat

    Original von grottenolm
    Die Szene in der Tony ihren Bruder tröstet, war wirklich emotional. ;-(


    Zitat

    Original von streifi
    und auch die Szene in der Tony ihren Bruder tröstet hat mich zum weinen gebracht. Meine Kinder sind im ähnichen Alter, deswegen hatte ich die Szene lebhaft vor meinen Augen.


    Das war eine Stelle, an der ich beim Schreiben auch haltlos geweint habe :knuddel1


    @ Lucy1987


    Zitat

    Original von Lucy1987
    Ich gebe zu, ich habe auch gedacht, dass Heinrich es überlebt. Dann widerum wäre es unrealistisch gewesen bei den damaligen medizinischen Bedingungen und Möglichkeiten.


    Mir ging der Gedanke besonders an die Nieren, dass man ihm heute mit unserer modernen Unfallchirurgie / unseren Medikamenten wahrscheinlich hätte helfen können.




    Überhaupt, der Unfall...
    Vielleicht hätte es letztlich keinen Unterschied gemacht, wie er zu diesem Zeitpunkt ums Leben gekommen wäre. Und doch empfinde ich gerade DIESEN Unfall, die Umstände, die dazu geführt haben, als besonders tragisch.
    Geht's euch auch so?



    @ streifi


    Zitat

    Original von streifi
    Ich frage mich, ob seinen Eltern bewusst war, daß der Unfall eigentlich nur deshalb passiert ist, weil Heinrich so lange aufgehalten wurde? Viellecicht auch mit ein Grund nichts mit Salima zu tun haben zu wollen. (Zusätzlich zu bestimmt auch anderen Resentiments)


    Interessanter Gedanke. Ist jetzt sehr dünnes Eis, auf dem ich mich bewege - aber bei Hermann könnte ich mir vorstellen, dass er durchaus Schuldgefühle hatte, die aber womöglich gut verdrängte. (Was aus psychologischer Sicht wiederum dafür spräche, dass er Emily gegenüber so negativ reagiert).


    Zitat

    Original von streifi
    Ich frage mich nur wie hoch der Bedarf an Arabisch-Lehrerinnen damals wohl war.


    Ohne jetzt konkrete Belege zu haben (sofern es die denn gibt), wage ich zu behaupten: nicht sonderlich hoch.

  • Ach ja.. tragischer Abschnitt. Da fängt es gerade mal an, gut für Emily zu laufen und sie beginnt sich einzuleben und dann die Katastrophe. Ich wusste nicht, dass es passiert, ich habe mich vorher kaum über die Geschichte informiert, um dem Buch nicht zu viel vorwegzunehmen. Ich empfinde den Unfall auch als besonders tragisch. So sinnlos irgendwie... :-(
    Und ja, mit den heutigen Mitteln wäre das niemals passiert, aber von medizinischer Hygiene wusste man damals nichts. Da es ihm ja zunächst besser ging und erst später sein Zustand schlimmer wurde, nehme ich an, dass seine Wunden sich entzündet haben und er schließlich an einer generellen Infektion, einer Sepsis, gestorben ist. Heutzutage hätte man die Wunden desinfiziert und vorbeugend Antibiotika gegeben. Aber Penicillin wurde erst 1928 entdeckt...


    Das Verhalten der Schwiegereltern fand ich auch schlimm, und von der Wohnungssuche braucht man gar nicht reden... :fetch Aber wenigstens hilft ihr die Baronin.


    Jetzt wo es einige gesagt haben, fällt es mir auch auf: Wäre das keine wahre Geschichte, würde man das Buch für viel zu übertrieben halten. Unglaublich, wie ihr Leben verlaufen ist.

  • @ Juliette


    Zitat

    Original von Juliette
    Da es ihm ja zunächst besser ging und erst später sein Zustand schlimmer wurde, nehme ich an, dass seine Wunden sich entzündet haben und er schließlich an einer generellen Infektion, einer Sepsis, gestorben ist. Heutzutage hätte man die Wunden desinfiziert und vorbeugend Antibiotika gegeben.


    Das ist auch meine Hypothese - wobei seine Verletzungen der überlieferten Beschreibung nach wirklich gravierend waren; innere Verletzungen sind wahrscheinlich.


    Andererseits erstaunt es mich manchmal bei meinen Recherchen, dass es doch belegte Fälle aus dem 19. Jahrhundert gab, bei denen Menschen erheblich verletzt wurden, in einem Umfeld, wo unsereins unwillkürlich an jeder Menge fieser Bakterien denkt - und trotzdem überlebten. Richard Francis Burton ist so ein Beispiel, mit der mit Widerhaken versehenen Speerspitze, die ihm durch die Wange gestoßen wurde und die die auf späteren Bildern so charakteristische Narbe verursachte. Und erst dieser Tage hatte ich eine kleine Fallgeschichte hier aus einem Krieg in der Wüste: "tiefe Schwertwunde quer im Genick... Sein Genick blieb dauerhaft steif." (Das Foto dazu mit der vernarbten Wunde ist ganz schön gruselig)
    Da wunder ich mich manchmal schon, wie die das alles überlebt haben... :wow

  • Ich hatte ja mein Buch in der Arbeit vergessen und die nächsten Abschnitte in einem Rutsch durchgelesen. Heinrichs Tod empfand ich als besonders tragisch, weil er ja eigentlich nur pünktlich sein wollte, damit sich Salima keine Sorgen macht.
    Ich finde es bewundernswert, wie sich Salima durchbeisst, sich nicht hängen lässt. Eine sehr starke Frau, danke, dass Du uns ihre Geschichte erzählst, Nicole!

    :lesendR.F. Kuang: Babel


    If you don't make mistakes, you're not trying hard enough. (Jasper Fforde)

  • Sehr traurig dieser Abschnitt... Besonders die Szene, bei der Tony ihren kleinen Bruder tröstet hat mich berührt.
    Allerdings bleibt mir Emily irgendwie ein wenig "fremd". Ich weiß nicht warum, aber am Anfang des Romans ging es mir auch schon so. Dann kam der Anfang ihrer Liebe zu Heinrich und ihr Glück auf ihrer Plantage und dort war mir Salima wirklich "nahe". Dort fühlte ich mich sozusagen verbunden mit ihr.
    Aber jetzt ist sie wieder fern und obwohl ich sonst sehr nahe am Wasser gebaut habe, musste ich auch bei den traurigen Szenen nicht weinen. Ich kann's nicht genau beschreiben, woran es liegt, aber es "packt" mich nur zeitweise und dann wieder eher nicht...


    Ich glaube, wenn Majid nicht gestorben wäre, hätte sie vielleicht zu ihrem geliebten Sansibar zurückkehren können, aber nun... Ich überlege die ganze Zeit, was wohl geworden wäre, wenn sie sich damals nicht falsch entschieden hätte... Wo wäre sie dann heute???


    Auf jeden Fall bin ich gespannt, wohin sie jetzt geht, denn es wird ja angedeutet, dass es noch einige Stationen in ihrem Leben gibt. Ob sie Sansibar noch einmal sieht...?


    :lesend

  • Zitat

    Original von Nachtgedanken
    Ich hatte ja mein Buch in der Arbeit vergessen und die nächsten Abschnitte in einem Rutsch durchgelesen. Heinrichs Tod empfand ich als besonders tragisch, weil er ja eigentlich nur pünktlich sein wollte, damit sich Salima keine Sorgen macht.
    Ich finde es bewundernswert, wie sich Salima durchbeisst, sich nicht hängen lässt. Eine sehr starke Frau, danke, dass Du uns ihre Geschichte erzählst, Nicole!


    :write
    Dieser Unfall war so unnötig - und damit so tragisch! Ich habe für diesen Abschnitt auch einige Taschentücher verbraucht - besonders in der Szene, als Tony erst ihren Bruder und dann noch ihre Mutter tröstet - und das mit 3 Jahren!


    Für Emily muß es furchtbar gewesen sein - allein, ohne Heinrich (der ihr nach den 3 Wochen in England schon fehlte), in einer fremden Stadt, ohne liebenswerte Verwandte (furchtbare Schwiegereltern!) und dann auch noch ohne Geld!!! Das sie da nicht den Mut verloren hat und weiter gesucht hat - Respekt! Wer hätte das an ihrer Stelle wohl geschafft?
    Und dann stirbt auch noch Majid (er hätte ihr bestimmt geholfen!). Und was von Barghash zu halten ist, wissen wir ja. Salima hatte ja früher schon Angst vor ihm - und das war vor ihrer Flucht...


    Ich gehe gleich weiterlesen - es ist einfach zu spannend! :wave

  • @ Nachtgedanken


    Zitat

    Original von Nachtgedanken
    Eine sehr starke Frau, danke, dass Du uns ihre Geschichte erzählst, Nicole!


    Mich freut's unglaublich, dass ihr sie so interessant findet! :-)


    @ Brummi


    Zitat

    Original von Brummi
    Ich kann's nicht genau beschreiben, woran es liegt, aber es "packt" mich nur zeitweise und dann wieder eher nicht...


    Ach schade! :knuddel1


    Zitat

    Original von Brummi
    Ich überlege die ganze Zeit, was wohl geworden wäre, wenn sie sich damals nicht falsch entschieden hätte... Wo wäre sie dann heute???


    Das faszinierte mich an dieser Geschichte (u.a.) sehr: dass diese Entscheidung solch weitreichende, erstmal nicht absehbare Folgen haben sollte.


    @ bibliocat


    Zitat

    Original von bibliocat
    Ich habe für diesen Abschnitt auch einige Taschentücher verbraucht - besonders in der Szene, als Tony erst ihren Bruder und dann noch ihre Mutter tröstet - und das mit 3 Jahren!


    :knuddel1

  • Zitat

    Original von grottenolm
    Bislang dachte ich immer: Mensch, haben die alle nah am Wasser gebaut.... Aber in diesem Abschnitt hat es mich nun auch erwischt.


    :write


    Der Tod von Heinrich kam echt plötzlich!


    Ich glaube, Emily kommt einem so fern vor, weil sie sich so sehr geändert hat. Auf Sansibar war sie ihre eigene Herrin, stark und selbstbestimmt, wie sie ihre Plantagen geführt hat. Hier sitzt sie nur rum und kann nicht alleine sein ohne Heinrich. Am Ende dieses Abschnittes muss sie es nun aber doch, und das kostet ersteinmal sehr viel Kraft. Ich denke, sie schafft es wieder auf die Beine!


    Die Schwiegereltern... Naja, es sind halt Schwiegereltern :D Allerdings frage ich mich, wie seine Halbgeschwister auf die Sitauation reagiert haben. Abgesehen davon, dass sie erst Vormund und dann wieder nicht Vormund waren. Eigtl. kamen sie doch mit Emily recht gut klar, oder nicht?


    Als ich die Jahreszahlen gelesen habe, habe ich gleich gedacht, dass sie ja dann den ersten Weltkrieg mitbekommt. An den Deutsch-Französischen Krieg hab ich gar nicht gedacht. Da kommt ja wohl noch einiges auf sie zu... Ich wünsche ihr auf jeden Fall hier schon mal Viel Glück!

    "Leben, lesen - lesen, leben - was ist der Unterschied? (...) Eigentlich doch nur ein kleiner Buchstabe, oder?"


    Walter Moers - Die Stadt der träumenden Bücher

  • @ kissy


    Zitat

    Original von kissy
    Allerdings frage ich mich, wie seine Halbgeschwister auf die Sitauation reagiert haben. Abgesehen davon, dass sie erst Vormund und dann wieder nicht Vormund waren. Eigtl. kamen sie doch mit Emily recht gut klar, oder nicht?


    Eigentlich schon. Aber auch sie blieben Emily wohl immer fremd, wie ich auch nicht glaube, dass sie zu Heinrich ein sehr inniges Verhältnis hatten, dazu war der Altersunterschied zu groß - und Heinrich war ja auch sehr lange weg gewesen; er hatte Deutschland verlassen, als die beiden noch recht klein waren, so um die zehn Jahre alt.
    Bei Heinrichs Tod waren die Halbbrüder Anfang 20, und ich nehme an, zu sehr mit ihrem eigenen, gerade begonnenen Erwachsenenleben beschäftigt.