'Sterne über Sansibar' - Seiten 415 - 498

  • Das war aber keine schöne Rückkehr nach Sansibar für Salima. Ich habe mir schon gedacht, dass ihr Bruder die Insel total verkommen lässt und andere Sitten einführt. Traurig, sowas zu lesen, wo sie sich so auf die Heimkehr gefreut hat.


    Die Menschen dort scheinen sich ja sehr darüber gefreut zu haben, dass sie wieder da ist - sie scheint eine Legende geworden zu sein. Ob die Menschen immer noch von ihr reden dort?


    Salima tut mir leid - jetzt wird ihr erst bewusst, dass sie eigentlich nirgendwo zu Hause ist. Das muss ein schlimmes Gefühl sein.

  • Huch, das hatte ich gestern überlesen... :schaem


    Zitat

    Original von Booklooker
    Die Menschen dort scheinen sich ja sehr darüber gefreut zu haben, dass sie wieder da ist - sie scheint eine Legende geworden zu sein. Ob die Menschen immer noch von ihr reden dort?


    Ja, tun sie, mit nicht wenig Stolz auf diese Tochter der Insel. :-]
    Beit il Sahil ist heute ein Museum, und ein Raum ist ganz dem Andenken an Salima gewidmet.


    Hier noch ein Artikel über Sansibar (die beste Schwieger-Ma der Welt hatte mir den aus unserer lokalen Tageszeitung aufgehoben); im letzten Absatz kommt auch Salima vor :


    [URL=http://www.suedkurier.de/spezial/gesamt/wochenende/art438476,4293422,4#__]An der Küste des Schwarzen Mannes[/URL]


    Und: als ich gerade bei google unterwegs war, fand ich die Vorankündigung der Neuauflage ihrer Memoiren bei Weltbild: klick!

  • Zitat

    Original von Nicole
    Und: als ich gerade bei google unterwegs war, fand ich die Vorankündigung der Neuauflage ihrer Memoiren bei Weltbild: klick!


    Die Buchhändler haben nur alle noch den Juli drin, was aber nicht stimmt. Wir werden auf die Neuauflage leider noch ein bisschen länger warten müssen.


    Ich glaube, Salima hat sich über all die Jahre ein Sansibar vorgestellt, was es so gar nicht gegeben hat. Wenn man etwas ersehnt, dann neigt man dazu , es zu glorifizieren.


    Barghash mit seiner Selbstsucht tut ein Übriges dazu, dass sich das Gesicht Sansibars noch zusätzlich verändert hat.


    Emily ist ein Spielball der Politik. Ihre persönlichen Interessen interessieren eigentlich niemanden. So wird sie vermutlich nach ihrer Rückkehr nach Deutschland einfach fallen gelassen werden.

  • Es ist sehr traurig für Salima, dass Sansibar ihr keine Heimat mehr ist.


    Kann man den ganzen Zwist denn nicht einfach vergessen?


    Wo bleiben denn da Gefühle wie Geschwisterliebe? - habe ich mich gefragt.


    Und diese ganzen Politiker haben sie doch bloß alle für ihre eigenen Zwecke benutzt.
    Den Mnesch dahinter hat niemand gesehen.


    Das war sicher sehr hart für sie und ihre Kinder...

  • @ Bouquineur


    Zitat

    Original von Bouquineur
    Die Buchhändler haben nur alle noch den Juli drin, was aber nicht stimmt.


    Oh, ups - entschuldigung!


    Zitat

    Original von Bouquineur
    Ich glaube, Salima hat sich über all die Jahre ein Sansibar vorgestellt, was es so gar nicht gegeben hat. Wenn man etwas ersehnt, dann neigt man dazu , es zu glorifizieren.


    :write



    Zitat

    Original von Bouquineur
    Emily ist ein Spielball der Politik. Ihre persönlichen Interessen interessieren eigentlich niemanden. So wird sie vermutlich nach ihrer Rückkehr nach Deutschland einfach fallen gelassen werden.


    Ich bin während der Arbeit sehr in mich gegangen, ob ich nicht sowohl Barghash als auch Bismarck Unrecht tue - aber die Quellen sprechen eine deutliche Sprache, vor allem die aus Bismarcks eigener Feder.
    (Mir sei die persönliche Bemerkung verziehen: ich habe noch immer eine Stinkwut auf ihn.)


    @ Ramona


    Zitat

    Original von Ramona
    Kann man den ganzen Zwist denn nicht einfach vergessen?


    Wo bleiben denn da Gefühle wie Geschwisterliebe? - habe ich mich gefragt.


    Das MUSS man sich da glaube ich auch einfach fragen. Aber für Barghash gab es das einfach nicht.

  • Diesen Abschnitt habe ich jetzt auch durch, er war ebenfalls durchgehend interessant, abwechslungsreich und detailreich.


    Für Emily war die Rückkehr nach Sansibar sehr wichtig, denke ich. Sie hat zwar ihre Ziele nicht erreicht, im Gegenteil Barghash zeigt sich unnachgiebig und voller Härte, aber Emily hat ihre alte Heimat jetzt auch einmal aus anderer Perspektive und voller harter Realität wahrgenommen.
    Vermutlich wird sie nach der Rückkehr nach Deutschland jetzt weniger oft in Gedanken in das idyllische Sansibar entschwinden. Das ist zwar auch ein Verlust, aber jetzt kann sie sich vielleicht mehr auf eine Lebensgestaltung in Deutschland konzentrieren.

  • @ Booklooker


    Zitat

    Original von Booklooker
    Barghash sah auf den Fotos - ich habe bei Wikipedia geguckt - auch viel unsympatischer und härter als Majid aus. Dass er keine Geschwisterliebe in sich hat, konnte ich mir direkt vorstellen. Er hat dort so ein verbissenes Gesicht. Finde ich.


    Die Fotos sind wirklich nicht dazu geeignet, dass einem Barghash sympathischer werden könnte, das ging mir genauso.
    Um ihm ein bisschen Gerechtigkeit widerfahren zu lassen: er ging durchaus auch in die Geschichte der Insel als Sultan ein, der den Sklavenhandel beendete, das beeindruckende Beit al Ajaib errichten, Krankenhäuser und öffentliche Bäder bauen und eine Wasserversorgung konstruieren ließ.


    Aber seine Herrschaft hatte eben auch ein zweites, unschönes Gesicht...


    @ Herr Palomar


    Zitat

    Original von Herr Palomar
    Für Emily war die Rückkehr nach Sansibar sehr wichtig, denke ich. Sie hat zwar ihre Ziele nicht erreicht, im Gegenteil Barghash zeigt sich unnachgiebig und voller Härte, aber Emily hat ihre alte Heimat jetzt auch einmal aus anderer Perspektive und voller harter Realität wahrgenommen.
    Vermutlich wird sie nach der Rückkehr nach Deutschland jetzt weniger oft in Gedanken in das idyllische Sansibar entschwinden.


    Das halte ich für einen ganz wichtigen Gedanken.

  • Also ich muss schon sagen, dass Emily doch sehr selbstbewusst und mutig ist (auch wenn sie dadurch nur ausgenutzt wird). Sie lässt keinen Versuch ungenutzt, um an ihr Erbe zu kommen und natürlich nach Sansibar zurückzukommen.


    Dass sie so zum willkommenen Spielball der Kolonialpolitik wird, konnte sie so sicher nicht erahnen - erst als es zu spät war.


    Ich denke, es ist immer so, wenn man in seine alte Heimat zurückkehrt, dass man enttäuscht ist. Alles wirkt schmutziger, kleiner. Umso mehr für Emily.
    Sehr schmerzlich so ein Empfinden, überall und letztlich nirgends zu Hause zu sein.


    Durch den frühen Tod des Vaters und die anschließenden Geschicke der Familie scheinen mir ihre drei Kinder schon früh zu Erwachsenen gereift. Immer das Anders-Sein, den Kummer der Mutter, der häufige Ortswechsel. Gut, dass diese Vier wenigstens einen guten Zusammenhalt aneinander hatten.

    Liebe Grüße, Sigrid

    Keiner weiß wo und wo lang

    alles zurück - Anfang

    Wir sind es nur nicht mehr gewohnt

    Dass Zeit sich lohnt

  • @ Sigrid2110


    Zitat

    Original von Sigrid2110
    Also ich muss schon sagen, dass Emily doch sehr selbstbewusst und mutig ist (auch wenn sie dadurch nur ausgenutzt wird). Sie lässt keinen Versuch ungenutzt, um an ihr Erbe zu kommen und natürlich nach Sansibar zurückzukommen.


    Ich finde das auch bewundernswert - ich glaube nicht, dass ich über so lange Zeit hinweg so hartnäckig geblieben wäre.
    Umso mehr hat es mir in der Seele wehgetan zu lesen, wie sie deshalb oft belächelt oder als lästig betrachtet wurde.


    Zitat

    Original von Sigrid2110
    Ich denke, es ist immer so, wenn man in seine alte Heimat zurückkehrt, dass man enttäuscht ist. Alles wirkt schmutziger, kleiner.


    Ja, das denke ich auch.
    Ähnlich wie Emilys Kinder (wenn auch in meinem Fall die exotische Komponente fehlte) fand ich's immer toll, wenn ich als Kind die alte Heimat meiner Mutter besuchte - während sie erschüttert darüber war, dass sich alles so sehr verändert hatte.

  • Das mit der veränderten Heimat geht mir ja sogar schon so und ich bin nicht wirklich weit weg gezogen und auch erst fünf Jahre weg. Aber irgendwie verändert sich alles und ich bin ständig geschockt, was jetzt wieder weg ist bzw. was jetzt neu ist. Wie muss es Salima erst ergangen sein? Das war ja wirklich ein heftiger Wandel, als sie zum letzten Mal dort war.

  • Zitat

    Original von Sigrid2110
    Also ich muss schon sagen, dass Emily doch sehr selbstbewusst und mutig ist (auch wenn sie dadurch nur ausgenutzt wird). Sie lässt keinen Versuch ungenutzt, um an ihr Erbe zu kommen und natürlich nach Sansibar zurückzukommen.


    Dass sie so zum willkommenen Spielball der Kolonialpolitik wird, konnte sie so sicher nicht erahnen - erst als es zu spät war.


    Ich denke, es ist immer so, wenn man in seine alte Heimat zurückkehrt, dass man enttäuscht ist. Alles wirkt schmutziger, kleiner. Umso mehr für Emily.
    Sehr schmerzlich so ein Empfinden, überall und letztlich nirgends zu Hause zu sein.


    :write


    Bei den Bewohnern war sie willkommen, "nur" beim Bruder nicht, das trifft die Seele

  • Obwohl ich mich auch dort frage, ob die Bewohner nicht letztendlich doch froh waren, dass sie wieder abgereist ist. Das ist vielleicht ein bisschen so, wie man man sich über Besuch freut, gerne Zeit mit seinem Besuch verbringt, dann aber doch froh ist, wenn der Besuch wieder weg ist. Dieses Abschiedsritual jeden Abend, wenn sie zurück aufs Schiff gingen, hatte schon ein bisschen was davon.


    Für die Bewohner Sansibars wäre ihr Bleiben wohl mit Repressalien verbunden gewesen.

  • @ Booklooker


    Zitat

    Original von Booklooker
    Das mit der veränderten Heimat geht mir ja sogar schon so und ich bin nicht wirklich weit weg gezogen und auch erst fünf Jahre weg. Aber irgendwie verändert sich alles und ich bin ständig geschockt, was jetzt wieder weg ist bzw. was jetzt neu ist. Wie muss es Salima erst ergangen sein? Das war ja wirklich ein heftiger Wandel, als sie zum letzten Mal dort war.


    Ja, ich kenne das auch, wenn ich in meine alte Heimatstadt fahre. Und die Veränderungen auf Sansibar waren wirklich massiv.


    @ Bouquineur


    Zitat

    Original von Bouquineur
    Obwohl ich mich auch dort frage, ob die Bewohner nicht letztendlich doch froh waren, dass sie wieder abgereist ist. Das ist vielleicht ein bisschen so, wie man man sich über Besuch freut, gerne Zeit mit seinem Besuch verbringt, dann aber doch froh ist, wenn der Besuch wieder weg ist. Dieses Abschiedsritual jeden Abend, wenn sie zurück aufs Schiff gingen, hatte schon ein bisschen was davon.


    Ich denke schon, dass nicht ALLE auf der Insel happy waren über ihren Besuch - da muss man wohl realistisch sein und davon ausgehen, dass ihre Anwesenheit nicht nur Barghash, Deutschen und Briten ein Dorn im Auge war. Und es ist sicher ein Unterschied, ob eine vielfach erzählte Legende plötzlich greifbar real auftaucht - oder ob sie dann auch bleibt.
    Und damit weniger Legende wird und mehr Realität.


    Zitat

    Original von Bouquineur
    Für die Bewohner Sansibars wäre ihr Bleiben wohl mit Repressalien verbunden gewesen.


    Definitiv, ja.


    @ Richie


    Zitat

    Original von Richie
    Es war ja einmal erwähnt, daß die Leute, die sie freundlich empfangen hatten, dafür bestraft wurden.


    Ich stelle mir das schrecklich vor - in all dem Wirrwarr an Eindrücken, Gefühlen und Gedanken noch zu erfahren, dass der eigene Besuch solche Konsequenzen für andere bedeutet.

  • Oje, jetzt wird Emily auch noch als politische Schachfigur benutzt. Die Rückkehr nahc Sansibar war ja nicht so schön wie erhofft - aber vielleicht hilft ihr auch gerade das, irgendwann ihren Frieden damit zu schließen. Das Sansibar ihrer Jugend gibt es nicht mehr, und in dem heutigen - will sie da überhaupt leben? Könnte sie überhaupt noch nach den Regeln des Islam leben, nachdem sie so lange Zeit "unverschleiert" war?
    Ich habe auf diesen Seiten das Gefühl bekommen, dass es für sie keinen Weg zurück mehr gibt, sie sich das aber noch nicht ganz eingesteht.


    Übrigens fand ich, dass Emily sich in diesem Teil noch mal von einer anderen Seite zeigt, die zuvor schon immer mal ein wenig durchblitzte. Egal was sie durchgemacht hat - irgendwo ist sie noch die Prinzessin, die erwartet, dass man ihre Wünsche erfüllt. Sehr hartnäckig besteht sie darauf, dass man ihr in politischen Kreisen hilft, obwohl ihre Situation nicht deren Verschulden ist, sondern Konsequenz ihres eigenen Verhaltens (natürlich konnte keiner damit rechnen, dass Heinrich so früh sterben würde). Teilweise verhält sie sich arg ... trotzig, so z.B. als sie darauf besteht, die Kinder mitzunehmen, an land zu gehen, ihren Bruder - mit Kindern - zu besuchen. Mutig einerseits. Aber andererseits auch ziemlich leichtsinnig.
    Ich habe auch ein wenig das Gefühl, dass Emily über Leichen gehen würde, um sich durchzusetzen.
    Das gibt ihr eine sehr realistische zweite Seite: Ihre Erlebnisse haben sie verbittert, sie steigert sich da mMn enorm in etwas rein.
    Das wiederum finde ich klasse dargestellt, denn obwohl das so ein bisschen durchschimmert, denke ich als Leser dabei nie schlecht über Emily.
    Sie hat vermutlich viel getan, indem sie gezeigt hat, wie viel Mut und Stärke sie beim Kampf um ihre Rechte an den Tag legt - aber dafür auch viele Risiken auf sich genommen, nicht nur für sich selbst, sondern vor allem für ihre Kinder und die wohlwollenden Menschen um sie herum.

  • Ich habe mir schon fast solche Veränderungen gedacht, die auf Sansibar herrschten, in der Zeit, in der sie bereits in Deutschland lebte. Doch auch wenn es nicht mehr so ausschaute wie früher, hat sie das Glück, dass ihr ihre Erinnerungen bewahrt bleiben. In jedem Land und vermutlich insbesondere dort muss es ja Veränderungen geben, um diesem Land auch die Chance zu geben, sich zu verbessern.


    Was ich allerdings weiterhin sehr beeindruckend finde ist ihr Mut. Sie steht im Prinzip allein da und versucht immer wieder ihre Rechte durchzusetzen. Das als alleinstehende Frau ist selbst heute bei uns in Deutschland nicht selbstverständlich. Viele haben garnicht erst den Mut zu solchen Aktionen oder solch einer Selbstständigkeit.


    Wenn ich da an meine Oma denke, die ja nun um einige Jahre später lebt als Emily und völlig unselbstständig in ihrem Verhalten ist im Vergleich zu einer Person, die viele Jahre eher lebte. Noch dazu in einem Glauben großgewachsen ist, in dem es garnicht gängig ist, dass Frauen ihr Leben in die Hand nehmen. Meine Oma hingegen, christlich in Deutschland und im Krieg aufgewachsen, würde niemals solche Dinge selbst in die Hand nehmen.


    Und das finde ich sehr erstaunlich an Emily. Dass sie durch den Islam eigentlich ein eher anderes Frauenbild kennt, doch nun durch ihre Situation heraus aber gezwungen ist, alleine Verantwortung für sich und ihre Kinder zu übernehmen. In Deutschland geht es leider eher schnell in Richtung Staatshilfe. Vielleicht häufig zu schnell, sodass kaum einer noch lernt und kennt, selbst den Hintern hochzukriegen oder das Köpfchen anzustrengen. (Ich möchte hiermit keineswegs jemandem zu Nahe treten, ich hoffe, ihr versteht, wie es gemeint ist)