Kurzbeschreibung:
Ägypten im 7. Jahrhundert v. Chr.: Als die Assyrer ihr Land überfallen, kann Merit, die Tochter des Wesirs, dem Feind entkommen. In einer Schänke trifft sie auf den verletzten Assyrer Schanherib. Gegen ihren Willen erwacht in ihr Zuneigung zu dem feindlichen Krieger. Er lehrt sie die Kunst der Liebe. Ihr Bruder Nefertem hingegen muss der Gemahlin des assyrischen Königs als Lustsklave dienen …
Über die Autorin:
Laura Simon ist das Pseudonym einer Autorin, die bereits mehrere historische Romane und Fantasy bei Rowohlt und Heyne veröffentlicht hat.
Meine Meinung
Zugegeben, als ich das Cover das erste Mal gesehen habe, war mein erster Gedanke: Hinter diesem Cover soll sich ein historischer Erotik-Roman verbergen? Mein zweiter Gedanke war: Was erwartet mich bei diesem Buch? Ich bin fremd in diesem Genre und so hatte und habe ich keinerlei Vergleichsmöglichkeiten zu anderen Autoren. Ich hatte aber Vergleichsmöglichkeiten zu den Büchern, die die Autorin bislang unter ihrem richtigen Namen veröffentlicht hat und so war ich mir ganz, ganz sicher, dass ich mit der Lektüre dieses Romanes keines Schiffbruch erleiden würde. So war es dann auch. Was im Klappentext so lapidar nach viel Sex vor historischer Kulisse klingt, entpuppt sich auf den rund 300 Seiten als eine Geschichte um den Verlust der geliebten Heimat, der für Nefertem in der Gefangenschaft endet und einem Schicksal als Lustsklave. Gut, hier mag der ein oder andere denken: es gibt Schlimmeres als das, aber für Nefertem geht dieses Schicksal einher mit dem Verlust der persönlichen Würde und der Aufgabe des eigenen Selbst. Merit hingegen, seiner Schwester, gelingt die Flucht in ein neues Leben als Schankmädchen und ausgerechnet dort trifft sie auf den Mann, der am Schicksal der beiden Geschwister die Mitschuld trägt. Beide kommen sich rasch näher und als sie erkennen, wer der jeweils andere ist, sind die Gefühle zu tief, um noch aufeinander verzichten zu wollen.
Mir hat es gefallen, dass der historische Background nicht als bunte aber unrealistische Kulisse für möglichst heiße Szenen gedient hat, sondern dass die Autorin hier wirklich eine Geschichte aus dem alten Ägypten mit stimmenden und stimmigen historischen Ereignissen erzählt, in die sich die sinnlichen und wirklich schön geschriebenen erotischen Szenen nahtlos einfügen. Man nimmt den Protagonisten ihre Leidenschaft in jeder dieser Szenen ab. Die Autorin verzichtet bei den erotischen Szenen zum Glück auf abgedroschene Bezeichnungen a la purpurbehelmter Liebespfeil etc. und benennt die anatomischen Merkmale bei ihren korrekten Bezeichnungen. Das wirkt weder anstößig noch anrüchig sondern ästhetisch und ansprechend und dürfte somit auch für Leserinnen und Leser geeignet sein, die sich mit erotischer Lektüre ansonsten eher schwer tun. Wer in Romanen generell keine Liebesszenen mag, dem sei das Buch eher nicht empfohlen, denn es geht wirklich heiß her. Ich habe hier mehr als einmal mit glühenden roten Ohren gesessen. Laura Simons Schreibstil ist fesselnd und bildreich, sodass es beim Lesen mühelos gelingt, sowohl die historischen als auch die erotischen Szenen vor dem inneren Auge zum Leben zu erwecken. Besonders Schanherib hat es mir angetan, in dem ich den ein oder anderen Wesenszug eines anderen, von mir sehr geschätzten Protagonisten wiedererkennen konnte. Wanderer zwischen den Welten haben es eben manchmal nicht leicht...
Diese Mischung aus historischem Roman und erotischer Literatur war für mich eine neue Erfahrung und ich würde mir wünschen, dass dies nicht der einzige Ausflug der Autorin in dieses Genre war.