Christie Malrys doppelte Buchführung
B.S. Johnson
Argon Verlag
HC mit 215 Seiten
Über den Autor:
B.S. Johnson war ein - scheinbar in Deutschland weitestgehend unbekannter - britischer Autor. Er hat von 1933 bis 1973 gelebt und diverse Romane und Kurzgeschichten geschrieben. Lt. Wikipedia sind einige davon in sehr experiementellem Stil und haben oft sein eigenes Leben als Autor zum Inhalt.
Meine Meinung:
Ich bin ja überrascht, was sich manchmal so für Schätze auf dem Sub finden. Hier hab ich wirklich etwas sehr Ungewöhnliches gefunden, das mich mit seinem herrlichen trocknen, britischen Humor sehr überrascht hat.
Christie Malry ist eine einfacher Mann, der in einer Bank zu arbeiten anfängt, weil er glaub, da schnell zu Geld zu kommen. Allerdings muss er bald feststellen, dass der Umgang mit Geld einen nicht unbedingt selbst reich macht. Und so wird er Buchhalter und wechselt die Firma, in eine Großbäckerei.
Das Prinzip der doppelten Buchführung macht er sich zu nutze, um mit seinem Umfeld abzurechnen. Für alles, was ihm an Negativem wiederfährt, berechnet er einen Debit (also eine Forderung, eine "Belästigung"), die er selbst mit einem Kredit (also einer Schuld, eine "Entschädigung") begleichen muss. So wird ein im Weg stehender Bürohaus mit einem Kratzer an der Fassade versehen. Dummerweise sind die Entschädigungen seiner Meinung nach nie hoch genug, um die immer größer werdenden Belästigungen auszugleichen und so steigert er sich immer mehr hinein und schrickt auch vor Massenmord nicht zurück.
Das Buch ist mit einem sehr schrägen Humor geschrieben, nimmt sich selbst nicht ernst. So tauchen immer mal wieder Sätze auf, die sich direkt an den Leser richten und damit verdeutlichen, dass man das alles nicht für bare Münze nehmen sollte:
"Headlam machte eine Pause, damit sich das Auge des Lesers an einem Absatz inmitten einer ansonsten beängstigenden Letternmasse ausruhen kann."
Die Kapitel und damit die Erlebnisse des Christie Malry sind kurz gehalten, dafür tauchen immer mal wieder "Bilanzen" auf, die die bisher aufgetretenen Belästigungen und Entschädigungen auf Heller und Pfennig gegeneinander aufrechnen.
Fazit: kurzweiliges Buch, für Liebhaber des trockenen britischen Humors.