'Die Bibel - Das Lukasevangelium' - Kapitel 10-12

  • Kapitel 10 und Fragen über Fragen.


    Bei der Aussendung der 72 Jünger sagt Jesus ja u. a. zu ihnen, daß sie in den Städten in denen sie aufgenommen werden die Kranken heilen sollen.


    Wie versteht/interpretiert Ihr das? Gab Jesus diesen/seinen Gesandten ebenfalls die Fähigkeit zu heilen mit auf den Weg? Oder ist das eher im übertragenen Sinn zu sehen, also die Menschen auf den rechten Weg zu bringen?


    Die Weherufe Jesu über die galiläischen Städte kann ich leider auch nicht nachvollziehen. Wurde Jesus in diesen Städten schlecht behandelt/nicht aufgenommen? Ist dazu an anderer Stelle in der Bibel mehr zu erfahren?


    Auch die Verse von Maria und Marta kann ich nur schwer einordnen. So, wie ich das verstanden habe, genügt es Maria Jesus Worten zu lauschen bzw. in seiner Nähe zu sein, während Marta ihren eigenen Worten nach die ganze Arbeit tun muß. Die Antwort von Jesus auf Martas Klage ist mir in diesem Zusammenhang unverständlich. In meiner Übersetzung: "Marta, Marta, du hast viel Sorge und Mühe. Eins aber ist not. Maria hat das gute Teil erwählt; das soll nicht von ihr genommen werden."


    Gruss,


    Doc

  • Zitat

    Bei der Aussendung der 72 Jünger sagt Jesus ja u. a. zu ihnen, daß sie in den Städten in denen sie aufgenommen werden die Kranken heilen sollen.


    Zitat

    Wie versteht/interpretiert Ihr das? Gab Jesus diesen/seinen Gesandten ebenfalls die Fähigkeit zu heilen mit auf den Weg? Oder ist das eher im übertragenen Sinn zu sehen, also die Menschen auf den rechten Weg zu bringen?


    Also sind laut dieser Interpretation alle Menschen, die nicht den "richtigen" Weg gehen, "krank"?


    Gruß

  • Tom fragt:
    Bei der Aussendung der 72 Jünger sagt Jesus ja u. a. zu ihnen, daß sie in den Städten in denen sie aufgenommen werden die Kranken heilen sollen.


    Wie versteht/interpretiert Ihr das? Gab Jesus diesen/seinen Gesandten ebenfalls die Fähigkeit zu heilen mit auf den Weg? Oder ist das eher im übertragenen Sinn zu sehen, also die Menschen auf den rechten Weg zu bringen?
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    Ich finde, von 10.17 - 20 gibt der Text die Antwort. Denn wenn selbst die "Dämonen" ihnen gehorchen, ist das wohl mehr, als ein einfach Jünger als Talent hat. Mir scheint, durch den Text in 9.51 wird auch der Grund dafür genannt: Als die Zeit heramkam, in der er (in den Himmel) aufgenommen werden sollte, entschloß sich Jesus nach Jerusalem zu gehen.


    Er schickt also Boten voraus und da die Zeit knapp wird, hat er es nun eilig, seine Botschaften zu verbreiten. Jesus muss geahnt (gewußt) haben, was auf ihn zukommt. Da galt es nach einem Multiplikationssystem für die Vewrbreiteung der Botschaft zu sorgen. Gutes Management, muss ich zugeben.

    Schon der weise Adifuzius sagte: "Das Leben ist wie eine Losbude, wenn Du als Niete gezogen wurdest, kannst Du kein Hauptgewinn werden.":chen

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  • Zitat

    Original von Marlowe
    Ich finde, von 10.17 - 20 gibt der Text die Antwort. Denn wenn selbst die "Dämonen" ihnen gehorchen, ist das wohl mehr, als ein einfach Jünger als Talent hat. Mir scheint, durch den Text in 9.51 wird auch der Grund dafür genannt: Als die Zeit heramkam, in der er (in den Himmel) aufgenommen werden sollte, entschloß sich Jesus nach Jerusalem zu gehen.


    Hm...die Frage ist aber, ob man "Dämonen" im wortwötlichen Sinne lesen sollte oder eben z. B. stellvertretend für Andersdenkende/gläubige interpretieren kann??


    Gruss,


    Doc

  • Erinnere ich mich richtig, dass das Lukas-Evangelium mit dem Satz "Am Anfang war das Wort" beginnt?


    Wenn es so ist, heißt das dann, dass Gott schon vor Erschaffung der Welt die Dinge benannt hat? Und wenn das so ist, gab es dann die Welt vor der Erschaffung bereits als Idee?
    Und wenn das so ist, heißt das dann dasselbe wie bei Platon?
    Und wenn es so ist, hat dann Lukas bei Platon abgeschrieben bzw. sich inspirieren lassen?
    Und wenn das so ist, ist dann das Neue Testament von der griechischen Philosophie beeinflusst?
    Und wenn das so ist, ist das Neue Testament dann wirklich Gottes Wort?


    So viele Fragen und ebenso viele Grüße von Ines

  • Zitat

    Original von Ines
    Erinnere ich mich richtig, dass das Lukas-Evangelium mit dem Satz "Am Anfang war das Wort" beginnt?


    Nope! Das ist das Johannes-Evangelium. Und außerdem ist es eine von Hieronymus herbeigezettelte Fehlübersetzung!
    Das griechische Original schreibt: "En archè ên ho lógos" = "im Anfang war der (ordnende) Geist", denn lógos war damals ein fester Begriff der gnostischen Theologie, der im Grunde aus der Stoa übernommen worden war. Hieronymus lehnte diese Theologie ab, deshalb übersetzte er den Johannes vermutlich absichtlich falsch, Luther tat es ihm nach, weil lógos tatsächlich "Wort" heißen kann, aber im Kontext von Joh.1 macht "Wort" vor dem Hintergrund der damaligen Weltanschauungen schlichtweg keinen Sinn.
    Wer behauptet, das würde beweisen, daß es sich um Gottes Wort handeln müsse, soll sich dann auch bitte bei den anderen Verschwörungstheoretikern mit ihren systemimmanenten Rückschlußmethoden einreihen. :grin


    Wegen Hieronymus haben wir Christen den Salat, daß man das Johannes-Evangelium eigentlich nur im Original lesen sollte, wenn man den Text für sich verstehen will. Es ist dasjenige Evangelium, daß dem römisch geprägten Christentum am wenigsten entspricht, aber im orthodoxen Raum mit der Beduetung "Im Anfang war der (ordnende) Geist" (siehe Genesis 1,1f.!!) durchaus ins System paßt. Denn das in Gen.1,2 verwendete Wort pneûma (dt. "Hauch", "Odem") ist neben lógos der andere Aspekt Gottes in der Gnosis.


    Zitat

    Und wenn das so ist, ist dann das Neue Testament von der griechischen Philosophie beeinflusst?


    Selbstverständlich ist es das! Zumindest sage ich das als Philologin! :grin


    Zitat

    Und wenn das so ist, ist das Neue Testament dann wirklich Gottes Wort?


    Das ist eine Frage, die am Begriff "Wort" hängt: Geht es dabei um den Wortlaut (Luther, Reformation) oder um die Bedeutung, die Botschaft, die im Umschlag "Sprache" transportiert wird (Anselm, Thomas, Cusanus).

  • Zitat

    Original von Ines
    ist das Neue Testament dann wirklich Gottes Wort?


    das ist wohl kaum eine philologische, sondern eine Glaubensfrage. Den allwissenden und allmächtigen Gott vorausgesetzt, ist auch das Telefonbuch Gottes Wort. Ich meine das keinesfalls abfällig. Wenn Gott unser Handeln lenkt, dann ist alles von ihm, andernfalls reden wir - auch bei der Bibel - von Menschenwerk.

  • Zitat

    Original von Iris
    Wegen Hieronymus haben wir Christen den Salat, daß man das Johannes-Evangelium eigentlich nur im Original lesen sollte, wenn man den Text für sich verstehen will.


    Wie und wo kann man das? Gibt es eine "neutrale" Übersetzung des Originals ins Deutsche?


    Gruss,


    Doc

  • Zitat

    Original von Iris


    Gibt 's nicht, weil die Kirchen ein Monopol auf die Übersetzung der Bibeltexte haben. Und das ist wirklich zum Mäusemelken! :fetch


    Was heisst das genau? Dürfen "Normalsterbliche" also keine eigenen Übersetzungen machen und verbreiten?? Die Zeugen Jehovas haben doch auch eine eigene Übersetzung - und die ist garantiert nicht von der Kirche abgesegnet.


    Gruss,


    Doc

  • Hi, also ich hab zwar grad keine Bibel bei mir (bin nicht zuhause), aber ich muss mich derzeit für die Schule mit den Evangelien befassen und kann dir vielleicht bei deinen ersten beiden Fragen weiter helfen:
    1. Ich verstehe das so, dass Jesus den Jüngern die Begabung gegeben hat, mit den Menschen zu reden, ihnen zu zuhören und sie zu beruhigen-ihnen eben auf solch eine Art und Weise die Kraft verliehen hat, Menschen zu heilen. Das das nicht immer so klappt, wird auch irgendwo erwähnt. Da versuchen die Jünger einen Mann von seinen Dämonen zu befreien und schaffen es nicht, erst Jesus ist dazu in der Lage. (Kann die leider nicht die Stelle sagen-kann ich aber gerne nachtragen!)
    2. Jesus wurde in seiner Heimat (Nazareth; liegt in Galiläa) nicht besonders gut aufgenommen, da die Leute ihn ja von klein auf kannten und nicht glauben konnten, dass er der versprochene Retter sein soll. (getreu dem Motto: was der, der hat doch mit meiner annemarie noch vor kurzem im sandkasten gespielt...)
    Dazu gibt es ein Kapitel in der Bibel (irgendwo im Lukas...) "Ein Prophet gilt nichts in seinem eigenen Land", wo Jesus erkennt, dass er in seiner Heimatstadt seinen Auftrag nicht ausführen kann.


    So, ich kann die besagten Stellen ja mal raussuchen und hoffe jetzt einfach mal, dass ich dir ein wenig weiterhelfen konnte....


    Liebste Grüße vom Mäkel


  • Hi, Doc,
    nein, NATÜRLICH darf nicht jeder einfach eine Bibelübersetzung machen. Wo kämen wir denn da hin? Für sowas konntest Du mal verbrannt werden, das kann unter 'Ketzerei' fallen und das ist was Gaaaaaaaanz Schlechtes. Selbst bei kirchlichen Neuübersetzungen wird ewig über die Zusammensetzung des Übersetzerkollektivs diskutiert. Das rührt an die Grundlagen des ganzen Vereins, die kann man nicht einfach so ins Wackeln bringen. Dogmen stehen fest. Um da was zu ändern, braucht es ein Konzil, also die Versammlung sämtlicher weiser Männer.
    Und ja, sicher haben Sekten eigene Übersetzungen, die sind aber nicht kirchlich anerkannt.
    Der Text ist grundsätzlich ein bißchen schwierig zu übersetzen. Liegt an der Überlieferung. Selbst die Zusammensetzung dessen, was Christen 'Bibel' nenen, ist nicht so einfach. Viele sagen, sie bestehe aus 2 Teilen, Altes und Neues Testament Aber da gibt es auch noch einen teil, der 'Apokryphen' heißt. Ob der kanonisch ist, ist nicht so eine klare Sache.
    Sekten:
    Viele Sekten erfinden einfach was dazu, z.B.,grade die jüngeren, wie die von Dir genannten Zeugen. Da hatte der Gründer seine eigenen Ideen zur Auslegungen der Bibel und seine Übersetzung folgt eher seinen Vorstellungen.
    Du mußt aber bloß mal eine katholische und eine evangelische Bibelübersetzung nebeneinaderlegen und schon liest Du Unterschiedliches. Oder eine Lutherbibel und die zur Zeit grassierenden 'neuen' evangel. Übersetzungen.
    :wow
    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von magali
    Du mußt aber bloß mal eine katholische und eine evangelische Bibelübersetzung nebeneinaderlegen und schon liest Du Unterschiedliches. Oder eine Lutherbibel und die zur Zeit grassierenden 'neuen' evangel. Übersetzungen.


    Na das ist mir schon klar. Schon oft genug mittlerweile erlebt, wie sehr da die diversen Übersetzungen abweichen. Mir ging es nur um Iris Aussage, daß die Kirchen ein Monopol auf die Bibelübersetzung haben. Das war und ist mir eigentlich immer noch nicht ganz klar. Mit einem Monopol kann es ja nicht weit her sein, wenn Sekten dann doch ihr eigenes Übersetzungssüppchen kochen dürfen.


    Gruss,


    Doc

  • Zitat

    Original von Doc Hollywood
    Na das ist mir schon klar. Schon oft genug mittlerweile erlebt, wie sehr da die diversen Übersetzungen abweichen. Mir ging es nur um Iris Aussage, daß die Kirchen ein Monopol auf die Bibelübersetzung haben. Das war und ist mir eigentlich immer noch nicht ganz klar. Mit einem Monopol kann es ja nicht weit her sein, wenn Sekten dann doch ihr eigenes Übersetzungssüppchen kochen dürfen.
    Gruss,Doc


    Doc,
    Du hast natürlich recht. Es ist kein 'Übersetzungs'monopol. Hier geht es nicht um 'Alif, ba, tha' oder um die Frage, ob einer im März 917 ein iota subscriptum verbaselt hat.
    Es geht um Inhalte. Die christliche Religion hat ein bestimmtes Menschenbild konstruiert, das menschliche Wesen voller Schwächen und Fehler. Es ist so schwach, daß es ihm nie gelingt, die Gebote seines Gottes einzuhalten, es 'sündigt', wie es die Christen nennen. Mehr noch, es ist von vorneherein 'sündig', weil es, wiederum im Rahmen eines christlichen Konzepts, 'unrein' gezeugt wird. Sie nenen das 'Erbsünde'. Heute würde man sagen, das Wesen ist eine komplette Fehlprogrammierung. Ein Fall für die Löschtaste. Die Christen sehen das auch so, aber mangels Löschtaste vor 2000 Jahren(grob gerechnet), haben sie den Tod eingeschoben. Der Tod, das Vergehen des menschlichen Lebens ist eine Folge, eine 'Strafe' für diese Fehlkonstruktion.
    Aber es gibt Rettung (das Retrieval- Programm, oder wie das heißt). Das Konzept sieht vor, daß der Gott, in dessen Auge der Mensch so fehlerhaft ist, dieses Wesen auch retten kann und zu einem Leben nach dem Tod bringen, 'erlösen'. Wie das geht und was man alles dafür tun muß, steht vor allem in dieser Bibel. Es helfen aber auch besonders bevorrechtigte Diener des Gottes (Priester/Heilige). Die sind bevorrechtigt, weil sie das Wort Gottes besonders gut verstehen. Die Bibel ist so ein 'Wort' dieses Gottes.
    Wenn man also an der Bibel rummurkst, legt man quasi den Finger an die Zungenspitze Gottes. Und man legt die Hand an die Auslegung durch seine Diener.
    Die Sache mit der Übersetzung ist also ein Deutungsmonopol.
    Die christliche Religion ist stark metaphysisch ausgerichtet. Das Überweltliche, Jenseitige ist ein zentraler Pfeiler. Christen wollen frei sein von Sünden, um ein ewiges Leben zu erreichen. In ihrem Ritus spielt das auch eine wesentliche Rolle. Bei Zusammenkünften, sog. 'Gottesdiensten', sprechen sie, entweder alle zusammen oder einzelne Bevorrechtigte ('Priester', 'Älteste') ein sog. Glaubensbekenntnis, das auch eine Beschwörung der sog. Erlösung von sog. Sünden und die Hoffnung auf das Geschenk des ewigen Lebens enthält.
    In unseren säkularisierten Zeiten herrscht unseligerweise die Überzeugung vor, dieses Christentum sei etwas, das sich im Singen munterer Liedlein zur Klampfe erschöpft und darin, daß sich alle an der Hand fassen und sich seeeehr lieb haben. Das ist falsch.
    Die christliche Religion ist eine Sache auf Leben und Tod.
    Glaubt's nur.
    ;-)
    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

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