'Die Henkerstochter' - Kapitel 01 - 04

  • So, dann will ich mal den Anfang machen. :-]


    Bisher ließ sich das Buch recht gut an. Das Bild der Stadtansicht von Schongau finde ich sehr schön und komme auch ziemlich häufig darauf zurück um zu sehen, wo genau die Personen sich gerade befinden. Auch die Information am Anfang des Buches, daß Oliver Pötzsch ein Nachfahre der Henkersfamilie Kuisls ist, fand ich sehr interessant. :grin


    Der Prolog startet mit dem Satz: "Der zwölfte Oktober war ein guter Tag zum Töten. Die ganze Woche hatte es geregnet, ...." Bin ich froh, daß heute endlich die Sonne scheint. :lache Die Geschichte selbst startet mit einer Hinrichtung, die Jakobs Vater vorgenommen hat und bei der alles schief zu gehen scheint, was schief gehen kann. Dies führt zu einer extrem grausamen Angelegenheit für die Verurteilte und Jakob beschließt, niemals Henker zu werden. Doch scheinbar blieb einem damals keine Wahl wenn es um die Berufswahl ging, zumal diese vom Vater zum Sohne vererbt wird. Es kommt wie es kommen muß, Jakob wird Henker.


    Nun geht die eigentliche Geschichte los .... ein Junge wird tot aus dem Fluß gezogen und ratz fatz ist auch eine Schuldige zur Hand. Die Hebamme von Schongau wird als Hexe beschuldigt und ein Mob macht sich sofort auf den Weg, diese zur Strecke zu bringen. Ich muß gestehen, mich hat es etwas gewundert, daß nur ein Mensch "Hexe" schreien muß und alles ist sofort außer Rand und Band, ohne nach einem Grund für diese Beschuldigung zu fragen !


    Nun gut, dem Stadtrat kommt dies nur gelegen. Auch wenn der Gerichtsschreiber Lechner selbst von der Unschuld der Hebamme überzeugt zu sein scheint, benötigt er dringend einen Schuldigen. Er zwingt Jakob ein Geständnis aus der Hebamme herauszufoltern.


    Kurz darauf kommt es zu einem weiteren Mord ..... wieder an einem Waisenjungen. Jemand scheint es genau auf diese Kinder abgesehen zu haben. Sie scheinen viel Zeit miteinander verbracht zu haben, sind meistens unter sich geblieben. Haben sie vielleicht etwas gesehen, was sie nicht hätten sehen sollen ? Sind sie zufällig Zeuge eines Verbrechens geworden ?

  • Komme leider erst jetzt zum Posten. Der Anfang fängt schon grausam an, mit einer Hinrichtung. Man erfährt einiges über das Leben eines Henkers und seiner Familie, was ich sehr interessant finde. Ich wusste zum Beispiel gar nicht, dass der Henker auch als Arzt fungiert.


    Zitat

    @Original von -Christine -:


    Nun geht die eigentliche Geschichte los .... ein Junge wird tot aus dem Fluß gezogen und ratz fatz ist auch eine Schuldige zur Hand. Die Hebamme von Schongau wird als Hexe beschuldigt und ein Mob macht sich sofort auf den Weg, diese zur Strecke zu bringen. Ich muß gestehen, mich hat es etwas gewundert, daß nur ein Mensch "Hexe" schreien muß und alles ist sofort außer Rand und Band, ohne nach einem Grund für diese Beschuldigung zu fragen !


    Die Menschen waren damals sehr abergläubisch und wahrscheinlich ist es auch sehr bequem schon mal einen "Schuldigen" zu haben, als einen zu suchen. :gruebel Finde ich sehr erschreckend wie einfach das früher war. Jemand brauchte einfach nur zu sagen "der war`s" und schon wurde man verurteilt. Egal ob man wirklich schuldig war oder nicht.

  • Ich hab mich anfangs etwas schwer getan mit dem Buch, was aber wohl mal wieder an meiner Müdigkeit lag. Aber jetzt bin ich drin und mir gefällt es gut, auch wenn ich die bayrische Mundart nicht so gern mag. Aber es hält sich ja hier in Grenzen :-)


    Den Epilog fand ich total grausam. Irgendwie war mir wohl nie so wirklich bewusst, wie es damals zuging. Zumindest nicht, wenn ich gerade nichts historisches gelesen habe. Ich kann gut verstehen, dass Jakob kein Henker werden wollte.


    Jakob ist für die Gemeinde wohl schon ein Fall für sich, weil er zusätzlich zum Job des Henkers auch noch ärztliche Tätigkeiten übernimmt. Warum wird er eigentlich nicht als Hexer angegriffen? Haben die Leute so viel Angst vor dem Henker? Ich mag Jakob sehr gern. Schon allein, weil er der Hebamme helfen will, den wahren Mörder zu finden.


    Mal überlegen - derjenige, der die Morde in Auftrag gegeben hat ist alt und scheint aus dem Dorf zu kommen. Mir fiel da spontan dieser 81jährige aus dem Gemeinderat ein. Den Namen hab ich schon wieder vergessen. Aber was bezweckt er damit? Er will an Geld kommen, aber mit Morden? Versteh ich nicht.


    Simon mag ich auch total gern. Er ist sehr aufgeschlossen und möchte gern mehr über seinen Beruf lernen und treibt sich daher total oft beim Henter rum. Ausserdem ist er in Magdalena verliebt und pfeifft auf die Lästerer im Dorf. Sehr mutig in dieser Zeit.


    Magdalena haben wir ja erst mal nur am Rande kennengelernt. Sie ist mir auch sympatisch. Allzuviel kann ich zu ihr aber auch noch nicht sagen.


    Sehr krass, dass man nur jemanden der Hexerei beschuldigen muss und er wird gehängt oder sonst wie getötet. Aber das habe ich ja auch schon bei "Hexenschwestern" heftig gefunden. Ich frag mich immer, wie ich reagiert hätte, wenn ich in dieser Zeit gelebt hätte. Aber ich wäre bestimmt auch als Hexe angeklagt worden, schon allein, weil ich oft nicht die Meinung aller anderen teile ;-)


    Was hat wohl das Mal an den getöteten Kindern zu bedeuten? Soll es nur auf die Spur der "Hexen" bringen oder hat es einen anderen Sinn? Das kann ich noch nicht so zuordnen.

  • Die sehr flüssige Schreibe von Pötzsch macht es einem sehr leicht in die Geschichte und die damalige Zeit reinzukommen. Gefällt mir bisher auch sehr gut. Vor allem, die Stadtansicht von Schongau und auch das Auflisten der im Buch vorkommenden Personen - so etwas liebe ich ja!


    Den Einstieg in die Geschichte fand ich auch sehr interessant. Mal aus der Sicht des Henkers - der ja doch immer sehr brutal und gefühlskalt rüberkommt. Jakops erste Hinrichtung, nach der er sich schwört, dass er nicht in die Fußstapfen seines Vaters treten wird.... Aber wie das Leben so spielt bzw. wie es damals ja schon fast vorausgeplant war tritt er eben doch in diese.
    Ich finde es teilweise sehr grausam, dass schon bei der Geburt der weitere Lebensweg feststeht. Wie auch bei Magdalena, die ja nur einen anderen Henkerssohn heiraten darf, obwohl sie sich ja einen anderen auserkoren hat. Bin schon ganz gespannt, wie es zwischen Simon und Magdalena weitergeht. Sie reizt ihn ja schon sehr, mit allem was sie hat :grin


    Jakop scheint er sehr gutmütiger Mensch zu sein, der keinen Spaß am hinrichten und foltern empfindet- schon gar nicht, wenn es einen Unschuldigen treffen soll. Wie nun bei der Hebamme Stechlin.
    Es ist bzw.War aber damals auch schlimm, wie schnell hier die Urteile gefällt wurden- hauptsache einen Schuldigen vorweisen, ob er es nun ist, oder nicht.


    Wer wohl der geheimnisvolle Mann mit der Knochenhand ist und von wem wurde er angeheuert?? Stecken die Fuhrleute aus Augsburg dahinter? Aber eigentlich ist ja immer von einem Mann aus Schongau die Rede.. :gruebel


    Christine : Soll ich schon Vermutungen anstellen??? :grin Einen Verdächtigen in der engeren Wahl hätte ich nämlich schon ...

  • Zitat

    Original von -Christine-
    Jemand scheint es genau auf diese Kinder abgesehen zu haben. Sie scheinen viel Zeit miteinander verbracht zu haben, sind meistens unter sich geblieben. Haben sie vielleicht etwas gesehen, was sie nicht hätten sehen sollen ? Sind sie zufällig Zeuge eines Verbrechens geworden ?


    Das hätte ich ja jetzt fast vergessen! Ja, was hat es mit diesem Waisenkindern auf sich? Ich vermute auch, dass sie etwas am Fluß beobachtet haben. Vielleicht eine geheime Zusammenkunft oder verbotenes Handelsgeschäft?


    Finde es auch schlimm, dass die Waisenkinder so denunziert werden. Sie können doch nichts dafür, dass sie Waisenkinder sind - aber die Stadt lässt sie immer wieder spüren, dass sie Aussätzige sind.

  • personenregister, stadtansicht und erläuterungen haben mir hier auch sehr gut gefallen, derartiges vermisse ich bei historischen romanen meist, wenn es fehlt, denn es gehört irgendwie dazu für mich.
    wie leicht man als hexe verdächtigt werden kann, wundert mich seit der lektüre von sabine weigands "seelen im feuer" allerdings nicht mehr.
    der einstieg in die geschichte ist gut, die spannung da, der stil gefällig.
    simon und jakob entstehen in meiner phantasie recht plastisch, aber die magdalena eher etwas weniger.

    Mögen wir uns auf der Lichtung am Ende des Pfades wiedersehen, wenn alle Welten enden. (Der Turm, S. King)


    Wir fächern die Zeit auf, so gut wir können, aber letztlich nimmt die Welt sie wieder ganz zurück. (Wolfsmond, S. King)


    Roland Deschain

  • Zitat

    Original von -Christine-
    Ich muß gestehen, mich hat es etwas gewundert, daß nur ein Mensch "Hexe" schreien muß und alles ist sofort außer Rand und Band, ohne nach einem Grund für diese Beschuldigung zu fragen !


    Naja diese Phänomen der Massenhysterie scheint sich bei der Menschheit nicht groß zu ändern im Laufe der Jahrhunderte.
    Damals waren eben Hexen die Bösen, die an allem schuld waren, was die Menschen nicht als eigene Schuld sehen wollten, später andere.
    Das ist bis heute ja nicht verschwunden in vielen Ländern.
    Auch Massenhysterie in anderer Form ist ja noch vorhanden - siehe seit gestern der "Lena Hype" auch wenn der halt positiver besetzt ist.


    Ein Phänomen, das die Mensch alle eint, trotz sonstiger Ungleicheiten und Streitereien.
    Erschreckend ist es aber trotzdem.


    Nun bin ich auch in der Geschichte drin, nachdem ich zwar vorgestern begonnen habe, gestern aber eben durch den besagten "Lena Hype" zu abgelenkt war um konzentriert weiterzulesen :grin


    Was mich auch stört ist der bayerische Akzent.
    Ich mag den schon im echten Leben nicht so gern, und lesen noch weniger.
    Liegt daran, daß ich dann doch lieber Platt höre. Damit komm ich besser klar.
    Aber ich denke, ich werde mich im Laufe des Buches noch daran gewöhnen, wenn es nicht Überhand nimmt.


    Die Personen kann ich noch nicht so sehr beurteilen, den Jacob find ich bisher ganz sympathisch, der scheint mir ein patenter Mann zu sein.
    Ebenso Simon, der sich beginnt gegen seinen Vater aufzulehnen.
    Zu Magdalena kann ich mir noch keine Meinung machen, dazu war sie bisher zu wenig dabei.
    Ich denke aber, ihre Rolle wird noch größer werden.


    Spannend ist, wer da wohl so heiß drauf ist, den Hexenwahn wieder zu entfachen. Irgendeinen Grund muß es ja haben, diese "Emanzipationszeichen" der heutigen Zeit zu verwenden um eben auf die Hexerei zu verweisen.

  • Zitat

    Original von Johanna
    Was mich auch stört ist der bayerische Akzent.


    .. Also ich find den richtig klasse :grin


    ..aber ich mag ja auch die Bücher um Klufti, die im Allgäu spielen und da wird richtig gekraxelt :lache

  • Zitat

    Original von Sonnschein


    .. Also ich find den richtig klasse :grin


    ..aber ich mag ja auch die Bücher um Klufti, die im Allgäu spielen und da wird richtig gekraxelt :lache


    So gesehen mag ich am liebsten Bücher mit so richtig ausgeprägtem Hamburger Schnack :lache

  • Zitat

    Original von Vivian
    Komme leider erst jetzt zum Posten. Der Anfang fängt schon grausam an, mit einer Hinrichtung. Man erfährt einiges über das Leben eines Henkers und seiner Familie, was ich sehr interessant finde. Ich wusste zum Beispiel gar nicht, dass der Henker auch als Arzt fungiert.


    Diese Tatsache fand ich auch sehr interessant, zumal sie sehr widersprüchlich ist. Auf der einen Seite heilt er die Menschen, auf der anderen Seite tötet er sie. Aber ich denke, so ganz offiziell war der Henker gar kein Arzt. Die Leute haben sich wohl immer nur heimlich zu ihm geschlichen.


    Zitat

    Original von Sonnschein
    Christine : Soll ich schon Vermutungen anstellen??? :grin Einen Verdächtigen in der engeren Wahl hätte ich nämlich schon ...


    Na komm, laß hören. :lache Meinst du vielleicht den alten blinden Augustin und seinen Enkel ? ;-)

  • Zitat

    Original von -Christine-


    Na komm, laß hören. :lache Meinst du vielleicht den alten blinden Augustin und seinen Enkel ? ;-)


    Nö, ich hatte da eher an Bonifaz Fronwieser gedacht. :rolleyes
    Warum weiß ich aber selbst nicht, vermutlich weil ich ihn einfach nicht mag.

  • Ich bin noch mitten in diesem Abschnitt. Am Wochenende hatte ich ja leider keine Zeit zum lesen.
    Der Prolog fängt schon recht blutig an. Was mir sehr gut gefällt, ist das Personenregister und der Stadt besser Häuserplan. Was mir weniger gefällt, die Bayrische Sprache. Da schaudert es mir beim lesen. Mehr kann ich noch nicht sagen, da ich ja noch nicht so Zeit bin

  • Ich mag die Sprache ja absolut gar nicht und möchte auch den Kluft Roman nicht so besonders. Leider bin ich noch nicht so zum lesen gekommen, derzeit plage ich mich mit meiner kaltspülenden Spülmaschine rum. Ich hoffe ja das ich wenigstens heute Abend zum lesen komme und euch dann wieder einhole.

  • Stefanie : Mach Dir keinen Stress mit dem Lesen! mal hat man mehr Zeit und Muse dazu und machmal gehen einem einfach andere Dinge im Kopf herum! Für mich war "Die Henkerstochter" das gelungene Buch um meine Leseflaute zu bekämpfen..

  • Endlich komme ich auch mal zum lesen.
    Das Buch gefällt mir sehr gut. Es liest sich sehr leicht weg und auch der bayrische Akzent nimmt nicht Überhand.
    Der Henker und seine Familie und Simon und auch die Hebamme finde ich recht sympathisch. Nach dem Mord an dem ersten Jungen hat jeder die Hebamme in Verdacht, auch noch nach dem Zweiten Mord. Hauptsache man hat überhaupt einen Schuldigen und kann jemanden als Hexe betiteln. Ich glaube auch das die Kinder oder auch nur eines der Waisenkinder, etwas mitbekommen haben. Es ist sehr offensichtlich, das einer der Männer damit zu tun hat und die Hebamme nur Mittel zum Zweck ist.

  • Zitat

    Original von -Christine-


    Diese Tatsache fand ich auch sehr interessant, zumal sie sehr widersprüchlich ist. Auf der einen Seite heilt er die Menschen, auf der anderen Seite tötet er sie. Aber ich denke, so ganz offiziell war der Henker gar kein Arzt. Die Leute haben sich wohl immer nur heimlich zu ihm geschlichen.


    Irgendwie habe ich im Hinterkopf so eine Erinnerung, dass es diese "berufliche" Verbindung öfter gab, da sich der Henker einfach mit der Anatomie des Menschen auskannte (auskennen musste) - zu einer Zeit, in der Obduktionen nicht erlaubt waren (wenn ich mich richtig erinnere) eine doch verständliche Verbindung.
    Außerdem stelle ich mir vor, dass der Henker damit seinen Verdienst etwas verbessern konnte, wenn gerade keine Hinrichtungen anstanden.

  • Ja, irgendwo im Buch wurde mal erwähnt, daß Jakob mittlerweile mehr durch seine Tätigkeiten als "Arzt" verdiene, als mit seinem Beruf als Henker. Er ist zumindest erfolgreicher in seinen Behandlungsmethoden als so mancher richtiger Arzt. Nur schade, daß die Menschen daß nicht honorieren und ihn ignorieren, wenn sie ihn auf offener Straße sehen.

  • Ich bin ganz am Anfang des Buches (S. 29) über folgende Szene gestolpert:


    "Erst letzten Sonntag in der Messe hatte sie ihn wieder gesehen. Als sie mit gesenktem Haupt ganz hinten in der Kirche Platz genommen hatte, war er noch einmal aufgestanden, um sein Gotteslob zu holen. Dabei hatte er ihr zugezwinkert."


    Wenn ich mich an die alten Gebetbücher in meiner Familie richtig erinnere, dann hießen die nicht "Gotteslob".
    Aber vielleicht hießen sie ja im 17. Jahrhundert schon so, hatten zwischenzeitlich andere Namen und jetzt hat man zur Bezeichnung "Gotteslob" zurückgefunden. ;-)
    (Abgesehen davon, dass ich kaum jemand kenne, der "Gotteslob" sagt, bei den katholischen heißt das hier bei uns immer Gebetbuch, in Abgrenzung zum evangelischen Gesangbuch ;-) )
    Und wo hat er das "Gotteslob" geholt? Bei sich zu hause? Oder gab es damals tatsächlich schon in der Kirche vorhandene Gebetbücher für die Gemeinde? Kann ich mir nicht recht vorstellen. (Immerhin kann ich mich noch daran erinnern, was es für Diskussionen gab, als diese "öffentlichen" Exemplare in meiner Heimatgemeinde eingeführt wurden.)


    Aber vielleicht habe ich da ja auch etwas ganz falsch verstanden...ist ja auch schon spät abends ;-)