Originaltitel: The Thirteenth Hour (2009)
Lübbe Verlag 2010, 409 S.
Über den Inhalt:
Nicholas Quinn sitzt im Verhörraum der Polizei. Seine Frau wurde ermordet, und man hält ihn für den Täter. Doch er ist unschuldig. Ihr Tod ist mit einem Flugzeugabsturz verbunden denn eigentlich sollte Nicholas Frau an Bord dieser Maschine sein. Doch aus irgendeinem Grund hat sie die Maschine in letzter Minute verlassen. Dann betritt ein Fremder das Verhörzimmer und überreicht Nicholas eine goldene Uhr. Ihre Frau ist nicht tot. Sie lebt noch. Und mit dieser Uhr können Sie sie retten.
Über den Autor:
Richard Doetsch ist Inhaber einer Immobilien- und Investmentfirma. Während andere Autoren nur aufregende Thriller schreiben, führt er auch ein aufregendes Leben: Er ist Extremsportler und springt mit Fallschirmen und Gummibändern von Brücken, Klippen und Hochhäusern. In ruhigen Stunden spielt er Gitarre und Klavier. Er ist seit über zwanzig Jahren mit seiner Jugendliebe verheiratet und hat drei Kinder.
Meine Meinung:
Autoren müssen sich ja immer wieder etwas Neues einfallen lassen.
Zunächst klingt die Geschichte simpel: Nicholas Quinn wird von der Polizei unter dem Verdacht verhaftet, seine Frau Julia umgebracht zu haben. Am Morgen desselben Tages ist ein Passagierflugzeug abgestürzt und hat 212 Menschen in den Tod gerissen. Julia hätte an Bord dieser Maschine sein sollen. Und dann wird es phantastisch: ein geheimnisvoller Mann erscheint im polizeilichen Verhörraum und bietet Nick die Chance, über einen Zeitraum von 12 Stunden rückwärts durch die Zeit zu reisen und damit die Ereignisse zu verändern.
Und so läuft die komplette Geschichte in der Zeit rückwärts, optisch unterstützt durch die hinten im Buch beginnende Seitenzählung und die absteigend nummerierten Kapitel. Ich dachte zunächst, ich müsste das Buch auch von hinten nach vorne lesen, aber das stellte sich als Irrtum heraus. Allerdings verläuft die Zeit nicht linear, sondern in Sprüngen. Nick durchlebt eine Stunde und wird dann um zwei Stunden erneut zurückversetzt. Zwei Schritte vor und einen zurück sozusagen. Da er alles schon einmal erlebt hat, bekommt er nun die Chance, in die Ereignisse einzugreifen, um den Mord an seiner Frau ungeschehen zu machen. Die Suche nach dem wahren Täter und seinem Motiv erfolgt also quasi in umgekehrter Reihenfolge. Das Buch wird hauptsächlich aus der Perspektive von Nick erzählt. Zwischendurch gibt es kurze neutrale Sequenzen und dadurch erhält der Leser einen kleinen Informationsvorsprung.
Nick schlägt sich tapfer, kann er doch auf wenig Hilfe hoffen. Seinem Freund Marcus muss er jede Stunde erneut erklären, was passiert ist. So kommt es zu spannenden, actionreichen und dramatischen Szenen, die immer wieder im passenden oder auch unpassenden Moment unterbrochen werden durch einen erneuten Sprung in die Vergangenheit. Damit ist ein flottes Tempo vorgegeben, das durch das gesamt Buch anhält. Nick gönnt sich und dem Leser keine Verschnaufpause.
Das eigentlich Spannende an dem Buch aber ist nicht die Suche nach dem Mörder oder der Ursache des Flugzeugabsturzes, sondern ob es Nick tatsächlich gelingen wird, die Zukunft so zu verändern, dass er die Katastrophen verhindern kann. Das ist recht unterhaltsam gemacht, denn jede seiner Handlungen hat entscheidenden Einfluss auf die Zukunft und man kann gespannt sein, ob es ihm am Ende – nein, am Anfang smile - gelingt, seine Frau zu retten und vielleicht auch noch den Flugzeugabsturz zu vereiteln.
Mit Zeitreisen und den daraus entstehenden Paradoxa ist das so eine Sache. Man sollte sie besser gar nicht erst hinterfragen. Das gibt der Geschichte zwar den besonderen Reiz, geht aber manchmal auf Kosten der Logik und ist somit gleichzeitig auch die Schwachstelle des Romans. An einigen Stellen macht der Autor es sich recht leicht, indem er sich die Dinge zurechtlegt, dass man sie besser nicht weiter hinterfragt.
Insgesamt kann ich den Versuch des Autors, einen Thriller komplett anders aufzuziehen als gewöhnlich, honorieren, denn ich fand ihn bei leichten Schwächen in der Konstruktion spannend und dank der flotten Schreibe gut zu lesen.