'Die Bibel - Das Lukasevangelium' - Kapitel 01-03

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    Original von Iris
    Den Laien interessiert das nie, aber die Folgen solcher Verfälschungen, gerade wenn sie unbemerkt und ahnungslos geschluckt werden (und dabei die Meinung von ein paar durchaus fundamentalistischen Theologen als "Gottes Wort" etikettiert wird (ohne daß es tatsächlich dasteht!), sind in der Geschichte der Menschheit schon immer dramatisch gewesen.


    Ich seh' das nicht so eng, schliesslich kann wer möchte von mir aus die Bibel nach Belieben auslegen. Auf den Punkt gebracht bin ich der Meinung, daß man das Wort Gottes eh nicht auszulegen braucht. Entweder man hat's kapiert oder eben nicht und interpretiert bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag anstatt die Kernaussage für sich und sein Dasein einfach anzunehmen.


    Sind hier zufällig Fundamentalisten anwesend? :-)


    Gruss,


    Doc

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    Original von Doc Hollywood
    Ich seh' das nicht so eng, schliesslich kann wer möchte von mir aus die Bibel nach Belieben auslegen.


    Jeder, der möchte? Ganz gleich, wie er will? Auch Sachen behaupten, die dem, was geschrieben steht, widersprechen?


    Zitat

    Auf den Punkt gebracht bin ich der Meinung, daß man das Wort Gottes eh nicht auszulegen braucht. Entweder man hat's kapiert oder eben nicht und interpretiert bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag anstatt die Kernaussage für sich und sein Dasein einfach anzunehmen.


    Für die Kernaussage brauche ich die Bibel nicht. :grin Die ist doch die gleiche oder zumindest sehr ähnlich wie in anderen Religionen.
    Wenn sich aber hier besonders das Wort Gottes verkörpert -- was für ein Frevel, in diesem Text Veränderungen vorzunehmen, anstatt ihn angemessen (d.h. in "verständliches Deutsch") zu übersetzen! :grin


    Ich für meinen Teil möchte halt gerne das Lukasevangelium lesen und nicht das, was die Herrschaften von der IBS dafür halten. :grin

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    Original von Iris
    Jeder, der möchte? Ganz gleich, wie er will? Auch Sachen behaupten, die dem, was geschrieben steht, widersprechen?


    Ok, nur damit ich das auch richtig verstehe. Gib mir doch einfach mal ein konkretes Beispiel, an dem sich die Übersetzungen widersprechen.


    Zitat

    Für die Kernaussage brauche ich die Bibel nicht. :grin Die ist doch die gleiche oder zumindest sehr ähnlich wie in anderen Religionen.


    Falsch. Die Kernaussage der Bibel und hier im Speziellen des NT ist doch die Erneuerung des alten Bundes zwischen Gott und den Menschen mit Hilfe des Sohn Gottes Jesus, der als menschgewordene Erlösung stellvertretend für die Menschen gestorben ist. Sorry, aber so eine Aussage kenne ich aus anderen Religionen nicht, nicht einmal ähnlich.


    Wenn Du das Lukasevangelium im möglichst ursprünglichen Text lesen möchtest und auch die Möglichkeiten dazu hast, das zu tun, dann ist das für den historisch Interessierten (wie z. B. Dich) sicherlich eine feine Sache. Für diejenigen Menschen, denen es in erster Linie um die religiösen Aspekte, ihren Glauben geht, ist die Übersetzung wahrscheinlich eher untergeordnet - außer man hängt tatsächlich an einer wortwörtlichen Auslegung der Bibel. Da driften wir aber dann schon gefährlich nahe am blinden unkritischen und nicht reflektierten Glauben.


    Gruss,


    Doc

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    Original von Doc Hollywood
    Ok, nur damit ich das auch richtig verstehe. Gib mir doch einfach mal ein konkretes Beispiel, an dem sich die Übersetzungen widersprechen.


    Ich geb dir mal eins, wo kräftig interpretiert wird -- ich hab einfach nicht die Zeit, hier und heute 5 Studienausgaben nebeneinanderzulegen und die Unterschiede klarzumachen!
    Der Origionaltext ist in einem kunstlosen hellenistischen Griechisch (der sogenannten koiné, d.h. "gemeinsamen (sc. Sprache)") abgefaßt.
    Bei Lukas 1,4 steht (zitiert nach der Stephanus-Ausgabe, mangels griechischer Schriftzeichen transkribiert in lat. Buchstaben):
    [...] hína epignôs perì tôn katechétes lógon tèn aspháleian.
    Dt.: "[...] damit du an den Worten dessen, der (dich) unterweist (= des Katecheten) [/i]erkennst, was gewiß ist."


    Daraus macht schon Hieronymus seiner lateinischen Übersetzung (Vulgata):
    [...] ut cognoscas eorum verborum de quibus eruditus es veritatem.
    Dt.: "[...] damit du in den Worten derer, von denen du unterwiesen wurdest, die Wahrheit erkennst."
    (Während Lukas keineswegs Wahrheit (alétheia) schreibt, sondern aspháleia, ein Wort, das im Grunde den Begriff "gesicherte Tatsachen" umschreibt, benutzt Hieronymus hier den philosophischen Wahrheitsbegriff (veritas) und gibt damit allein schon diesem Satz eine metaphysisch-theologische Komponente, die im Original schlichtweg nicht steht.)


    Luther übersetzt:
    "auf daß du gewissen Grund erfahrest der Lehre, in welcher du unterrichtet bist."


    Elberfelder:
    "damit du die Zuverlässigkeit der Dinge erkennst, in denen du unterrichtet wordenbist."


    In der Hoffnung für alle steht:
    "Du wirst merken, daß alles, was man dir über Jesus erzählt hat, richtig und wahr ist."
    Und zumindest letzteres ist etwas völlig anderes als der Urtext ist und über diesen und über die anderen Übersetzungen hinausgeht!



    Zitat

    Falsch. Die Kernaussage der Bibel und hier im Speziellen des NT ist doch die Erneuerung des alten Bundes zwischen Gott und den Menschen mit Hilfe des Sohn Gottes Jesus, der als menschgewordene Erlösung stellvertretend für die Menschen gestorben ist. Sorry, aber so eine Aussage kenne ich aus anderen Religionen nicht, nicht einmal ähnlich.


    Die Erneuerung des Alten Bundes, stimmt, aber eine Erneuerung ist eben "nur eine Erneuerung. Was ist denn der Alte Bund? Das ist doch entscheidend! ;-)


    Zitat

    Für diejenigen Menschen, denen es in erster Linie um die religiösen Aspekte, ihren Glauben geht, ist die Übersetzung wahrscheinlich eher untergeordnet - außer man hängt tatsächlich an einer wortwörtlichen Auslegung der Bibel. Da driften wir aber dann schon gefährlich nahe am blinden unkritischen und nicht reflektierten Glauben.


    Da wäre ich aber vorsichtig. Wenn die Bibel der Urtext des Christentums ist und als "Wort Gottes" zu gelten hat, dann ist entscheidend, was da steht -- wortwörtlich!
    Und wenn jemand (s)eine Übersetzung dazu nutzt, um seine eigene menschliche Interpretation des Wortes Gottes als das Wort Gottes selbst durchzusetzen, dann ist das Hybris (Anmaßung) in höchstem Maße, da sich ja jemand anmaßt, das Wort Gottes in seinem menschlichen Sinne nd zu seinen menschlichen Zwecken zu verändern.


    Ohne das jetzt werten zu wollen: Aus genau diesem Grund hat es jahrhundertelang keine Übersetzungen in die Volkssprachen gegeben, damit sich eben nicht jeder sein eigenes Christentum zusammenflicken konnte! :grin


    (Ich mach hier grad den "advocatus Dei" in dieser quaestio -- nicht daß du denkst, ich sei eine Fundamentalistin, die die Bibel als wortwörtliche Wahrheit und wortwörtlichen Tatsachenbericht ansieht. Aber wenn man etwas liest, um daraus zu lernen, sollte man sich nicht eine dicke Sonnebrille auf die Nase setzen -- das verschlechtert den Durchblick!)

  • Iris
    Ich erkenne durchaus große Unterschiede in den Übersetzungen, nicht unbedingt aber Widersprüchliches.


    Die Bibel ist sicherlich Urtext des Christentums, aber eben von Menschen verfasst. Menschen sind nun mal fehlbar. Eine wortwörtliche Auslegung der Bibel verbietet sich daher eigentlich fast schon von selbst - zumindest in unserem Jahrhundert. Es ist also m. E. nicht entscheidend, was da wortwörtlich so geschrieben steht, sondern die Absicht hinter den Worten muss erkennbar sein. Und wenn man Gott/Jesus als DIE anerkennt, die SIE sind, dann wird einem die Absicht, die hinter so manchem Vers und Wort der Bibel steht schon ein klein bischen deutlicher. Nur meine Meinung. ;-)


    Letztendlich würde Christsein ja auch ohne Bibel funktionieren. Das hat ja auch schon zu Jesu Zeiten wunderbar geklappt. Für das Christentum wäre es zwar durch die Jahrhunderte ein weit weniger erfolgreicher und steinigerer Weg geworden, aber es hätte funktioniert, schliesslich ist es nicht der Glaube jedes Einzelnen sondern eine Gemeinschaft, die das "Wort Gottes" verbreitet. So hat jeder seinen Platz, selbst wenn es (wie in Deinem Fall im Moment) der Platz des einsamen Rufers und Mahners ist. Sicherlich nicht die schlechteste Aufgabe, wenn es um solche nicht einfachen grundsätzlichen Dinge geht (die Rolle kenne ich nur zu gut). Weiter so Iris. :-)


    Auf den Alten Bund komme ich noch zurück...das ist eine längere Geschichte.


    Gruss,


    Doc

  • Zitat

    Original von Doc Hollywood
    Ich erkenne durchaus große Unterschiede in den Übersetzungen, nicht unbedingt aber Widersprüchliches.


    Das hatte ich in meinen einleitenden Worten doch erklärend angeführt!


    Zitat

    Die Bibel ist sicherlich Urtext des Christentums, aber eben von Menschen verfasst. Menschen sind nun mal fehlbar. Eine wortwörtliche Auslegung der Bibel verbietet sich daher eigentlich fast schon von selbst - zumindest in unserem Jahrhundert.


    Die ganze Reformation basiert darauf, die Bibel nicht (länger) zu interpretieren, sondern wörtlich als das "Wort Gottes" aufzufassen.


    Zitat

    Es ist also m. E. nicht entscheidend, was da wortwörtlich so geschrieben steht, sondern die Absicht hinter den Worten muss erkennbar sein.


    Dann erkläre mir bitte, wie du diese Absicht erkennen willst, wenn du eine scharf tendenziöse Übersetzung hast, den Urtext nicht kennst und dich auf die Hilfe ebenso tendenziös deutender Geistlicher oder Prediger verlassen mußt?


    Ahnst du, woher das ebenso gefährliche wie bescheuerte evagelikale Sektierertum in den USA kommt?


    Zitat

    Letztendlich würde Christsein ja auch ohne Bibel funktionieren. Das hat ja auch schon zu Jesu Zeiten wunderbar geklappt.


    Falsch! Das Christentum speiste sich aus zwei geistigen Strömungen: dem hellenistischen Judentum und der Gnosis. Beide benutzten die Bibel (AT!) als (den einzigen oder nur einen) Grundlagentext.
    Auch der Koran ist ohne AT und NT nicht wirklich denkbar (Lese ich derzeit auch -- hochinteressant!) und der Islam sah sich laut Koran "nur" als eine Vollendung derr Religion Abrahams.


    Zitat

    Für das Christentum wäre es zwar durch die Jahrhunderte ein weit weniger erfolgreicher und steinigerer Weg geworden, aber es hätte funktioniert, schliesslich ist es nicht der Glaube jedes Einzelnen sondern eine Gemeinschaft, die das "Wort Gottes" verbreitet.


    Das "Wort" war ursprünglich eine hellenistisch-jüdisch-gnostische Einzellehre. Es erwies sich durch Aufnahme erst stoischer, dann neuplatonischer Elemente als erfolgreichstes Modell, da es seinen zentralen Strömungen immer wieder gelang, in gut römischer Religionstradition andere religiöse Bewegungen zu absorbieren -- wo sich kein Widerspruch ergab, wurde "Fremdes" umgedeutet und eingebunden.
    Die blutige "Sachsentaufe" Karls blieb relativ singulär, was das einfache Volk glaubte war ziemlich irrelevant, bis mit dem Ende des Mittelalters die Religiosität als Untertanenpflicht durchgesetzt wurde ("Cujus regio, ejus religio."). Über die folgenden Jahrhunderte decken wir lieber schamhaft den Mantel des Schweigens.


    Jedenfalls war das Christentum im Mittelalter keineswegs durchgängig die dumpfe Buchstabenreligiosität, die uns unsere Vorurteile glauben machen wollen, sondern eigentlich eine Religion der Gebildeten, die zunehmend die christianisierten Massen damit demagogisch lenkten, was dann die Reformatoren auf den Plan rief. (Aber damit sind wir schon in der "Neuzeit")


    Zitat

    Weiter so Iris. :-)


    Keine Bange, dabei bleibe ich auch. Das mit dem Rufer in der Wüste klingt ziemlich vertraut.

  • Zitat

    Original von Iris



    Ohne das jetzt werten zu wollen: Aus genau diesem Grund hat es jahrhundertelang keine Übersetzungen in die Volkssprachen gegeben, damit sich eben nicht jeder sein eigenes Christentum zusammenflicken konnte!



    Um mich da mal einzumischen: ob dies nun genau der Grund war, dass es keine Übersetzung gab, bezweifle ich allerdings sehr. Die katholische Kirche hat ja auch geflickt- und teilweise so sehr geflickt, dass sie es sich gar nicht leisten konnte, dass der "normale" Mensch lesen konnte, was in der Bibel steht. ( Wobei dort auch steht, dass man prüfen soll, was gelehrt wird - und solange ich nicht in der Lage bin die Bibel zu lesen, kann ich ja schlecht prüfen.


    Ich finde in dem Beispiel das du für die Unterschiede genommen hast nicht den grossen Widerspruch. Letztlich sagen alle Teile das Gleiche, sie wollen bekräftigen, dass das was geschrieben wird auch stimmt und die Geschichten und Erzählungen von und rund um Jesus eben die Wahrheit sind.


    Was ist so falsch, wenn ein Erzähler sich bemüht, auf die Zuhörer einzugehen? Wenn ich einem Kind eine Geschichte erzähle, werde ich ganz andere Worte wählen, als wenn ich sie einem hochgebildeten Erwachsenen weitergebe. Wenn also ein Text wie die Hoffnung für alle den Text der Bibel in einem für heutige Zeiten verständlichen Text weitergibt- und damit eine Tür öffnet- dann ist das ok.


    Denn, wie ja schon geschrieben wurde, wenn ein Mensch dadurch angesprochen wird, wird er selbst anfangen und verschiedene Übersetzungen "zu Rate ziehen"

  • Dann wollen wir mal...


    Zitat

    Original von Iris
    Das hatte ich in meinen einleitenden Worten doch erklärend angeführt!


    Ich hab's mir nochmal durchgelesen, aber ich seh's einfach nicht. Bitte führe mich von meiner Leitung herunter.


    Zitat

    Die ganze Reformation basiert darauf, die Bibel nicht (länger) zu interpretieren, sondern wörtlich als das "Wort Gottes" aufzufassen.


    Ja und? Reformation hin, Reformation her. Nur weil irgendeine Doktrin besagt, daß etwas so sein soll, muß sich doch kein Mensch - gerade heutzutage - etwas in dieser Richtung vorschreiben lassen. Wenn er gläubig ist, dann von Gott allein, aber sicherlich nicht von selbsternannten Gottesmännern.


    Zitat

    Dann erkläre mir bitte, wie du diese Absicht erkennen willst, wenn du eine scharf tendenziöse Übersetzung hast, den Urtext nicht kennst und dich auf die Hilfe ebenso tendenziös deutender Geistlicher oder Prediger verlassen mußt?


    Heute muss sich Keiner mehr auf einen Geistlichen oder die Doktrin der Amtskirche bzw. irgendwelcher religiös angehauchten Sekten verlassen. Es gibt soviele Möglichkeiten, wie nie zuvor sich selbst ein Bild von den verschiedensten Aspekten des Christseins zu machen. Beispiele? Freie Christengemeinden, Hauskreise, Baptisten, Methodisten, Charistmatische Gemeinden, Alpha-Kurse, etc. etc. etc. Christsein allein daheim in den eigenen vier Wänden wird nie richtig funktionieren, da alles auf die Gemeinschaft aufbaut. Wenn ich also nicht rausgehe und mit wachem Verstand und offenem Geist auf andere zugehe, zuhöre und in irgendeiner Gemeinschaft mitmache, dann wird es verdammt schwer sein Zugang zu Gott, Jesus und der Bibel (in welcher Übersetzung auch immer) zu finden.


    Zitat

    Letztendlich würde Christsein ja auch ohne Bibel funktionieren. Das hat ja auch schon zu Jesu Zeiten wunderbar geklappt.
    Falsch! Das Christentum speiste sich aus zwei geistigen Strömungen: dem hellenistischen Judentum und der Gnosis. Beide benutzten die Bibel (AT!) als (den einzigen oder nur einen) Grundlagentext.


    Da würde mich echt interessieren, was Jesus und seine Apostel dazu gesagt hätten, wenn Du Ihnen das vor knapp 2000 Jahren so an den Kopf geknallt hättest. :-)


    Zitat

    Das "Wort" war ursprünglich eine hellenistisch-jüdisch-gnostische Einzellehre... ...erst stoischer, dann neuplatonischer Elemente als erfolgreichstes Modell... ...römischer Religionstradition... ...blutige "Sachsentaufe" Karls blieb relativ singulär... ... "Cujus regio, ejus religio." ...keineswegs durchgängig die dumpfe Buchstabenreligiosität... ...die zunehmend die christianisierten Massen damit demagogisch lenkten... ...was dann die Reformatoren auf den Plan rief


    Iris, diskutieren wir hier über Historie oder Glauben? Es hat doch wenig Sinn mir hier Geschichtsdaten noch und nöcher um die Ohren zu hauen. Wo ist der Zusammenhang mit Jesus, dem was Gott uns Menschen damit zu sagen hatte?? Die Aussage der Bibel ist doch in diesem Punkt in allen Übersetzungen (mal abgesehen von der unsäglichen Neue Welt-Übersetzung der Zeugen Jehovas) eindeutig und nicht widersprüchlich, oder?


    Gruss,


    Doc

  • Zitat

    Original von Doc Hollywood
    Ich hab's mir nochmal durchgelesen, aber ich seh's einfach nicht. Bitte führe mich von meiner Leitung herunter.


    Und ich habe mich (aus Zeitmangel) mißverständlich ausgedrückt, als ich schrieb:

    Zitat

    Original von Iris
    Ich geb dir mal eins, wo kräftig interpretiert wird -- ich hab einfach nicht die Zeit, hier und heute 5 Studienausgaben nebeneinanderzulegen und die Unterschiede klarzumachen!


    Die Aussage von Luk.1,4 in der Hoffnung für alle ist eine Interpretation, keine Übersetzung. Punkt. Und sie geht weit über die Aussage im Original und in den anderen deutschen Übersetzungen hinaus.


    Ich stelle fest, daß ich den Bibellesekreis mehr störe als bereichere. Deshalb lasse ich das. Ich bin nun einmal der Überzeugung, daß alles "relativ" ist, "historisch bedingt" etc. Ich bestreite entschieden, daß man einfach so auf die Wahrheit kommt, wenn man den Text nur richtig (z.B "mit der nötigen Demut/Inbrunst/Hingabe") liest oder sich mit anderen Christen (deren unterschiedliche Lehren auch nicht immer fein säuberlich zusammenpassen) zusammentut. Zumindest für mich.


    Mein Ansatz ist ein anderer. Er hat heute bewiesen, daß er für mich der richtige ist.

  • Danke für die guten Wünsche :-)


    Der Verfasser des Lukasevangeliums und der Apostelgeschichte war derselbe, aber es handelte sich dabei nicht, wie Iris schon bemerkte, um den Paulusschüler und Arzt Lukas.
    Der Verfasser ist also schlicht unbekannt (was mir ähnlich wie manch anderen hier auch völlig egal ist). Die Botschaft war/ist wichtig, der Verfasser selbst hatte daher kein Interesse, sich als "Autor" bekannt zu machen.


    Lukas schrieb das Evangelium ca. 80 nach Christus, ihm war als Nichtjude wichtig, die Botschaft weiterzugeben und die Verbindung Altes - Neues Testament aufzuzeigen ( :wave@doc "Alter Bund"?!)


    Ihm lagen als Historiker folgende Quellen vor: das Markusevangelium und die sogenannte "Redequellen" d.h. eine Sammlung von Jesu Reden. Doch gibt's bei ihm auch viel "Sondergut", also Geschichten, die in keinem anderen Evangelium stehen: Und das sind auch schon die hier genannten Geschichten um Johannes Geburt mit Elisabeth und Zacharias (Er will mit Elizabeth Parallelen zum Alten Testament aufzeigen, wo bei Abraham und Sara beispielsweise auch eine "Spätgeburt" gab.)
    und auch den Lobgesang der Maria findet man nur bei Lukas. Er ist auch der einzige, der bereits von Jesu Kindheit und vom 12 jährigen Jesus im Tempel erzählt.


    Irgendeine fragte, warum es denn für Juden Kinderlosigkeit so schlimm sei.
    Kinderlosigkeit galt als Schmach und Unheil. Unter anderem, weil man als Jude auf die Heilszeit wartet und nach seinem Tod nur in seinen Kindern an diesem "Heil" sozusagen Anteil nehmen kann.
    Insofern ist es Zacharias hoch anzurechnen, dass er sich nicht von seiner Frau hat scheiden lassen.


    An eine Jungfrauengeburt glaube ich nicht. Wenn Gott mit Jesus seinen Sohn auf die Welt schickt, kann er sich ruhig seinen "Naturgesetzen" bedienen. Dadurch ist für mich Jesus um keinen Deut weniger Gottes Sohn.
    Ich denke, der Verfasser wollte halt die Besonderheit Jesu herausstellen.


    Gut gefällt mir die Geschichte, wo sich Johannes und Jesus im Bauch ihrer Mütter zum ersten Mal begegnen und Johannes ihn aufgrund des Heiligen Geistes (schwer zu fassen und zu erklären) erkennt.



    grüße von missmarple

    "Ein Archäologe ist der beste Ehemann, je älter eine Frau wird, um so mehr interessiert er sich für sie."
    Agatha Christie

  • Zitat

    Original von Iris
    Ich stelle fest, daß ich den Bibellesekreis mehr störe als bereichere. Deshalb lasse ich das. Ich bin nun einmal der Überzeugung, daß alles "relativ" ist, "historisch bedingt" etc.


    Und ich stelle fest, daß Deine Ansichten dazu durchaus bereichern. Sie regen zum Fragen stellen an, fördern Infos zutage, etc. etc. Und dazu gleich die nächste Fragen. Was ist alles relativ am Glauben? Was historisch bedingt? Gehst Du davon aus, daß der Glaube an Gott historisch bedingt ist und nur ein Überbleibsel aus Höhlenmenschenzeiten? Heute nicht mehr wichtig/notwendig?


    Zitat


    Ich bestreite entschieden, daß man einfach so auf die Wahrheit kommt, wenn man den Text nur richtig (z.B "mit der nötigen Demut/Inbrunst/Hingabe") liest oder sich mit anderen Christen (deren unterschiedliche Lehren auch nicht immer fein säuberlich zusammenpassen) zusammentut. Zumindest für mich.


    Wahrheit ist in diesem Zusammenhang ein ziemlich gewaltiges Wort. Ich halte überhaupt nichts von "Text richtig lesen" oder seinen Glauben finden, in dem man die Bibel Zeile für Zeile studiert, interpretiert, was auch immer. Glauben muß jeder für sich erstmal erfahren. Der Rest ist manchmal brauchbares, oftmals weniger brauchbares Beiwerk.


    Zitat


    Mein Ansatz ist ein anderer. Er hat heute bewiesen, daß er für mich der richtige ist.


    Dann ist das ja auch ok. Jeder sieht und erfährt die Welt um sich anders. Manche können einfach so glauben, manche gehen erst recht steinige Wege um glauben zu können, andere nie. Das Tröstliche ist aber, daß alle irgendwann ankommen, ob nun gewollt oder nicht.


    Mich würde Dein Ansatz aber sehr interessieren. Vielleicht per PN, wenn Du Zeit und Lust dazu hast.


    Gruss,


    Doc

  • Zitat

    Und dazu gleich die nächste Fragen. Was ist alles relativ am Glauben?


    Ich dachte, das sei eine Diskussion über das Lukasevangelium, und zwar eher aus einem literarisch interessierten Blickwinkel? Oder geht es in erster Linie um Glaubensfragen? Dann wäre ich hier am falschen Ort...


    Iris: bleib bitte dran mit Deinen Hintergrundinfos zum Text, sie sind bereichernd!
    Das Vorhandensein von verschieden Übersetzungen kann für die Lesegruppe doch ein Gewinn sein und eben gerade dazu beitragen, dass man sich eine eigene Meinung bilden kann!


    Gruss,
    Lemon


  • Das meinst du aber nicht ernst, oder?


    (Evangelikale/Charismatische) Freikirchen, Alpha Kurse, usw. Sind die etwa frei von irgendwelcher Doktrin??? Das wäre mir aber ganz neu.


    Auch die (vor allem die!) halten sich für allein seligmachend. Der soziale Druck und die soziale Kontrolle in solchen Gemeinden ist enorm. Kinder werden von Anfang an indoktriniert in Sonntagschulen ( Z.Bsp. sind klassische Märchen verpönt, da Hexen und Magie vorkommen). Es wird vom leibhaftigen Satan gesprochen und das fast häufiger als von Gott.

  • Zitat

    Original von Lemon
    Ich dachte, das sei eine Diskussion über das Lukasevangelium, und zwar eher aus einem literarisch interessierten Blickwinkel? Oder geht es in erster Linie um Glaubensfragen? Dann wäre ich hier am falschen Ort...


    Gruss,
    Lemon


    Das eine schliesst das andere wohl nicht aus.

  • Zitat

    Original von Gemini
    Das meinst du aber nicht ernst, oder?


    Ich meinte damit, daß das Angebot heutzutage sich grundsätzlich ein Bild von Glauben zu machen immens groß ist. Man muß eben nur mal seinen Hintern hochbekommen und nicht nur daheim in der guten Stube über der Bibel brüten und denken, daß man dadurch wirklich einzig und allein zu Gott finden kann. Was für jeden der richtige Weg ist, soll natürlich jeder für sich alleine mit Gott ausmachen. Aber die Info-Angebote sind riesig.



    Gruss,


    Doc

  • Zitat

    Original von Doc Hollywood


    Was für jeden der richtige Weg ist, soll natürlich jeder für sich alleine mit Gott ausmachen. Aber die Info-Angebote sind riesig.


    Doc


    Man sollte einfach nicht vergessen, die Spreu vom Weizen zu trennen ;-)

  • Zitat

    Original von Lemon
    Oder geht es in erster Linie um Glaubensfragen? Dann wäre ich hier am falschen Ort...


    In einer Leserunde zu einem Evangelium werden doch fast zwangsläufig auch Glaubensfragen auftauchen und diskutiert werden. Das sollte einem schon klar sein, oder? ;-)
    Aber ich finde die Beiträge, die sich zur Historie der Texte oder mit persönlichen oder allgemeinen Interptretationen befassen genauso spannend.


    Gruss,


    Doc