'1984' - 1. Teil - Kapitel 01 - 08

  • Die Menschen haben sich mit den Gegebenheiten arrangiert, denn was bleibt ihnen anderes übrig, aus Angst um ihr eigenes Leben. Hinter jedem Gesicht wird ein Spitzel und Verräter vermutet. Durch ständige Berieselung und Vorgaukeln falscher Tatsachen haben sie die Propaganda bereits verinnerlicht und „funktionieren“ nach dem System. Die Erinnerung an die Vergangenheit fällt schwer, kein Wunder, wenn andauernd Fakten und Ereignisse im Sinne der Partei-Ideologie manipuliert werden.

  • Das Tagebuchschreiben ansich, hat auch in der heutigen Zeit nicht an Bedeutung verloren. Es gibt Begebenheiten, die sind unwichtig für andere Leute, aber wichtig für einen selbst und Situationen, die man niemanden erzählen kann, sie aber nicht in Vergessenheit geralten sollen.

  • Ach ja... nach meinem Empfinden haben es die Proles immer noch am besten. Sie müssen auch Regeln befolgen und leben unter ärmlichen Verhältnissen, aber im Grunde lassen sie sich nicht verbiegen und leben ihr eigenes Leben. Wenn ich wählen könnte, würde ich lieber auch so leben.

  • Zitat

    Original von Ruhrmaus
    Ach ja... nach meinem Empfinden haben es die Proles immer noch am besten. Sie müssen auch Regeln befolgen und leben unter ärmlichen Verhältnissen, aber im Grunde lassen sie sich nicht verbiegen und leben ihr eigenes Leben. Wenn ich wählen könnte, würde ich lieber auch so leben.


    Genau das habe ich mir beim Lesen auch gedacht :-)
    Einige Proles haben ja nicht einmal diesen Bildschirm zuhause, der bei den anderen in jedem Zimmer hängt und mit dem sie beobachtet werden.
    Da ist es wirklich besser ein Prole zu sein und, wie du schon gesagt hast, arm zu sein, fast keine Konsumgüter zu haben bzw. insgesamt wenig zu haben, anstatt ständig beobachtet zu werden und alle Regeln wirklich streng einzuhalten.
    Nur werden die Gebiete von den Proles immer wieder mit Bomben beworfen, da lebt man dann halt auch in ständiger Todesgefahr.

    Von allen Welten, die der Mensch erschaffen hat, ist die der Bücher die Gewaltigste. (Heinrich Heine)


    :lesend Jeffery Deaver: Allwissend

  • Zitat

    Original von Ruhrmaus
    Ach ja... nach meinem Empfinden haben es die Proles immer noch am besten. Sie müssen auch Regeln befolgen und leben unter ärmlichen Verhältnissen, aber im Grunde lassen sie sich nicht verbiegen und leben ihr eigenes Leben. Wenn ich wählen könnte, würde ich lieber auch so leben.


    Die Proles leben in ständiger Gefahr und haben kaum Rechte. Sie werden nicht als gleichwertige Menschen betrachtet und eher mit einem Tier auf eine Stufe gestellt. Einmal in diesem Status geboren, haben sie keinerlei Chance, ihr Leben zu gestalten und sich frei zu entwickeln.


    Welchen Stellenwert Freiheit für mich hat, dürfte nach meiner Signatur klar sein :grin , aber ich möchte die "Freiheit" der Proles nicht verklären, denn sie ist auch nur eine Scheinfreiheit.

  • Frei sind die Proles auch nicht, sie sind nur so ungebildet und mit dem grundlegenden Überleben beschäfftigt, dass von ihnen keine Gefahr für die Partei ausgeht und deswegen müssen sie nicht in dem Maße überwacht werden wie die Mitglieder der Partei.
    Sollte sich doch einmal einer der Proles in irgendeiner Weise hervortun, ist bestimmt auch direkt die Gedankenpolizei zur Stelle.

  • Zitat

    Original von Zwergin
    Frei sind die Proles auch nicht, sie sind nur so ungebildet und mit dem grundlegenden Überleben beschäfftigt, dass von ihnen keine Gefahr für die Partei ausgeht und deswegen müssen sie nicht in dem Maße überwacht werden wie die Mitglieder der Partei.
    Sollte sich doch einmal einer der Proles in irgendeiner Weise hervortun, ist bestimmt auch direkt die Gedankenpolizei zur Stelle.


    Ich meinte auch nicht, dass sie wirklich frei sind. Kam das nicht so an? Wie gesagt, eine Scheinfreiheit.

  • Bis jetzt kann ich nicht einmal einen Hauch von Freiheit entdecken.
    Die Frage, ob ich lieber als Proles oder Parteimitglied in solch einer Gesellschaftsform leben möchte, stellt sich mir nicht, allein die Vorstellung macht mir Angst.

  • Zitat

    Original von Nala
    Das einzige was mir bisher nicht so gefällt ist, dass innerhalb nur weniger Zeilen soviel Informationen erzählt werden. Das ist manchmal fast ein bisschen viel aufeinmal. Findet ihr nicht??


    Das finde ich irgendwie passend zur beschriebenen Situation.
    Dieses "viel aufeinmal" spiegelt doch gut die beschriebene Atmosphäre wieder.
    Ständige Berieselung durch den Televisor und gleichzeitig dauernd mögliche Beobachtung sowohl durch den Televisor als auch durch alle Menschen um einen herum - da gibt es kaum eine Gelegenheit zum Entspannen und Durchatmen.
    Nachrichten und Neuigkeiten sind kaum veröffentlicht, schon werden sie umgeschrieben, wobei keine der vielen Fassungen wirklich der Realität entspricht.
    Viele Informationen prasseln aufeinmal auf Winston ein und müssen verarbeitet oder auch ignoriert und verdrängt werden.

  • Zitat

    Original von bücherwurm2612
    Da ist es wirklich besser ein Prole zu sein und, wie du schon gesagt hast, arm zu sein, fast keine Konsumgüter zu haben bzw. insgesamt wenig zu haben, anstatt ständig beobachtet zu werden und alle Regeln wirklich streng einzuhalten.


    Wirklich mehr Konsumgüter scheinen die Parteimitglieder auch nicht zu haben, wenn ich da nur an die Rasierklingen denke!


    Zitat

    Original von bücherwurm2612
    Nur werden die Gebiete von den Proles immer wieder mit Bomben beworfen, da lebt man dann halt auch in ständiger Todesgefahr.


    Stimmt, die Bomben werden immer nur dann beschrieben, wenn sich Winston in den Gebieten der Proles aufhält.
    Ich frage mich allerdings, wie das in einem Krieg so funktionieren soll?

  • Es scheint auch so, dass niemand wirklich mehr vor den Bomben Respekt hat, so abgestumpft sind mittlerweile alle.


    Sie sind da und sie fallen auch, zerstören Häuser und töten Menschen, aber das ist eben einfach so. Na und?


    Unternehmen kann man eh nichts dagegen.


    Ich finde manche Dinge beschreibt der Autor mehrmals und zu häufig und manche Tatsachen stellt er einfach in den Raum, ohne näher darauf einzugehen. Das mag ich überhaupt nicht.


    Gibt es keine Abwehr gegen die Bomben?

  • Zitat

    Original von mankell
    Lediglich der Entschluß, überhaupt Tagebuch zu schreiben (was ja verboten ist) entstand spontan.


    Es ist nicht direkt verboten, ich zitiere einmal aus der mir vorliegenden Ausgabe:


    "Nun war er im Begriff, in Tagebuch anzulegen. Das war nicht illegal (nichts war illegal, da es ja keine Gesetze mehr gab), aber falls es herauskam, war er so gut wie sicher, daß es mit dem Tode oder zumindest fünfundzwanzig Jahren Zwangsarbeitslager geahndet werden würde."


    Diese Willkür stelle ich mir noch wesentlicher belastender vor als klare Verbote.
    Es gibt keine Gesetze, keine Regelungen - nur die Angst vor dem was möglich erscheint.


  • Abwehr scheint es keine zu geben, die Proles lassen sich auf den Boden fallen und suchen so etwas Schutz (und auch Winston, dem selber der entsprechende "Instinkt" fehlt, die herannahende Bombe zu bemerken, wird von einem Prole dazu aufgefordert - also scheinbar keine Feindschaft, kein Hass der Proles gegenüber den Parteimitgliedern.)


    Ich denke, Du hast Recht und die Menschen sind inzwischen einfach abgestumpft, nach Jahrzehnten des Krieges.
    Die Auswirkungen der Bomben scheinen auch einigermaßen begrenzt zu sein, allerdings ist auch von Atombomben die Rede, die hat es aber wohl eher in früheren Zeiten gegeben.


    Stimmt, manchmal wird einfach etwas behauptet, ohne nähere Erklärungen.
    Wenn die Zeitungen ständig umgeschrieben werden:
    Wo werden die überhaupt gedruckt und gelesen?
    Sollten nicht in manchen Haushalten Exemplare davon zu finden sein?
    Da würde ich es überzeugender finden, wenn die ganzen Informationen nur über den Televisor kämen, ohne Aufzeichnungsgeräte könnte dann am nächsten Tag niemand mehr beweisen, dass heute etwas anders behauptet wird als gestern.


  • Ja, das steht eh in meiner Ausgabe auch so. Aber da allgemein bekannt ist, was bei einer bestimmten Tätigkeit geschieht bzw. welche Konsequenzen daraus erwachsen, ist es halt de facto verboten. Das hätte ich vielleicht differenzierter ausdrücken sollen.

  • Zitat

    Original von JuHu
    Wenn die Zeitungen ständig umgeschrieben werden:
    Wo werden die überhaupt gedruckt und gelesen?
    Sollten nicht in manchen Haushalten Exemplare davon zu finden sein?
    Da würde ich es überzeugender finden, wenn die ganzen Informationen nur über den Televisor kämen, ohne Aufzeichnungsgeräte könnte dann am nächsten Tag niemand mehr beweisen, dass heute etwas anders behauptet wird als gestern.


    Zur Propaganda gehört neben TV und Radio die Verbreitung von Parolen durch Zeitungen und Bücher. Wo sie allerdings hier zu finden sind, bleibt für mich auch unklar.

  • Zitat

    Original von mankell
    [quAber da allgemein bekannt ist, was bei einer bestimmten Tätigkeit geschieht bzw. welche Konsequenzen daraus erwachsen, ist es halt de facto verboten.


    Hallo mankell,


    es kann eigentlich immer alles passieren, und es bleibt auch alles wenig fassbar.
    Manche Menschen verschwinden einfach, niemand weiß, ob sie noch leben.
    Es gibt allerdings auch öffentlich Hinrichtungen.


    Es wirkt auf mich fast, als wäre es egal, ob jemand Tagebuch schreibt oder wegen eines "Gedankenverbrechens" "vaporisiert" wird.

  • Zitat

    Original von evelynmartina


    Zur Propaganda gehört neben TV und Radio die Verbreitung von Parolen durch Zeitungen und Bücher. Wo sie allerdings hier zu finden sind, bleibt für mich auch unklar.


    Eben!
    Es wird ein riesiger Aufwand betrieben, um (alte) Zeitungen umzuschreiben, die anscheinend niemand hat und liest.
    Und es sind sehr viele Menschen an diesen Aktionen beteiligt, d. h. die wissen eigentlich alle, was abgeht.


    Das Buch ist eine extreme Zuspitzung, die ich als nicht durchgehend schlüssig empfinde.

  • Hallo,


    so, nun bin ich Nachzügler in den letzten Tagen auch endlich dazu gekommen, mit dem Buch zu beginnen. Allerdings komme ich recht langsam voran, was zum einen an der Überfülle von Informationen liegt (wurde ja schon mehrmals angesprochen) und zum anderen an dieser schrecklichen, niederdrückenden Stimmung. Ich muss das Buch einfach nach ein oder zwei Kapiteln wieder zur Seite legen und erst einmal verarbeiten, was ich alles gelesen habe.


    Aber ich bin bislang einfach nur begeistert von 1984! - sofern man dies von solch einem schrecklichen Szenario sagen kann...
    Es ist einfach nur erschreckend, wie dieser Staat funktioniert und sehr faszinierend, wie Orwell dieses Szenario auch durchdacht hat und dessen Funktionieren auch "belegt" (Vergangenheitsänderung, etc....).
    Ich bin jedenfalls sehr gespannt, wie sich diese Geschichte weiterentwickelt.


    Recht auffallend finde ich übrigens Orwells "Freizügigkeit" was Sexualität angeht. Immerhin haben wir hier ja ein Buch aus den 40ern. Ich habe die genauen Textstellen nicht mehr im Kopf, aber mir ist während des Lesens mehrmals aufgefallen, wie offen und direkt er doch über dieses Thema redet. - sei es nun in Form von Situationsbeschreibungen oder von Winstons Gedanken.

  • Zitat

    Original von JuHu


    Eben!
    Es wird ein riesiger Aufwand betrieben, um (alte) Zeitungen umzuschreiben, die anscheinend niemand hat und liest.
    Und es sind sehr viele Menschen an diesen Aktionen beteiligt, d. h. die wissen eigentlich alle, was abgeht.


    Das Buch ist eine extreme Zuspitzung, die ich als nicht durchgehend schlüssig empfinde.


    Dafür gibt es dann "Doppeldenk", womit die rechtschaffenden Genossen es schaffen, die fälschungen der Zeitungen komplett zu verdrängen, oder sich einzureden, dass es sich um Tippfehler handelt, die ausgemerzt werden müssen. Obwohl ich mir nicht vorstellen kann, wie man es schafft, sich seine Gehirnwindungen so zu verknoten...