Coverdesigner - Wer sind sie?

  • Herr Palomar : Diese alten Bilder sind i.d.R. längst rechtefrei. Und es gibt Datenbanken, über die Agenturen Fotos von solchen Gemälden akquirieren können, wie Agenturen auch über entsprechende (meistens deckungsgleiche) Datenbanken Fotos beschaffen, die dann für andere Cover montiert werden. Im Normalfall wird dann das Verwertungsrecht für solche Fotos erworben. Und mit (selbstgefertigten) Abbildern rechtefreier Gemälde kann man machen, was man will. Schau Dir mal an, was "Der Schrei" von Edvard Munch alles angetan wurde - das Motiv gibt es sogar als aufblasbare Figur und leicht verfremdet auf tausenden T-Shirts. Lizenzgebühren zahlt da niemand. Das Urheberrecht verfällt im Normalfall 70 Jahre nach dem Tod des Künstlers (eingeschränkt durch eine mögliche Erbfolge). Danach ist jedes Kunstwerk "gemeinfrei" und kann z.B. auch lizenzgebührenfrei nachgedruckt werden (Edit: Jeder, der möchte, kann z.B. Werke von Goethe verlegen!). Das gilt übrigens auch für Texte. Und für die alten Schinken in den Museen sowieso.

  • Zitat

    Original von Queedin
    warum fällt denen nicht mal was Neues und dann auch noch was zum Buch passendes ein? Selbst allein mit dem Klappentext liegt doch häufig mehr Information vor als das Cover vermuten lässt.


    Na weil der Leser schon anhand des Covers das Genre wiedererkennen muss, sonst greift er gar nicht erst zu. Wenn gemerkt wird, das eine gewisse Art von Cover "zieht", wäre es ja blöd, diese nicht auf die Bücher zu klatschen.
    Außerdem stehen den Designern ja nur eine begrenzte Anzahl an Bildmaterialien zur Verfügung, aus denen sie wählen müssen. Ein Bild eigens für einen Roman zu machen, wäre mit Casting/ Model/ Fotoshooting etc. vermutlich unbezahlbar.


    Bei vielen Verlagen haben die Cover ja bereits gar nichts mehr mit den Büchern gemein. Da fällt mir z.B. die Lara-Adrian-Reihe ein. Die meisten dieser Cover finde ich schön, aber die darauf abgebildeten Figuren haben nicht einmal grobe Ähnlichkeit mit den Hauptfiguren im Buch. Das finde ich schon schade - ein wenig Buch sollte schon außen drauf sein und das dürfte nun nicht besonders schwer sein.
    (Schlimmer finde ich es aber, wenn ersichtlich wird, dass der Autor des Klappentextes nicht einmal das Buch gelesen hat ... ?()


    Andererseits durfte ich neulich - im Zuge eines Trailer-Designs - solche Datenbanken nach Bildern durchsuchen, die meine Protas treffen. Gott - das war sauschwer! Ich habe drei Tage lang nichts anderes getan, als grob passende Bilder herauszusuchen. Mir bluteten die Augen!!! Seitdem bin ich ganz froh, nicht jedes Mal meine Coverkerle selbst aussuchen zu müssen - obwohl das vorher schon so ein kleiner Wunschtraum meinerseits gewesen war. Nach dem Motte: Hier, Designer - nimm *meine* Bilder und mach damit *deinen* Job. *lol*
    Hat sich allerdings als Arbeit heraus gestellt ...



    Mein erstes Buchcover stammt auch aus der Schmiede des oben verlinkten Mark Freier. Es ist mit einem muskulösen Männeroberkörper drauf mehr als "typisch" für das Genre, und mein erster Eindruck - ganz, ganz ehrlich - war: "Och Mönsch. Schön - aber gewöhnlich."
    Ich kleiner, ahnungsloser Narziss hätte natürlich gerne was ganz Ausgefallenes gehabt :oha, aber ein wenig Nachdenken hat dann ergeben, dass ein "Genre-untypisches Cover" vermutlich das Dümmste ist, was einem Debüt-Autoren passieren kann. Schließlich hat noch kein Leser eine Ahnung, was er zu erwarten hat.
    Na ja, mein zweites Cover hat mir dann die Socken ausgezogen, denn es ist nicht nur wirklich "besonders", sondern quasi "aus dem Buch heraus fotografiert" ... was seltsam ist, da das Buch zu dem Zeitpunkt nur geplant, aber noch nicht geschrieben war :grin
    Ich wünschte, ich dürfte es schon zeigen *gnassel*.

  • Salonlöwin : Das Bild ist allerdings 1893 entstanden. Soweit es meine Recherche ergibt, existiert kein internationaler Urheberrechteinhaber. Aber das Beispiel war tatsächlich ein bisschen blöd gewählt.


    Die Verlage greifen nach alten Gemälden aber nicht nur, weil sie i.d.R. rechtefrei sind und die Nutzung nichts kostet, obwohl das ein wesentlicher Faktor ist, denn Neukreationen kosten nicht nur Honorare und laufend Lizenzgebühren, sondern auch Zeit. Ausschnitte aus alten Schinken auf den Frontseiten von sog. "historischen" Romanen haben sich irgendwann einfach als Standard etabliert, und inzwischen scheinen die Leser derlei auch zu erwarten. Der Wiederkennungswert ist hoch - man sieht auf den ersten Blick, dass man es höchstwahrscheinlich mit einem Buch zu tun hat, in dem sich wieder einmal eine tapfere Frau gegen das Patriarchat durchsetzt. Das ist wie mit den Raumschiffen auf SF-Romanen, in denen nicht notwendigerweise immer welche vorkommen.

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    Original von Tom
    Ich finde die Cover, die i.d.R. Agenturen für meine Bücher gestalten, auch immer wieder großartig (es gibt allerdings auch nur wenige Autoren, die die Cover der eigenen Bücher scheußlich finden, egal, wie scheiße sie objektiv geworden sind, und nicht wenige Cover sind richtig hässlich), aber ein Thread extra dafür - honi soit qui mal y pense. Ist ein bisschen Eigenwerbung mit einer subtilen Dosis Understatement, gelle? ;-)


    Aber davon abgesehen. Andreas Wilhelm ist ein Guter und ein wirklich Netter. :-)


    naja dann darf ich sie scheußlich finden, das mit der Nudelsuppe erinnert mich an ein CD-Cover, da hatte ich Alpträume von :lache

  • Zitat

    Original von Mulle
    Mein erstes Buchcover stammt auch aus der Schmiede des oben verlinkten Mark Freier. Es ist mit einem muskulösen Männeroberkörper drauf mehr als "typisch" für das Genre, und mein erster Eindruck - ganz, ganz ehrlich - war: "Och Mönsch. Schön - aber gewöhnlich."



    Das habe ich auch gedacht, als ich dein Cover gesehen habe und ja, es ist sehr schön, egal wie "typisch".


    Aber du hast recht, Mitsprache ist einerseits schön und gut, macht auch Spaß, doch letztlich artet es tatsächlich in Arbeit aus. Ein paar ausgewählte Stichpunkte abgeben, die die Stimmung des Buches ungefähr treffen, ist schon schwierig und man kann froh sein, den Rest dem Designer überlassen zu dürfen. Die machen schon ihren Job ... :wave


    Herzlichst
    Helene

  • Ich habe letztens ein Wochenende in einem kleinen Wellness-Hotel verbracht, und da nach anderthalb Tagen meine zwei mitgebrachten Bücher "aufgebraucht" waren, habe ich mir einen Heimat-Groschenroman geschnappt, der in der Etage auf einem "Büchertisch" lag. Mal von der wirklich, wirklich erstaunlichen Leseerfahrung abgesehen (etwa 40 Minuten) - auf den Titelseiten dieser Bücher sind immer schneidig-fesche Landburschen in Krachledernen zu sehen, die eine dezent vertrachtete, glänzend-schwarzhaarige Uschi in den Armen halten, deren Augen hoffnungsfroh feucht schimmern (im Hintergrund die Alpenpension von Resi Berghammer). Muss auch ein einträgliches Geschäft sein, solche Cover zu entwerfen.


    Und irgendwann schreibe ich mal so ein Teil. ;-)

  • Zitat

    Ich habe letztens ein Wochenende in einem kleinen Wellness-Hotel verbracht, und da nach anderthalb Tagen meine zwei mitgebrachten Bücher "aufgebraucht" waren, habe ich mir einen Heimat-Groschenroman geschnappt, der in der Etage auf einem "Büchertisch" lag. Mal von der wirklich, wirklich erstaunlichen Leseerfahrung abgesehen (etwa 40 Minuten) - auf den Titelseiten dieser Bücher sind immer schneidig-fesche Landburschen in Krachledernen zu sehen, die eine dezent vertrachtete, glänzend-schwarzhaarige Uschi in den Armen halten, deren Augen hoffnungsfroh feucht schimmern (im Hintergrund die Alpenpension von Resi Berghammer). Muss auch ein einträgliches Geschäft sein, solche Cover zu entwerfen.


    Naiv wie ich bin, dachte ich, dass die einmal entworfene Alpenkollektion beliebig oft einsetzbar ist, zumindest bei derartiger Lit..., ääh Druckerzeugnissen ist.

  • Ich hab mal im US-Fernsehen die Produktion von Nackenbeißer-Covers gesehen. Die haben in der Tat zwei kostümierte Models in -zig covertypischen Posen abgelichtet, und danach wurden dann die Bilder gemalt. Ist lange her. Heute verfremdet man die Fotos vermutlich am Computer.


    Ich liebe kitschige Fantasy-Cover. Kennt noch jemand Boris Vallejo? Der war in, als ich im Bereich SF/Fantasy gearbeitet habe.

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Vandam ()

  • Zitat

    Original von Vandam
    Ich hab mal im US-Fernsehen die Produktion von Nackenbeißer-Covers gesehen. Die haben in der Tat zwei kostümierte Models in -zig covertypischen Posen abgelichtet, und danach wurden dann die Bilder gemalt. Ist lange her. Heute verfremdet man die Fotos vermutlich am Computer.



    Hallo Vandam,


    einen ähnlichen Beitrag habe ich auch mal gesehen, nur das in dem Fall die männlichen "Nackenbeißer" allesamt Erotikdarsteller waren. Die Begründung laut Moderator: lange Haare und muskelbepackte Schultern. :lache


    Ehrlich gesagt, auf den Buchcovern gefielen mir die Herren dann doch besser ...


    Zitat

    Ich liebe kitschige Fantasy-Cover. Kennt noch jemand Boris Vallejo? Der war in, als ich im Bereich SF/Fantasy gearbeitet habe.


    Den Namen kannte ich nicht, aber die Bilder sehr wohl. Wunderbar, da stimme ich dir zu. Er könnte auch einer der Illustratoren der "Vampirella" Comics gewesen sein.



    Herzliche Grüße
    Helene

  • Zitat

    Original von Tom
    Ich habe letztens ein Wochenende in einem kleinen Wellness-Hotel verbracht, und da nach anderthalb Tagen meine zwei mitgebrachten Bücher "aufgebraucht" waren, habe ich mir einen Heimat-Groschenroman geschnappt, der in der Etage auf einem "Büchertisch" lag. Mal von der wirklich, wirklich erstaunlichen Leseerfahrung abgesehen (etwa 40 Minuten) - auf den Titelseiten dieser Bücher sind immer schneidig-fesche Landburschen in Krachledernen zu sehen, die eine dezent vertrachtete, glänzend-schwarzhaarige Uschi in den Armen halten, deren Augen hoffnungsfroh feucht schimmern (im Hintergrund die Alpenpension von Resi Berghammer). Muss auch ein einträgliches Geschäft sein, solche Cover zu entwerfen.


    Und irgendwann schreibe ich mal so ein Teil. ;-)


    Ist das jetzt ne Warnung, ne Drohung oder lediglich ein Wunschtraum?

  • Zitat

    Original von Vandam
    Ich hab mal im US-Fernsehen die Produktion von Nackenbeißer-Covers gesehen. Die haben in der Tat zwei kostümierte Models in -zig covertypischen Posen abgelichtet, und danach wurden dann die Bilder gemalt. Ist lange her. Heute verfremdet man die Fotos vermutlich am Computer.


    Ich liebe kitschige Fantasy-Cover. Kennt noch jemand Boris Vallejo? Der war in, als ich im Bereich SF/Fantasy gearbeitet habe.


    den Namen höre ich heute das erste Mal, aber wenn ich mich durch die Galerie klicke, kommt mir einiges bekannt vor. Ist mir allerdings zu knallig.