Herausgegeben von Inge Jens
Kurzbeschreibung:
Rückseite: Mein 77.Geburtstag. O grundwunderliches Leben!
Morgens mit K. über die Zukunftsfragen, Erika, das Haus, die Schweiz und alles. Die Zweifel, das Abraten von Freunden, die Schwierigkeiten. K´s Leiden unter E.
Meine Dankbakeit für sie u. Besorgnis ihretwegen, die leicht ihren Bruder folgen könnte. Gewiß will sie nicht länger leben, als wir.
Pacific Palisades, den 6. VI.52
Über den Autor:
Thomas Mann wurde 1875 in Lübeck geboren und wohnte seit 1894 in München. 1933 verliess er Deutschland unlebte zuerst in der Schweiz am Zürichsee, dann in den vereinigten Staaten, wo er 1938 eine Professur an der Universität in princeton annahm. Später hatte er seinen Wohnsitz in Kalifornien, danach wieder in der Schweiz. Er starb in Zürich am 12. August 1955.
Über die Herausgeberin:
Inge Jens, geboren 1927 in Hamburg, Studium der Germanistik, Anglistik und Pädagogik in Hamburg und Tübingen. Promotion 1953 mit einer Arbeit über die expressionistische Novelle.
Meine Meinung:
Auch dieser Band der von Inge Jens herausgegebenen Tagebücher von Thomas Mann schickt den Leser wieder auf eine Zeitreise. Thomas Mann und die seinen befinden sich noch in den USA. Die McCarthy-Ära beginnt, Truman, Eisenhower, Chruchill, McArthur, der Korakrieg. Diese Stimmung missfällt TM sehr. Erste Pläne zum Verlassen des Landes zeichnen sich ab, sie reisen sogar im August 1951 für kurze Zeit nach Deutschland und in die Schweiz. 1952 ist es dann soweit. Die Familie Mann verlässt die USA für immer.
TMs Lektüre in diesen Jahren ähneln denen der Vorjahre. Immer wieder Knut Hamsun (Hunger, Mysterien) und Joseph Conrad (Nostromo, Lord Jim), auch die großen Russen wie Tolstoi, Dostojewski.
Das Gefühl einer Doppelung: TM liest Fontane Briefe auf der Suche nach Äußerungen über Effi Briest.
Vollkommen fasziniert ist TM von Kafka und dessen Roman Amerika, den er gleich in mehreren Einträgen erwähnt.
Etwas lustlos arbeitet Thomas Mann am Felix Krull. Erika Mann nimmt dabei Einfluß, in dem sie ihn berät, insbesondere bremst sie ihn bei politisch brisanten Äußerungen.
Das Jahr 1952 ist bis auf den Umzug in die Schweiz relativ unspektakulär, Thomas Mann ist oft krank, darüber lässt er sich fast täglich aus.
Inge Jens Anmerkungen sind wieder umfangreich. Es sind auch Korrekturen ihrer Anmerkungen der vorherigen Bände enthalten. Schon großartig, dass sie keine Details verschweigt, so ist z.B. ein bisher verschollen geglaubter Brief aufgetaucht und sie dokumentiert das akribisch in ihren Anmerkungen.
Im Anhang befinden sich vorwiegend bis dahin unveröffentlichte Briefwechsel, z.B. mit Hans Mayer und Theodor W.Adorno.
Auch dieser Band war wieder höchst interessant!