Ich habe dieses Buch noch nicht gelesen. Die Thematik interessiert mich schon sehr, aber ich mag auch keine Bücher im Präsenz lesen.
Ich-Erzählungen mag ich auch nicht so sehr, weil ich die allwissende Perspektive bevorzuge, aber Romane im Präsenz stören mich noch weit mehr.
Der Maler Gottes von Ines Thorn
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Und ich werde das Buch bald lesen ... wenn es endlich da ist!
Drauf gekommen bin ich eigentlich durch das Forum hier - da gibt es so ein Spiel, in dem die ersten Sätze eines Buches gepostet werden und die anderen müssen raten um welches Buch es sich handelt. Beim Stöbern bin ich zufällig da gelandet und die ersten Sätze, die gerade dran waren, stammten aus "Der Maler Gottes" ... ich habe sie gelesen und war hin weg ... interessant, wie schnell man einen Menschen auf ein Buch neugierig machen kann, von dem er bis dahin noch nie etwas gehört hat.
Nun bin ich mal gespannt ...
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Ein Danke schön an alle, die das Buch gelesen haben. Und danke auch für die vielen guten Worte.
Auf einer Lesung hat mich mal ein Mann gefragt, was ich Matthias Grünewald sagen würde, träfe ich ihn im Himmel oder sonst wo. Ich war regelrecht sprachlos und brauchte viele Augenblicke, bis ich etwas zu sagen wusste: "Ich glaube, ich würde mich bei Grünewald entschuldigen".
Über sein Leben gibt es ja so wenig, dass ich ganz viele Lücken mit Hilfe der Phantasie schließen musste. Eigentlich ist es kein Roman über Matthias Grünewald, sondern eher ein Roman darüber, wie ich ihn mir vorstelle. Und jetzt dazu meine Frage:
Wie weit darf die Phantasie eines Autors bei der Beschreibung historischer Personen gehen?
Ich freue mich auf eure Antworten.
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Zitat
Original von Ines
Auf einer Lesung hat mich mal ein Mann gefragt, was ich Matthias Grünewald sagen würde, träfe ich ihn im Himmel oder sonst wo. Ich war regelrecht sprachlos und brauchte viele Augenblicke, bis ich etwas zu sagen wusste: "Ich glaube, ich würde mich bei Grünewald entschuldigen".
Ich freue mich auf eure Antworten.
Warum würdest du dich bei ihm entschuldigen?
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Ich würde mich bei ihm entschuldigen, weil ich ihm wahrscheinlich ein Leben und einen Tod angedichtet habe, das so niemals gewesen ist. Und weil ich ihn mit Charaktereigenschaften ausgestattet habe, die er wohl nie hatte. Verstehst du?
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Na, hätte er mehr Informationen hinterlassen, wäre das wahrscheinlich nicht passiert. So gesehen ist er also selber schuld...
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Zitat
Original von Ines
Wie weit darf die Phantasie eines Autors bei der Beschreibung historischer Personen gehen?Ich freue mich auf eure Antworten.
Eine wirklich schwierige Frage. Ich fürchte, da kommt man in ethisch-moralische Bereiche. Menschen, die tot sind und sich nicht mehr wehren können, wird viel angedichtet.
Mit Deinem Schluß von Grünewald war ich ja auch nicht so glücklich, aber vom Roman her gesehen, war es insgesamt eine runde Sache.Für mich ist es zunächst eine Frage des 'warum'. Warum soll ich das Leben eines Menschen umdichten? Warum kann ich dann nicht gleich eine neue Person erfinden? Worin besteht die Anziehungskraft einer historischen Persönlichkeit? Für AutorIn/LeserIn?
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@ Ines
Ich weiß nicht, ob du dich dafür wirklich entschuldigen müsstest! Natürlich hast du ihm ein Leben gegeben, das er so nicht gelebt hat - aber gleichzeitig hast du ihn damit auch ein Stück am Leben erhalten. Denn irgendwo hast du mit deinem Buch erreicht, das sich die Leute heute mit ihm beschäftigen ...Zu deiner Frage, wie weit die Phantasie eines Autor gehen darf: Von mir aus sehr weit - solange er nicht versucht, sein Buch als Tatsachen zu verkaufen! Ein Roman ist für mich ein Roman und als solchen lese ich ihn - ein Roman darf für mich erfunden sein, auch wenn er ansatzweise auf historische Personen / Ereignisse zurückgreift. Ich finde es in Ordnung, wenn ein Autor, seine Phantasie einsetzt um Lücken zu füllen - ich finde es aber auch noch okay, wenn er die historischen Tatsachen ein wenig "zurechtrückt" damit sie besser in seinen Roman passen.
Wichtig ist dabei für mich eigentlich nur, das mir klar ist: Du liest hier einen ROMAN! Der kann neugierig machen auf bestimmte Personen / Gegebenheiten - aber er muss nicht unbedingt der Realität entsprechen. Wenn ich mehr reale Informationen will, dann muss ich mich eben nach weiterführender Sachliteratur umsehen ...
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Zitat
Original von Ines
Ich würde mich bei ihm entschuldigen, weil ich ihm wahrscheinlich ein Leben und einen Tod angedichtet habe, das so niemals gewesen ist. Und weil ich ihn mit Charaktereigenschaften ausgestattet habe, die er wohl nie hatte.
Das Problem kenne ich zur Genüge -- es ist einfach unvermeidlich bei der dramaturgischen Ausarbeitung realer Ereignisse.Aber eigentlich ist es etwas, das alle Menschen unentwegt machen: Wir deuten unsere komplette Umwelt, indem wir sie zu verstehen versuchen.
Aber vielleicht ist Grünewald gar nicht so unglücklich, daß du ihm diese schöne Magdalena angedichtet hast. Das Bild, das du beim Wiedersehen gemalt hast, war wirklich herzanrührend -- und trotzdem hast du die Grenze zum Kitsch nicht überschritten!
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Habe das Buch gestern zu Ende gelesen...............Sehr beeindruckend, sehr emotional, besonders die Szene am Schluss, in der er die Kreuzigung quasi selbst "erlebt". Überhaupt finde ich die Seelenqualen ( und auch Freuden ) von MG sehr gut beschrieben/dargestellt. Es wirkt nie kitschig oder übertrieben sondern immer nur "real". Auch die Geschichte der Liebe seines Lebens wurde sehr schön übermittelt.............
( Habe gestern dann noch "Das Buch in dem die Welt verschwand" angefangen - und da war gleich wieder eine Magdalena........)
Ich glaube, irgendwann möchte ich mit zumindest den Isenheimer Altar mal in Natura anschauen...........
Ein wirklich wunderbares Buch, danke Ines............
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Danke schön, Rosenstolz.
Sag Bescheid, wenn du dich auf den Weg nach Colmar machst. Ich kenne da ein wundervolles Cafe und ein Restaurant und eine Weinstube und... -
@ Ines
Ist der Altar in einer klosterähnlichen Umgebung ausgestellt? -
@Tjorvensmum
Ja, der Altar befindet sich in einem ehemaligen Dominikanerkloster, das heute Musee Unterlinden heißt. Kennst du es? Warst du schon dort?
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So ungefähr, nämlich im Musée d'Unterlinden (Website nur frz.!), einem säkularisierten Dominikaner-Kloster in Colmar.
Dr. Jörg Sieger, Pastor in Bruchsal, hat eine informative Ressource aufgebaut: Der Isenheimer Altar und seine Botschaft
Edit: Hey, Ines, gratuliere! Du warst schneller!
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@ Ines
Ja ich war schon mal dort. Es ist aber schon 11 Jahre her und daher war ich mir nicht mehr sicher. Mir gefiel der Altar. -
Ich habe das Buch kürzlich auch gelesen und es hat mir sehr gut
gefallen, zumal es mich ein ganz klein wenig an »Wer gab dir, Liebe,
die Gewalt« erinnert hat und davon bin ich ja restlos begeistert.Viele Grüße
Kalypso -
Zitat
Original von Kalypso
zumal es mich ein ganz klein wenig an »Wer gab dir, Liebe,
die Gewalt« erinnert hat und davon bin ich ja restlos begeistert.Womit das endgültig auf meiner Wunschliste gelandet wäre!
Ich hab jetzt die ersten paar Kapitel vom "Maler Gottes" gelesen und bin ziemlich begeistert. Was die Schilderung der Besessenheit des "berufenen" Künstlers betrifft, musste ich recht bald an den Michelangelo-Roman von Irving Stone denken (siehe unten), den ich seinerzeit verschlungen habe. Zwei Einzelheiten habe ich mir daraus gemerkt: wie Michelangelo liegend die Decke der Sixtinischen Kapelle gemalt hat - und wie er die Bildhauerei sieht, nämlich als Befreien einer Figur vom überflüssigen Stein, in dem sie verborgen ist. So sass auch Matthias mit der halbfertigen Statue in den Händen in der Werkstatt seines Vaters und spürte dem Holz nach. Das klingt so einfach... und trotzdem kommt auch gut heraus, dass Matthias dennoch erst einmal das Handwerk lernen muss.
Und auch mit der Beschreibung der religiösen Not, des Findenwollens, kann ich etwas anfangen - die Nähe zwischen religiöser Erleuchtung, Glückshormonen, Orgasmus... da sind Parallelen, die zeigen, dass viele Empfindungen des Menschen immer wieder andere Namen hatten, aber letzten Endes das Gleiche sind.
Ich hoffe, dass die übrigen Kapitel so mitreissend weitergehen... bisher gefällt mir das Buch ebenfalls noch besser als die "Pelzhändlerin". Und das, obwohl ich mit Malerei eigentlich sonst nichts am Hut habe - aber das ist das Schöne an einem guten Buch, das zeigt mir dann Dinge, über die ich sonst hinweggeschaut hätte. Naja, und ein kleines bisschen Kitsch......... das muss auch sein.
Dafür finde ich dann Bilder wie "Zähne so weiss wie neugeborene Zicklein" - wunderbar.
Ines - mir scheint, du hast hier auch ganz besonders viel Herzblut, Aufwand und Reifezeit hineingesteckt, oder? Auch sprachlich scheint es mir ... ja, wie nennt man das... so lange eingekocht, gewürzt und immer wieder umgerührt, bis es "stimmt".
Wie bist du eigentlich auf Grünewald gekommen? (Falls du das schon mal erklärt hast, bitte mir auf die Finger klopfen...)
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So, nun bin ich fertig.
Ein tolles Buch, Ines ! Der weitere Verlauf hat gehalten, was der Anfang versprochen hat. Auch den Schluss fand ich stimmig.
Ich versuche zu beschreiben, was ich mir noch gewünscht hätte... ich weiss nicht recht, wie ich das ausdrücken soll. Etwas näher dran zu sein am "Ringen" um das künstlerische Wachsen... vielleicht in Form von Konflikten mit anderen Künstlern bei der Entstehung der einzelnen Werke? Um besser verstehen zu können, WAS es ist, dass Matthias' Werk so einzigartig macht.
Und Bilder wären natürlich die Krönung gewesen.
Auf den letzten paar Seiten fiel mir plötzlich auf, dass von "Matthias Grünewald" die Rede war. Ich habe zurückgeblättert, und da sah ich, dass das schon seitenlang passierte, ohne dass ich es gemerkt hatte. Wurde erklärt, wie Matthias zu diesem Namen kam?
Noch zum "Präsens oder nicht". Weil ich die Diskussion hier gelesen hatte, habe ich ein paarmal innegehalten und mir überlegt, wie das auf mich wirkt. Und ich muss sagen: Mir ist es echt egal; die Erzählung und der Fortgang der Geschichte haben die gleiche Wirkung auf mich wie bei der Vergangenheitsform. Es wäre sicher anders, wenn das für Romane eher ungewöhnliche Präsens noch - wie es dann oft der Fall ist - durch andere ungewöhnliche Stilmittel ergänzt würde. Aber das ist hier ja nicht der Fall. Allenfalls ist es manchmal vielleicht rein grammatikalisch ein bisschen schwieriger, mit den Zeitformen zu jonglieren, wenn zwischen Vergangenheit, Erzählgegenwart und Zukunft unterschieden werden soll. Aber ansonsten - keine Beschwerden.
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Zitat
Original von MaryRead
Womit das endgültig auf meiner Wunschliste gelandet wäre!
@ MR
Wenn dir "Eindringlichkeit" gefällt, dann solltest du es unbedingt lesen!Viele Grüße
Kalypso