Amors neue Kleider - Christina Bartolomeo

  • Harry lebte in derselben Welt wie ich, einer Welt, in der man die Achtung vor sich selbst verlieren konnte und die eigene Familie einem oft das Gefühl gab, ein wertloser Mensch zu sein. In dieser Welt mußte man für alles, was man bekam, einen Preis zahlen. (Seite 218)


    304 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
    Originaltitel: Cupid And Diana
    Aus dem Amerikanischen von Birgit Moosmüller
    Verlag: Heyne Verlag, München 1999
    ISBN-10: 3-453-15292-1
    ISBN-13: 978-3-453-15292-2



    Zum Inhalt (Quelle: Amazon, eigene Ergänzung)


    Diana ist mit Philip verlobt und in Harry verliebt; ihr Laden für Designerkreationen aus zweiter Hand steht vor dem Ruin - Chaos, wo sie hinsieht. Da eine Lösung für das Problem mit den Männern einfach nicht in Sicht ist, stürzt sie sich Hals über Kopf in den Kampf um ihr kleines Unternehmen - jedenfalls fürs erste. Dabei stammt sie aus einer irisch-italienischen Famile, die sehr katholisch ist. Was für sie als in dieser Hinsicht schwarzes Schaf der Familie die Dinge nicht unbedingt erleichtert. Es bleibt also einiges zu tun, um Ordnung in dieses Durcheinander zu bringen. Wenigstens halbwegs.



    Über die Autorin


    Die Autorin scheint sehr öffentlichkeitsscheu zu sein oder nicht mehr zu schreiben, zumal ihr letztes Buch anscheinend 2005 erschienen ist. Sie dürfte jetzt etwa 47 Jahre alt sein (im Buch von 1999 heißt es, sie sei 36), arbeitet(e) für die amerikanische Lehrervereinigung und geht ihrer Schriftstellerinnentätigkeit nebenberuflich nach. Ihre Erzählungen wurden u. a. in Cosmopolitan veröffentlicht. Lt. Verlagsangabe von Macmillan lebt sie in der Gegend von Boston.



    Meine Meinung


    Als Katholik hingegen wußte man, daß man sich auf große Leiden einstellen konnte, wenn Gott erst einmal anfing, einem zur Kenntnis zu nehmen. (Seite 253) Weshalb es Diana in der Regel auch darauf anlegt, nicht von ihm zur Kenntnis genommen zu werden. Zum Leidwesen ihres Vaters und ihrer Schwester Francesca. Aber denen kann sie sowieso nichts recht machen, wird von ihnen nie richtig anerkannt, so daß das eigentlich egal ist. Ihr Verlobter Philipp ist obendrein Presberytaner aus einer alteingesessenen Familie. Viel schlimmer kann es eigentlich nicht mehr kommen, oder?


    Kann es doch, nachdem ihre Schwester Cynthia sie mit dem Anwalt Harry bekannt gemacht hat. Der Beruf ist allerdings das Einzige, was er mit Philipp gemeinsam hat. Nun wird Diana für den größten Teil des Buches nicht zwischen zwei Stühlen, sondern zwischen zwei Männern stehen, weil sie sich einfach nicht entscheiden kann bzw. sich nicht sicher ist, was sie von Harry halten soll. Harry, der nie sagt, daß er sie liebt und Philipp, dessen Heiratsantrag einfach den Grund hat, daß eine Heirat die logische Fortsetzung ihres Teamworks wäre. Nicht gerade romantisch, paßt aber zu ihm.


    Das Buch habe ich mir besorgt, weil ich die Verfilmung (s. u.) kenne. Es hieß zwar, das Buch sei besser als der Film, doch meiner persönlichen Meinung nach ist das hier einer der Fälle, in denen der Film eindeutig und wesentlich besser ist als die Buchvorlage.


    Wobei ich keinesfalls meine, daß das Buch schlecht sei, es bleibt nur mehr an der Oberfläche, reißt Themen und Probleme an, die der Film tiefer darstellt. Etwa die Alkoholsucht der (verstorbenen) Mutter und deren Auswirkungen auf die Familie. Da bleibt vieles im Vagen, Undeutlichen. Oder der Konflikt zwischen Diana und ihrem Vater ist zwar da, man erahnt ihn auch, aber ich hatte das Gefühl, daß der eigentlich an keiner Stelle des Buches richtig schlüssig begründet wird. Gut, es ist schon klar, was gemeint ist, aber mir zu wenig deutlich ausgeführt, als ob ein bißchen der Mantel des Schweigens darüber gebreitet werden sollte. (Schwer für mich, das besser zu beschreiben).


    Allerdings, eines sei ganz offen geschrieben: vor allem im ersten Teil sollte man nicht zu prüde oder moralisch engstirnig sein. Diana hat zwei Verhältnisse parallel: mit ihrem Verlobten und mit Harry. Mit beiden geht sie ins Bett. Und im Gegensatz etwa zum Film wird nicht vor der Schlafzimmertür abgeblendet, sondern man erfährt durchaus auch, was im Schlafzimmer (oder auch woanders) so zwischen Mann und Frau passiert. Wenn es für diese Szenen eine Altersfreigabe gäbe, würde ich „ab 16“ für angebracht halten. Stilistisch fand ich an diesen, äh, Bettszenen jedoch nichts auszusetzen: das war nichts anstößig, zwar teilweise recht ... detailreich, aber nie abstoßend oder wie einem Anatomiebuch entnommen geschrieben.


    Andererseits gibt es immer wieder geradezu köstliche Stellen. Beispielsweise ist es sehr amüsant zu lesen, wie etwa die Familie Traynor (Philipps Familie) mit Würde und Stil in Depression versinkt. Oder warum Dianas Vater nicht wollte, daß eine seiner Töchter, wie es sich eigentlich für eine gut katholische Familie gehören würde, Nonne würde. Dergleichen Stellen, die das Buch lesenswert machen, gibt es zahlreiche. Oder die Beschreibung der Lobbyarbeit - immerhin spielt das Buch in Washington D.C. - während des festlichen Ereignisses, zu dem Philipp Diana mitgeschleppt hat. Ich vermute, nein eher fürchte ich, daß das ziemlich zutreffend so ist. Auch in anderen Ländern, wie etwa Deutschland.


    Besonders erwähnen möchte ich die Übersetzung, die mir sehr gelungen erscheint. Zu keinem Zeitpunkt hatte ich das Gefühl, eine Übersetzung zu lesen; das hätte durchaus ein original deutschsprachiger Text sein können.


    Wenn man es genau nimmt, passiert nicht sehr viel in dem Buch. Diana muß ihr Liebesleben auf die Reihe kriegen, was nicht immer einfach, zumal sie nicht immer die Handelnde ist. Ihr schlecht laufender Laden, von dessen Ertrag sie leben will, bedarf auch einiger Pflege und Rundumerneuerung. Andererseits ist das dann doch eine ganze Menge, bis sowohl die Beziehungsprobleme geklärt sind als auch ihr Second Hand Laden auf Kurs ist. Vom Verhältnis zu ihren Schwestern oder gar ihrem Vater ganz zu schweigen. Am Ende hat sie denn doch einiges dazugelernt, etwa wenn sie


    Cate kommt an einer Stelle zu der Erkenntnis: Ich werde auf dieser Welt nie unbekümmert genug sein, um es darauf anzulegen, von Gott beim Glücklichsein ertappt zu werden. (Seite 300)


    So gesehen, passiert dann doch einiges. Oder, wie Harry es ausdrücken würde: „Es gibt schlechtere Arten zu leben.“



    Kurzfassung:


    Eine Frau zwischen zwei Männern, dazu ein Laden, der auf Vordermann gebracht werden muß. Eine mit bisweilen leichtem Augenzwinkern erzählte Leidens- und vor allem Liebesgeschichte.



    Punktemäßig tue ich mich schwer, da manches im Film besser ausgearbeitet ist wie im Buch, andererseits etliche wirklich gute Stellen vorkommen. Wahrscheinlich 8 Punkte, aber ich muß noch mal in Ruhe drüber nachdenken. Immerhin hat mir das Buch so gut gefallen, daß ich nach den anderen Büchern der Autorin Ausschau halte und mir die besorgen möchte.
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    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Hier die amerikanische Originalausgabe als TB; das HC ist bei Amazon leicht aufzufinden. (Mit der ISBN 0684839776 gibt es eine illustrierte Edition: „Cupid and Diana: A Novel about Finding the Right Man, the Right Career, and the Right Outfit“.)
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    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Thank you for not saying „I told you so.“ *


    Originaltitel: Cupid & Cate
    Regisseur: Brent Schields
    Darsteller: Mary-Louise Parker, Peter Gallagher, Bebe Neuwirth, Philip Bosco, Rebecca Luker, Joanna Going, Brenda Fricker, David Lansbury
    Sprache: Englisch
    Laufzeit: ca. 98 Minuten
    Altersangabe: ab ca. 12 Jahren (Dove-Foundation)
    Erschienen: Film (TV): 2000 / DVD: 2003
    Amazon-Nr.: DE (VHS-Band): 1574928201; COM: B00007JZVI; CO.UK: B00007JZVI
    EAN: 707729136576 (Firma: Hallmark Hall of Fame Produktions)
    Wichtiger Hinweis: Es handelt sich um eine Region-1-codierte DVD. Diese ist auf normalen europäischen DVD-Playern und DVD-Laufwerken nicht lauffähig. Es wird ein Codefree-Player oder ein Region-1-Laufwerk benötigt. Ferner ist der Film im amerikanischen NTSC-Format (was jedoch normalerweise alle hiesigen TV-Geräte wiedergeben können).


    Weitere Angaben im Internet: (in englischer Sprache)
    - < Klick > - die Seite bei imdb.com (mit kompletten Cast und Credit)
    - < Klick > - die Besprechung (und „Family Approved“ - Freigabe) der Dove-Foundation
    - < Klick > - hier sogar eine Seite zum Film im deutschen Wikipedia. Inhaltlich allerdings nicht so ganz zutreffend, vor allem auch im Hinblick auf Harry sowie das Verhältnis Vater - Töchter und woher die Spannungen kamen.


    Vorbemerkung


    Die Filmrezi habe ich gleich nach dem Ansehen der DVD und vor dem Lesen des Buches geschrieben. Das heißt, die Abweichungen zwischen Buch und Film waren mir da noch nicht bekannt und sind demgemäß hier nicht berücksichtigt, weil ich den Text nicht mehr verändert habe.



    Zum Inhalt (Quelle: DVD-Cover, eigene Angabe)


    Cate deAngelo ist talentiert und etwas skurill. Man könnte sagen, sie ist das schwarze Schaf der Familie. Denn ihre drei Schwestern sind entweder gut verheiratet oder im Beruf sehr erfolgreich. Cate ist weder das Eine noch das Andere. Dafür ist sie seit Jahren mit Philipp liiert; einem jungen Mann aus gutem Hause mit ausreichend viel Geld. Da ihre Schwester Cynthia jedoch meint, Cate fehle „Liebe und Leben“ im Leben, macht sie sie mit ihrem Anwalt Harry bekannt. Und es kommt, wie es kommen muß: Philipp macht („das ist der nächste logische Schritt“) einen Antrag - aber Cate hat sich längst in Harry verliebt. Und der in sie. Was nun?


    Cate und Harry heiraten. Und leben glücklich bis ans Ende ihrer Tage. Oder nicht? Der Film ist erst etwa zur Hälfte vorbei, für den Abspann ist es viel zu früh. Denn bis zum Glück ist es bisweilen ein langer und steiniger Weg. Auch der Konflikt mit dem Vater, der sein Leben lang nichts anderes tat als Cate schlecht zu machen und zu kritisieren, weswegen sie sich von ihm so weit als möglich zurückgezogen hat, muß gelöst werden - auf die eine oder andere Weise.


    Und so ist bis zum Abspann noch ein weiter Weg zurückzulegen.



    Meine Meinung


    Da der Film in Europa als DVD nie erschienen ist, hätte ich ihn einzeln (ohne das Buch) hier wohl nicht vorgestellt. Ich selbst habe meine DVD günstig über Amazon.co.uk-Marketplace bezogen (auch über Amazon.com ist er gut erhältlich).


    Darauf gestoßen bin ich durch Querempfehlung bei Amazon.com; da ich ein Faible für Hallmark-Produktionen habe, konnte ich nicht lange widerstehen. Und zum ersten, wirklich allerersten Mal habe ich während eines Hallmark-Filmes ein bis zwei Taschentücher gebraucht. :cry :rolleyes


    Der Titel ist ein Wortspiel, das sich kaum übersetzen läßt:
    „Cupid“ bedeutet Liebe, Amor, aber auch eine bestimmte Art von Engelfigur (die im Film dann auch vorkommt). „Cynthia beschließt, Cupid zu spielen,“ so steht es auf dem DVD-Cover; genau das tut sie, so daß alle genannten Elemente eine Rolle spielen.


    Jedoch handelt es sich nicht um einen reinen Liebesfilm, auch wenn die Liebesgeschichte natürlich eine zentrale Rolle spielt. Mindestens genauso zentral, vielleicht sogar (denke ich an die Schlußszene) in der Meinung der Produzenten zentraler ist die zerrüttete Beziehung zwischen Cate und ihrem Vater. Ich habe in Rezis (das Wort „Kritik“ ist ja tabu) gelesen, der Film beinhalte zu viele Probleme. Das finde ich nicht. Die Familienverhältnisse, das Verhalten des Vaters und der Kinder, die Beziehungen untereinander sind nur zu zutreffend dargestellt. Im Gegenteil, im richtigen Leben wären vermutlich noch etliche Schwierigkeiten und Probleme mehr anzutreffen. Dazu muß man wissen, daß die Mutter vor Jahren gestorben ist. Sie war krank. „Gehirntumor“ ist die offizielle Version. Aber manche Tumore bestehen nicht aus festem, sondern aus flüssigem Stoff.


    Sicher gibt es im Film einige Logiklücken: (Achtung: teilweise massiver Spoiler bis weit ins dritte Drittel des Filmes hinein sowie zum Ende!)


    Das Ende ist so, wie man es von einem Hallmark-Hall-of-Fame-Film erwarten darf (und weswegen ich deren Produktionen auch so liebe :-]). Auch wenn hinterher der Aufschlag auf den Boden der Realität dann bisweilen um so härter ausfällt. Aber manchmal helfen Träume darüber hinweg.



    Kurzfassung:


    Cate kommt aus belasteten Familienverhältnissen und muß ihren Platz im Leben finden. Durch „Nachhilfe“ ihrer Schwester lernt Sie Harry kennen und lieben. Wer eine reine Liebesromanze sucht, wird mit dem Film nicht so glücklich werden, da es im Wesentlichen auch um die Beziehung zwischen Vater und Tochter sowie das Umgehen mit schwerer Krankheit geht.



    Ergänzung nach dem Lesen des Buches, ich spoilere besser den Teil, der Wesentliches von Buch und Film enthält:



    Alles in allem hat mir die Verfilmung dennoch, trotz - oder gerade wegen der Veränderungen - besser als das Buch gefallen, weil die Probleme hier teilweise glaubwürdiger und nachvollziehbarer dargestellt wurden. Beispielsweise die Folgen der Alkoholsucht der (auch im Film bereits verstorbenen) Mutter, oder die Schwierigkeiten zwischen Cate (Buch: Diana) und ihrem Vater.


    Sehr gut allerdings die Besetzung: die Beschreibungen im Buch passen teilweise haargenau auf die Schauspieler. Das ist mir in dieser Form nur selten so begegnet. Hätte ich mir die Protagonisten nur auf Grund des Buches vorstellen müssen, die würden genau so aussehen wie im Film. Auch in diesem Film ist mir wieder aufgefallen, wie gut die Schauspieler in einer Hallmark-Produktion agieren. Schade, daß man solche Leistungen so selten in deutschen Filmen sieht.


    Alles in allem ist die Filmhandlung durchaus dramatischer (und realistischer) als die im Buch, das Ende nicht nur eitel Sonnenschein und hat mir dennoch - oder deshalb? - deutlich besser gefallen. Am Ende steht die sichere Unsicherheit. Mehr kann man eigentlich nicht erwarten. Weder von einem Film noch vom Leben.



    Sinngemäße Übersetzung:
    * = Danke, daß Du nicht gesagt hast „Ich habe es Dir gleich gesagt.“


    Bei Amazon.de ist nur eine VHS-Video Version gelistet (Achtung: NTSC-Format!). Deshalb hier noch die Direktlinks auf die Produktseiten der anderen Amazons:
    - < Klick > - die Produktseite bei Amazon.com
    - < Klick > - die Produktseite bei Amazon.co.uk
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    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

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