Barry Unsworth
Das Sklavenschiff
Originaltitel Sacred Hunger
deutsche Ausgabe vergriffen
Liverpool 1752: Der Kaufmann William Kemp gedenkt am lukrativen Dreieckshandel (billiger Nippes nach Afrika, von dort aus Sklaven in die Karibik und karibischer Zucker zurück nach England) teilzuhaben und stattet ein Schiff für die Reise nach Afrika aus. Sein Neffe Paris soll dieses Schiff als Schiffsarzt begleiten, um einen Verlust durch den Tod von Sklaven zu vermeiden. Bereits beim Bau des Schiffes sterben zwei Handwerker und ziemlich schnell wird klar, dass dem Schiff ein schweres Schicksal bevorsteht.
Das Sklavenschiff ist ein wunderbarer, langer historischer Schmöcker. Die lebendigen und komplexen Charaktere und die abenteuerliche Seereise des Schiffes machen das Buch zu einem spannenden Roman. Der freigeistige Held des Romans Paris bietet dem Leser Identifikationspotential, so dass man mit seinen Erlebnissen mitfiebert und ihm ein gutes Geschick wünscht.
Aber der Roman ist mehr als das. Der englische Titel Sacred Hunger (Mal wieder habe ich mich über den unglaublich phantasielosen deutschen Titel geärgert) deutet das Grundmotiv dieser Geschichte. "Sacred Hunger", dass bedeutet die Überhöhung der Gewinnmaximierung als oberstes, geheiligtes Ziel. Der Gewinn rechtfertigt alle Mittel und so teilt sich das Personal des Romans in einige wenige Nutznießer, die die übrigen mit unglaublicher Rücksichtsloigkeit und Härte ausbeuten. Der weißen Besatzung des Sklavenschiffes geht es kaum besser als den gefangenen Afrikaners, gelegentlich schlechter, weil sie nicht verkäuflich sind und man einem toten Mann keinen Lohn auszahlen muss. In diesem Sinn ist dieser Roman sehr modern und sicherlich auch als Kommentar auf die aktuelle kapitalistische Gesellschaft zu verstehen, dessen blutige Anfänge der Autor hier beleuchtet.