Robin Hood (R. Crowe/R. Scott)

  • Noch gar kein Thread zu dem Film? Oder ist er hier noch nicht angelaufen? Ich habe ihn mir in London gegeben. :-]


    Eigentlich wollte ich ja einen Bogen drum machen, weil meine Erfahrung mit der Kombination Ridley Scott und Mittelalter eine schlechte ist ("Kingdom of heaven"), aber ich war dann doch neugierig.


    Ich weiß nicht, wie der Film beworben wird, aber für mich ist das ein leichter Etikettenschwindel, weil ich die ganze Zeit darauf gewartet habe, daß Robin irgendwas Hood'sches tut, die Erklärung kam erst am Ende, daß das ein "und so geschah es"-Film ist, der den Ursprung erklärt, wie aus diesem speziellen Robin ein Hood wird. OK. Und schreit eigentlich nach einer Fortsetzung, aber wir wissen ja, daß Russell Crowe sowas eigentlich nie macht, leider. ("Master and Commander"!!!)


    Es ist immerhin eine ganz interessante Herangehensweise an die Geschichte, das sieht man gleich am Anfang, da es in Chalus 1199 beginnt. Ein Robin Hood mit totem Richard Löwenherz?


    Rein vom historischen Standpunkt aus (ich weiß, aber ich schaue mir Filme immer noch genauso an, wie ich das will und nicht, wie "man" es sollte, OK?) fand ich ihn anfangs recht ansprechend, eben daß Richard I durchaus nicht der strahlender Überkönig war und daß man sehr schön gesehen hat, daß er John I einen riesigen Saustall hinterlassen hat. Auch die Einbindung von Figuren wie William Marshall, Eleonore von A. und Isabella von Angouleme (wenn auch etwas zu alt) fand ich interessant.



    Rein vom filmischen Standpunkt aus fand ich ihn schon toll gemacht. Sehr spannend (wobei es schon viel sagt, wenn man mit historischem Grundwissen und vor allem Wissen um die RH-Legende im Lauf des Films wirklich keinen blassen Schimmer hat, wie es weitergehen wird :lache) und mit beeindruckenden Schlachtszenen. Auch die Besetzung hat mir gut gefallen, Russell Crowe ist fast immer gut anzuschauen und Cate Blanchett war eine tolle Lady Marion.
    Allerdings hat Russell Crowe für mich ein wenig das gleiche Problem wie einst Kevin Costner in seinem "Robin Hood": die Bösen. Die waren für mich weit faszinierender, vor allem Sir Godfrey, den fand ich großartig. Jetzt, dank wiki, weiß ich auch, woher ich ihn kannte, "Sharpe's Mission". Und John hat mir auch sehr gut gefallen, nicht zuletzt rein äußerlich. Hat mich sehr an Rufus Sewell erinnert. Aber auch die Ambivalenz seines Charakters, eigentlich nicht wirklich böse, ein König halt.


    Ein durchaus unterhaltsamer Film, sehr schlachtengewaltig. Aber wer nach "Robin Hood" sucht, sucht hier vergeblich.

  • Habe den Film mit Mann und Söhnen gesehen. Also ich bin positiv angetan davon, dass es kein neuer Robin-Hood-Abklatsch war. Robin Hood gab's ja nicht "wirklich". Die historischen Eckdaten waren in diesem Film hier auch der Realität näher, als in allen anderen Hood-Filmen.
    Russel Crowe sah aus wie in Gladiator und hatte auch so einen ähnlichen Charakter zu spielen. Einer der Gründe, warum ich den Film überhaupt angeschaut hab. Natürlich waren einige Kämpfe und Schlachten zu schlagen - aber der Mittelteil war richtig ruhig und mit einer winzigen Dosis Liebesgeplänkel mit Cate Blanchett gewürzt.
    Im Großen und Ganzen fand ich den Film kurzweilig und unterhaltsam. Man darf sich halt nicht daran stören, dass die Helden hat nur gut und der Oberbösewicht so was von mies ist... Und die letzte Schlacht am Strand -


    da musste ich teilweise schon den Kopf schütteln.
    Und im Nachhinein meinten meine Söhne, dass der König John sie ganz arg

    und da haben sie wohl nicht ganz unrecht. :lache


    Aber bei den miesen Wetter empfehle ich den Film allen Frauen, die ihren Männern eine Freude machen wollen.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Danke für die Rezis.


    Ich würde den Film ja eigentlich sehr gerne sehen.
    Wenn ihr jetzt sagt, er hat so kaum etwas mit dem Robin Mythos zu tun?
    Hmm. :gruebel


    Für mich gibt es ja sowieso nur einen wirklich wahren Robin Hood Film. Der von 1938 mit Errol Flynn & Olivia de Haviland.


    Dagegen kam auch der Costner Film nicht an, der nicht schlecht war, aber eben mit "meiner" Verfilmung nicht mithalten kann.


    Aber warum eingentlich dann nicht doch diesen hier?
    Vielleicht ist es ja gerade gut,. daß er dann den üblichen Mythen nicht so nachkommt.


    Da kann ich dann eben mehr auf die Geschichte achten, Eben Richard und John (Der ja in den Verfilmungen immer sehr schlecht weg kommt und dabei gar nicht so schlecht war, so wie Richard eben auch nicht nur der Gute war. Jemand der mehr in anderen Ländern weilt und Kreuzüge wichtiger findet, als seine Untertanen kann ich nicht als guten König bezeichnen.
    ( Aber ok, ich schweife schon wieder ab - ist bei mir gefährlich, wenns um englische gekrönt Häupter geht :lache )



    Fazit:
    Überredet, ich will ihn sehen :grin

  • Die ganze französische Invasion war zum Kopf schütteln. Soweit ich weiß, haben sie das viel, viel später geplant und dann abgeblasen, weil John rechtzeitig gestorben war und der Kindkönig Henry III sich ja nichts zuschulden kommen hat lassen.


    Die ganze Geschichte hatte auch leichte logische Lücken.


    Zitat

    Original von hollyhollunder
    Und im Nachhinein meinten meine Söhne, dass der König John sie ganz arg


    und da haben sie wohl nicht ganz unrecht. :lache


    Stimmt, er wurde ziemlich unreif dargestellt, vor allem bei der Schlacht. Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, daß das wirklich seine erste gewesen wäre, hätte es sie gegeben.


    Aber, wie gesagt, mir kam er nicht wirklich böse vor. Vor allem die Rede über die königlichen Mängel seines Bruders, wofür er die Ohrfeige von Mutti bekam, fand ich sehr gut.
    Aber vielleicht war ich irregeleitet, weil ich ihn so hübsch fand. :grin


    Ach ja, das mit Isabella von A. war ihnen wohl auch zu heiß. Soweit ich weiß, war die blutjung, als er sie geheiratet hat. Das war doch diese interessante Geschichte, daß er sie einem Hugh de Lusignan ausgespannt hat, woraufhin sie dann als Witwe später dessen Sohn geheiratet hat.
    Wobei ich mich schon frage, warum sie es nötig gefunden haben im Film, sie als Geliebte zu zeigen. War für die Handlung des Films eigentlich komplett uninteressant, daß er seine erste Frau verstoßen hat.

  • Ich fand den Film sehr gut !
    Das der Film die Vorgeschichte Robin Hoods behandelt, habe ich vor dem Kinobesuch bereits in einem kurzen Fernsehbericht gehört und war daher auch nicht überrascht. Ich finde diese Tatsache auch eher positiv, als negativ. Ich kann z.B. mit dem Kevin Costner Film garnichts anfangen (liegt vermutlich am Schauspieler und am Vokuhila)


    Der Film hat zwei tolle Hauptdarsteller, schon allein deswegen lohnt sich der Film, ansonsten gibt es viel Action, viele Kämpfe, ein bisschen Liebesgeschichte gehört natürlich auch dazu, zum Glück nimmt das nicht überhand und ich empfand es auch definitiv nicht als kitschig.


    Das mit der Szene bei der Schlacht am Strand hat mich auch irritiert und auch ein bisschen gestört



    Alles in allem ist der Film definitiv empfehlenswert und wer Gladiator oder Königreich der Himmel mochte, und einfach gut unterhalten werden möchte, der wird diesen Film wahrscheinlich auch gut finden.

  • Zitat

    Original von Grisel
    Ach ja, das mit Isabella von A. war ihnen wohl auch zu heiß. Soweit ich weiß, war die blutjung, als er sie geheiratet hat. Das war doch diese interessante Geschichte, daß er sie einem Hugh de Lusignan ausgespannt hat, woraufhin sie dann als Witwe später dessen Sohn geheiratet hat.


    Fast richtig. Isabella von Angoulême wurde mit Hugo de Lusignan verlobt, dann aber von John entführt und geheiratet. Offenbar lastete deshalb ein schlechtes gewissen auf ihnen, so das sie später als Ausgleich eine ihrer Töchter mit dem verbrelten Bräutigam verlobten. Bevor diese Hochzeit begangen werden konnte starb John und Isabella kehrte nach Frankreich zurück. Dort traf sie ihren Exverlobten und baldigen Schwiegersohn in spe Lusignan wieder, der wohl noch recht gut aussah, so das sie ihn kurzerhand doch noch heiratete, wofür aber nun ihre Tochter das Nachsehen hatte.


    Tja, offenbar war man im Mittelalter in solchen Sachen weit flexibler als heute.


    http://de.wikipedia.org/wiki/Hugo_X._von_Lusignan

  • Mir hat der Film gefallen - ich bin aber auch leicht zu unterhalten und die falschen geschichtlichen Hintergründe stören mich auch nicht besonders, da kann ich total abschalten und einfach nur Filmschauen.


    Russel Crowe ist immer für gute Unterhaltung zu haben und als "unechter" Robin Hood war er echt gut und Cate Blanchett als Lady Marion war einfach unschlagbar.

    Who is Keyser Soze?


    (\__/)
    (o ,o)
    (>_<) <- This is Bunny.


    Copy Bunny into your signature to help him on his way to world domination.

  • Uns hat der Film auch sehr gefallen. Russel Crowe passt als Robin Hood einfach klasse, und Cate Blanchet hat meine Vorbehalte ihr gegenüber als Lady Maryann im Nu ausgeräumt. Allerdings habe ich in einem Interview gelesen, dass es eine Nackt-im-Schlamm-wälz-Szene mit den beiden gibt, die Russel Crowe wohl sogar verlängert haben wollte. Die war bei uns geschnitten.
    :rolleyes

  • Nachdem ich wochenlang jedem Robin-Hood-Fred in jedem Forum aus dem Weg gehen musste, um mir die Vorfreude nicht zu verderben, kann ich jetzt auch endlich was dazu schreiben....*freu*


    Ich fand den Film allerdings überhaupt nciht toll. Gut - Russel Crowe ist nicht gerade mein Traummann mit diesem Dackelblick. Und in der Szene, als der das Kettenhemd ausgezogen bekommt, ist er eigentlich ziemlich gut "gepolstert", dafür, dass er 10 Jahre auf Kreuzzug war und dort sicher nicht allzu toll verköstigt wurde (von den hygienischen Verhältnissen in Heerlagern und den diversen Durchfallerkrankungen mal ganz zu schweigen. Oder seh ich das zu realistisch?)


    Die Story fand ich auch einigermaßen enttäuschend. Irritierend gleich am Anfang war das Herumgetue um Johns Ehefrau, die später sang- und klanglos verschwunden war. Hätte man sie eigenltich gleich einsparen können.


    Die Bösewichte waren böse... und sonst nichts weiter (der Sheriff war sogar ausgesprochen doof) Wurde eigentlich jemals irgendwo erläutert, warum Godfrey seinen König und sein gesamtes Land in die Pfanne hauen möchte? Da fehlte es mir frappant an Motivation.


    Ansonsten hatte ich immer wieder das Gefühl, das der Film einzig dazu diente, all die Ausrüstung von Königreich der Himmel und das Skript von Gladiator einfach noch mal zu verwenden. Da gab es eine Szene, wo Robin an den Reihen seiner Männer entlanggaloppiert und einen Hammer zugeworfen bekommt. In Gladiator wars halt ein Schwert. Sogar das Pferd schien recycelt worden zu sein!


    Über die Landungsboote der Alliierten Franzosen wurde ja schon geschrieben.


    na und dann die große Schlußschlacht....



    Und dann ihre "Mannen" - all die kleinen Jungs aus dem Wald auf ihren Ponys... Die erinnerten mich irgendwie an Peter Pans verlorene Jungen. Und man sollte meinen, dass bei der herrschenden Not sämtliche Ponys schon längst in den Kochtopf gewandert wären. Und natürlich gibt es dann gleich ne Szene, wo einer von den Jungs in Hemd und Hosen und mit einem Stock drei gepanzerte Franzosen plattmacht.


    Also nein, das war wirklcih schlecht


    Versöhnt mit dem Film habe mich lediglich:


    - die realistische Ausstattung
    - das realistische Verhalten von Prinz John.


    lg, A.

  • Wenn das mit Marion am Ende wenigstens eine echte Amazoneneinlage gewesen wäre, zB daß sie mal dem Bösen den Garaus macht und Robin rettet, das wäre wenigstens innovativ gewesen. Aber so? Das dumme Ding mischt sich in Männerangelegenheiten ein und muß prompt gerettet werden. :rolleyes
    Schade, bis dahin hatte sie mir nämlich sehr gut gefallen, als starke Frau. Das hat das Bild etwas beschädigt.

  • Ich habe den Film nun auch gesehen und fand ihn ganz ok. Ehrlich gesagt, hätte ich mir etwas "mehr" erwartet. So richtig gepackt hat mich der Film nicht. Überdeutlich waren die Ähnlichkeiten in der Machweise zu Gladiator - wobei dieser um Welten besser ist. :anbet


    Fazit: man kann ihn anschauen, muss aber nicht.

  • Ich komme auch gerade aus dem Kino und bin recht zwiegespalten, trotz oder gerade weil ich eigentlich ein grosser Fan von Ridley Scott bin.
    Der Film hat eigentlich alle Zutaten, die grosses Kino braucht: Gute Darsteller bis hinunter in die Nebenrollen - und Russell Crowe mit Kate Blanchet geben wirklich eine schoene Performance ab. Tolle Kostueme und Kulissen, grossartige Ausstattung, Herr-der-Ringe-Hubschrauberfluege ueber atemberaubende Landschaften. Handwerklich ist auch alles vom Feinsten - schoene Kameras, Musik ist passend, alles sehr stimmig. Ach ja, und natuerlich gewaltige Schlachtengemaelde :grin.


    TROTZDEM -


    bin ich einfach nicht warm geworden mit dem Film. Wie Rosenstolz schon sagt - an Gladiator kommt er um Meilen nicht ran. Nicht an die emotionale Wucht.
    Ich glaube, das liegt zum einen daran, wie die Story erzaehlt wird - viele viele Nebenschauplaetze werden hineingestopft und man bekommt die Haupthandelnden vor allem zu Anfang viel zu wenig zu Gesicht, als dass man da eine tiefere Bindung entwickeln koennte.
    Zum anderen fand ich den ganzen Schluss aeusserst fragwuerdig. Die Schlacht - okay. Marions Einsatz, naja, den haetten sie sich sparen koennen. Der macht die Figur ploetzlich sehr unglaubwuerdig, nachdem sie vorher eigentlich wirklich gut war. Es gibt auch rein storymaessig nicht wirklich einen guten Grund, warum auf einmal saemtliche Zivilisten sich mit in die Schlacht stuerzen.
    Und danach - mir ging das einfach zu schnell. Als sei ihnen die Zeit ausgegangen und sie hatten nur noch 5 minuten, um das Ende zu erzaehlen. Das war aeusserst unbefriedigend.


    Zitat

    Fazit: man kann ihn anschauen, muss aber nicht.


    dem schliesse ich mich an.

  • Den Film muß man wirklich nicht gesehen haben. Eigentlich stimmt wie oben schon erwähnt dabei vieles, der Film sieht gut aus, ist gut besetzt und die ganzen Kampfszenen sind gut gemacht.


    Dafür gibt es keine vernünftige Handlung, die den Zuschauer mitreisst. Desweiteren hatte ich den Eindruck, daß man hier fröhlich Splitter aus anderen Handlungen zusammengeschustert ha: von Camelot, über Robin Hood mit Kevin Costner, über die Tudors bis zu Sommersby.

  • Ich hab sie bei meinem letzten DVD-kaufgang gesehen, aber sie ist mir noch zu teuer, der film hat mir im kino gut gefallen, for allem die art wie an kampfszenen herangegangen und wie 'helden' demontiert wurden.

    Der grund für Richard's tod hat mir als fußnote etwas gefehlt (es war nämlich ein - vermutlich - gallorömischer goldschatz, auf den Richard als grundherr sein regal anmelden wollte, was sein vasall nicht einsehen wollte) aber der film ist etwas freizügig mit der geschichte, dafür dass er in anspruch nimmt die 'echte geschichte' zu erzählen


    Es war einmal was ganz anderes, nicht der übliche Robin-hood film, die ausdeutung der zusammenhänge war völlig anders, besser als in den meissten Robin hood-filmen, aber sooo dingend, dass ich dafür über 10€ bezahle muss ich ihn nicht haben...

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

  • Zitat

    Original von MagnaMater
    (es war nämlich ein - vermutlich - gallorömischer goldschatz, auf den Richard als grundherr sein regal anmelden wollte, was sein vasall nicht einsehen wollte)


    Mittelalterromantik. Löwenherz wollte rebellischen Vasallen unterwerfen, belagerte dessen Burg Chalus, wurde vom Pfeil getroffen und verschied an Wundbrand.


    http://de.wikipedia.org/wiki/Ad%C3%A9mar_V._von_Limoges


    Aber um sich den Tod des Heldenkönigs zu erklären musste eben etwas spektakuläres ran.