Ich bin mir nicht sicher, ob ich hier richtig bin, das Buch spielt im 2. Weltkrieg 1941. Wenn es hier falsch ist, bitte verschieben.
Link zum Autor bei Wikipedia: Simonow
Handlung
Diese Beschreibung stammt von mir, da es bei Amazon keine gibt: Im Sommer 1941 bricht Hitler für Stalin, der alle Warnungen und Anzeichen ignoriert hat, völlig überraschend und entgegen aller abgeschlossenen Verträge in Russland ein. Die Armee und das Volk sind nicht auf den Angriff vorbereitet, es fehlt an Waffen, neueren Panzern und Flugzeugen, es herrscht erstmal Chaos. Der Politleiter Sinzow befindet sich auf dem Weg in den Urlaub mit seiner Frau, Kind und Großmutter sind daheim nahe des westlichen Grenze. Er wird aus dem Urlaub zurück zum Dienst in seine Redaktion berufen, doch die kann er nicht wiederfinden. So schließt er sich verschiedenen Gruppen an, wird verwundet und für tot geglaubt ohne Papiere zurückgelassen und muss sich anschließend nach Moskau durchschlagen. Dort muss er erstmal beweisen, dass er kein Deserteur ist und sich im Kampf behaupten...
Anmerkung
Dieses Buch wird nicht mehr verlegt und ist nur noch gebraucht oder im Antiquariat erhältlich, daher auch keine ISBN hier. Edit: Asin nachträglich eingefügt. Ich habe eine alte Ausgabe des DDR-Verlages Kultur und Fortschritt, der später als Volk und Welt weitergeführt wurde und dessen Rechte heute (glaube ich) Random House gehören. Ich bin daher nicht 100%ig sicher, dass keine Zensur im Buch vorliegt, aber ich habe auch nichts gefunden, was darauf hinweist. Diese alten Bücher gibt es noch günstig zu kaufen (auch über Amazon-Marketplace), sie waren zu DDR-Zeiten im Westen sehr beliebt, da die Bücher aus der DDR oft deutlich günstiger waren.
Meine Meinung
Dieses Buch ist für mich sehr widersprüchlich. Erst fand ich es recht gut, nur befremdlich durch das Thema, das mich direkt kaum noch tangiert in meiner Generation und durch die an manchen Stellen etwas altbacken wirkenden Ausdrücke. Doch dann fand ich es langweilig, weil ich eine zentrale Handlung vermisse und wollte es nur noch schnell fertiglesen. Jetzt aber, nachdem ich es gelesen habe, finde ich es doch ziemlich gut und ich musste erst diese Vorstellung hier schreiben, bevor ich das nächste Buch in Ruhe lesen konnte. Es hat mich also doch nicht einfach so losgelassen. Aber der Reihe nach:
Der große Minuspunkt für mich an diesem Buch ist der fehlende Handlungsstrang. Natürlich gibt es eine Handlung, aber sie wird nicht richtig herausgearbeitet und geht in den Beschreibungen der Kämpfe und Umstände unter. Wenn es nicht die ganze Zeit um Sinzow gehen würde, sondern zwischendurch der Protagonist wechselt, hätte es mich kaum gewundert. Ich habe teilweise regelrecht darauf gewartet, dass er stirbt und es dann um jemand anderes geht. Man merkt, dass der Autor versucht hat, eine zentrale Handlung aufzubauen und drumherum die Schicksale der Mitkämpfenden einzuflechten, sodass es spannend wird und die Schicksale sich verweben, aber meiner Meinung nach ist ihm das nicht gelungen.
Ein weiteres Problem waren die Namen für mich, aber ich denke, das ist nur rein mein Problem. Russisch ist meine Muttersprache (obwohl ich noch klein war, als wir nach Deutschland kamen und daher besser deutsch als russisch spreche), aber mir fällt es sehr schwer russische Namen auf deutsch zu lesen. Aber "Einheimische" sollten da keine Probleme haben.
Nun zu den guten Seiten: Der Schreibstil war für mich recht angenehm, obwohl es manchmal komisch war, eine russische Redewendung, die ich kenne, in der deutschen Übersetzung zu lesen. Ich habe viel über Kampftaktik gelernt und vor allem einen sehr guten Eindruck davon erhalten, wie es damals für die Leute gewesen sein muss, als plötzlich der Feind vor der Tür stand. Auch wird sehr gut deutlich, wie die Propaganda gewirkt hat, wie sehr Stalin verehrt wurde und dadurch wurde das Entsetzen nur umso schrecklicher, als der Feind plötzlich vor der Tür stand. Die Leute konnten einfach nicht verstehen, wie der große Stalin das nicht hat kommen sehen.
Allgemein wird sehr bildlich beschrieben, wie der Kriegsausbruch für die "normalen" Leute und die Soldaten gewesen ist, das Chaos, die Verzweiflung, weil man vor dem Feind zurückweichen musste. Was sie dabei gedacht und gefühlt haben, steht im Mittelpunkt des Romans. Aber auch die detaillierten Beschreibungen der Kämpfe stechen in diesem Buch hervor, man merkt deutlich, dass Simonow ein Kriegsberichterstatter war. Aber gerade, wenn es um Gefühlsäußerungen der Protagonisten geht, kommen auch recht poetische Sätze vor, es ist also kein trockener Bericht. Alles in allem wirken die Szenen sehr plastisch.
Fazit
Mich hat das Buch nach dem Lesen nicht mehr so leicht losgelassen, keine einfache Lektüre für zwischendurch. Die Beschreibungen sind bildlich, man ist praktisch mit im Krieg und sieht mal die "andere" Seite des Rußlandfeldzuges. Trotz der meiner Meinung nach misslungenen Handlungsstruktur ist es ein lesenswertes Buch, weil es so nah am einzelnen Menschen agiert wie wohl kaum ein anderes Buch und wie ich finde einem auch die "russische Seele" etwas näher bringt.
oh man, ist das lang geworden...