Die Gauklerin von Kaltenberg - Julia Freidank

  • Julia Freidank - Die Gauklerin von Kaltenberg


    Allgemein:
    Gebundene Ausgabe: 491 Seiten
    Verlag: Marion Von Schröder (14. Mai 2010)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3547711665
    ISBN-13: 978-3547711660


    Über die Autorin:
    Julia Freidank, geboren 1973, ist ausgebildete Sängerin und mit den "Carmina Burana" bestens vertraut. Ihr Hobby ist der mittelalterliche Schwertkampf. Sie lebt in Sichtweite von Burg Kaltenberg.


    Kurzbeschreibung:
    Kaltenberg, 1315. Mit einem sinnlichen Lied aus den „Carmina Burana“ soll die junge Anna ihren Geliebten, den Burgherrn Ullrich, verhext haben. In letzter Minute rettet sie der schwarze Ritter Raoul vor dem Tod. Fortan steht Anna zwischen den beiden Männern, die sich abgrundtief hassen. Der leidenschaftliche Kampf einer Frau um Freiheit und Glück beginnt.


    Meine Meinung:


    Ein historischer Roman mit Charakter und authentischer Ausstrahlung!


    Anna ist eine Magd an der Burg von Ullrich. Doch sie ist nicht gewöhnlich: Sie ist die Geliebte des Burgherrn, was ihr in der Zeit aber auch kein Ansehen bringt. Sie ist als Hure gebrandmarkt.
    Ihre Eltern sehen dies nicht gerne, auch nicht, dass ihre Tochter sich von Gauklern geradezu magisch angezogen fühlt. Sie lässt sich das Lesen und Schreiben lehren und erlernt auch die Lieder des fahrenden Volkes. Doch genau dies wird ihr zum Verhängnis. Sie kann die lateinischen Wörter nicht übersetzen, aber andere können es. Sie wird wegen ausgesprochenen Obszönitäten verurteilt und der Wasserprobe unterzogen. Fast stirbt sie dabei. Im letzten Moment wird sie jedoch von Raoul, ihrem ärgsten Feind gerettet.
    Raoul ist ein Bastard. Einer, der die Tracht der Ritter eigentlich nicht tragen dürfte. Er ist auf der Suche nach seinem Vater und vor der Flucht vor seiner Vergangenheit, trifft er immer wieder auf Anna. Er kann sich ihrem Scharm und ihrem Stolz nicht entziehen - schon längst nimmt ihn ihre Art gefangen.


    Ein leidenschaftlicher Kampf zweier Männer um eine Frau beginnt und um die Suche nach der Wahrheit.


    Das Buch wird aus mehreren Sichten erzählt. Das ist ganz wunderbar gelungen - die Autorin hat an keiner Stelle den Überblick verloren. Außerdem macht es sich gut, so kann der Leser sich mit jedem Charakter einzeln auseinandersetzen und ihn kennenlernen.


    Ganz außerordentlich gut gelungen sind im Buch die Szenen des Kampfes. Wer ein bisschen über die Autorin liest, der weiß, dass Julia Freidank selbst mit dem Schwert umzugehen weiß. Dieses Wissen muss ihr in diesem Buch mächtig genützt haben. Die vielen Schläge wirken nicht konstruiert, sondern sehr glaubhaft. Man kann den Kampf lebhaft nachvollziehen.
    Dies ist wohl das erste Buch, bei welchem mir der Schwertkampf so authentisch ins Auge fällt.


    Nicht zu vergessen ist natürlich die Geschichte um die „Carmina Burana“. Man kann sagen, jeder müsste ungefähr ein Lied davon kennen. Auch ich habe gleich nach diesem Begriff gesucht und sogar ein Lied gefunden welches ich kenne und liebe.


    Die Geschichte ist prallvoll an Details und spart nicht mit Einzelheiten.


    Und auch das Feuer der Liebe entfacht in diesem Buch.
    Alles zusammen ergibt eine unglaubliche Geschichte.


    Wenn man nur allein schon das Cover betrachtet, werden die romantisch veranlagten Seelen unter den Leser seufzen. Denn es spiegelt genau das Buch wieder.
    Voller Sehnsucht und Hoffnung….


    Lest es und liebt es!

  • Ich kann mich der begeisterten Rezension von Ramona nicht anschließen. Mir hat das Buch leider überhaupt nicht gefallen, weshalb ich es nach der guten Hälfte abgebrochen habe.


    Ich muss dazu sagen, dass ich bisher bloß zwei historische Romane gelesen habe („Das Geheimnis der weißen Mönche“ von Rainer M. Schröder sowie „Tod und Teufel“ von Frank Schätzing), welche mir gut gefielen und mein Interesse am Genre geweckt haben.


    So habe ich auf einen spannenden, gut recherchierten, ausgefallenen und tiefsinnigen historischen Roman gehofft und exakt das Gegenteil erhalten. Gut, spannend war „Die Gauklerin von Kaltenberg“ schon, aber ansonsten wurde ich von den Klischees und der schmalzigen Liebesgeschichte fast erdrückt, die auf mich so wirkte, als sei sie lediglich in ein historisches Setting verlegt worden, um alles interessanter zu gestalten. Das historische Setting aber wirkt auch sehr unecht, genauso wie die Hauptprotagonistin Anna erstaunlich selbstbewusst ist und sich (natürlich!) von niemanden etwas sagen lässt.


    Ein Beispiel dafür, warum mir das Buch so missfiel und mich teilweise unfreiwillig zum Lachen brachte, findet sich schon im ersten Kapitel (KEIN Spoiler!):


    Als österreichische und schwäbische Ritter Kaltenburg überfallen und plündern, wird Annas Bruder, als er Anna zu verteidigen sucht, doch tatsächlich mit einem Schwert „…buchstäblich in zwei Teile zerschlagen.“ (S.20). Mhm...


    Daraufhin „…sprang sie (Anna) mitten in die rasende Herde (Rinder)“ (S.20), um sich in dieser panischen Herde zur Burg zu retten. Aha...


    Bevor sie jedoch in diese gelangt, sieht sie einen -oho- geheimnisvollen Ritter. Es folgt folgende Beschreibung:


    „Der Wind zerrte an dem schwarzen Waffenrock und meißelte den schlanken Körper heraus. (…) Plötzlich nahm er den Helm ab. Mit einer heftigen Bewegung schüttelte er schulterlange schwarze Locken aus dem Gesicht, die schweißfeucht auf seiner Stirn klebten.“ (S.21)


    Entschuldigung, ihr Bruder wurde gerade halbiert und Anna schmachtet diesen Ritter an?! Na klar doch :chen!


    Tja, genau auf diesem [SIZE=7]Groschenroman[/SIZE]Niveau geht es dann auch weiter, so dass meine Lesefreude deutlich getrübt wurde :-(.


    Insgesamt konnte mich dieses Buch leider NICHT überzeugen, obwohl … irgendwie war es ja schon unterhaltsam :grin .


    (1 von 10 Eulenpunkte)

  • Julia Freidanks Roman führt den Leser in die Welt der Ritter des Hochmittelalters. Sie platziert das Geschehen ins Jahr 1315, in dem Kämpfe zwischen dem bayerischen und dem habsburgischen König stattfanden. Dieser historische Roman hat gleich drei Hauptcharaktere. Zum einen ist es Anna, zum anderen Ulrich. Außerdem gibt es noch den Gegenspieler Raoul. Dieser tritt als Schwarzer Ritter auf und kämpft einmal gegen Ulrich, wird von Anna verflucht, gibt dann aber auch wieder Gefühle für Anna preis. Auch Anna ist hin und hergerissen zwischen den beiden Männern. Auf ihrer Reise durch die Lande werden ihre Empfindungen immer wieder auf die Probe gestellt.


    Farbenprächtig wird die damalige Zeit mit ihren üblichen Gepflogenheiten geschildert. Mühelos entstehen so Bilder beim Lesen. Die historische Kulisse ist greifbar, und man merkt den persönlichen Bezug der Autorin zur Gegend. Auch der Turnierkampf wurde hervorragend erzählt. Die historisch belegten Fakten werden geschickt in die Geschichte eingeflochten, sodass auch die Hintergründe für die Zwistigkeiten der Könige erklärt werden.


    Bei all dem Lob gibt es aber dennoch ein paar Kritikpunkte an der Geschichte. Zum einen empfand ich die auf dem Buchrücken so hervorgehobene Geschichte der Carmina Burana nicht ausführlich genug behandelt. Fast scheint es nur als Kulisse zu dienen. Genauso unausgereift sind die Nebenfiguren des Romans. Zum Teil haben sie durchaus wichtige Positionen für Entwicklungen der Geschichte und werden dann am Ende wie im Getümmel "vergessen". Dadurch blieben lose Enden übrig, die die Geschichte nicht sauber abschlossen. Das hat mich dann doch mehr gestört, als dass ich darüber hinweg gehen konnte. Da dieses zwar das erste Buch von Julia Freidank ist, aber nicht das Debüt der Autorin, hätte ich schon mehr erwartet. Die Gauklerin von Kaltenberg ist für mich eine nette Lektüre zur Unterhaltung. Wer gerne in Liebesgeschichten vor historischer Kulisse versinkt, kann hier vorbehaltlos zugreifen.


    6 von 10 Punkten, weil die historischen Fakten so gut eingeflossen sind.

  • Der Erstling von Julia Freidank handelt von dem Bauernmädchen Anna und ihrer Liebe zu dem Burgherren Ulrich.
    Nach einem Überfall auf ihr Heimatdorf, verflucht sie einen der angreifenden Rittern und flieht auf die Burg ihres Liebhabers. Dort allerdings ist sie nicht gerne gesehen. Nicht nur die Frau von Ulrich macht ihr das Leben schwer, auch der Vater von Ulrich schmiedet Pläne gegen sie, so dass sie letzlich der Hexerei angeklagt und einer Wasserprobe unterzogen wird. Mehr tot als lebendig wird sie aus dem Wasser gezogen und von dem Mann gesundgepflegt, den sie eigentlich verflucht hat - Ritter Raoul.
    Es beginnt ein zwiespältiger Kampf, in dem sie ihre Liebe zu Ulrich, ihren Hass auf Raoul und ihre aufkeimende Liebe zu ihm auf eine harte Probe stellen muss, um überleben zu können.
    Das Buch ist spannend und nachvollziehbar geschrieben. Gerade die Schwertkampfszenen sind sehr ausführlich und detailiert beschrieben, dass der Leser merkt, dass die Autorin auf diesem Gebiet Erfahrungen gesammelt haben muss.Etwas kurz kam mir die auf dem Klappentext beschriebene Carmina Burana. Sie spielt in dieser Geschichte zwar eine Rolle, aber eher eine nebenherlaufende Nebenrolle.


    Trotz allem ist das Buch eine empfehlenswerte Lektüre, die sich auch aufgrund der sehr schön gestalteten Aufmachung lohnt.
    Ich freue mich auf jeden Fall auf weitere Bücher von Julia Freidank.

  • Die 15-jährige Anna erlebt mit, wie ihr Dorf geplündert wird und entgeht selbst nur knapp einer Vergewaltigung, muss aber mitansehen wie ihr älterer Bruder erschlagen wird. Sie rettet sich mit knapper Not vor einem geheimnisvollen schwarzen Ritter auf die Burg ihres Geliebten Ulrich. Doch es dauert nicht lange und Raoul, der schwarze Ritter, schleicht sich ebenfalls als Gast in die Burg ein. Um zu verhindern, dass es zwischen Ulrich und Raoul zu einem Kampf kommt singt Anna ein lateinisches Lied, das sie von einem fahrenden Gaukler gelernt hat. Dummerweise ist der Inhalt nicht ganz jugendfrei und man unterstellt ihr letzten Endes sogar, den Burgherren mit dem ketzerischen Werk verhext und seine Frau verflucht zu haben. Als sie zur Hexenprobe in den Fluss geworfen wird, kann sie in allerletzter Sekunde gerettet werden... von Raoul, den sie mehr hasst als jeden anderen und dessen finstere Ausstrahlung sie erschauern lässt.
    Ausgestoßen von Gesellschaft und Recht, muss Anna lernen sich alleine durchzuschlagen und findet Schutz und Unterschlupf bei einer Gauklertruppe. Sie wünscht sich nichts mehr, als wieder zu ihrem alten Leben zurückzukehren und so beschließt Anna, den Verfasser des Liedes zu finden und ihn als Zeugen zu gewinnen um somit zu beweisen, dass das Lied keineswegs ketzerisch ist und sie keine Hexe. Doch auch der schwarze Ritter hat noch eine Rechnung mit ihr offen, denn der Fluch, den sie gedankenlos gegen ihn ausgestoßen hatte, verwehrt ihm den Weg zu seinem großen Ziel.


    Anna ist noch sehr naiv, glaubt daran, dass ihr Held Ulrich sie liebt und alles wunderbar ist. Warnungen von Freunden und Familie prallen an ihr ab. Auch als sie unter den Ausgestoßenen leben muss, ist es der Gedanke an Ulrich, der sie vieles ertragen lässt. Das mag manchem ein Augenrollen entlocken, ist aber für mein Empfinden meistens passend und ihrem Alter angemessen. Sie erlebt einiges im Lauf der Zeit und wird zu einer jungen Frau die lernt sich in einer gefährlichen Welt zurechtzufinden und sich zu wehren, allerdings finde ich nicht unrealistisch oder übertrieben.
    Der schwarze Ritter scheint erst etwas klischeehaft, was aber wie ich glaube durchaus so gewollt ist, geheimnisvoll, dämonisch, fremdländisch. Erst später erfährt man mehr über den Menschen Raoul und seine Motive. Ihm gegenüber steht der "helle" und vermeintlich edle Ulrich und beide Männer nehmen eine nicht unwichtige Stellung in Annas Welt ein.


    Als politischer Hintergrund der Geschichte wurde der Kampf von Friedrich I. von Habsburg und Ludwig IV. von Wittelsbach um die Krone des Reiches gewählt, was mich durchaus sehr interessiert hat, da ich von diesem Abschnitt der Geschichte bisher noch nichts gelesen habe.
    Die Darstellung des Lebens einer umherziehenden Frau die außerhalb der gesellschaftlichen Ordnung jener Zeit stand, war sehr eindringlich und bildhaft. Sich vorzustellen wie man sich gefühlt haben muss, weniger Wert als ein Stück Vieh, für jeden frei "verfügbar" ohne dass derjenige sich Gedanken um Bestrafung machen musste, das ist kaum noch nachvollziehbar und absolut erschreckend.


    Die Entwicklung der Liebesgeschichte wird wohl für niemanden eine große Überraschung sein und nimmt einen recht großen Raum in der Handlung ein (für mein persönliches Empfinden einen etwas zu großen, aber jeder hat ja einen anderen Geschmack :grin ), die „Carmina Burana“ dagegen ist eher der dünne Leitfaden, der sich durch Annas Schicksal zieht. Ich hatte nach der Werbung dahingehend auch erhofft etwas mehr darüber zu erfahren.


    Lobend erwähnen möchte ich noch die Karte auf der Innenseite der Buchdeckel, das Personenregister, das passende Lesezeichen und das extra für dieses Buch angefertigte Cover, dessen Szene im Buch wiederzufinden ist.


    In der Leserunde zu dem Buch hat Julia Freidank uns noch mit einigen zusätzlichen Infos versorgt die dem Buch noch einen etwas anderen Blickwinkel und auch etwas mehr Tiefe verliehen haben, schade ist nur, dass der „normale“ Leser das nicht wissen kann. Vielleicht wäre dahingehend ein etwas ausführlicheres Nachwort hilfreich gewesen.


    Fazit: Eine Ritter-Abenteuergeschichte für Erwachsene mit einem großen Schuss Romantik, sehr lebendigen Kämpfen, interessanten Einblicken in das Leben fahrender Gaukler (und vor allem Gauklerinnen) jener Zeit und nebenbei etwas Wissen über eines der bedeutendsten überlieferten Schriftstücke des Mittelalters. Leichte Sommer-Unterhaltung und für mich immerhin 7 von 10 Punkten wert.

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Eine sehr gute Rezi von Paradise Lost, der ich mich nur anschliessen kann. Julia Freidank ist eine überaus symphatische Autorin, die die Leserunde mit sehr viel Anmerkungen zum Buch die Tiefe geben hat, die dem Buch fehlte. Die mir fehlte.


    Das Buch kann ich nur mit sechs Punkten bewerten

    :lesend Jonathan Tropper - Sieben verdammt lange Tage


    Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.
    Albert Einstein

  • Mir hat dieser Roman sehr gut gefallen. Es war für mich so ein typischer historischer Roman. Geschichte, Spannung, interessante Charakter und ein wenig Liebe, sowas gehört für mich in einen historischen Roman. Und all dies konnte ich ohne Probleme in diesem Buch finden.
    Die Autorin hat um ein kleines Buch eine große Geschichte geschrieben. Der Schreibstil war gut. Ich konnte mich in alle Hauptcharakter gut hineinversetzen. Vor allem weil manche Kapiteln nicht aus der Sicht von Anna beschrieben wurden sondern aus der Sicht von Ulrich oder Raoul.
    Etwas was ich auch positiv bemerken möchte war der Schluss. Häufig wirkt ein Ende zu schnell abgearbeitet oder etwas weit hergezogen. Bei diesem Buch war der Schluss genau richtig und war auch nicht zu schnell aufgetaucht. Alles in allem ein schönes Buch.

  • Ich kann mich carina eigentlich nur anschließen. Ich war positiv überrascht von dem Buch. Vorallem der fünfte Teil hat mir gefallen. Die Kampfszenen konnte ich mir richtig gut bildlich vorstellen. 9 Punkte