Fragen an Ingrid Ganß

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  • Hallo Ingrid,
    ich hätte da mal eine Frage:


    Der König Drosselbart war eigentlich nie eines meiner Lieblingsmärchen, da mir die Aussage zu chauvinistisch war. Weiß nicht, ob ich das richtige Fremdwort gefunden habe? Es hat mch gewurmt, dass sich der König/Spielmann die selbstbewußte, eingebildete, oberflächliche Prinzessin zurecht gestutzt hat und diese dann brav zu Kreuze gekrochen ist und ihn als Höherstehenderen, Mächtigeren, Besseren ... anerkannt und sich ihm untergeordnet hat. Deine Version gefällt mir viiiiel besser.


    Wie bist du darauf gekommen, dieses Märchen so "umzuschreiben"? Aus der Prinzessin eine Person zu machen, die unabhängig von ihrem "Lehrmeister" an dem einfachen Leben mit seinen Freiheiten gefallen findet? Das ist in meinen Augen ziemlich ungewöhnlich, dir aber gut und nachvollziehbar gelungen.

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    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."

  • Hallo Suzann,


    mein Lieblingsmärchen war's auch nie. Als Kind aber eher deshalb, weil's zu realistisch war; dass die Prinzessin zurechtgestutzt wurde, habe ich damals einfach so hingenommen.
    Was mir dann als Erwachsene natürlich, genau wie dir, negativ aufgefallen ist. Das war allerdings einer der Punkte, die zu dem Buch geführt haben. Solche Gedankengänge wie: "Was ist denn eigentlich so verwerflich daran, dass sie diese Kerle nicht haben will? Hätte ich die gewollt?" Dann der Aspekt: Was genau passiert denn dann zwischen dieser Frau und diesem Mann? Warum kann ein König Feuer machen und kochen? usw.

  • schon wieder eine Frage Ingrid:
    diese seltsamen Wörter wie Okkassion, parlieren, certainement usw..., hat die feine Gesellschaft wirklich so gestelzt und geschwollen gesprochen und wenn ja, wie bist du auf diese Wörter gekommen? Ist das französisch? Leicht bekannt kommen sie mir vor, aus der Englisch-Ecke z.B. occasion (Gelegenheit) oder certain (sicher)

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    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."

  • Frag nur, dafür ist diese Spalte schließlich da. Diese Wörter kommen aus dem Französischen, du vermutest richtig. So eine grausliche Mischung aus Französisch und Deutsch zu sprechen war damals in gewissen Kreisen ebenso "in" wie heute unser "Denglisch". Ich hab das aber nur angedeutet, alles andere wäre zu übertrieben gewesen.

  • Ich bin mittlerweile auch fertig und bin traurig darüber, die Welt von Elisabeth, Andreas, Philipp, Barbel, Eleonore, Bernhardt und und und zu verlassen. Ich würde gerne wieder von ihnen lesen, wo doch gar nicht so richtig eindeutig klar ist, wie die Geschichte endet. Hat Jakob nun endgültig abgedankt oder kehrt Philipp mit Elisabeth auf den Thron zurück. Welches Leben würden Elisabeth und Jakob führen? Was wird aus Andreas? Lauter offene Fragen, die unbedingt geklärt werden müssen. Darf man hoffen, liebe Ingrid? :grin

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    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."

  • Zitat

    Original von Suzann
    Ich würde gerne wieder von ihnen lesen, wo doch gar nicht so richtig eindeutig klar ist, wie die Geschichte endet.


    Das ist eigentlich ziemlich klar. Ob Jakob es schafft, die Balance zwischen Jakob und Philipp zu finden, wird im Grunde schon auf Seite 482 unten angedeutet, aber es wird dann später noch klarer. Dass Elisabeth und Jakob zusammenbleiben, einerlei welchen Weg sie nun gehen, wird auch beantwortet, und diese Antwort würde als Schluss eigentlich schon genügen. Aber es wird ja sogar noch gesagt, welchen Weg sie gehen.


    Zitat

    Original von SuzannHat Jakob nun endgültig abgedankt oder kehrt Philipp mit Elisabeth auf den Thron zurück.


    "Er hatte ihr gesagt, er sei gekommen ... um zu sein, wen auch immer sie haben wollte." Und das sagt sie ihm. Schau dir den Schluss ab Seite 495 daraufhin noch einmal genauer an, da steht drin, was sie jetzt tun werden (auch wenn Jakob noch ein wenig murrt).


    Zitat

    Original von SuzannWelches Leben würden Elisabeth und Jakob führen?


    Wie Elisabeth sich als Königin schlägt, kann man aus so einigen Stellen vorher schon erschließen. Nicht zuletzt die schöne Debatte mit Diego Lehmann. Ein Zuckerschlecken wird das alles natürlich nicht, aber wie sagt Andreas auf der vorletzten Seite? "Ich nehme an, das weiß sie."


    Zitat

    Original von SuzannWas wird aus Andreas?


    Dazu sagt er im Gespräch mit Elisabeth ganz zum Schluss selbst noch was.


    Zitat

    Original von SuzannDarf man hoffen, liebe Ingrid? :grin


    Zwar sage ich jetzt: "Es gibt niemals einen dritten Teil", doch ich erinnere mich, dass ich ähnliches auch nach dem "Spielmann" gesagt habe. Und zehn Jahre später hatte ich aufeinmal furchtbare Lust, einen zweiten Teil zu schreiben. Somit zitiere ich die abschließenden Gedanken Elisabeths: "Aber man weiß nie ... man weiß vorher nie, was sein wird."

  • Danke Ingrid für die ausführliche Antwort. Ich gehöre leider nicht zu den aufmerksamsten Leserinnen und für mich war das Gespräch zwischen Elisabeth, Philipp und Andreas eher so ein Geplänkel mit dem Hintergedanken und dann kam es doch ganz anders.
    Ich seh schon, ich werde das Buch einfach noch einmal lesen und sicher werde ich viele Sachen entdecken, die mir beim ersten Durchgang entgangen sind. Beim ersten Mal will ich immer ganz schnell wissen, wie es weiter geht. Das zweite Mal kann ich dann geniesen und mal sehen, ob mir dann klar wird, wie es weitergeht.
    Trotzdem fände ich es toll, wenn du auf einmal Lust bekommen würdest, Teil 3 zu schreiben. Aber bitte warte nicht 10 Jahre damit. Liegen zwischen dem Spielmann und dem König wirklich 10 Jahre?

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    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."

  • Zitat

    Original von Suzann und dann kam es doch ganz anders.


    Was natürlich nicht auszuschließen ist. So geht's manchmal im Leben: Man plant so wundervoll und dann kommt's doch ganz anders.
    Mir war aber vor allem wichtig, dass diese drei Menschen, die einander so sehr wichtig sind, überhaupt am Ende zusammen sind und nach Lösungswegen suchen. Es hätte ja ganz anders ausgehen können, dass sie sich über den ganzen einschneidenden Ereignissen total entzweien.

    Zitat

    Original von SuzannIch seh schon, ich werde das Buch einfach noch einmal lesen und sicher werde ich viele Sachen entdecken, die mir beim ersten Durchgang entgangen sind.


    Ja, mach das! Ging beim "Spielmann" schon einigen Lesern so, dass sie beim zweiten Mal vieles entdeckt haben, was sie beim ersten Mal überlesen hatten.


    Zitat

    Original von SuzannLiegen zwischen dem Spielmann und dem König wirklich 10 Jahre?


    So ungefähr. Mit dem "Spielmann" habe ich 1987/88 angefangen und war ca. 1993 fertig, hab's aber dann 1996 wieder in die Hände bekommen, nochmal überarbeitet und dann einen Verlag gesucht.
    Mit dem "König" habe ich 2004 angefangen.