Andreas Eschbach, Das Buch der Zukunft

  • (Anmerkung: Ich bespreche hier die 3. Auflage vom Februar 2009)


    Über den Autor Andreas Eschbach:
    Geboren am 15.9.1959 in Ulm. Verheiratet, ein Sohn.
    Er studierte in Stuttgart Luft- und Raumfahrttechnik, wechselte aber noch vor dem Abschluß in die EDV-Branche, arbeitete zunächst als Softwareentwickler und war von 1993 bis 1996 geschäftsführender Gesellschafter einer EDV - Beratungsfirma. Nach fast genau 25 Jahren in Stuttgart lebt er seit September 2003 mit seiner Frau in der Bretagne.


    Kurzbeschreibung:
    Wer möchte nicht in die Zukunft blicken können und erfahren, wie die Welt in fünfzig, hundert oder zweihundert Jahren aussieht? Wird unser Planet hoffnungslos Überbevölkert sein, oder wird die Menschheit durch neue Seuchen und Epidemien dezimiert? Werden Menschenklone und Nanoroboter zur Normalität? Hat sich Deutschland verkleinert, weil der Meeresspiegel gestiegen ist und damit große Teile im Norden unter Wasser liegen? Wird die globalisierte Wirtschaft allen Menschen auf der Welt Wohlstand bescheren oder das Gefälle zwischen Arm und Reich sogar noch verstärken? Werden wir dann ins All auswandern?
    Andreas Eschbach entwirft in diesem Buch in gewohnt souveräner Art packende Szenarien, die wie Science Fiction anmuten, aber wahr werden könnten - wenn man den Zukunftsforschern Glauben schenkt. Er erklärt, wie die Forscher zu ihren Prognosen gelangen, lässt uns einen Blick in ihre Labors werfen und zeigt auch, wie leicht sie sich täuschen können. Eine Reise in die Zukunft - spannend wie ein Thriller.


    Der Einstieg
    Einen Ausblick wie Nostradamus und seine modernen Kollegen will uns Andreas Eschbach auf diese und andere Fragen mit diesem Buch nicht geben. Ebenso wenig möchte er dem Leser seine Sichtweise der Welt als die alleinig richtige und seligmachende verkaufen.
    Vielmehr ist dieses unterhaltsame Buch ein Spiel mit den Möglichkeiten, welche uns die derzeitige technische und soziale Entwicklung gibt und was wir im besten Fall daraus machen können bzw. im schlimmsten Fall daraus machen werden.


    Warum so ein Buch?
    Der Anstoß für dieses Buch war, wie so viele Ideen und Bücher von Andreas Eschbach, eine Frage die wir uns wohl alle als Kinder einmal gestellt haben.
    Wie sieht die Welt von Morgen oder von Übermorgen aus?
    Wo es in seinen anderen Büchern um die (kindliche) Frage ging, was aus dem sechs Millionen Dollar Mann geworden sein mag (Der letzte seiner Art), was wir tun würden, wenn wir die reichsten Menschen auf Erden sein würden (Eine Billion Dollar) oder wie sich „Stirb langsam“ im Weltraum abspielen mag (Solarstation), Andreas Eschbach versteht es wie kein anderer (vielleicht noch Stephen King) die Fragen unserer Kindheit als Basis zu spannenden Büchern zu verwenden.
    In diesem Fall war es eine Studie oder eine Reportage aus Eschbachs Kindheitstagen die da postulierte, wir würden heute (also um das Jahr 2010 herum) mit atomgetriebenen Hubschraubern zur Arbeit fliegen, auf dem Mond leben und in riesigen Unterwasserstädten Forschung, Ackerbau und Viehzucht betreiben.


    Ein spannendes Sachbuch?
    Herausgekommen ist dabei ein Buch das weder Fleisch noch Fisch, kein Sachbuch und kein Roman ist. Es ist beides, es ist weniger als beides und es ist mehr als beides zusammen.
    Klingt wirr, aber anders kann man den Inhalt zwischen den Buchdeckeln nicht beschreiben, der den Leser auf ungemein unterhaltsame Weise zu einer Reise zwischen den Zeiten entführt.
    Alles was die Zukunft birgt, wurzelt in der Vergangenheit, sagte schon ein weiser Mann. Und Andreas Eschbach hat sich diese weisen Worte zu Herzen genommen. Bevor er zu einem bestimmten Punkt auf seiner Liste der wichtigen Entwicklungen kommt, zeigt er zunächst wo ihre Ursprünge liegen, listet bekannte Fakten auf und spielt dann erst ein wenig Autor, indem er seine Phantasie den Rest erledigen lässt.
    Hierbei bleibt Andreas Eschbach trotz seines Humors und der gelegentlich aufblitzenden Ironie immer bodenständig. Er verspricht uns keine Atomhubschrauber sondern hält sich an verständlich aufbereitete Fakten und zeigt mit wenigen, nachvollziehbaren Pinselstrichen, wohin uns die Reise führen könnte. Das Ganze serviert er dem Leser mit seiner gewohnt ruhigen und pointierten Erzählstimme. Effekthascherei wie ein Marktschreier oder leises Flüstern wie das einer verschämten Besucherin eines Singletreffs sind beides nicht die Werkzeuge dieses Autoren.


    Aber wohin führt uns denn die Zukunft?
    Wie schon gesagt, Andreas Eschbach poliert hierfür nicht die Kristallkugel oder sucht nach geheimnisvollen Radiowellen aus dem Meer, die uns versteckte Botschaften bringen werden. Seine Ansätze sind auch, was er immer wieder betont, nicht der Weisheit letzter Schluss. Denn wie oft wurden schon als unumstößlich verkündete Prophezeiungen von einer dickköpfigen Realität als das geoutet, was sie in Wahrheit schon immer waren? Ein verzweifelter Ruf nach den berühmten 15 Minutes of Fame?
    Eschbach versucht viel eher auf gekonnte Art und Weise Denkanstöße zu liefern.
    Kleine Milestones im Bewusstsein seiner Leser, die vielleicht irgendwann wirklich zu realen Ideen bzw. Projekten werden, welche den Weg der Menschheit beeinflussen.
    Das mag jetzt nach einer gehörigen Portion Selbstüberschätzung oder gar Größenwahn klingen, aber dabei darf man folgendes nicht vergessen:
    Selbst solche Menschen wie Werner von Braun oder Neil Armstrong wurden in ihrer Jugend von solchen „Spinnern“ wie Jules Verne oder George Orwell beeinflusst. Und kaum ein halbes Jahrhundert später stand der erste Mensch auf dem Mond.


    Fazit:
    Alleine schon die unzähligen (und teilweise bizarr real anmutenden) Ideen, die in diesem unscheinbar kleinen Buch ihren Niederschlag finden, machen es unter anderem für Autoren zu einer spannenden Lektüre(und zu einer Fundgrube ohne Boden). Wer selber nicht schreibt aber gerne Berichte über das Auto, den Job, die Energiegewinnung oder die Politik der Zukunft liest, findet in diesem kleinen Werk eine Sammlung von Ansätzen, die in ihrer Logik bestechend sind und das mit einer scheinbar leichten Hand luftig und dennoch fundiert geschrieben wurde. Noch leichter lässt sich ein Buch nicht lesen, welches sich mit einem derartig abstrakten Thema wie unserer Zukunft befasst.

  • Das hört sich doch sehr interessant an. Habe es dann mal notiert. Danke für diese sehr aussagekräftige Buchvorstellung. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Keine Ursache, Voltaire ;-)


    Ich habe für mich selber festgestellt, dass mir ausführliche Rezis / Meinungen zu Büchern sehr viel bringen, weswegen ich auch in Zukunft (auch bei bereits besprochenen Büchern) lieber solche längeren Aussagen verfasse.


    Kurz fassen liegt mir eben nicht ;-)


    Viel Spaß mit diesem Buch, dem eigentlich nur noch die schreiend bunten Bilder aus den Zeitschriften meiner Kindheit fehlen, in denen die Unterwasserstädte und Raumschiffe und Atomhubschrauber gezeigt werden :lache
    Denn dann wäre es zusätzlich zu dem Lesevergnügen auch noch eine Art Zeitreise geworden :-)


    Liebe Grüße aus der Zukunft von damals


    Dirk67 :wave ;-)


    Tante Edith hat meine mangelnde Rechtschreibung kritisiert, deswegen geändert ;-)

  • Und schon wieder was für meine WL, wird das denn nie aufhören???


    Ich liebe Eschbachs Bücher, er schreibt einfach und klar auch über recht komplizierte Dinge!

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