Verlage - bestimmte Abneigungen/Vorlieben?

  • Zitat

    Original von columbo
    komme ich mit der story durch ????


    Garantiert!


    Zitat

    Gut, das ist kein historischer Roman. Aber vielleicht klappts ja angesichts der Vermarktungsstrategie mancher Verlage ....


    Wir versetzen das Ganze einfach in die Zeit der Kreuzzüge, die Heldin bekommt einen jüdischen Vater, und kauft gerade auf dem Bazar ein, als sie von sarazenischen Assasinen angefallen wird, darauf rettet sie ein schöner Johanniter ...
    Aber irgendwie muß sie ihn auch noch retten ... das ist ganz furchtbar wichtig, sonst können sich moderne Frauen nicht mit der Heldin identifizieren.

  • Stimmt, Iris, Du hast recht!!! Die moderne Frau darf nicht auf ihre passive Rolle festgelegt werden. Wie wäre es, wenn der hübsche Retter nicht Johanniter, sondern ein Templer ist. Und beim gemütlichen Nach-Hause-Weg von der Erlösung seiner Schönsten wird er, abgelenkt von der Liebe Nebel, von finsteren Abgesandten des Papstes abgefangen (jaja, die Mädels, die Mädels lassen den abgebrühtesten Freibeuter unvorsichtig werden ...) und auf den Scheiterhaufen gebracht. In letzter Sekunde rettet die hübsche Marketenderin ihren Herzensallerliebsten und findet mit ihm Unterschlupf bei den Katharern in Südfrankreich, wo sie gemeinsam mit den Kumpels den gesamten Templerschatz verjuxen, weshalb diesen heute auch keiner mehr finden kann .....

  • Zitat

    Original von columbo
    Und zur Frage der Cover: Ohne hier einem plumpen Machismus das Wort zu reden, scheinen mir einige Buchgestaltungen in der Belletristik ganz gezielt auf etwas kitschigen "Mädels-Geschmack" getrimmt zu sein, da hier wohl die lukrativste Käuferschicht zu sein scheint. "Echte" Männer lesen historische Schmöker nicht, - so denkt man anscheinend in den höheren Verlagsebenen .... ;-)


    Naja, aber auch nicht alle Mädels mögen historische Romane - ich kann diesem Genre z.B. so rein gar nichts abgewinnen...

  • Jejulio: Dann sei willkommen auf der Sonnenseite des Lebens, im Grunde Deines Herzens musst Du ein Mann sein ... :grin


    Nein, ehrlich: Ich tu' mich manchmal ganz schön schwer, die auf Zielgruppe getrimmte Schnellschreibe von Ausgaben zu unterscheiden, die mich wirklich interessieren. Da sieht äußerlich alles so ähnlich aus. Aber: Deshalb bin ich ja jetzt hier im Forum und kann mich so auf echte LESER verlassen und nicht auf Cover und Klappentexte!

  • Die Entscheidung, ob ich ein Buch kaufe oder nicht, mache ich grundsätzlich nicht vom Verlag abhängig, sondern z. B. vom Titel, Cover, Kurzbeschreibung des Romans und hauptsächlich vom Autor und seit neuestem auch davon, ob ich hier im Forum schon mal eine Kritik über das Buch gelesen habe und wie die so ausgefallen ist...Aber ich habe gerade mal meine Bücherregale durchgestöbert und festgestellt, dass der Großteil meiner Bücher (ca. 70-80%) bei Heyne und Goldmann erschienen sind. Vereinzelte Exemplare von Blanvalet, Dtv, Wunderlich, Carlsen (nur die 5 Harry Potter Bücher),Fischer, Hanser, Zsolnay (davon eigentlich ein paar mehr, bin nämlich Henning Mankell Fan), Lübbe, Blessing und btb waren auch dabei!


    :wave :wave :wave


    Viele liebe Eulengrüße
    Emilia :kiss

    Du kannst dem Leben nicht mehr Tage geben - aber dem Tag mehr Leben


    Ich lese gerade: "Das Erbe von Ragusa" von Corinna Kastner

  • Hm, ich bin halt so altmodisch und lese eigentlich nur Sachen von Autoren die bereits "einen Namen" haben, und auch da noch längst nicht alles, vor allem selten Neues.


    An den historischen Romanen (ich habe zwei drei gelesen) stört mich vor allem der immer gleiche Schreibstil (ich setz mich hier jetzt wahrscheinlich verdammt ungemütlich in einen dicken Haufen Nesseln :kiss), träge, schwallende Sätze, immer in der gleichen Meldodie. Viele sind dazu noch schlecht recherchiert und/oder verändern Geschichte bewusst, was mich als einen an Geschichte interessierten Menschen grundsätzlich schon stört.


    Und von Klischees habe ich ohnehin noch nie etwas gehalten ;-)


    Durchaus weibliche Grüsse :-)

  • Der Grund, weshalb ich kaum Heyne, Lübbe und Goldmann im Regal habe ist dann ja wohl auch geklärt: scheinbar veröffentlichen diese Verlage die meisten historischen Romane :lache


  • Hmm das klingt, als ob du dir den Genuss durch Billigramsch a la Historical und co versaut hast :-) wenn du mal einen wirklich guten historischen Roman gelesen hast, wirst du sicher anders denken.
    zu empfehlen ist da meiner Ansicht nach Rebecca Gable, Jörg Kastner - auch Tanja Kinkel hat sehr gut recherchierte Romane geschrieben. In der Regel sind allerdings die Hauptdarsteller der Romane "erfunden" und werden deshalb in bestehende historische Gegebenheiten "hineinverpflanzt".


    Gruß
    Telefonhexe

  • Also gelesen habe ich "Die Feuer von Troja" und "Der Medicus" , in viele habe ich reingeschaut - es ist einfach nicht "mein Ding"... mir fehlt da so ein bisschen derZauber mit den Wörtern.


    Ich lese nicht nur zur Unterhaltung (dann schaue ich mir lieber einen Film an) - ich lese (Belletristik) vor allem um Sprach zu geniessen.

  • Zitat

    Original von Jejulilo
    Also gelesen habe ich "Die Feuer von Troja" und "Der Medicus" , in viele habe ich reingeschaut - es ist einfach nicht "mein Ding"... mir fehlt da so ein bisschen derZauber mit den Wörtern.


    Ich lese nicht nur zur Unterhaltung (dann schaue ich mir lieber einen Film an) - ich lese (Belletristik) vor allem um Sprach zu geniessen.


    Du wirst es nicht glauben, Jejulilo, aber ich gebe dir vollkommen recht: Vermutlich sind mehr als 90% der Bücher, die hierzulande als "historische Romane" verscherbelt werden, schlichtweg Schund. Ohne jetzt Leserinnen auf die Zehen steigen zu wollen, aber ich muß es mal sagen dürfen (ich weiß, wir hatten die Diskussion schon ein paarmal, ich weiß): Was als "Historicals", "historischen Liebesromanen", "historischen Krimis" und "historischer Fantasy" angepriesen wird, ist selten historisch, meist sprachlich und erzählerisch äußerst trivial, bestenfalls als Augengymnastik und "nette Ablenkung" tauglich.
    Ich lese sowas auch nicht. Nie nicht! Igitt!
    Es ist meiner Ansicht nach (!) pure Zeitverschwendung, und eigentlich verstehe ich jeden, der angesichts des Angebots eine grundsätzliche Aversion gegen "historische Romane" hat -- schließlich empfinde ich das gleiche.


    Tja, da fragt man sich natürlich, warum die Frau hingeht und selbst "sowas" schreibt.


    Aber wer das Schulmeisterlein Wutz von Jean Paul kennt, wird jetzt schmunzeln.
    <Spoiler> Wutz hatte kein Geld, um sich die Bücher zu kaufen, die er lesen wollte, also schrieb er sie sich selbt und hinterließ bei seinem Tod eine ansehnliche handschriftliche Bibliothek. </Spoiler>


    Es gibt in jedem Genre von trivialem Zeug bis hin zu schwieriger Literatur in qualitativer Hinsicht alle Schattierungen. Daß man nach einigen schlechten Erfahrungen die Finger von einem Genre läßt, wo sich die Cover und die klappentexte gleichen wie die Eier vom selben Hühnerhof, weiß ich selbst zur Genüge -- probieren tu ich es immer wieder. Nicht zuletzt, weil ich ja inzwischen aus eigener Erfahrung weiß, wie Cover und Klappentexte zustandekommen und wieviel Glück, wieviel Energie und wieviel Hartnäckigkeit es braucht, damit man nicht in dieser Mühle verheizt wird.

  • Puh, so ein paar Bedenken hatte ich ja schon, was gerade *du* zu meinen Ausführungen sagen wirst :-)


    Was würdest Du denn z.B. zu den 10% lesenswerten Büchern zählen?

  • Zitat

    Original von Jejulilo
    Was würdest Du denn z.B. zu den 10% lesenswerten Büchern zählen?


    Was soll Frau Wutz schon darauf antworten ...?


    Hmmm ... mal im Ernst: Wenn ich jetzt deine Lesevorlieben im allgemeinen (besser) kennen würde, wäre das leichter; also z.B. was für einen Stil du bevorzugst (trocken, berichtend, farbig ...), welche Erzählformen, welche Art von Figuren ...


    Nachdem wir den Nippes grad mal eben verpoltert haben, müßte ich blind in die Kiste mit den kostbaren Meißner Porzellanfiguren greifen, von denen dir garantiert auch nicht jedes Stück zusagen wird.


    Was sind denn so deine bevorzugten Autoren bzw. Bücher?

  • Ich mag wortgewaltige Bücher mit wenig Handlung, vielen Gedanken und langen Sätzen, aber keinen langatmigen Landschaftsbeschreibungen. Meine Lieblingsautorin ist Virginia Woolf.


    Ich lese aber auch Sachen, die nicht 100%ig diesem Bild entsprechen ;-)

  • Dann lege ich dir sehr gerne Umberto Ecos Romane ans Herz, vor allem Die Insel des vorigen Tages. Das ist ein wunderbares Panoptikum des 17.Jhs. aus der Sicht eines jungen Mannes der quasi auf der Datumslinie schiffbrüchig wird -- zumindest glaubt er, daß er sich auf der Datumslinie befindet ...


    Das mal als Einstieg.

  • ... darf ich da eher den "Baudolino" empfehlen ?? Obwohl: ich bin aufgrund einer bislang ungeheilten Staufer-Liebe bei diesem Thema vielleicht befangen. Und ich kenne einige, die den Baudolino langweilig fanden. Aber die geschichtlichen Bezüge halte ich für sehr spannend.

  • @ Jejulilo


    Den Zauber mit den Wörtern und lange Sätze findet man in "Der Tribun"


    *gnadenlosbeiIriseinschleim* :lache


    zum Beispiel Seite 211:


    "Während Cinna zum Brunnen eilte, um sich zu erfrischen, warf er verstohlene Blicke auf den zierlichen Fremden, der stumm, das Gesicht vom Schatten der Kappe verborgen, unter den Männern dastand wie ein Bild aus einer anderen, heiss ersehnten Welt, deren Erinnerung ihn mit lähmender Wehmut schlug, und der unversehens, als die Männer in Gelächter ausbrachen, hinter rasch vorgehaltener Hand hellauf kicherte."


    Tolle Sprache und ungewöhnlich irgendwie. Als ich es damals gelesen hab, hab ich mich ständig gefragt, ob man sowas darf, weil das ueberhaupt nicht dem entsprach, was meine Profs. mir für meine Berichte eingehämmert haben. :grin


    lg Iris

  • Zitat

    Original von Iris
    Dann lege ich dir sehr gerne Umberto Ecos Romane ans Herz, vor allem Die Insel des vorigen Tages.


    Wahrlich ein gefährlicher Tipp! Auch wenn ich dieses Buch liebe, weiß ich doch, dass viele es für stinklangweilig und ungenießbar halten. Es ist wirklich sehr stark Geschmackssache.


    Andererseits ... wem es gefällt, der findet ein Buch der ganz besonderen Art vor!


    Mit anderen Worten: Ich kann mich der Empfehlung nur anschließen.