Aufbau-Verlag
560 Seiten
Kurzbeschreibung:
Er galt als »Knallcharge« und brillierte in unzähligen komischen Rollen neben Hans Moser und Heinz Rühmann. Geboren 1903 als Franz Theodor Schmitz, debütierte der Sohn eines Juristen als 18-jähriger in Hannover - ohne Schauspielausbildung. Es folgten Engagements unter der Regie von Brecht und Gründgens. 1929 wurde er für die Leinwand entdeckt und schrieb mit seinen Rollen in Fritz Langs »M«, »Das Testament des Dr. Mabuse« oder Bolvarys »Rosen in Tirol« Filmgeschichte. Diese Biographie, mit der die Autoren eine grundlegende Quellenarbeit leisten, stellt erstmals Theo Lingens Lebensumstände im Dritten Reich dar, seine Hilfe für NSVerfolgte und sein Verhältnis zu Emigranten wie Fritz Kortner und Bertolt Brecht, mit dessen erster Ehefrau Marianne Zoff Lingen verheiratet war. Die Biographie zeichnet so ein neues Bild des Schauspielers.
Über die Autoren
Rolf Aurich, geboren 1960, studierte Geschichte, Germanistik und Pädagogik. Lektor an der Deutschen Kinemathek. Veröffentlichungen zur Filmgeschichte. Lebt in Berlin.
Wolfgang Jacobsen, geboren 1953, studierte Germanistik, Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte. Verantwortet den Bereich Publikationen & Forschung an der Deutschen Kinemathek. Veröffentlichungen zu Film und Literatur. Lebt in Berlin.
Meine Meinung:
Das Spiel der Maske ist eine Biographie, die sorgfältig und mit unglaublich vielen Informationen versehen, ein anderes Bild des Komikers Theo Lingen enthüllt.
Ausführlich wird sein Weg in den Zwanziger Jahren des 20.Jahrhunderts zum Theater und später auch zum Film gezeigt.
Natürlich bleibt bei dieser Biographie eine Distanz zum Menschen Theo Lingen. Das können die Autoren letztlich nicht leisten.
Aber durch ihr sorgfältiges Aufspüren vieler Meinungen von Zeitgenossen Lingens ergibt sich langsam ein komplettes Bild. Theo Lingen war ein Mensch, der sich auch in der zeit des Nationalsozialismus nicht vereinnahmen lies und zu seiner jüdischen Ehefrau stand.
Auch jüngere Schauspieler, wie zum Beispiel Ilja Richter gibt Zeugnis davon, wie profihaft Theo Lingen sich bei Dreharbeiten immer verhalten hat und trotzdem seine jungen, unerfahrenen Kollegen stets mit Rat und tat unterstützte. Da unterschied er sich im direkten Vergleich deutlich von anderen Komödianten, wie Heinz Rühmann, der sich nicht selten verhielt wie ein Halbgott auf Erden oder indifferent wie Hans Moser.
Die Anteile des Buches, die die Zeit während der Nazizeit betrachten, ergeben gleichzeitig ein klares Bild von den Konsequenzen für das Theater und den Film.
Man erfährt in diesem Buch sehr viel von der Welt des Theaters, besonders über die Zusammenarbeit mit Größen wie Gustaf Gründgens, Max Ophüls oder Bertold Brecht. Bis in die fünfziger Jahre hinein führte Theo Lingen auch selbst manchmal Regie in Theater und Film.
Er spielte viele Rollen von Schwanks und Revue bis hin zu Stücken von Shakespeare, Brecht, Carl Sternheim, Gerhart Hauptmann, Oscar Wilde, Hugo von Hofmannsthal, Dürrenmatt u.v.a.
In Filmrollen spielte er viel mit Hans Moser, Heinz Rühmann, Rudolf Platte, Peter Lorre, Gustaf Gründgens. Später kamen die niveaulosen Paukerfilme. Im Winter spielte er am Burgtheater, im Sommer drehte er Klamotten. Klar, womit er mehr Geld verdient hat.
Gerade deswegen ist es ein großer Verdienst dieser Biographie, die andere Seite des Komödianten so deutlich zu zeigen.
Abschließend ist die Biographie wegen seines guten Aufmachung zu loben, ebenso sind die zwei Blöcke mit Fotos zu erwähnen und das ausführliche Nachwort mit Bühnenverzeichnis und Filmographie.