Richard Thiess - Mordkommission

  • Kurzbeschreibung :write
    Eine skalpierte Frau in der U-Bahn, ein totes Kind im Müll, zerstückelte Leichenteile im Plastiksack ... Wer sich täglich mit Mord und Totschlag auseinandersetzt, der darf nicht zart besaitet sein. Gefragt sind Menschenkenntnis, Einfühlungsvermögen und breitgestreute Kenntnisse von Juristik bis Krisenintervention. Was im Kino meist als schneller Thriller abläuft, erfordert in der Realität Durchsetzungsvermögen und harte Arbeit. Oft sind tage-, wochen-, ja sogar jahrelange Ermittlungen notwendig, bis ein Täter überführt werden kann. In den vorgestellten Fällen geht es um Kaltblütigkeit – wenn jemand zwischen theoretischer und praktischer Führerscheinprüfung mal eben einen Doppelmord begeht – und falsch verstandene Vaterliebe, um verräterische Internetrecherchen nach passenden Tötungsmethoden und falsche Alibis. Richard Thiess gibt Einblick in die schwierige Arbeit von Mordermittlern, er bezieht aber auch psychologische Aspekte ein: Wie fühlt sich ein Ermittler, wenn er den Täter endlich überführt hat, wie bringt man Eltern bei, dass ihre Tochter bestialisch getötet worden ist? Mordkommission: Die Wirklichkeit stellt jeden Krimi in den Schatten.



    Meine Meinung :write
    Richard Thiess - erster Kriminalhauptkommissar - berichtet über wahre Fälle in (s)einer Mordkommission:


    <Wenn man sich für eine Tätigkeit bei der Mordkommission entscheidet, denkt man nicht daran, später einmal stundenlang versuchen zu müssen, einer Mutter ihren toten Säugling wegzunehmen, einer Mutter, die den Gedanken nicht verkraften kann, dass ihr Baby bei der Obduktion zerschnitten werden soll. Es gibt auch keine Anleitung dafür, wie man ein siebenjähriges Mädchen, das sich mit verzweifelter Kraft am Hals seiner Mutter festklammert, die der Vater vor ihren Augen erstochen hat, dazu bewegen kann, die Leiche freizugeben. Und niemand hilft ihnen zu entscheiden, was sie sagen sollen, wenn es darum geht, Angehörigen von Unfall- oder Mordopfern die Todesnachricht zu überbringen. Solche Momente haben nichts, aber auch gar nichts mit Glamour, Heldentum, Ruhm oder gar Erfüllung und Traumberuf zu tun.>


    Diese Zeilen sprechen (hoffentlich) für sich.


    Richard Thiess hat den Leser nicht nur mit an den Schauplatz diverser Verbrechen geführt, sondern uns auch bei den Ermittlungen über die Schulter gucken lassen, dass es oft nur Bruder Zufall ist, der einen Fall lösbar macht. Meist fügen sich die kleinen Mosaikteilchen nur langsam und mühsam zusammen, bis man den (wahren) Täter kennt.
    Er hat aufgezeigt, dass die Ermittler aus dem Fernsehen wahrhaft fiktiv sind und fernab von realem Mordkommissionsalltag sind.
    Und das die wahren Helden des Alltags nicht auf unserem Plasma-Bildschirm sind, sondern bei der Mordkommission ermitteln. Menschen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Verbrechen aufzudecken und dabei - entgegen jeder Vermutung oder bereits gemachter Illusionen - dabei Hand in Hand mit ihren Kollegen und der Staatsanwaltschaft zusammenarbeiten.



    Der Schreibstil gefiel mir sehr gut, da der Autor kein Sachbuch - wie man evtl. annehmen könnte - geschrieben hat, sondern eher eine Ansammlung von wahren und erschreckenden Kurzgeschichten. Wenn man bedenkt, dass man selbst jederzeit selbst ein Opfer sein kann ...


    Er hat nicht nur echte Fälle niedergeschrieben, sondern auch die dazugehörigen Reaktionen und Emotionen von sich und seinen Kollegen.


    Ich fand das Buch lehrreich, interessant und aufschlussreich und natürlich war es schon irgendwie ein Krimi.


    Von mir gibts 10 Punkte!!

  • Sehr interessante Buchvorstellung. Herzlichen Dank dafür. Ich werde das Buch wohl gleich noch bestellen. Die Rezi hat mir sehr gut gefallen. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Danke für die interessante Rezi Endorfinchen, habe es sofort auf meine Liste gesetzt. Ich lese gerne diese Tatsachenberichte. Habe auch schon die Bücher von Stephan Harbort verschlungen. :wave