Kurzbeschreibung
Blutrot ist dein Duft, blutrot soll dein Tod sein
1776: Amélies Ehe ist zu Ende. Ihr bleibt nur der Schatz ihres Wissens um das Parfümhandwerk. Keine kennt die Welt von Sandelholz und Lavendel wie sie. Sie kehrt auf den Mont-Saint-Michel zurück und eröffnet zum Missfallen der Kirche eine Duftwerkstatt. Als sie vor ihrer Tür eine bestimmte Essenz findet, weiß sie, dass sie sterben soll, so bald ihr Mörder sein tödliches Parfüm für sie vollendet hat.
Über die Autorin
Sina Beerwald, 1977 in Stuttgart geboren, studierte Wissenschaftliches Bibliothekswesen. Nach ihren beiden erfolgreichen Romanen „Die Goldschmiedin“ und „Die Herrin der Zeit“ liegt nun ihr dritter historischer Roman vor: „Das blutrote Parfüm.“
Meine Meinung
Paris 1776. Nach einem Streit mit ihrem Gatten verlässt Amelie gemeinsam mit ihrer Tochter Linnea völlig überstürzt die Stadt, um in ihre Heimat zurückzukehren. Ihre Heimat, das ist der Saint Mont Michel, ein felsige Insel im Wattenmeer der Normandie. Dort angekommen versucht sie, sich mit dem bei Ihrem Mann erlernten Parfüm-Handwerk eine neue Existenz aufzubauen. Schon bald stellt sie fest, dass ihr die Menschen auf dem Mont mit Misstrauen begegnen und längst nicht alles so rosig erscheint, wie sie es aus ihrer Jugendzeit in Erinnerung hatte. Als dann auch noch rätselhafte Todesfälle ereignen, beginnt für Amelie ein Spießrutenlauf um ihre Existenz.
Sina Beerwalds dritter Roman nimmt gleich von der ersten Seite an ein rasantes Tempo auf, denn der überstürzten Flucht aus Paris folgen gleich nach der Ankunft auf dem Mont Saint Michel in kurzer Folge unerklärliche Todesfälle, seltsame Vorkommnisse und diverse Widrigkeiten, denen sich Amelie ausgesetzt fühlt und die es ihr schwer machen, in der der Heimat, die sie vor 20 Jahren verlassen hat, wieder Fuß zu fassen. Währenddessen sieht sie sich zudem einem ständigen Konflikt mit ihrer Tochter Linnea ausgesetz, die den Berg so schnell wie möglich wieder verlassen möchte. Linneas Kampf gegen ihre Mutter nimmt neben dem Kriminalfall einen gewichtigen Part ein, ebenso die Lebensgeschichten der übrigen Inselbewohner. Jeder trägt persönliche Konflikte mit sich herum, die er entweder geschickt vor den anderen verbirgt oder deren Aufstauung sich irgendwann in einer Kurzschlussreaktion Bahn bricht. Der Leser weiß eigentlich nie, was ihn im nächsten Moment erwartet. Nichts ist auf dieser Insel so wie es scheint und so überwiegt im großen Teil des Buches eine angespannte, unglückliche und wenig Positives verheißende Grundstimmung, mit der ich mich im Laufe der Geschichte etwas schwer getan habe. Mir hat so ein wenig ein "Leitstern" gefehlt, eine Figur, die trotz aller Widrigkeiten für ein bisschen Licht am Horizont sorgt. Amelie, die Protagonistin, muss sich hier in diesem Buch aber wirklich ganz alleine gegen all die Widrigkeiten zur Wehr setzen, die sich ihr in den Weg stellen und ist ganz auf sich selbst gestellt. Als Leser leidet man mit Amelie mit, ist manchmal auch frustriert über so viel Schlechtes, das ihr passiert.
Ich war dennoch angetan von Sina Beerwalds neuem Buch, denn es ist ihr auch diesmal wieder ausgesprochen gut gelungen, ihre Protagonisten mit Tiefe und starken Gefühlen auszustatten. Neid, Eifersucht, Hass, Trauer, Unverständnis aber auch Einsicht und Vergebung sind bei Sina Beerwald Charakteren fühl- und erlebbar. Blass bleibt keiner von Sina Beerwalds Protagonisten, keiner eindimensional. Wenn der Autor es schafft, dass der Leser selbst beim vermeintlich bösesten Bösewicht noch andere Facetten entdecken kann und - begrenzt - Verständnis für sein Handeln hat, dann hat er alles richtig gemacht.
Wenn man dennoch mit dem ein oder anderen Protagonisten seine Probleme hat, liegt das nicht daran, wie sie gezeichnet sind sondern an persönlichen Erfahrungen, die das Handeln der Protagonisten für einen selbst nicht nachvollziehbar machen.
Am Ende der Geschichte fühlt man sich aber doch fast jedem der Protagonisten mit seinen guten, schlechten, traurigen oder verschrobenen Eigenarten verbunden und verlässt den Mont Saint Michel nur ungern, vor allem Amelies Duftwerkstatt, in der die betörendsten Ingredienzien sich zu zauberhaften Düften vereinen, an deren Herstellung Sina Beerwald den Leser während des ganzen Buches teilhaben lässt. Sie weckt damit die Sehnsucht nach Wärme, Sonne und Glück und den Wunsch, sich durch einen für einen eigens kreierten Duft als etwas Besonderes zu fühlen. Ein bisschen was von diesen Düften bleibt nach dem Lesen zurück, legt sich wie ein sanfter Schleier über die Seele und zaubert ein leises Lächeln ins Gesicht.