Titel: Ich werde auf eure Gräber spucken
OT: J’irai cracher sur vos tombes
Autor: Boris Vian
Übersetzt von Eugen Helmle
Verlag: Wagenbach
Erschienen: 1994
Seitenzahl: 132
ISBN-10: 3803122406
ISBN-13: 978-3803122407
Preis: ab 7.00 EUR bei Amazon Marketplace
Boris Vian wurde 1920 in Ville d’Avray geboren und starb – viel zu früh – 1959 in Paris. In diesem Buch schlüpft er in die Rolle des Schriftstellers Vernon Sullivan. Dieser hatte gewettet, innerhalb ganz weniger Wochen einen amerikanischen Roman schreiben zu können.
In diesem Roman erzählt er die Geschichte des Lee Anderson, der als Buchhändler in einer amerikanischen Kleinstadt lebt. Lee hat schwarze Wurzel und würde in den Augen der weißen Bevölkerung als „Ein-Sechstel-Neger“ gelten, wenn sie denn von seiner Herkunft wüssten. Gerade auch bei der Bezeichnung „Neger“ und auch bei anderen Ausdrücken merkt man deutlich, dass dieses Buch das erste Mal im Jahre 1947 erschienen ist.
Lee Anderson ist kein Freund von Traurigkeit und es dauert gar nicht lange, da hat er die Kleinstadt kräftig aufgemischt. Gerade die Mädchen der Oberklasse haben es ihm angetan, besonders die Schwestern Lou und Jean. Und was als ekstatisches Verlangen begann endet dann in einem echten Inferno.
Kurz nach seinem Erscheinen wurde dieses Buch verboten. Die Zeit war halt noch nicht reif für ein solches Buch.
Boris Vians Sprache ist hart, teilweise zynisch, dabei immer direkt und oftmals auch durchdrungen von einer gnadenlosen Kälte. Die Mädchen in diesem Buch sind nichts weiter als Objekte; Objekte einer hasserfüllten sexuellen Gier. Langeweile und Alkohol sorgen dafür, dass es offenbar keine Tabus gibt. Man könnte fast schon von einer pathologischen Lebensgier sprechen. Und es Lee Anderson der irgendwann erfüllt davon ist, sich für die Demütigungen seiner farbigen Leidensgenossen rächen zu müssen.
Es ist sehr schade, dass der Name Boris Vian wohl auch dazu verurteilt ist, auf die Liste der vergessenen Autoren gesetzt zu werden. Würde es denn so kommen, wäre es in jedem Falle ein echter Verlust für die zeitgenössische Literatur.
Boris Vian ist ein Autor der es wirklich wert ist gelesen zu werden. Hervorzuheben ist eine Nichtangepasstheit und sein ganz eigener, durchaus auch eigenwilliger Stil. Vian ist jemand, der klar sagt was er denkt und es scheint ihm dabei völlig egal zu sein, was andere über ihn denken könnten.
Bei einigen Stellen seines Buches mag man an Henry Miller denken, nur ist Boris Vian direkter und auch härter als Henry Miller.
Ein wirklich lesenswertes Buch.